Sprungtuch für Schneekünstler

,

Foto: creativ collection

Auch Leistungssportler trainieren mit dem Trampolin, zum Beispiel die Snowboarder. Ein Gespräch mit dem Nachwuchstrainer der deutschen Snowboard-Mannschaft Friedl May.

Was sind die Vorzüge von Trampolin-Training?

Mit einem Trampolin lassen sich insbesondere die Koordination und der Gleichgewichtssinn, aber auch die Motorik und die allgemeine Körperspannung gut trainieren. Man hat ja nur eine relativ kurze Kontaktzeit auf dem Netz, in der ich die entsprechenden Bewegungen so vorbereiten muss, dass ich bestimmte Positionen in der Luft halten kann.

Stimmt es, dass beim Trampolin-Training in kürzerer Zeit mehr Kondition und Muskeln aufgebaut werden als etwa beim Laufen?

Das weiß ich nicht. Wie schnell man Muskeln aufbaut, hängt auch mit der Ernährung zusammen. Was ich weiß, ist: Beim Training mit dem Trampolin werden auch viele kleine und tieferliegende Muskeln gefordert. In Verbindung mit dem hohen Anspruch an die Koordination ist das sehr effektiv.

Sie trainieren den Nachwuchs der Snowboard-Nationalmannschaft im Freestyle. Setzen Sie beim Training auch das Trampolin ein?

Ja, wir trainieren sehr viel mit dem Trampolin. Es ist ideal, um die akrobatischen Bewegungsabläufe zu simulieren, die dann später auf dem Snowboard absolviert werden. Wer lernt, sich auf dem Trampolin in der Luft in allen möglichen Positionen wohlzufühlen, dem fällt das auch im Schnee oder bei einer eisigen Landung leichter.

Das heißt, die Sportler üben die Sprünge und Drehungen, die so typisch fürs Snowboarden sind, auf dem Trampolin?

Wir versuchen tatsächlich die Rotationen und die Saltos. Bei der Disziplin Snowboard Freistil sind wir da ziemlich frei, anders als in anderen Freistil-Sportarten, etwa Trampolin-Turnen, wo ein seitlich gesprungener Salto im offiziellen Wettkampfsport gar nicht vorgesehen ist.

Wie sehen die Geräte aus, auf denen trainiert wird?

Wir haben eine Trampolinanlage mit großen Trampolinen, die für professionellen Wettkampfsport geeignet sind. Wir trainieren auf Weltcup-Niveau und müssen doppelte und dreifache Über-Kopf-Drehungen sicher üben können, das geht nur auf großen Geräten. Wenn es um Fitness geht, haben kleine Trampoline aber einen ähnlichen Effekt wie große.

Welche Übung würden Sie Anfängern empfehlen?

Bitte keine Saltos auf einem Mini-Trampolin im Wohnzimmer! Ich empfehle lieber den klassischen Strecksprung. Wenn man dabei noch die Arme nach außen hält, ist das schon ganz schön anstrengend. Die anspruchsvollere Variante wäre dann ein Hocksprung, also mit Knie anheben.

Wie oft sollte man in der Woche trainieren, um gesundheitsfördernde Effekte zu erzielen?

Es kommt darauf an, was man erreichen will. Wir sind Leistungssportler und üben möglichst viel. Wenn es um die allgemeine Fitness geht, macht es Sinn, sich ein- bis zweimal die Woche auf einem kleinen Trampolin auszutoben. Das gefederte Sprungtuch hilft, die Gelenke zu entlasten – aber körperlich anstrengen muss man sich trotzdem.

Friedl May ist staatlich geprüfter Snowboardlehrer und trainiert den Nachwuchs der deutschen Snowboard-Mannschaft im Bereich Freestyle. 2018 wurde er vom Snowboard Verband Deutschland als Trainer des Jahres ausgezeichnet.
www.snowboardgermany.com