Die Heilkraft des Wassers: Feucht/kalter Prießnitz-Wickel und seine Wirkung über die Haut

NEU: jeden Monat wertvolle Tipps
und Berichte zum Thema Wasser


Die Fähigkeiten unseres größten Organs, der Haut, sind vielfältig. Diese bietet einerseits Schutz und Hülle, begrenzt unseren Körper in seinen komplexen Kräftewirkungen und ist andererseits ein Spiegel unserer innerlich stattfindenden körperlichen und seelischen Prozesse.

Zum Beispiel ein Ikterus (Gelbsucht) oder seelische Prozesse wie z.B. rot werden aus Freude oder Scham oder vor Schreck erblassen. Auch werden thermische, mechanische Druck, Stoß etc.) und Schmerzreize über sogenannte Rezeptoren wahrgenommen. Rezeptoren sind Nervenendigungen in der Haut, den Gelenken und Organen). Diese Rezeptoren leiten die Impulse weiter über Nervenfasern ins Rückenmark zu bestimmten Gehirnarenalen oder zur unbewussten muskulären Reflexreaktion. Die Thermorezeptoren tragen zur Temperaturerfassung bei und wirken regulierend auf den körperlichen Wärmeausgleich, in dem Blutgefäße verengt werden (z.B. durch die „Gänsehaut“, um die Wärme im Körperinnern zu halten) oder durch Erweiterung der Blutgefäße (schwitzen). Die Wärmeregulation ist für die Körperkerntemperatur von ungefähr 37 Grad sehr wichtig, sollen doch lebenswichtige Funktionen erhalten bleiben, wie z. B. der Stoffwechsel und die Produktion von Enzymen. Die Dichte der Wärme und Kälterezeptoren sind unterschiedlich – geschätzte 30.000 Wärmerezeptoren sind vorhanden, dem gegenüber stehen 250.000 Kälterezeptoren, die sich vor allem in der Rumpfregion befinden, weniger an den Armen und Beinen.

ES IST NICHT DIE KÄLTE DIE
HEILT, SONDERN DIE WÄRME,
DIE DURCH DIE KÄLTE
ERZEUGT WIRD
Vincenz Prießnitz

 

Diese Worte von Prießnitz belegen, dass das kalte Wasser nicht das eigentliche Heilmittel war, sondern der Anreiz für die körperlich innewohnende Heilkraft (Zitat aus dem DNB-Buch „QUELLEN DER NATURHEILKUNDE“, 1999, Alois Sauer).

In der heutigen Zeit wird die Wirkung einer Wasseranwendung als eine „Reiz- Reaktions-Regulationstherapie“ beschrieben. Durch einen therapeutisch gezielten Reiz mit einem feucht/kalten Wickel wird der Wärmeorganismus zu allererst einmal „gestört“. Es findet auf die „Reizung“ eine körperliche Selbstregulation statt, z.B. eine anfänglich lokale Gefäßverengung und ein Wärmeentzug, da die „Außentemperatur“ auf der Haut tiefer ist als die Körperkerntemperatur. Bedingt durch die physikalische Gesetzmäßigkeit, die besagt, dass Wärme stets vom Ort der höheren Konzentration zum Ort der niedrigen Konzentration übergeht, kommt es zu einer Anregung der Ausscheidungsfunktion über die Haut (Drüsensekrete, Stoffwechselprodukte) und zu einer Stimulierung des Immunsystems. Auch führt die Anwendung zu einer Vertiefung der Atmung. Bei einer warmen Wasseranwendung wird dem Organismus passiv Wärme zugeführt. Vincenz Prießnitz war ein empathischer Therapeut, der es verstanden hat, individuell die Selbstheilungskräfte des kranken Menschen anzuregen, nicht nur auf körperlicher Ebene mit Wasser und Luftanwendungen und diätetischen Maßnahmen, sondern er band auch die Wichtigkeit einer rhythmischen Lebensführung in sein Behandlungskonzept mit ein.

Birgit Breit, Heilpraktikerin, Krankenschwester,
DNB-Ausbildungsdozentin