Was mich bewegt – von Frau Prof. Dr. Karin Kraft

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Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die Naturheilvereine ihre Blütezeit. Sie setzten sich für ein naturnäheres und gesünderes Leben ein und bekämpften auch die oft sehr starken Rauchgewohnheiten. Inzwischen sind die hohen Gesundheitsrisiken des Rauchens gut bekannt. Dennoch rauchten in Deutschland im Jahr 2023 noch immer 34,4 % der Bevölkerung ab 14 Jahren. Dadurch verstarben 127.000 Personen, und es entstanden Kosten für die Solidargemeinschaft von 97 Milliarden Euro. Über weitere zwei Millionen nutzten E-Zigaretten, d.h. rauchfreie Geräte, in denen nikotinhaltige Flüssigkeiten verdampft werden. Im eingeatmeten Dampf befinden sich neben dem suchtfördernden Nikotin 80–99 % weniger gesundheitsschädliche Bestandteile des Zigarettenrauchs, aber auch durch den Erhitzungsprozess freigesetzte krebsfördernde und giftige Stoffe. Die Flüssigkeiten in E-Zigaretten enthalten oft künstliche hustenreizdämpfende Aromen, die das Suchtpotenzial erhöhen, weil das Nikotin besser aufgenommen wird. Das Gesundheitsrisiko für Passivrauchende ist dagegen gering.

Im Jahr 2023 haben 8,1 % der Raucher/Innen einen oft erfolglosen Stoppversuch unternommen. Mit der Kombination aus Verhaltenstherapie und Nikotinersatzpräparaten oder suchthemmenden Medikamenten, die aber von den Krankenkassen nicht bezahlt werden, schaffen es bis zu 40 %. Dagegen werden E-Zigaretten als Rauchstopphilfe nicht empfohlen, weil sie Nikotinabhängigkeit und das Rauchverhalten aufrechterhalten. Rauchstopp geht also nicht ohne Willenskraft. Das hat sich seit 120 Jahren nicht geändert.

Ihre Prof. Dr. Karin Kraft