Naturheilkunde im Wandel der Zeiten

Herausforderungen, Jahrestagung und Jubiläum

Seit 132 Jahren setzt sich unser Verband für die Naturheilkunde ein, erhebt auch -wenn notwendig- kritisch die Stimme und unterstützt die Arbeit der örtlichen Naturheilvereine. In den letzten Jahren wurden die Anliegen nicht weniger, die Herausforderungen für Naturheilkundler nicht einfacher. Die Zulassungsbedingungen für traditionelle pflanzliche Arzneimittel wurden durch eine EU-Richtlinie erschwert (2009), die Homöopathie steht -wieder mal- unter breitem Beschuss, die Vereinsarbeit wurde schwieriger durch steigende Bürokratie, DSGVO und nun seit zwei Jahren Corona. Was nun, was tun?

Am 19. März 2022 findet die jährliche DNB-Jahrestagung statt, allerdings dieses Mal in einem anderen Format: Der Schwerpunkt wird darauf liegen, gemeinsam mit den Vereinsvorständen und -aktiven Chancen und Möglichkeiten für die Naturheilvereine zu erarbeiten. Es gilt, wichtige Fragen anzugehen, zum Beispiel wie in diesen turbulenten Zeiten Vereinsarbeit funktionieren kann. Eine professionelle Moderatorin wird diesen Prozess begleiten, doch die Meinungen und Erfahrungen der Vereinsaktiven, die vor Ort tätig sind, sind unerlässlich! Einladung und Anmeldeunterlagen sind bereits an die Vereine versandt worden, können aber gerne (nochmals) angefordert werden.

200 Jahre Hydrotherapie –
der Ursprung unserer Naturheilkundebewegung

Das Jahr 2022 ist für den Naturheilbund das Jahr eines ganz besonderen Jubiläums, nämlich „200 Jahre Kaltwassertherapie nach Vincenz Prießnitz“. 1822 begann dieser, sein Elternhaus umzubauen, um darin mehr Platz zu haben, die Menschen zu behandeln, die seit ein paar Jahren zu dem damals erst 23-jährigen „Wasserdoktor“ pilgerten. In einem der unteren Räume baute Prießnitz eine große hölzerne Wanne ein, zu der eine Wasserleitung führte. Ohne diese Maßnahme einschätzen zu können, war damit die erste medizinische Wasserheilanstalt der Welt entstanden! Natürlich gab es bereits Badeanstalten, diese beschränkten sich aber alle auf den diätetischen, sparsamen Gebrauch des Wassers und dienten nicht zu Heilverfahren in einer von Prießnitz angewandten Form. Im Laufe seines Lebens behandelte Prießnitz rund 40.000 Menschen. Seine Heilerfolge erlangten in den 1830er Jahren in Europa eine hohe Popularität, zahlreiche Wasserheilanstalten überall wurden eröffnet und es gründeten sich die ersten Vereine, die über natürliche ‚volksverständliche‘ Heilweisen informierten. Schließlich wurde 1889 unser Dachverband der Vereine in Berlin gegründet, womit sich der Kreis wieder schließt.

Der Aktionstag 2022: Würdigung des
Jubiläums

Es versteht sich fast von selbst, dass in diesem Jahr der Aktionstag unter dem Zeichen des Jubiläums steht. So wurde von den Delegierten der Bundesversammlung 2021 das Motto „Heilen mit Wasser“ festgelegt, welches ein breites Themen-Spektrum für Vereinsveranstaltungen bietet, zum Beispiel im Bereich Ernährung: Wasser als Lebensmittel, der Umwelt: Belastung unseres Wassers oder in der Heilkunde: Wasseranwendungen. Einen ganz anderen Aspekt des Wassers wird DNB-Vize-Präsidentin Ursula Gieringer bei der Jahrestagung am Vormittag in ihrem Pilotvortrag zum Aktionstag beleuchten, die Geschichte des Badens, der Badekultur: Ob die alten Römer oder Griechen mit ihren Thermen, der „Bader“ im Mittelalter, der als Naturheiler tätig war oder der Künstler Lucas Cranach, der die Heilkraft des Badens in seinem berühmten Gemälde „Der Jungbrunnen“ (1546) auf Leinwand festhalten wollte – es gibt zahlreiche Überlieferungen wie und warum in der gesamten Menschheitsgeschichte das Wasser als Heilmittel eingesetzt wurde. Instinktiv wurden damals Gesundheitsfaktoren berücksichtigt, die erst viel später erforscht und belegt werden konnten. Dass zum Beispiel der ph-Wert des Wassers basisch sein sollte (über acht) und der positive Reiz des kalten Wassers genutzt.

Sabine Neff, DNB Bundesgeschäftsführerin