Der 15-Stufenplan für chronisch Kranke

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Wenn man Patienten in umfassenden Zusammenhängen betrachtet, kann man auch ernsthafte Krankheiten heilen, sagt der Mediziner und Naturheilkundler Gert Dorschner. Er hat einen mehrstufigen Behandlungsplan entwickelt, den wir in einer Serie vorstellen.

Text und Foto Gert Dorschner

Stufe 1: Gesunde Psyche

Im Schatten liegt das Heil: Hilfreich bei einer chronischen Krankheit ist immer der Glaube, dass alles, auch die Krankheit, einen Grund hat. Wenn man die Krankheit als Teil des eigenen Lebens annimmt, lassen sich die Lebensqualität, die Heilungschancen und die Lebenserwartung deutlich verbessern. Wird die Belastung so groß, dass zur Krankheitsbewältigung die eigenen Kräfte und die Unterstützung durch Angehörige und Freunde nicht ausreichen, sollte man psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Insbesondere Krebs, aber auch andere chronische Krankheiten, erfordern oft eine radikale Korrektur der Lebensweise und der Lebenseinstellung. Ich rate Patienten,

  • den inneren Schalter in der Seele umzulegen
  • ihr tiefstes Seelen- oder Lebensthema herauszufinden
  • Herzenswünsche zu verwirklichen
  • über einen Berufs-, Partner- oder Religions-Wechsel nachdenken
  • ihre persönliche Spiritualität zu pflegen

Stufe 2: Ovo-lacto-vegetabile Vollwert-Ernährung

Eine Ernährung ohne Zucker, Weizen und Tiereiweiß – insbesondere Kuhmilch – ist für chronisch kranke Patienten empfehlenswert. In tierischen Nahrungsmitteln ist Arachidonsäure enthalten, ein Stoff, der chronische Entzündungsprozesse fördert, den Körper übersäuert und die Nieren belastet. Das kommt einer Blockade des Entgiftungssystems gleich.

Vor allem Patienten, die unter Allergien, Migräne, Asthma, Neurodermitis und Morbus Crohn leiden, sollten auf histaminhaltige Lebensmittel (Wurst, Käse, Rotwein, Schokolade u.ä.) sowie phosphathaltige Nahrungsmittel (Cola, Kakao, Gummibärchen) verzichten. Meiden Sie Genussgifte wie Alkohol und Nikotin. Streben Sie Normalgewicht an. Jedes Kilo zu viel kann – insbesondere bei Patienten, die sich zu wenig bewegen – eine Kettenreaktion unzähliger chronischer Krankheiten nach sich ziehen.

Mein Tipp:

Nehmen Sie regelmäßig Zwiebel, Meerrettich, Bärlauch oder Knoblauch zur Immunstärkung, Entgiftung und Durchblutungsförderung zu sich. Meiden Sie Zucker. Er raubt besonders die B-Vitamine, die für Nerven, Psyche sowie unser Immunsystem essentiell sind. Alternativen sind Datteln, Feigen, Rosinen, Stevia oder naturbelassener Bienenhonig.

In der nächsten Impulse-Ausgabe finden Sie: Stufe 3 „Sport und -Bewegung“ – und Stufe 4 „Schlafhygiene“

 

Gert Dorschner ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Naturheilverfahren und Ernährungsmedizin. www.akademie-fuer-ganzheitsmedizin.de


Interview

„Ursachen statt Symptome behandeln“

DNB Impulse: Sie haben einen Therapieplan für chronische Krankheiten entwickelt. Worauf baut er auf?

Gert Dorschner: Auf den vier Grundsäulen Psyche, Ernährung, Bewegung und Schlaf. Dazu kommen noch spezielle Therapien und Methoden, die sich aus meiner Praxiserfahrung bewährt haben, etwa Kräuterteekuren oder Hydrotherapie. Insgesamt sind so 15 verschiedene Behandlungsschritte zusammengekommen. Ich empfehle diesen Plan oder eine individuell zum Patienten und Krankheitsbild passende Kombination daraus allen, bei denen eine ernsthafte Krankheit diagnostiziert wurde – auch als Begleittherapie bei einer schulmedizinischen medikamentösen Behandlung.

Ist die Naturheilkunde besser geeignet als die Schulmedizin, um chronisch kranken Patienten zu helfen? 

Die Schulmedizin leistet wertvolle Dienste in der objektivierbaren Diagnostik, in der Chirurgie und in der Notfallmedizin. Sie versagt jedoch häufig in der ursächlichen Therapie chronischer Krankheiten.

Inwiefern?

Für 7o Prozent aller Krankheiten, vor allem Autoimmun-Krankheiten, Allergien und Krebs, kennt die Schulmedizin weder Ursachen geschweige denn eine kausale Therapie. Sie setzt darauf, die Symptome zu unterdrücken, was bedeutet, dass die Patienten oft ein Leben lang starke Medikamente nehmen müssen, deren Nebenwirkungen wiederum zu neuen Beschwerden führen.

Müssen unterschiedliche Krankheiten nicht auch unterschiedlich behandelt werden? Multiple Sklerose etwa äußert sich doch ganz anders als eine Allergie, Rheuma oder Krebs.

Mein Behandlungsplan setzt bei den grundlegendsten Ursachen an. Fast jede Krankheit, selbst eine Arthrose oder Krebs, beginnt pathophysiologisch gesehen im Kern als ein chronischer Entzündungsprozess. Insofern bleiben die komplementären Basis-Therapien chronischer Krankheiten aus ganzheitsmedizinischer Sicht relativ gleich.

Die Fragen stellte Ulrike Schattenmann.