Verbandsarbeit – Vor 130 Jahren und heute

Angeregt durch die spektakulären Erfolge des Wasserheilers Vinzenz Prießnitz (1799- 1851) gründeten sich ab Beginn des 19 Jahrhunderts die ersten Vereine und schließlich 1889 unser Dachverband als „Deutscher Bund der Vereine für Gesundheitspflege“.

Waren an der Gründung noch 142 Verein beteiligt, erreichte der Verband um 1912 die Höchstzahl von 899 angeschlossenen Vereinen mit fast 150.000 Mitgliedern. Fast von Anhang an erhielten die Mitglieder monatlich die naturheilkundliche Zeitschrift „Naturarzt“. Die Vereine wurden unterstützt bei der Finanzierung und Durchführung von Vorträgen. Es gab eine bundeseigene Leihbibliothek und es wurden Schulungen von naturheilkundlich interessierten Laien durchgeführt, die an unsere heutige Ausbildung „Naturheilkunde- Berater DNB“ erinnern.

Was hat sich verändert, was ist gleich
geblieben? Ein Rück- und Ausblick.

Glückliche Vereinsgründer des Vereins für Naturheilkunde Echazaue – Wannweil -Im Bild Vorstand und Beirat.

Alles also noch genauso wie vor 130 Jahren? In mancher Hinsicht – ja.

Die Naturheilvereine haben auch heute noch Priorität bei der Verbandsarbeit. Nach wie vor unterstützt der Deutsche Naturheilbund die Gründung von Vereinen, wie kürzlich des Vereins Echazaue-Wannweil.

Im Laufe des Vereinsbestehens gehört dann eine Beratung in Vereinsrechtsfragen, eine Begleitung in schwierigen Vereinssituationen oder auch Unterstützung bei der Umsetzung sich ändernder rechtlicher Vorgaben dazu, wie zum Beispiel zuletzt bei der neuen Datenschutzgrundverordnung.

Ergänzend gibt es Hilfestellungen bei digitalen Neuerungen, aktuell bei der Umsetzung digitaler Alternativen für Vorstands- oder Mitgliederveranstaltungen und Unterstützung bei der Durchführung von Veranstaltungen, sowie Fortbildungen und Arbeitskreise zur Stärkung der ehrenamtlichen Tätigkeit.

Stark erweitert wurde der Radius bei der gesundheitspolitischen Arbeit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts richtete sich der Blick ausschließlich auf Deutschland – hier forderte der DNB schon damals die Anerkennung der Naturheilkunde als gleichberechtigte Heilmethode neben der vorherrschenden Schulmedizin und die Einrichtung von Lehrstühlen für Naturheilkunde an den deutschen Universitäten. Schließlich wurde 1920 der erste Lehrstuhl für Naturheilkunde in Berlin eingerichtet und mit Prof. Dr. Franz Schönenberger besetzt, der zu der Zeit auch als Schriftleiter des „Naturarzt“ tätig war.

Heute muss gesundheitspolitische Arbeit auf europäischer Ebene ansetzen. Denn die Gesetze, die in Brüssel erlassen werden, müssen anschließend hier auf nationaler Ebene umgesetzt, bzw. eingehalten werden. So dürfen zum Beispiel seit einigen Jahren viele traditionelle pflanzliche Mittel auch bei uns nicht mehr als Heilmittel verkauft werden, da sie die teuren und komplexen Zulassungsanforderungen nicht erfüllen können und laufen deshalb nur als „Nahrungsergänzungsmittel“.

Gleichzeitig gilt es, die Entwicklungen im eigenen Lande zu verfolgen und entsprechend zu agieren – Aktuell im Fokus steht zum Beispiel die vermehrt negative Berichterstattung über Homöopathie und die Bestrebungen, die Ausübung des Heilpraktiker Berufs zu erschweren oder gar zu verbieten.

Deshalb fand in diesem Sommer am Sitz der DNB-Bundesgeschäftsstelle ein breites Treffen mit vierzehn bundesweiten Institutionen statt, um ein Bündnis zu schmieden, welches für mehr positive Medienpräsenz der Naturheilkunde sorgen soll. Eine für das Frühjahr 2020 in Berlin geplante Tagung unter dem Titel „Gesundheitliche Prävention im Einklang mit der Umwelt“ musste leider Pandemie bedingt auf 2021 verschoben werden.

 

Das Prießnitzhaus war das erste Naturheil-Krankenhaus und wurde erbaut vom Deutschen Bund der Vereine für naturgemäße Lebens- und Heilweise. Sitz: Berlin, Leitender Arzt: Prof. Dr. Schönenberger

Weniger Beteiligung gab es – Corona bedingt – im vergangenen Jahr bei der Durchführung des bundesweiten „Tag der Naturheilkunde“, den der DNB vor dreizehn Jahren ins Leben gerufen hat.

Dieser Aktionstag ist bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) eingetragen als nationaler Gesundheitstag und legt dort als einziger unter rund einhundert Thementagen den Schwerpunkt auf die Naturheilkunde. Unter dem Oberbegriff „Tag der Naturheilkunde“ werden gemeinsam mit den Vereinen jedes Jahr im Herbst Aktionstage mit verschiedenen Leitthemen veranstaltet: In 2020 lautete das Motto „Umwelt gesund gestalten“ und in 2021 wird der Schwerpunkt auf der Stärkung des Immunsystems durch Naturheilkunde liegen. Die Vereine erhalten für die Durchführung umfangreiche Aktionstags-Materialien vom Verband.

Traditionell liegt die Basis der Öffentlichkeitsarbeit in der Wissensvermittlung durch die Printmedien:

Die Mitglieder des Naturheilbundes und der angeschlossenen Vereine erhalten die naturheilkundliche Fachzeitschrift „Naturarzt“ und die Verbandszeitschrift „DNB-Impulse“ im Rahmen der Mitgliedschaft.
Beide können seit diesem Jahr alternativ -oder zusätzlich- auch als digitale Ausgabe bezogen werden.


Einen weiteren großen Mehrwert für die Gesundheitsbildung unserer Mitglieder stellt insbesondere die „Telefonsprechstunde mit naturheilkundlichen Therapeuten“ dar. Hier kann im Telefonat mit
einem Therapeuten das eigene gesundheitliche Anliegen vorgetragen und Rat eingeholt werden.
Breit gefächert sind die Themen, zu denen der Wissenschaftliche Beirat im vergangenen Jahr Pressemeldungen herausgegeben hat: Dazu gehörte die Sichtweise der Naturheilkunde zum Weltkrebstag, zum Tag der Epilepsie, zur Rückengesundheit, Rheuma, Sonnenschutz, Osteoporose, zum Internationalen Umwelttag und vielen anderen Themen.

Allem voran beschäftigte sich unser Expertenteam in diesem Jahr natürlich insbesondere mit dem neuen Virus, der um die Welt ging – In Zusammenarbeit mit mehreren Beiratsmitgliedern verfasste Gert Dorschner eine Informationsschrift zur „P(l)andemie der Panikmache“, wie er seine umfangreiche Wissenssammlung betitelte.

Sabine Neff , DNB-Bundesgeschäftsführerin