Was tun bei einem Notfall

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Der Erste-Hilfe-Kurs  liegt bei den meisten schon etwas zurück. Zeit, das Wissen aufzufrischen.

Von Renate Keim; Foto: creativ collection

Ein fröhliches Gartenfest mit Familie und Freunden. Plötzlich fällt dem Onkel das Glas aus der Hand, er wird bleich, kalter Schweiß bildet sich auf seiner Stirn und er sackt zusammen… Diese Szene kann für jeden von uns schnell zur Realität werden. Jährlich erleiden in Deutschland um die 80.000 Personen einen Herzstillstand! Die Überlebenschancen der Betroffenen hängen maßgeblich von Sofortmaßnahmen ab. Aber genau da liegt das Problem – fast die Hälfte der Deutschen hat Angst davor Erste Hilfe zu leisten, Bedenken dabei etwas falsch zu machen. Tatsächlich unternehmen nur knapp 20 Prozent der Laien in Notfällen Wiederbelebungsmaßnahmen. Eine traurige Quote! Das wird wohl damit zu tun haben, dass bei den meisten von uns der letzte Erste- Hilfe-Kurs schon viele Jahre zurück liegt. Rechtlich haben wir nichts zu befürchten – ganz im Gegenteil, denn das Strafgesetzbuch sieht in § 323c (1) eine Bestrafung bei unterlassener Hilfeleistung vor:

Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten ist, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe belangt.

Was ist also zu tun? Die Erste-Hilfe-Maßnahmen sind in den letzten Jahren überarbeitet worden und nun für den Laien noch einfacher durchzuführen. Das Wichtigste: Bleiben Sie ruhig, rufen Sie um Hilfe und versichern Sie sich, dass Sie bei den Rettungsmaßnahmen nicht selbst gefährdet sind. Eventuell müssen Sie den Verunglückten mit dem Rettungsgriff an einen sicheren Ort schleppen.

Lebensrettende Sofortmaßnahmen

Prüfen – Rufen – Drücken. Prüfen Sie, ob der Patient bei Bewusstsein ist: Ansprechen „Hallo, hören Sie mich?“. Erfolgt keine Reaktion, dann fassen Sie den Patienten an beiden Schultern und rütteln ihn. Bei Motorradfahrern wird der Helm gerade nach hinten abgezogen, damit die Atemwege frei werden!

Das Vorgehen bei Kreislaufkollaps

Ein Kreislaufkollaps entsteht meist durch einen Volumenmangel als Folge von Flüssigkeitsmangel (zu wenig getrunken), einer Blutung oder bei einem allergischen Schock, etwa auf Nahrungsmittel oder Insektenstiche. Die Symptome sind blasse und kalte Haut, kalter Schweiß mit Frieren, Nervosität und Angst oder Teilnahmslosigkeit bis hin zur Bewusstlosigkeit. Sofortmaßnahme ist die Schocklagerung, also ein Hochlagern der Beine, damit das Blut zurück zu Kopf und Herz fließen kann. Hat der Patient als Symptome ebenfalls Atemnot und/oder Schmerzen in der Brust, dann handelt es sich um einen kardiogenen Schock. Um das Herz zu entlasten, wird hier der Oberkörper hoch gelagert.

Bei Kreislaufschwäche und Schwindel kann bereits Akkupressur helfen. Dabei werden dieselben Energiebahnen wie bei der Akupunktur angesprochen, nur verwendet man Finger und Hände statt Nadeln: Die Furche zwischen Oberlippe und Nase ertasten und diese für einige Minuten massieren. Das Endglied des kleinen Fingers für einige Minuten -massieren.

Das Vorgehen bei Bewusstlosigkeit

Sofort Atemwege überprüfen und frei machen – es herrscht Lebensgefahr! Die normalen Reflexe (Husten, Schlucken) funktionieren nicht mehr. Ein Verschlucken von Erbrochenem, Blut oder der eigenen Zunge kann zum Erstickungstod führen. Daher: Kinn anheben und den Kopf nach hinten überstrecken damit sich der Zungengrund hebt. Legen Sie ihr Ohr an den Mund des Bewusstlosen und überprüfen Sie, ob er atmet. Wenn eine Atmung vorhanden ist, dann lagern Sie den Patienten in die stabile Seitenlage (Flüssigkeiten können aus dem Mund abfließen) bis der Rettungsdienst vor Ort ist. Die Atmung zwischenzeitlich immer wieder kontrollieren.

Notruf 112 anrufen     

Wählen Sie oder eine andere Person vor Ort den Notruf und beantworten Sie die W-Fragen: Wer, wo, was, wie viele und warten Sie auf Rückfragen!

Wiederbelebung mit Thoraxkompression    

Wenn keine Atmung vorhanden ist, dann starten Sie mit der Wiederbelebung. Dazu wenden Sie die  Thoraxkompression an. Knien Sie sich seitlich vom Patienten, legen Sie Ihre beiden Hände aufeinander und drücken Sie dabei Ihre Arme durch, um mehr Kraft aufzubauen. Der Druckpunkt liegt in der Mitte der Brust des Patienten (Sie müssen keine Rippen mehr zählen!). Drücken Sie dann mindestens 5 cm tief 100-120 mal pro Minute im Rhythmus von Stayin‘ Alive von den Bee Gees oder Highway to Hell von AC/DC. Erst aufhören, wenn der Notarzt vor Ort ist! Das Blut muss unbedingt weiterzirkulieren, um einen Schaden vom Gehirn abzuwenden. Wechseln Sie sich gegebenenfalls mit anderen Helfern ab. Eine Beatmung des Patienten können Sie dann den Profis überlassen. Viele weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.wiederbelebung.de oder www.einlebenretten.de. Auch bei Youtube gibt es anschauliche Lehrvideos, die die Abläufe verdeutlichen. Nach so viel Theorie ist es nun Zeit für die Praxis und üben, üben, üben. Melden Sie sich doch gleich zu einem der nächsten Kurse bei den Rettungsdiensten an. Oder Sie organisieren einen Erste-Hilfe-Kurs in ihrem örtlichen Naturheilverein, passend zu der Initiative Woche der Wiederbelebung, die vom 17. bis 23. September stattfindet. Gemeinsam macht das Lernen mehr Spaß!

Renate Keim ist Heilpraktikerin, Tierheilpraktikerin, Naturheilkunde-Beraterin DNB sowie Phytotherapeutin. www.huberts-futter.de