Fit im Kopf bis ins hohe Alter
Die beste Strategie gegen Demenz und Alzheimer ist Prävention.
Von Dr. med. Wolfgang May
Auch wenn Demenz und Alzheimer noch nicht heilbar ist, kann man das Erkrankungsrisiko senken. Zwölf Dinge, die jeder tun kann, um seine grauen Zellen fit zu halten:
Hydrotherapie
Mein Großvater ging bis zu seinem 80. Lebensjahr jeden Morgen in die kalte Badewanne. Vinzenz Prießnitz hatte ihn gelehrt, dass kalte Vollbäder die Kopfdurchblutung erhöhen. Dass sich die Durchblutung und die Stoffwechselprozesse im Gehirn durch Hydrotherapie beeinflussen lassen, vermutete bereits der Kurarzt Wilhelm Winternitz (1834-1917). Der Mediziner erhielt 1899 an der Universität Wien den ersten Lehrstuhl für Hydrotherapie im deutschsprachigen Raum.
Fasten
Verkalkte Arterien begünstigen Durchblutungsstörungen im Hirn – und das Risiko, eine -vaskuläre Demenz zu entwickeln. Heilfasten wirkt sich günstig auf die Rückbildung von Arteriosklerose aus. Wer fastet, merkt schnell, dass sich Geist und Erinnerungsvermögen schon nach wenigen Tagen verbessern. Die Kirchenväter, die oft und lange gefastet haben, hatten meist bis ins hohe Alter einen wachen Geist.
Schwermetalle ausleiten
Bei Autopsien wurden in den Gehirnen von Demenzerkrankten erhöhte Schwermetallkonzentrationen gefunden. Aluminium, Quecksilber, Cadmium und Blei, aber auch Pestizidrückstände sowie Rückstände aus Stoffwechselprozessen wie ein „abgestorbener“ Zahn können Giftstoffe freisetzen, die Stoffwechselprozesse im Gehirn blockieren. Metallbelastungen lassen sich mit Hilfe einer sogenannten Chelat-Therapie reduzieren.
Ernährung umstellen
Eine mediterrane Ernährungsweise mit viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Nüssen und Fisch, dafür wenig rotem Fleisch scheint vor Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen zu schützen. Beim Fisch sollte man eher zu fettem Seefisch wie Lachs, Kabeljau oder Makrele greifen, weil der viele langkettige Omega-3-Fettsäuren enthält. Im Einzelfall kann man zusätzlich Antioxidantien, Vitamin D, B und Omega 3 Fettsäuren zuführen. Sie optimieren den Stoffwechsel und damit die Versorgung des Gehirns. Auf Genussgifte sollte weitestgehend verzichtet werden.
Grünen Tee trinken
Untersuchungen legen nahe, dass grüner Tee nicht nur vor Herz-Kreislauf-Krankheiten und Karies schützt, sondern auch Alzheimer vorbeugt. Der darin enthaltene Wirkstoff EGCG senkt offensichtlich das Risiko, dass sich im Gehirn Plaques bilden.
Kaffee trinken
In Tierversuchen konnten amerikanische Forscher nachweisen, dass Koffein Eiweißablagerungen an den Nervenzellen im Gehirn verhindert. Aktuell untersuchen Wissenschaftler, ob Koffein nicht nur vorbeugend wirkt, sondern auch als Therapie bei einer ausgebrochenen Alzheimer-Krankheit sein kann.
Bewusst entspannen
Dauerstress gleich welcher Art steigert die toxische Belastung des Gehirns. Stresshormone machen den natürlichen Schutzwall des Gehirns, die Blut-Gehirn-Schranke, für Gifte wie Quecksilber durchlässig. Wer sich vor Alzheimer schützen will, sollte also darauf achten, sich regelmäßig zu entspannen.
Körperlich aktiv sein
Sport und Bewegung im Alltag sind gute Schutzfaktoren. Das Gehirn wird besser durchblutet, die Nervenzellen gestärkt und es können sich sogar neue Nervenzellen bilden. Demenzforscher empfehlen, sich mindestens 20 Minuten pro Tag aktiv zu bewegen – ob im Fitnessstudio, bei der Gartenarbeit oder einem Spaziergang, ist egal.
Geistig rege bleiben
Geistige Arbeit scheint lange vor den Beschwerden einer Demenz zu schützen, wie die sogenannte Nonnenstudie aus den USA nahelegt. Dabei wurden etwa 600 Glaubensschwestern von Wissenschaftlern begleitet und ihre Gehirne nach dem Tod auf Alzheimer-Veränderungen untersucht. Die überraschende Erkenntnis: Bei einigen Nonnen waren die Gehirne durch Plaque-Ablagerungen stark verändert. Trotzdem hatten sie zu Lebzeiten keinerlei Anzeichen von Demenz. Im Gegenteil: Fast alle waren bis ins hohe Alter geistig aktiv, studierten und unterrichteten. Wer also bis ins hohe Alter einem kreativen Hobby nachgeht, viel liest oder schreibt, regelmäßig Kreuzworträtsel löst, Karten- oder Brettspiele spielt oder eine Fremdsprache lernt, kann Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme vermeiden.
Musizieren und Singen
Ein Instrument spielen fordert Konzentration und körperliche Koordination gleichermaßen. -Dasselbe gilt übrigens auch für das Singen und Tanzen, wobei man bei letzterem gleich noch seinen Körper bewegt.
Freunde treffen
Wer soziale Kontakte pflegt und sich regelmäßig mit anderen Menschen austauscht, betreibt ganz nebenbei Demenzprävention. Denn wenn wir uns unterhalten und austauschen, beanspruchen wir das Gehirn auf vielfältige Weise und halten es so fit: Wir nehmen nicht nur Stimme, Tonfall, Mimik und Gestik wahr, sondern fordern auch unser Sprachvermögen, unser Kurzzeitgedächtnis, unsere Sinne und -unser Gefühlszentrum.
Risikofaktoren meiden
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit. Dazu zählen Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen, erhöhte Cholesterinwerte sowie das metabolisches Syndrom – alles, was die Durchblutung und die Herzfunktion beeinträchtigt, bringt auch ein erhöhtes Alzheimer-Risiko mit sich.
Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum sowie Übergewicht erhöhen ebenfalls das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, genauso wie Depressionen und Schlafmangel. Schwere Kopfverletzungen, etwa wiederholte Gehirnerschütterungen, können das Risiko ebenfalls verstärken. Verschiedene Studien stellen auch einen Zusammenhang zu bestimmten Autoimmunerkrankungen (etwa Morbus Addison oder Multiple Sklerose) her.
Auch Hörverlust wirkt sich nachteilig aus, haben Wissenschaftler herausgefunden Wird dieser durch Hörgeräte frühzeitig ausgeglichen, ist das Demenz-Risiko -weniger hoch.
Dr. med. Wolfgang May ist Internist, Arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, -Homöopathie und Naturheilverfahren,
www.dr-wolfgang-may.de