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Seit 96 Jahren verkauft die Firma GEFRO Suppen, Würzen und Soßen. Wie aus einem kleinen Kolonialwarenhandel ein deutschlandweit bekanntes Familienunternehmen wurde, dessen Existenz nun durch eine Stiftung abgesichert ist, erzählt Hauptgesellschafter und Geschäftsführer Thilo Frommlet im Interview.

Lieber Herr Frommlet, die Firma GEFRO zählt zu den langjährigsten Sponsoren des Naturheilbundes. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Als ich 1989 mit 20 Jahren bei meinem Vater in die Firma eingestiegen bin, war eine meiner ersten Veranstaltungen die Naturheiltage in Memmingen. Die damalige Vorsitzende des Naturheilvereins, Christiane Wilhelm, war und ist heute noch eine Freundin der Familie. So kam dann auch der Kontakt zum Dachverband zustande. Seitdem sind wir Sponsor des Naturheilbunds.

Warum passen GEFRO-Suppen, Soßen und der Naturheilbund gut zusammen?

Wir sind seit drei Generationen Hersteller von vernünftiger, schmackhafter Ernährung. Ich verkaufe nichts, was ich nicht mit Genuss esse und auch mit gutem Gewissen meiner Familie vorsetze. Als Gesundheitsapostel würde ich mich dennoch nicht bezeichnen. Unser Klassiker, die Gemüsebrühe, die es seit 1924 gibt, ist einfach zufällig von Anfang an vegetarisch. Seit dem Ende der 70er Jahre, als die zivilisationsbedingten Ernährungskrankheiten verstärkt aufgetreten sind, bieten wir immer wieder aufs Neue Lösungen für verschiedene Ernährungsphilosophien und -probleme an.

So gibt es seit 2008 unsere Bio-Linie mit Zutaten aus ökologischer Landwirtschaft, seit 2014 die stoffwechseloptimierten Balance-Suppen. Ganz neu haben wir die „GEFRO pur“ Gemüsebrühe im Programm. Sie enthält weder Lactose noch Gluten, ist völlig frei von Allergenen und natürlich vegan.

Als Sie vor rund 30 Jahren im Unternehmen Ihres Vaters eingestiegen sind, hatte GEFRO keine 20 Mitarbeiter. Heute sind es rund 220 Angestellte an drei Betriebsstätten, der Jahresumsatz beträgt 50 Millionen Euro. Was waren die größten Herausforderungen? Haben Sie ein Erfolgsrezept?

Wie bei vielen anderen Familienbetrieben war der Generationswechsel auch bei uns eine besondere Herausforderung. Die Zeiten, der Markt und dessen Anforderungen, das alles ändert sich im Laufe der Jahre.

Als mein Vater 1961 den Kolonialwarenhandel seines Vaters übernahm, bestand das Sortiment hauptsächlich aus landwirtschaftlichen Bedarfsprodukten. Doch dann kamen Baumärkte und Raiffeisenmärkte und der Bedarf war gedeckt. Die Landwirtin und Hausfrau brauchte nichts mehr von den Gebrüdern Frommlet – bis auf die GEFRO-Suppe. Also sattelte mein Vater auf den alleinigen Vertrieb von Suppen, Soßen und Würzen um.

Bei meiner Stabübernahme wiederum legte ich einen Schwerpunkt auf den Ausbau des Direktmarketings und ging dafür auch mal neue, riskante Wege. So haben wir Anfang der 90er Jahre auf eine Vertriebsidee gesetzt, die aus den USA rüber schwappte: Die Coupon-Kataloge. Als Jungunternehmer wollte ich eine Auflage von 10 Millionen Heften buchen, für 500.000 Mark. Eine unerschwingliche Summe für unseren kleinen Betrieb. ‚Junge, für Werbung leiht man sich kein Geld‘, meinte mein Vater. Aber ich setzte mich durch und der Bankdirektor machte auch mit. Mit Erfolg: Nach der Aktion hatten wir eine Flut von 150.000 Testpaket-Auslieferungen zu bewältigen. Fast 40 Prozent davon sind als Stammkunden geblieben. Das war ein wichtiger Meilenstein für unser Firmenwachstum.

GEFRO steht in dritter Generation glänzend da und Sie sind dem Ruhestand noch fern. Trotzdem haben Sie vor zwei Jahren eine Stiftung gegründet, die die Firma steuert. Was hat Sie dazu bewegt?

Ein Stück weit kommt das aus einem Gefühl der Dankbarkeit, die ich empfinde. Unsere Familie hat weit mehr, als wir zum Leben brauchen. Mehr Geld ist nicht mehr Lebensfreude. Mein Hauptziel ist es, den Fortbestand der Firma zu sichern: Ich finde, dass alle 220 Mitarbeiter, unsere Kunden und Partner es verdient haben, dass GEFRO auch ohne unsere Familie funktionieren kann.

Durch die GEFRO-Stiftung ist der Fortbestand des Unternehmens gesichert. Ein Firmenverkauf durch künftige Generationen ist ausgeschlossen. Das operative Geschäft wird von zwei Geschäftsführern, mir und Herrn Hans Schönberger, geleitet. Im Stiftungsrat haben wir ein unabhängiges Gremium mit hochkarätigen, ausgewiesenen Fachleuten. Das Lebenswerk von drei Generationen ist also gesichert. Das war mir wichtig.

Haben Sie einen Leitsatz, den Sie mir für unsere Mitglieder und Ihre Kunden mitgeben können?

Besonders in diesen turbulenten Zeiten zitiere ich oft ein Sprichwort, dass auch mein Vater oft verwendet hat: In der Ruhe liegt die Kraft!

Herzlichen Dank für das nette Gespräch!

Die Fragen stellte DNB-Bundesgeschäftsführerin Sabine Neff bei einem Besuch des Unternehmens im Spätsommer. www.gefro.de