Mit Thymol und Eugenol gegen Krankenhausbakterien

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Ätherische Ölmischungen hemmen das Wachstum gefährlicher Keime

Foto: Matthias Siegk

Carvacrol und Thymol – so heißen die Hauptbestandteile der ätherischen Auszüge von Bohnenkraut, Rotem und Schwarzem Thymian sowie Wildem Majoran. Beide Substanzen sind Derivate des Phenols und zählen zu den so genannten sekundären Pflanzenstoffen, die im menschlichen Organismus zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte entfachen. So sind Carvacrol und Thymol in der Lage, das Wachstum problematischer Bakterienstämme, etwa von Kolibakterien oder Staphylococcus aureus, kurz MRSA genannt, zu hemmen, indem sie erfolgreich auf die Zellmembran einwirken. Sie wirken fungizid und haben schmerzstillende, wundheilende, entzündungshemmende und wärmende Eigenschaften, was sie auch für die Zahnheilkunde interessant macht. Oral eingenommen, wirken beide Derivate verdauungsfördernd.

Bereits in der ägyptischen Kultur kam das stark aromatische Thymiankraut zum Einsatz. Spezialisten verwendeten Auszüge von Thymus vulgaris und weiteren Pflanzenessenzen, um Mumien zu präparieren. Die antimikrobielle, scharf schmeckende Tinktur tötete Pilze und Sporen ab und schützte die Körper vor natürlichem Verfall. Heute schenkt die Wissenschaft diesen hochwirksamen Eigenschaften auf der Suche nach Alternativen zu konventionellen Antibiotika und Antimykotika wieder erhöhte Aufmerksamkeit. Insbesondere bei der Behandlung von MRSA-Patienten könnte Carvacrol und Thymol eine Rolle spielen. MRSA sind multiresistente Keime, deren Übertragung in Deutschland hauptsächlich im Krankenhaus stattfindet. Ihre Behandlung ist eine immer noch ungelöste Herausforderung für Ärzte und Pflegepersonal.

Naturreine, ätherische Ölmischungen sind komplexe vielstoffliche Gemische, die neben natürlichen Gift- und Bitterstoffen, neben Phenolen, Terpenen und Estern, eine äußerst hohe Anzahl weiterer wirksamer pflanzlicher Inhaltsstoffe aufweisen. Häufig gibt es in diesen Mischungen gleich mehrere antiseptisch wirkende Verbindungen, die problematische Keime und Pilze abwehren. Im Gegensatz zur antibiotisch wirksamen Einzelsubstanz haben Erreger so kaum eine Chance, Resistenzen zu entwickeln.

Auf die Mischung kommt es an

Carvacrol und Thymol als reines Thymianöl, oral verabreicht, konnten besonders im Bereich der Bronchien und der Lunge sowie bei Blasenentzündung und Trichomonadeninfektion erfolgreich eingesetzt werden. Wünscht man jedoch eine Breitbandwirkung, ist die Kombination dieser Phenole mit anderen hochwirksamen Pflanzenstoffen – etwa Eugenol aus der Gewürznelke – noch weitaus effektiver. Eugenol entfaltet neben hervorragenden zahnheilkundlichen und keimtötenden Eigenschaften zusätzlich antivirale Wirkmechanismen, die gerade bei fortgeschrittenen Infektionen auch mit MRSA eine willkommene Stütze für ein vorgeschädigtes Immunsystem sein können.

Matthias Siegk ist freier Journalist, Grafikdesigner, Kräutergärtner und Anwender hochwertiger ätherischer Pflanzenessenzen.