Gesundheitskonferenz des Ostalbkreises stellt die Heilkräfte der Natur in den Mittelpunkt

Kräuter, Wickel & Pillen – Möglichkeiten und Grenzen der Selbstbehandlung

 

In unserer aufgeklärten und gesundheitsbewussten Gesellschaft wird die Entscheidung zwischen Arztbesuch und Großmutters Gesundheitstipps immer schwieriger. Jedoch können Selbstbehandlung und Selbstüberschätzung gefährlich nah beieinander liegen. Dass dieses Thema den Nerv der Zeit trifft, bewies die 14. Kommunale Gesundheitskonferenz am vergangenen Montag (8.Oktober 2018) im voll besetzten Großen Sitzungssaal des Landratsamts in Aalen.

 In seiner Begrüßung macht Landrat Klaus Pavel deutlich, dass sich das verantwortliche Gremium seit 2003 jedes Jahr aufs Neue Gedanken macht, welches die großen gesundheitlichen Themen sind, die die Menschen auf der Ostalb interessieren. Und er ist sich sicher: „Menschen möchten selbstbestimmt in Gesundheitsfragen handeln.“

Dies unterstreichen auch die Redner der drei folgenden Fachvorträge, beginnend mit Dr. Claudia Löffler, Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie, Palliativmedizin und Naturheilverfahren, Onkologin der Universitätsklinik Würzburg. Überschrieben mit der Frage „Naturheilkunde und Spitzenmedizin – passt das zusammen?“ zeigt sie sich in ihrer Präsentation überzeugt von ganzheitlichen Therapiekonzepten, mahnt jedoch, wertvolle Informationen von den nicht empfehlenswerten Möglichkeiten der Naturheilkunde zu unterscheiden. Da in Umfragen 73 Prozent der Bürger angeben, regelmäßig Naturheilverfahren anzuwenden sei klar: „Es wird gemacht, ob der Arzt will oder nicht.“ Dr. Löffler ist sich sicher, dass komplementäre Therapieverfahren unsere hochtechnisierte Spitzenmedizin bereichern können.

„Sinnvoller Umgang mit Medizin in Eigenverantwortung“ ist das Thema von Gert Dorschner, Facharzt für Allgemeinmedizin, Arzt für Naturheilkunde und ärztlicher Leiter der Akademie für Ganzheitsmedizin in Heidelberg. Als Verfechter einer nachhaltigen, ursächlich heilenden und ganzheitlichen Medizin rät er, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Als Orientierung gelten für ihn hierbei die fünf Säulen nach Kneipp: Wasseranwendungen (Hydrotherapie), Bewegung an Luft, Licht und Sonne (Kinesiotherapie), Ernährungslehre (Diätetik), Kräuteranwendungen (Phytotherapie) sowie die Strukturierung der äußeren und inneren Lebensordnung (Ordnungstherapie). Auf klar formulierte Kritik an einer Überversorgung mit Medizin folgt die Ermutigung der Patienten zur aktiven Mitarbeit: „Im Klartext, fragen Sie Oma oder ihren Apotheker.“

Diesen Ball fängt Dr. Richard Krombholz auf, Fachapotheker für Allgemeinpharmazie, Homöopathie und Naturheilkunde in Ellwangen. Sein Vortragsthema sind die „Möglichkeiten und Grenzen der Selbstbehandlung“. Hierbei verweist er bei der Selbstmedikation auf die Wichtigkeit der apothekergestützten Beratung als eine Kernkompetenz der öffentlichen Apotheken. Sie tragen, als Schaltstellen im Gesundheitswesen, auch dazu bei, gefährliche Selbstmedikation zu verhindern. Im Konkurrenzumfeld von Drogeriemärkten und Onlineapotheken könnten sich die pharmazeutischen Fachkräfte durch Kompetenz auszeichnen, was auch den Fachschulen im Ostalbkreis zu verdanken sei.

Zur anschließenden Podiumsdiskussion erweitert Rainer M. Gräter, Facharzt für Allgemeinmedizin und Vorsitzender der Kreisärzteschaft Aalen, die fachkundige Runde. Interessierte Publikumsfragen spannen einen Bogen von Strahlung in Wohnungen über Wünschelrutengänger bis zu Grippeimpfungen. Eine Publikumsmeldung kritisiert auch die mangelnde Akzeptanz der Hausärzte in Bezug auf Naturheilverfahren.  Mit dem Ausblick auf eine Folgeveranstaltung und dem Zitat „Körper-Seele-Geist, darauf achten, dann geht es uns besser“ beschließt Landrat Klaus Pavel den informativen Abend.

 

Die Beiträge der Referenten werden im Internet unter www.gesundheitsnetz-ostalbkreis.de eingestellt. Die nächste Gesundheitskonferenz im Ostalbkreis findet am 10.10.2019 statt.

 

Text und Bild vom Landratsamt Ostalbkreis mit freundlicher Genehmigung.

  1. Bild: l. n. r.: Landrat Klaus Pavel, Gert Dorschner, Dr. Richard Krombholz, Dr. Claudia Löffler und Rainer M. Gräter