Schnee adé
Das Eis schwindet, die Meeresspiegel steigen, der Boden wird knapp: Wie sich der Klimawandel auf unsere Existenz auswirkt. Eine Zusammenfassung
von Ulrike Schattenmann; Foto: creativ collection, Freepik.com
Der Klimawandel sorgt für steigende Temperaturen auf der Erde. Das kann man messen. Die Jahre 2015 bis 2018 waren die vier heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Laut Weltklimarat ist die globale Temperatur, also die Durchschnittstemperatur an Land und in den Ozeanen, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter (1850 bis 1900) um rund 0,9 Grad Celsius angestiegen. Misst man nur die Lufttemperatur über der Landoberfläche, fällt der Anstieg noch gravierender aus – nämlich um 1,53 Grad Celsius. Die Folgen dieses Temperaturanstiegs lassen sich weltweit bereits jetzt beobachten.
Wüsten breiten sich aus
Es wird wärmer und trockener. In der afrikanischen Subsahara, in Teilen Ost- und Zentralasiens oder in Australien breiten sich Wüsten aus. Sandstürme sind häufiger und stärker geworden. Weltweit gehen immer mehr fruchtbare Böden verloren. Schlechtere und trockenere Böden begünstigen jedoch die Erderwärmung, weil sie weniger Kohlenstoff speichern. Gleichzeitig leiden sie noch mehr unter den Folgen des Klimawandels, weil Starkregen und Überflutungen den fruchtbaren Oberboden abtragen – ein Teufelskreis. Laut Weltklimarat sind bereits ein Viertel der eisfreien Landflächen irreversibel zerstört – und damit auch die Lebensgrundlage vieler Menschen.
Wetterextreme häufen sich
Weltweit verschieben sich die Jahreszeiten, der Frühling beginnt immer früher. In Bayern ist laut Landesamt für Umwelt der Winter durchschnittlich fast vier Wochen kürzer als vor rund fünfzig Jahren. Überhaupt ist der Klimawandel direkt vor unserer Haustür spürbar, sei es mit heftigen Stürmen und Unwettern mit starken Regenfällen, die ganze Regionen und Städte unter Wasser stehen lassen. Oder mit langanhaltenden Trockenzeiten etwa im Nordosten der Republik – in Brandenburg, Berlin und Sachsen – in denen wochenlang kein Regen fällt.
Gletscher schrumpfen
Dass die größten Gletscher der Welt in der Antarktis und in Grönland schmelzen, ist schon lange bekannt. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der jährliche Eisverlust in Grönland vervierfacht. Was Forscher erst kürzlich herausgefunden haben: Auch auf den Gebirgen in Asien, Europa, Südamerika oder Nordamerika schrumpfen Gletscher und schmelzen Schneedecken viel stärker als bisher angenommen.
Sollten die Treibhausemissionen nicht drastisch sinken, werden Ende dieses Jahrhunderts die Gletscher in den Alpen nahezu komplett verschwunden sein. Dann ist nicht nur mit dem Wintersport Schluss, auch die Versorgung mit Süß- und Trinkwasser leidet. Wenn weniger Schmelzwasser aus den Bergen abfließt, führen auch die Flüsse weniger Wasser. Besonders dramatisch wird das, wie Klimaforscher befürchten, für Millionen Menschen in Hochasien, deren Wasserversorgung von den Gletschern im Himalaya und im Hindukusch abhängt.
Böden versalzen
Die Eisschmelze an den Polen lässt den Meeresspiegel steigen. Wenn das so weiter geht, werden nicht nur Strände und Land überflutet, sondern ganze Küstenregionen unbewohnbar, auch in Deutschland. Neben Überschwemmungen und tropischen Wirbelstürmen sind Menschen, die an der Küste leben, noch von einer weiteren Folge des Klimawandels verstärkt betroffen: Durch den steigenden Meeresspiegel dringt Meerwasser in Flussmündungen und versalzt eigentlich fruchtbare Böden der Küstenregionen.
Klimakiller Landwirtschaft
Den Großteil der eisfreien Landflächen des Planeten, nämlich 70 Prozent, nutzen wir, zum größten Teil für Land- und Forstwirtschaft. Leider produzieren wir damit nicht nur Lebensmittel, sondern auch eine ganze Menge Treibhausgase, also Kohlendioxid, Methan und Lachgas. 23 Prozent aller vom Menschen verursachten Treibhausgase entfallen auf Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Landnutzung. Insbesondere die industrielle Landwirtschaft ist sehr energieintensiv und umweltschädlich. Weil die Weltbevölkerung aber weiter wächst, werden immer noch größere Flächen für Weizen, Soja und für Tiere zur Fleischproduktion geschaffen. Nicht zuletzt indem man Wälder abholzt, so wie im Amazonasgebiet in Brasilien.
Wir essen zu viel Fleisch
Apropos: Etwa 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird für die Produktion von Steaks, Hähnchenschenkel und Koteletts, Milch und Butter genutzt. Tierhaltung schlägt jedoch in der Klimabilanz besonders negativ zu Buche: Hier werden mehr Treibhausgase frei als im Verkehr.
Nichtsdestotrotz wächst die Nachfrage nach tierischen Produkten. Seit den Sechzigerjahren hat sich die weltweite Fleischproduktion pro Kopf mehr als verdoppelt. Würde die Menschheit ihre Ernährung auf mehr Getreide, Gemüse und Hülsenfrüchte umstellen, ließen sich Treibhausgase deutlich reduzieren. Zum Vergleich: In USA beträgt der jährliche Fleischkonsum 90 Kilo pro Kopf, in Deutschland 60 Kilo, in Indien nur 3,2 Kilo.
Dass mit der Nahrungsmittelproduktion und unserer Ernährung viel schief läuft, zeigen auch folgende Zahlen: Etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel wird verschwendet oder weggeworfen. Damit werden nicht nur lebenswichtige Ressourcen wie Ackerflächen und Wasser umsonst genutzt, es entstehen auch Treibhausgase, die vermeidbar sind. Besonders in reichen Ländern landet Essbares auf dem Müll: Pro Kopf sind es in Europa und Nordamerika durchschnittlich 95 bis 115 Kilogramm Lebensmittel im Jahr. Gleichzeitig leiden etwa 800 Millionen Menschen unter Hunger.
Ulrike Schattenmann ist Redakteurin der DNB impulse.
Quellen: Die Sonderberichte des Weltklimarates (IPCC) „Klimawandel und Landsysteme“ und „Ozean und Kryptosphäre“ einsehbar unter
www.de-ipcc.de, www.umweltbundesamt.de, www.zeit.de, www.bundesregierung.de