Unsere Augen sind heute enorm gefordert. Der hohe Anteil an Bildschirmtätigkeit, Leistungsdruck sowie verändertes Freizeitverhalten schränken das natürliche Bedürfnis der Augen nach Bewegung und Abwechslung ein: Sehen spielt sich überwiegend im Nahbereich ab. Wer etwas für seine Augengesundheit tun möchte, kann mit gezielter „Augengymnastik“ die Überlastung durch anstrengende Naharbeit ausgleichen.

 

Den Augen fordern wir eine immer höher werdende Sehleistung ab. Kurz abschalten, den Blick in die Ferne schweifen lassen, wie oft tun wir das heutzutage noch? Natürliche Entspannungsphasen haben nur noch wenig Platz im Alltag. Die regelmäßige Durchführung von Augenübungen ist daher empfehlenswert für alle, die – gewollt oder ungewollt – in Beruf und Freizeit viel anstrengende Naharbeit leisten. Betroffen sind fast alle Altersklassen, von der jugendlichen „Leseratte“ über junge Erwachsene im Ausbildungsstress, Bildschirmarbeiter und beruflich bedingte „Dauerleser“ bis hin zum Rentner.

 

Sehen ist ein sehr komplexer Prozess: Unser Auge kann man vom Aufbau her teilweise mit einer Kamera vergleichen, die eigentliche Wahrnehmung erfolgt über die Netzhaut. Diese besteht aus vielen Schichten von Nervenzellen und kleidet das Auge von innen aus wie eine Tapete. Die Netzhaut entspricht – neben ihren sonstigen Aufgaben – dem Film in der Kamera.

 

 

Der innere Augenmuskel sorgt für scharfe Sicht 

Die Scharfstellung des gesehenen Objektes, das sogenannte „Zoomen“, führt ein Muskel im Augeninneren aus, der durch Anspannung und Entspannung die körpereigene Linse einstellt. Dieser Muskel wird „Ziliarmuskel“ oder „innerer Augenmuskel“ genannt. Die Augenlinse verliert ab dem 40. Lebensjahr ihre Flexibilität, ein Prozess, der dazu führt, dass die meisten ab diesem Alter eine Lesebrille benötigen (sogenannte Altersweitsichtigkeit, lat. Presbyopie).

 

Sieben äußere Augenmuskeln umgeben jedes Auge, sie koordinieren die Zusammenarbeit beider Augen. Ihre Arbeit ist fein aufeinander abgestimmt, abhängig von Körperhaltung und Blickrichtung. Beim Blick in die Nähe müssen diese Muskeln beide Augen nasenwärts zusammenführen, ein kraftraubender Vorgang, der je nach individueller Ausprägung bei Kindern sogar ein Schielen auslösen kann. Schweift der Blick in die Ferne, dann können diese Muskeln loslassen und entspannen.

 

 

Moderne Medien zwingen zum „starren Blick“ 

Sitzt man vor dem Computer, reduzieren sich die Augenbewegungen auf ein Minimum – der Blick ist starr auf den Bildschirm gerichtet. Es kommt allenfalls zu Blicksprüngen zwischen Tastatur, Vorlage und Bildschirm. Diesen „starren Blick“ findet man auch häufig bei Menschen, die viel fernsehen.

 

Das Auge ist aber dafür gebaut, sich auf verschiedene Entfernungen einzustellen (Akkommodation). Beim natürlichen Sehen schweift es umher, der Blick wechselt ständig in der Entfernung. Bei der Bildschirmarbeit und beim konzentrierten Lesen kommt es dagegen über lange Zeit zu extremen Nahblick-Phasen. Zusätzlich wird durch die konzentrierte Arbeit die natürliche Lidschlaghäufigkeit herabgesetzt. Die verringerte Benetzung der Augenoberfläche verstärkt Überanstrengung und Rötung der Augen.

 

Eine ständig beleuchtete Bildschirmoberfläche führt außerdem zu Blendungsphänomenen und kann die Netzhaut auf Dauer stark belasten. Mögliche Folgen sind Vitaminmangel und Stoffwechselprobleme in der Netzhaut. Überanstrengte, brennende, trockene oder gerötete Augen, verschwommenes Sehen, Druckgefühl der Augen, nachlassende Sehkraft, Doppelbilder und Blendungsempfindlichkeit werden häufig beklagt. Da sich die einseitige Anstrengung der Augen auch auf andere Organsysteme auswirkt, können ebenso Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Verspannungen im Schulter-, Nacken- und Rückenbereich die Folge sein.

 

 

Mit Augentraining gegen die ständige Überlastung 

Der amerikanische Augenarzt Dr. William Bates (1860-1931) erlangte Berühmtheit durch seine Methode, mit Augenübungen die Sehleistung zu verbessern. Er war der Überzeugung, dass das ständige Tragen einer Brille die Augen zu einer Art „inneren Erstarrung“ zwingt. Als Konsequenz entwickelte er Übungen, mit denen man die Flexibilität der Augen trainieren kann. In der heutigen Zeit fördern nicht nur Brille bzw. Kontaktlinsen, sondern vor allem Bildschirmarbeit und zunehmende Naharbeit diesen Zustand der Unbeweglichkeit.

 

Durch einige wenige, schnell erlernbare und selbst durchgeführte Augenübungen kann man die inneren und äußeren Augenmuskeln in Anspannung und Entspannung trainieren und ihr Zusammenspiel verbessern. Gleichzeitig regen die Übungen die Durchblutung und den Stoffwechsel im Augenbereich an, unterstützen also letztlich die Vorbeugung von Alterserkrankungen der Augen. Darüber hinaus führen sie zur Entspannung, erhöhen das Konzentrationsvermögen und Verleihen dem Anwender ein belebtes und frisches Gefühl des Geistes und vor allem der gestressten Augen.

 

Die Übungen sollten regelmäßig durchgeführt werden. Es ist sinnvoll, sich hierfür feste „Auszeiten“, beispielsweise einige Minuten vor- und nachmittags, optimalerweise während der Arbeitszeit, zu reservieren.

 

 

Palmieren 

Das Palmieren dient der Entspannung der Augenmuskulatur und der optischen Beruhigung der Netzhaut. Die Übung kann im Sitzen oder im Liegen durchgeführt werden und sollte zu Beginn und zum Ende des Augentrainings, oder bei Bedarf auch zwischen den Übungen, angewendet werden.

 

Zunächst reiben Sie Ihre Handflächen aneinander, bis sie angenehm warm sind, und decken mit ihnen anschließend die Augenhöhlen so vollständig ab, dass kein Licht von außen eindringen kann. Die Handflächen sollten dabei leicht gewölbt sein, damit kein Druck auf die geschlossenen Augen ausgeübt wird, die Fingerspitzen überkreuzen sich auf der Stirn. Die Ellbogen können Sie auf einem Tisch oder Ihrer Brust abstützen.

 

Bei angespannten Augen und nach Bildschirmarbeit werden Sie zu Beginn des Palmierens keine vollständige Dunkelheit, sondern einen unregelmäßigen Grauton, ein Flimmern oder Lichtblitze wahrnehmen. Die Übung sollten Sie mindestens so lange durchführen, bis Ihre Gedanken zur Ruhe gekommen sind, die unruhigen Seheindrücke verschwinden und Sie vollständige Dunkelheit wahrnehmen.

 

 

Trainierter Ziliarmuskel stellt besser scharf 

Akkomodations-Training („Zoomen“) 

Diese Übungen trainieren den inneren Augenmuskel (Ziliarmuskel). Er ist für das „Zoomen“, also die Scharfstellung des gesehenen Objektes zuständig. Je intensiver man den Ziliarmuskel trainiert, umso mehr verbessert sich das Akkommodationsvermögen.

 

a) Finger-Zoomen 

Bei dieser Übung halten Sie einen Daumen im Abstand von circa 15 cm vor Ihren Augen, den Daumen der anderen Hand halten sie in gleicher Höhe soweit wie möglich von sich weg. Nun suchen Sie sich einen dritten Punkt in der Ferne, den sie fixieren können, beispielsweise ein Bild an der Wand oder einen noch weiter entfernteren Gegenstand.

 

Wechseln Sie nun mit Ihrem Blick zwischen den drei Entfernungspunkten hin und her. Anfangs ist eine bewusste Einstellung eines jeden angepeilten Punktes nötig, im fortgeschrittenen Trainingszustand gehen die Fixationen fließend ineinander über.

 

Seien Sie sich Ihrer Blickwechsel und Ihrer Wahrnehmung jederzeit vollständig bewusst, und achten Sie während der Übung unbedingt darauf, dass sie ruhig und gleichmäßig atmen. Wiederholen Sie einen Blickwechsel etwa 10- bis 15-mal.

 

b) Stufenloses Zoomen 

Bei dieser Übung erfolgt kein Blickwechsel zwischen festgelegten Abständen, sondern Sie bewegen ein Schriftstück (beispielsweise eine Postkarte oder ähnliches) vor Ihren Augen in gleichmäßiger Geschwindigkeit vor und zurück.

 

Gleichzeitig versuchen Sie, die Schrift auf dem Objekt fortwährend scharf zu erkennen. Führen Sie dabei die Karte so nah wie möglich vor Ihre Augen, so dass die Schrift gerade unscharf wird. Dies ist ein Anreiz für das Sehsystem, die Unschärfe zu beseitigen. Wiederholen Sie die Übung etwa 10- bis 15-mal.

 

 

Die Acht gleicht Störungen im Energiesystem des Körpers aus 

Die liegende Acht 

Diese sehr einfache, aber wirkungsvolle Übung trainiert die Augenmuskeln und fördert die Zusammenarbeit von rechter (gefühlsgesteuerter) und linker (analytisch denkender) Gehirnhälfte. In der tibetischen Medizin gleicht man mit Hilfe dieses Symbols Störungen im Energiesystem des menschlichen Körpers aus. Nach Durchführung dieser Übung wird subjektiv häufig eine Gesichtsfelderweiterung und eine Klarheit und Frische des Geistes empfunden. Die Übung gliedert sich in 3 Schritte.

 

Eine wirkungsvolle Augenübung besteht im Nachfahren der liegenden Acht. 

 

Schritt 1:  Stellen Sie sich zunächst vor, ein langer Pinsel befände sich als Verlängerung auf Ihrer Nasenspitze. Mit Hilfe dieses Pinsels malen Sie nun die Form einer vor Ihnen liegenden Acht nach, dabei darf der Kopf zunächst mitbewegt werden.

 

Schritt 2:  Im zweiten Schritt der Übung umfahren Sie die Figur nur mit den geöffneten Augen, bei stillstehendem Kopf.

 

Schritt 3:  Im dritten Schritt führen Sie die Übung bei geschlossenen Augen und stillstehendem Kopf durch.

 

Bitte führen Sie in jeder Richtung jeweils zehn Durchgänge aus, gehen Sie nacheinander die Schritte eins bis drei durch.

 

 

Augen-Aerobic macht die Muskeln geschmeidig 

Für den Ungeübten kann es schwierig sein, die Augen fließend und ohne Blicksprünge zu bewegen. Als vorbereitende Übung ist ein für mehrere Sekunden gehaltenes Blicken in die acht Hauptrichtungen (oben, oben rechts, rechts, unten rechts, unten, unten links, links, oben links), auch „Augen-Aerobic“ genannt, sinnvoll. Dabei sollten Sie so weit wie möglich in die beschriebenen Blickrichtungen schauen, ohne größere Anstrengung.

 

Trotz der überschaubar wirkenden Anzahl der Übungen kann sich anfangs Muskelkater einstellen oder ein Gefühl der Müdigkeit der Augen. In diesen Fällen ist es sinnvoll, immer wieder das Palmieren als Ruhephase zwischen den einzelnen Übungen einzuschieben.

 

Viel Erfolg bei der Durchführung!

 

 

Autorin: 

Dr. med. Brigitte Schüler,  Jahrgang 1963, Fachärztin für Augenheilkunde, seit 1997 in eigener Praxis tätig. Weiterbildung in Naturheilverfahren, Akupunktur, orthomolekularer Medizin und Elektroakupunktur. Sie hält komplementärmedizinische Vorträge für Ärzte und Laien und ist u. a. Autorin eines Ratgebers bei altersbedingter Makuladegeneration.

 

 

Entnommen aus dem „Naturarzt“ Juni 2011

Zunehmend setzt sich in der Medizin wieder die gar nicht neue Erkenntnis durch, dass Körper und Seele eng miteinander verbunden sind und dass seelische Not zu körperlichen Krankheitssymptomen führen kann. Dies betrifft auch unsere Augen, wo Ängste und Stress Schäden hervorrufen können.

In der naturwissenschaftlich dominierten Medizin wird das Sehen häufig rein mechanisch dargestellt: Das Auge beschreibt man wie einen fotografischen Apparat mit Linse und Zoom sowie einem lichtempfindlichen Chip – der Netzhaut. Von der Netzhaut geht ein Elektrokabel an die zentrale Datenverarbeitung – das Gehirn. Hier werden die einzelnen Bildinformationen wie im Computer zusammengefügt, und wir sehen ein Bild. Haben wir eine Störung im Sehen, muss man nur an der entsprechenden Stelle eine kleine Reparatur mit dem Skalpell oder dem Laser durchführen bzw. man gibt das richtige Medikament – und schon läuft der Prozess wieder wie gehabt. Diese rein mechanische Vorstellung vom Sehprozess stellt die Vorgänge allerdings sehr vereinfacht dar.

Schon in alten Schriften wird das Auge immer wieder als Spiegel der Seele bezeichnet. Auch in Sprichwörtern sind emotionale Zustände oft mit dem Sehprozess verbunden: Man ist blind vor Wut, sieht rot, sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht, ist vor Liebe blind und vieles mehr.

Tatsächlich ist das Sehen über weite Strecken auch ein seelisch-geistiger Prozess. Viele emotionale Regungen beeinflussen direkt oder indirekt wie wir sehen. Andauernde, krankhafte emotionale Zustände können in letzter Konsequenz zu organischen Veränderungen am Auge führen. Dann erst werden sie von der konventionellen Medizin als Erkrankung bezeichnet und die gilt es dann mit den oben beschriebenen Mitteln zu reparieren. Das klappt leider oft nicht in dem gewünschten Ausmaß. Dann spricht man von chronischen, fortschreitenden Erkrankungen oder einem unvorhergesehenen Krankheitsverlauf.

Hinzu kommt aktuell noch etwas anderes: Das Sehen wurde in den letzten 25 Jahren einem ungeheuren Wandel unterworfen. Technologie, Verkehr, Computer, Fernsehen – immer mehr wichtige Informationen erhalten wir über unsere Augen. Für diese stets anstrengende, kaum einen Fehler tolerierende Art des Sehens ist unsere Psyche jedoch ursprünglich nicht vorgesehen.

 

Nicht alles, was unsere Augen sehen, wird uns bewusst 

Unser Gehirn hat die bedeutende Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und letzteres in der Wahrnehmung zu verdrängen. Über unsere Augen nehmen wir nur das wahr, was unser inneres Filtersystem durchlässt, d. h. obwohl wir vieles mit dem Auge sehen, gelangt nicht alles in unser Bewusstsein. Im Gegensatz zu einer Kamera sehen wir also subjektiv! So lässt sich der Vorgang der Verdrängung erklären, bei dem eine Wahrnehmung aus dem Bewusstsein ausgeklammert wird, jedoch im Unbewussten wirksam bleibt.

Solche unbewussten Spannungen haben die Fähigkeit und das Verlangen sich zu lösen. Körperliche Beschwerden sind die Folge davon. „Wo das Abwenden des Blicks oder das Schließen der Augen nicht mehr ausreicht, um störende Wahrnehmungen der Außenwelt abzuwehren, tritt bei entsprechender Körperverfassung eine Erkrankung hinzu,“ schrieb Georg Groddeck (1866-1934), deutscher Arzt und Wegbereiter der Psychosomatik. Das können relativ harmlose akute und chronische Entzündungen im Bereich der Lider sein, kann sich aber im schlimmsten Fall bis hin zu einer Erblindung entwickeln. Klassische Vertreter dieser sogenannten psychosomatischen Erkrankungen sind z.B. die altersbedingte Makuladegeneration, der grüne Star, die Kurzsichtigkeit, Entzündungen in der Netzhautmitte oder kaum heilende Entzündungen der Lider. Daraus entsteht die Frage: „Was darf, kann oder will ich nicht sehen?“

Das private und gesellschaftliche Leben ist oft mit vielfältigen Ängsten verbunden: Existenzangst, Angst vor Strafe im weitesten Sinne, Versagensängste, Ängste durch überholte familiäre Rollenfunktionen bei Frauen und Männern. Ängste gehören zu den wichtigsten krankmachenden Emotionen. Andere emotionale Stressfaktoren können z.B. Überlastung in Familie und Beruf, Aufopferung für Freunde und Angehörige sowie die Trennung von den Kindern oder dem Partner sein.

 

Angst löst Krankheiten aus und wirkt krankheitserhaltend 

Normalerweise ist Angst eine lebensnotwendige „Alles-oder-Nichts-Reaktion“: weglaufen oder angreifen. Bei lebensbedrohenden Umwelteinflüssen ermöglicht sie dem Körper, schnell zu reagieren. Dabei kommt es zu einer hohen Konzentration der dazu benötigten körpereigenen Stoffe, z. B. Kortison und Adrenalin. Diese wiederum führen zu einem erhöhten oxidativen Stress. In einer Gefahrensituation ist das notwendig und schädigt den Körper nicht weiter. Kommt es aber zu einer anhaltenden Angststörung, kreisen diese Stoffe ständig durch unsere Blutbahn, auch wenn keine körperliche Aktivität zur Flucht- oder Angriffsreaktion vorliegt. Diese dauerhaft erhöhten Stressfaktoren führen zur körperlichen Erkrankung – am Auge unter anderem zur Makuladegeneration und einem erhöhten Augeninnendruck (Grüner Star).

Chronische Ängste führen auch zu unterschiedlichen Wahrnehmungsstörungen. Diese können sich unter anderem durch Flimmern, Lichterscheinungen, Gesichtsfeldausfälle, veränderte Farbwahrnehmung, verminderndes Kontrastsehen und dunkleres Sehen äußern. Bei all diesen Störungen findet man in der augenärztlichen Praxis gerätetechnisch keine organische Ursache. Der Hilfe suchende Patient wird dann im schlimmsten Fall als Simulant abgetan.

Andersherum jedoch bedingen schwere organische Erkrankungen wiederum Ängste. Schwere Augenerkrankungen wie die Makuladegeneration oder der Grüne Star bereiten den Patienten ständige Sorgen. Sie sind geprägt durch Angst vor der Zukunft, Angst vor der Blindheit, Angst vor Verlust der Selbstständigkeit, um nur die Wichtigsten zu nennen. All diese Faktoren wirken dann krankheitserhaltend und beschleunigen sogar den Verlauf.

 

Probleme am Ausbildungsplatz verursachen Sehstörungen 

Ich kann mich noch gut an einen jungen Mann erinnern, der schon mehrere Augenärzte wegen verschwommenen Sehens und „Lichterscheinungen“ aufgesucht hatte, die aber nichts finden konnten. Er war verzweifelt und wurde zudem mit dem Vorwurf der Simulation konfrontiert. Nach einem ausführlichen Gespräch kam zum Vorschein, dass er Probleme am Ausbildungsplatz hatte. Beherrschend war die Angst, seinen Abschluss nicht zu schaffen. Die Versagensangst wurde noch verstärkt durch die Angst, „etwas“ im Kopf zu haben, das sein Sehen stört, und das keiner findet. Bei ihm lag eine deutliche, sich selbst verstärkende Angststörung vor. Eine Psychotherapie wurde veranlasst. Nach einigen Sitzungen, bei dem ihm auch ausführlich der sogenannte Angstkreislauf erklärt wurde, nahmen die Sehstörungen deutlich ab. Nur noch in Stresssituationen kehren die Symptome zurück. Da er jedoch die Ursache kennt, kann er gut damit umgehen. Die Ausbildung hat er erfolgreich abgeschlossen.

Zur Therapie von psychischen Störungen stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Eine der wichtigsten Methoden ist die Psychotherapie. Da diese Störungen und die daraus folgenden Erkrankungen häufig ein Problem von Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter sind, sollten diese darauf achten, einen Psychotherapeuten zu finden, der Erfahrungen in der Therapie älterer Menschen hat. Bei ihnen bestehen oft andere Sichtweisen auf das Leben und seine Probleme. Dieser Lebensabschnitt wird von Sinnfindungsprozessen geprägt. Dabei hilft ein wohlwollender Rückblick auf das eigene Leben.

 

Akupunktur und Heilpflanzen helfen Seele und Augen 

Andere wichtige Behandlungsoptionen sind Affirmationen (bestärkende Sätze). Durch diese individuell festzulegenden Sprüche hilft man dem Unterbewusstsein, ein bestimmtes Problem zu lösen. Eine gute Alternative, psychische Probleme effektiv zu behandeln, stellt die Akupunktur dar. Durch die Auswahl bestimmter Punkte am Ohr oder am Körper kann man bei der Behandlung von seelischen Belastungen mit dieser Methode sehr viel bewirken. Ein erfahrener Akupunkteur sollte die erforderlichen Punktkombinationen finden. Regelmäßig finden verschiedene Punkte der Ohrakupunktur Anwendung z.B.: Vegetativum 1 + 2, Antiagressionspunkt, Antidepressionpunkt, Frustrationspunkt, Punkt der Angst und Sorge, Omega-Punkte, Herz- und Nierenpunkt. Am Körper sind He 7, KS 6, KG 6 und 15, LG 20, Ma 36, Ni 3 und Ni 6 wichtige Punkte. Allerdings sind „Kochbuchrezepte“ in der Akupunktur nur bedingt wirksam. Besser sind individuelle Punktkombinationen.

Nicht zu unterschätzen, sind die Therapiemöglichkeiten mit heimischen Heilpflanzen. Viele Pflanzen wirken auch auf die Psyche. Wichtige Pflanzen zur Therapie bei Augenerkrankungen mit psychischer Komponente sind Birke, Efeu, Gundelrebe, Melisse und natürlich das Johanniskraut. Als Darreichungsform kommen Tees, Frischpresssäfte sowie durch dynamische Prozesse und lange Reifung entstehende hochwirksame Tinkturen.

Diese Pflanzenmittel kombiniere ich gern mit homöopathischen Präparaten, bevorzugt Komplexpräparate, da die psychischen Störungen häufig vielschichtig sind. Mit einem individuellen Therapiemix ist es möglich, den Betroffenen zu helfen. Sinnvoll sind hier eins, höchstens drei der folgenden Mittel: Sumbulus N Oligoplex®, Lobelia Oligoplex®, Hypericum Oligoplex® und Carbonicum Oligoplex®. Hilfreich wirken auch Calcium Phosphoricum Similiaplex®, Neurapas® balance und Pasconal® Nerventropfen sowie Neurexan®. Mischinjektionen von Infi-China-Injektion N, Infi-Damiana-Injektion N und Infidys®-Injektion wende ich ebenfalls gerne zur Therapieunterstützung an. Je nach Erfahrung des Therapeuten sind natürlich auch andere Mittel möglich. Sie sollten sorgfältig ausgewählt werden und eignen sich nur bedingt zur Eigentherapie.

Die gesamte Behandlung sollte möglichst unter der Führung eines erfahrenen Therapeuten stehen. Entweder der Augenarzt ist selber psychotherapeutisch tätig und kennt sich mit Naturheilverfahren aus. Es gibt auch Praxen, in denen ein Augenarzt und ein Arzt für Psychotherapie zusammenarbeiten. Die Regel wird jedoch sein, dass man bei Verdacht oder
bekannten Problemen den Augenarzt aktiv ansprechen muss, denn selten geht der erste Schritt vom Therapeuten aus.

 

Oft fehlt der Mut zur Psychotherapie 

Ältere Menschen trauen sich oft nicht, psychologische Hilfe zu beanspruchen und üben sich lieber im stillen Erdulden. Hier sollten Angehörige und Freunde den Mut und das Feingefühl aufbringen, diese sicherlich nicht einfache Situation anzusprechen. Leider ist die Haltung „Ich bin doch nicht verrückt!“ noch sehr verbreitet.

Ich möchte jedem Betroffenen Mut machen, sich bei psychosomatischen Augenkrankheiten helfen zu lassen. Und fühlt man sich von einem Augenarzt nicht ernst genommen, hat jeder das Recht auf eine weitere Meinung.

 

Autor: 

Dr. med. René Woytinas,  Jahrgang 1965, Facharzt für Augenheilkunde mit Zusatzbezeichnung Akupunktur, seit 1997 in eigener Praxis. Leiter des Kompetenzzentrums für biologische Augenheilkunde am Lindenhof Salem in Stadtsteinach. Schrieb im Naturarzt zuletzt über Augenmuskelstimulation (5/2010).

Entnommen aus dem „Naturarzt“ April 2011

 

Weiterführende Literatur 

W. Schultz-Zehden: Das Auge – Spiegel der Seele, dtv, München 1995

I. Strempel: Keine Angst vor Grünem Star: Ein Buch für Patienten. Mit Entspannungs-CD, KVC, Essen 2009

I. Strempel: Das andere Augenbuch: Seele und Sehen – ein Leitfaden für Betroffene, KVC, Essen 2006

 

Gefühle spiegeln sich nicht nur in den Augen wider, sie beeinflussen auch den Sehprozess. 

 

 

Verständnis fördern 

Außenstehende können sich meist kaum in die Lage eines hochgradig sehschwachen Patienten hineinversetzen. Das führt unter anderem zu Missverständnissen mit Familienangehörigen. Mit einfachen Mitteln kann man ihnen klar machen, wie sich die Erkrankung auswirkt:

► Um z. B. eine Makuladegeneration zu demonstrieren, verklebt man eine Brille in der Mitte der Gläser mit einem eurogroßen Stück Pappe und bittet dann die Betreffenden, sich damit zu orientieren.

► Ähnlich kann man bei fortgeschrittenem Grünen Star verfahren: Man klebt die Brille komplett ab und lässt nur in der Mitte ein 10-Cent-großes Loch frei.
Solche einfachen Maßnahmen helfen häufig, das Verständnis untereinander zu verbessern.

Viele Menschen leiden heutzutage unter einer Benetzungsstörung des Auges, dem Sicca-Syndrom. Im Volksmund wird diese Störung „Trockenes Auge“ genannt, obwohl es viele verschiedene Ursachen und Verlaufsformen dieser Erkrankung gibt, die voneinander unterschieden werden müssen. Traditionelle Naturheilmittel, wie z. B. Ghee, Augentrost und Schafgarbe, können die Therapie unterstützen.

Zu einer Benetzungsstörung kommt es, wenn die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit nicht mehr stimmt. Diese dient der Reinigung des Bindehautsacks und der Befeuchtung und Ernährung der Hornhaut. Die Tränenflüssigkeit besteht normalerweise aus drei Schichten: Fettschicht, wässrige Schicht und Schleimschicht (von außen nach innen).

Die wasserunlösliche Fettschicht wird in den Meibom-Drüsen produziert – diese sitzen an den Augenlidern – und verhindert das rasche Verdunsten der Tränenflüssigkeit. Der wässrige Anteil der Tränenflüssigkeit wird von den mandelgroßen Tränendrüsen gebildet. Diese befinden sich außen oben in den Augenhöhlen, hinter dem Oberlid. In der wässrigen Schicht sind wichtige Salze, Vitamine und Spurenelemente und mehr als 500 verschiedene Eiweißstoffe zur Ernährung des vorderen Augenabschnitts sowie zur Bakterienabwehr enthalten. Die Schleimschicht wird von Zellen in der Augenbindehaut produziert. Der Schleim ermöglicht, dass der Tränenfilm an der Hornhautoberfläche anhaftet.

Nur wenn alle Träneninhaltsstoffe in der notwendigen Menge vorhanden sind, können sich die drei Schichten des Tränenfilms richtig aufbauen. Ist dieser Aufbau gestört (Ursachen siehe Kasten „Faktoren, die den Tränenfilm stören können“), kann die Tränenflüssigkeit nicht mehr an der Augenoberfläche anhaften und verschiedene Stellen des Auges werden nicht benetzt (Benetzungsstörung). In der Folge kommt es zum Sicca-Syndrom.

Je nach Schwere der Erkrankung leidet der Betroffene an unterschiedlich stark ausgeprägten Beschwerden. Dazu zählen unter anderem:
► Augenrötung,
► Augenjucken,
► Fremdkörpergefühl bis hin zu starken Schmerzen,
► Brennen,
► Lichtempfindlichkeit,
► geschwollene Augenlider,
► stark tränende Augen,
► Sehstörungen,
► verklebte Augenlider, die im schlimmsten Fall nur unter großen Schmerzen zu öffnen sind.

Im Extremfall können die Beschwerden so stark werden, dass Patienten kaum mehr in der Lage sind, ihrem Beruf nachzugehen.

 

Differenzialdiagnose bestimmt die Therapie 

Treten die genannten oder ähnliche Symptome auf, sollte der Betroffene umgehend einen Termin mit seinem Augenarzt vereinbaren. Dieser muss herausfinden, ob der Patient am Symptomenkomplex „Trockenes Auge“ leidet oder an einer anderen Augenkrankheit. Dazu betrachtet er mit der Spaltlampe Veränderungen der verschiedenen Augengewebe, Austrocknungsstellen, Ansammlungen von Schleim, Rötungen sowie der Fettschicht des Tränenfilms. Es wird der Zustand der Augenlider beurteilt: Sind dort etwa Entzündungen, oder funktionieren die in den Lidern eingelagerten Drüsen nicht mehr richtig? Mit dem „Schirmer-Test“ kann der Arzt mithilfe eines Filterpapierstreifens die Produktionsmenge der Tränenflüssigkeit überprüfen. Steht am Ende der Untersuchung die Diagnose „Trockenes Auge“ fest, hat der Augenarzt jetzt verschiedene Therapieoptionen.

Schulmedizinisch wird in den meisten Fällen künstliche Tränenflüssigkeit als Augentropfen zur Benetzung der Augenoberfläche verordnet. Dabei muss der Behandler unterscheiden, welche Schicht des Tränenfilms behandelt werden soll, denn hiervon hängt die Wahl des Mittels ab. Werden Entzündungsfaktoren in der Tränenflüssigkeit oder an der Bindehaut gefunden, liegt ein Hauptaugenmerk auf der Behandlung dieser Entzündung. Dafür wird häufig Kortison eingesetzt, oder bei Allergien Antihistaminika. Liegen schwere Grunderkrankungen wie das Sjögren-Syndrom (rheumatische Erkrankung mit trockenen Schleimhäuten) vor, muss der Augenarzt mit dem Rheumatologen zusammenarbeiten. Hier werden Immunsuppressiva verschrieben.

Wird zu wenig Tränenflüssigkeit produziert, besteht die Möglichkeit, die Produktion mit Pilocarpin oder Cevimeline medikamentös anzuregen. Allerdings bekämpft man damit nur das Symptom, aber nicht die Ursache, und es tritt ein Gewöhnungseffekt ein.

Alternativ dazu kann versucht werden, die Verweildauer der Tränenflüssigkeit im Auge zu erhöhen, indem mit kleinen Stöpseln die Tränenpünktchen verschlossen werden (Punctum-Plugs). Zusätzlich stehen noch einige weitere operative Verfahren zur Verfügung, um die Beschwerden zu lindern. Da Operationen jedoch Risiken bergen, ist es für Patienten sinnvoll, alternative Therapien begleitend zur schulmedizinischen Behandlung zu erproben. Dabei haben sich verschiedene Methoden bewährt, die im Folgenden besprochen werden.

 

Schulmedizinische Therapie naturheilkundlich unterstützen 

Die indische Medizin setzt bei trockenen Augen ein traditionelles Naturheilmittel – Ghee (gesprochen „Gi“) – erfolgreich ein. Ghee ist eine fettig-ölige Substanz, die aus Butter gewonnen wird. An der Universität Graz wurde die Wirksamkeit der Ghee-Therapie beim Sicca-Syndrom wissenschaftlich bewiesen. Sie können dabei wie folgt vorgehen: Besorgen Sie sich in der Apotheke eine Augenbadewanne und füllen Sie Ghee (z. B. aus dem Naturkosthandel) in dieses Behältnis ein. Es gibt in Apotheken auch vorgefertigte ayurvedische Ghee-Augenbäder, die Sie dazu benutzen können. Das Ghee muss dafür auf circa 33 Grad erwärmt werden. Anschließend setzen Sie das Behältnis am Auge an und lassen die Flüssigkeit etwa 10 Minuten auf das geöffnete Auge einwirken. Gebrauchtes Ghee danach entsorgen. Diese Eigentherapie können Sie ein- bis zweimal wöchentlich zu Hause selbst durchführen. Studienteilnehmer aus Graz berichteten im Durchschnitt nach der dritten Behandlung bereits von einer wesentlichen Verbesserung der Beschwerden. Dieses Verfahren ist meines Erachtens als erste Maßnahme geeignet, um die Beschwerden zügig zu lindern. Da jedoch die Ursache der trockenen Augen damit nicht behandelt wird, sollten zusätzlich andere Therapieverfahren gewählt werden, um den Körper wieder in Balance zu bringen.

Bei stark tränenden Augen hat sich oftmals ein Tee aus Schafgarbe bewährt: Man gießt einen gehäuften Teelöffel mit ¼ Liter kochendem Wasser auf; lässt ihn drei Minuten ziehen und trinkt ihn langsam – jeden Schluck gut durchkauen! – über den Tag verteilt. Solange bis sich die Augen bessern. Spätestens nach sechs Wochen sollte man eine Pause einlegen. Auch Kamillenumschläge eignen sich beim trockenen Auge. Dazu wird ¼ Liter Milch gekocht und anschließend über einen gehäuften Esslöffel Kamillenblüten gegossen. Kurz ziehen lassen, abseihen und als Umschläge auf die geschlossenen Augenlider legen. Die Augen unbedingt geschlossen halten, denn Kamille kann in Einzelfällen Reizungen hervorrufen!

Liegen chronische Bindehautentzündungen vor, wird empfohlen, täglich für eine Dauer von maximal 6 Wochen eine Tasse Augentrost-Tee (Euphrasia) zu trinken. Ein gehäufter Teelöffel auf ¼ Liter Wasser reicht aus. Zusätzlich kann man Euphrasia auch lokal anwenden – in Form von Augentropfen aus der Apotheke.

 

Euphrasia, Ruta, Alumina … das richtige Mittel heilt 

Im homöopathischen Repertorium werden unzählige Mittel beim trockenen Auge aufgelistet. Für die Selbstbehandlung sollte man eine D6-Potenz wählen und dreimal täglich eine Tablette unter der Zunge zergehen lassen. Hilft dies nicht weiter, kann ein klassischer Homöopath auf Grundlage der begleitenden Symptome das passende Mittel (Simillimum) finden. In vielen Fällen haben sich die folgenden Mittel bewährt:

Euphrasia hilft bei geröteten, brennenden Augen. Diese können anfangs trocken sein und später stark tränen. Abends verschlechtert sich häufig das Beschwerdebild. Sehr bewährt bei chronischer Bindehautentzündung.

Bei Überanstrengung der Augen, aber auch nach Verletzungen, z. B. nach einer Augenoperation oder einem Stoß, kann man es mit Ruta versuchen. Zu den Symptomen zählen Hitze und Brennen in den Augen, unscharfes Sehen sowie Kopfschmerz beim Lesen. Kälte verschlimmert die Symptome. Bei sehr trockenem Auge und fehlender Tränenflüssigkeit, ist jedoch auch ein Versuch mit Alumina sinnvoll.

Sind die Augen ständig wässrig, eventuell auch gerötet und liegen zusätzlich Hormonumstellungen oder Stimmungsschwankungen vor, ist dies ein Hinweis auf Pulsatilla. Nach starker Sonnenbestrahlung oder Hitzeeinwirkung sowie bei starker Zugluft ist Belladonna das Mittel der Wahl. Bei allergischen Reaktionen sollte man auch an Apis denken.

Auch Schüßler-Mineralien haben sich beim trockenen Auge bewährt. Der Betroffene sollte folgende Schüßler-Salze einnehmen:
► Nr. 3, Ferrum phosphoricum D12, um Entzündungen im Augenbereich (Bindehaut und Augenlid) zu bekämpfen.
► Nr. 8, Natrium chloratum D6, da für den Tränenfilm dieser Mineralstoff notwendig ist.
► Nr. 11, Silicea D12 bei gleichzeitiger Lichtempfindlichkeit;
► Nr. 12, Calcium sulfuricum D6 zum Aufbau der Schleimhäute.

Es werden für maximal 7 Tage dreimal täglich 3 bis 5 Tabletten eingenommen, am besten von jedem der genannten Salze. Anschließend wird die Dosis reduziert auf zweimal täglich für maximal 4 Wochen, falls eine Besserung eintritt. Wenn es damit noch besser zu werden scheint, machen Sie zwei Tage Pause, und nehmen die Mittel dann weitere 4 Wochen zweimal täglich.

Bei besonders starken Beschwerden kann Schüßler-Salz Nr. 8, Natrium chloratum, sogar noch häufiger, z. B. alle fünf Minuten eine Tablette, eingenommen werden, bis Besserung eintritt.

 

Schüßler-Salze vertrieben Entzündung 

Zum Schluss noch zwei Beispiele aus der Praxis: Ein 36-jähriger Mann leidet seit drei Monaten an trockenen Augen. In der Folge kommt es zu einer chronischen Bindehautentzündung. Die zusätzlich entzündeten Augenlider stören die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit. Vom Arzt wurde bisher erfolglos Kortison eingesetzt. Der Patient benetzt seine Augen mehrmals täglich mit künstlicher Tränenflüssigkeit. Er leidet unter starken Augenschmerzen. Morgens graut es ihm davor, die Augen zu öffnen, da verklebte Augenlider dabei zu massiven Schmerzen führen. Die Beschwerden sind so stark, dass der Patient zwischenzeitlich mehrfach im akuten Stadium krankgeschrieben wurde.

Es werden komplexhomöopathische Medikamente gegen die Augenlidentzündung und die inzwischen chronische Konjunktivitis eingesetzt (Regenaplex 76a, 77 a und 117 aN). Zusätzlich nimmt der Patient stündlich fünf Tabletten Natrium chloratum D6 ein und dreimal täglich fünf Tabletten Ferrum phosphoricum D12. Bereits nach wenigen Tagen haben sich die Beschwerden spürbar verbessert. Nach zwei Wochen treten die Beschwerden kaum mehr auf. Nur bei Zugluft gibt es noch leichte Probleme, die nach Aussagen des Patienten aber kein Vergleich mehr zu den vorangegangenen Qualen sind. Nach weiteren vier Wochen ist der Patient beschwerdefrei.

 

Beißende Augentränen verschwanden mit Arsenium 

Bei meiner eigenen Tochter hatte ich Gelegenheit, die schlagartig eintretende Wirkung des passenden homöopathischen Mittels zu erleben. Im Alter von 6 Jahren litt meine Tochter einige Monate lang täglich mehrfach unter spontan tränenden Augen. Da dieses Tränen immer wieder nach etwa einer halben Stunde aufhörte, beachteten wir es nicht weiter. Eines Abends klagte sie unter extrem brennenden, beißenden Augentränen (trockene Augen mit entzündlicher Bindehaut). Die Symptomatik ließ an Arsenicum album denken. Eine sofort verabreichte Gabe in der Potenz C200, 5 Globuli, ließ spontan innerhalb weniger Sekunden das brennende Gefühl verschwinden. Seit diesem Tag haben die Augen nicht mehr getränt. Das Symptom ist vollständig auskuriert.

Jeder Patient kann die erwähnten Methoden parallel zur schulmedizinischen Behandlung anwenden. Da sie kein Risiko bergen, kann der Betroffene nur gewinnen.

 

Autor: 
Andreas Nieswandt,  Jahrgang 1964, studierte Bauingenieurwesen und absolvierte eine 3-jährige Heilpraktikerausbildung. Danach tätig in einer auf Augenerkrankungen spezialisierten Heilpraktiker-Praxis. 2004 eröffnete er eine eigene Naturheilpraxis mit Spezialisierung auf Augenerkrankungen. Autor der Bücher „Heile Deine Augen“ und „Makuladegeneration/ Diabetische Retinopathie“.

Entnommen aus dem „Naturarzt“ Juli 2012

 

Faktoren, die den Tränenfilm stören können 

Zu den bekannten und nachgewiesenen Ursachen für eine Störung des Tränenfilms zählen:

► Das Alter, da dann viele Flüssigkeitsprozesse im Körper verlangsamt ablaufen.
► Ein Mangel an männlichen Sexualhormonen, weshalb Frauen häufiger an trockenen Augen leiden als Männer.
► Medikamente wie Beta-Blocker (Blutdrucksenker), Diuretika (Entwässerungstabletten), Neuroleptika (gegen psychische Erkrankungen), Antibabypille, Antidepressiva, Augentropfen gegen Glaukom, Antihistaminika (gegen Allergien) etc.
► Kontaktlinsen,
► Oberflächenschädigung durch Lasereingriffe an der Hornhaut,
► Erkrankungen wie Diabetes, Lupus, Autoimmunerkrankungen, Entzündungen der Tränendrüsen, Parkinson, Herpes, Vitamin-A-Mangel,
► Verletzungen,
► Klimaanlagen,
► Bildschirmarbeit,
► trockene Räume, speziell im Winter,
► Störungen des Tränenabflusses, z. B. durch Verengungen der Tränenkanäle,
► Stress,
► UV-Strahlen,
► hohe Ozon-Konzentrationen,
► Feinstaub, Pollen, Autoabgase, Umweltgifte,
► Zigarettenrauch.

Gerade die letztgenannten Faktoren führen zu oxidativem Stress, der zum trockenen Auge beiträgt.
Bildschirmarbeit fördert die Trockenheit des Auges.

Beide Daumen schmerzten und ließen sich nicht mehr bewegen. Der Hausarzt vermutete entzündliches Rheuma und überwies Frau Keller (Name geändert) an einen Rheumatologen. Dieser gab ihr Spritzen in die Daumengelenke. Die erhoffte Linderung trat jedoch nicht ein. Hilfe brachte eine Selbstbehandlung mit Schüßler-Salzen.

Meine Hände haben ein Leben lang hart auf dem Gutshof gearbeitet. Vor etwa einem Jahr streikten dann beide Daumen. Sie schmerzten und das Fingerendglied ließ sich nicht mehr bewegen. Damit diese stocksteifen Daumen nicht ganz „einrosten“, bewegte ich sie immer wieder mit der anderen Hand. Nie hätte ich geglaubt, wie sehr mich zwei Finger, die nicht mehr richtig funktionieren, behindern können. Mein Hausarzt vermutete ein beginnendes entzündliches Rheuma. Er erklärte mir, dass dabei die eigenen Immunzellen die Innenhäute der Gelenke angreifen würden. Um sicher zu gehen, bestimmte er die Rheumafaktoren im Blut, also Antikörper, die sich gegen eigenes Gelenkgewebe richten.

 

Experiment mit Schüßler-Salz statt weiterer Rheumaspritzen 

Der Laborwert war auffällig. Deshalb überwies er mich zum Rheumatologen. Dieser gab mir in jeden Daumen eine Spritze. Ich erlitt die reinsten Höllenqualen. Welche entzündungshemmenden Substanzen da genau drin waren, weiß ich bis heute nicht. Ich ging kein zweites Mal in diese Praxis – zumal hinterher keinerlei Besserung eintrat.

 

„Meine“ zwei Schüßler-Salze systematisch aufgespürt 

In einer Zeitschrift las ich dann zufällig einen interessanten Beitrag über die Möglichkeiten einer Selbstbehandlung mit Schüßler-Salzen und entschloss mich für ein Behandlungsexperiment. Aus Büchern erfuhr ich, dass diese „biochemische Heilweise“ auf den Oldenburger Arzt Wilhelm Heinrich Schüßler zurückgeht, der von 1821 bis 1898 lebte.

Er nahm an, dass Krankheiten größtenteils auf einem „gestörten Mineralstoffhaushalt“ beruhen und der Mangel eines bestimmten Minerals den gesamten Stoffwechsel beeinträchtigt. Schüßler entwickelte einen überschaubaren Arzneischatz mit zwölf Salzen aus Mineralstoffen, die von Natur aus im Körper vorkommen. Sie geben dem Körper einen Reiz, damit er künftig die fehlende Substanz besser aus der Nahrung aufnimmt und im Organismus gleichmäßiger verteilt. Diese Denkweise ist mit der der Homöopathie vergleichbar. Die zwölf Salze sollen bei sehr vielen Krankheiten helfen – vielleicht auch bei meinen beiden rheumatischen Daumen.

Ich las auch, dass sich ein spezieller Mineralstoffmangel im Gesicht, am Haar, an Händen, Füßen, Fuß- und Fingernägeln zeigt. Anhand einer Checkliste führte ich an mir diese Signaturendiagnostik durch und befasste mich mit den verschiedenen Beschwerden und den häufig dazu passenden Salzen. Dabei kam ich zu dem Schluss, dass zwei Salze für mich passen: Kalium sulfuricum D6 (Nr. 6) und Calcium sulfuricum D6 (Nr. 12).

 

Fußbäder und gesunde Kost unterstützen die Behandlung 

Ich besorgte mir die Salze in der Apotheke und nahm täglich morgens, mittags und abends je zwei Tabletten davon ein. Wie bei Naturheilmitteln üblich, machte ich mich auf eine längere Behandlungszeit gefasst. Begleitend führte ich ansteigende Fußbäder durch, da sie den Stoffwechsel aktivieren und die Wirkung der Salze angeblich erhöhen sollen. Inzwischen achte ich auch auf eine gesunde Kost mit viel Gemüse und Kartoffeln sowie wenig Fleisch – wie sie für Rheumapatienten empfohlen wird. Ganz allmählich verlor ich in der Hektik des Tages mit meinen lebhaften Enkeln die Aufmerksamkeit für meine „behinderten“ Daumen. Die Schmerzen waren einfach nicht mehr da. Erst als sich meine Nachbarin danach erkundigte, bemerkte ich bewusst, dass sich beide Daumen wieder voll bewegen lassen. Ganz offensichtlich hatte ich für mich die richtigen Schüßler-Salze gefunden.

Was mir geholfen hat. 

 

Entnommen aus dem „Naturarzt“ September 2006

Arthrose – wie Sie den Verschleiß aufhalten! 

Die Arthrose ist die häufigste Erkrankung der Gelenke. Circa 6 Millionen Bundesbürger leiden darunter, vor allem an den Knie-, Hüft-, Finger- sowie den kleinen Wirbelgelenken. Jeder Mensch kann früher oder später betroffen sein, denn alle Körperzellen unterliegen im Laufe des Lebens einem natürlichen Verschleiß. Im Alter nimmt daher die Häufigkeit der Arthrose zu. Mit viel Bewegung und richtiger Ernährung kann man jedoch gegensteuern.

Arthrose (vom griechischen arthros = das Gelenk) bedeutet Gelenkabnutzung oder Verschleiß. Nicht zu verwechseln ist sie mit einer Arthritis – der primären Gelenkentzündung. Der Verschleiß bezieht sich zunächst auf die Knorpelschicht, mit der die Knochenenden, die sich im Gelenk gegeneinander bewegen, überzogen sind. Die Knorpelfläche ist normalerweise spiegelglatt, recht hart und auch elastisch, allerdings im Allgemeinen nur ein bis zwei Millimeter dick. Die Gelenkkapsel umschließt als feste Hülle das Gelenk und stabilisiert es mit faserigen Anteilen. Außerdem bildet die Innenhaut der Gelenkkapsel die Gelenkschmiere, eine zähe Flüssigkeit, die wie ein Ölfilm die glatten Knorpelflächen überzieht. Sie vermindert bei Bewegungen deren Reibungswiderstand, und der Knorpel wird über die ihn umgebende Gelenkflüssigkeit ernährt.

Die Arthrose entwickelt sich aus einem Ungleichgewicht zwischen der Belastungsfähigkeit und der tatsächlichen Belastung des Gelenks. Die Knorpelschicht wird zunehmend abgerieben, der darunterliegende Knochen freigelegt. Da er mit freien Nervenendigungen versorgt ist, wird nun jede Bewegung, insbesondere zu Beginn eines Bewegungsablaufes, schmerzhaft (sogenannter „Anlaufschmerz“). Bei Fortschreiten des Abriebprozesses treten diese Schmerzen auch in Ruhe auf.

Zusätzlich kann eine akute Gelenkreizung mit Schwellung und Überwärmung entstehen. Man spricht dann von einer „aktivierten“ Arthrose. Außerdem bildet der Knochen an den Gelenkrändern Abstützgewebe in Form kleiner Knochenanbauten (Osteophyten). Diese schränken die Gelenkbewegung zunehmend ein und führen im Extremfall zur Gelenkversteifung. Allerdings macht nicht jede Arthrose ständig Beschwerden: Oft finden sich Phasen mit beschwerdefreien Intervallen („stumme“ Arthrose).

 

Zur erblichen Belastung kommt ein mechanischer Schaden 

In den meisten Fällen ist die Ursache der Arthrose laut Lehrbuch unbekannt („idiopathische“ oder „primäre“ Arthrose). Eine erbliche Belastung und Übergewicht spielen jedoch eine Rolle. Darüber hinaus können Fehlstellungen der Gelenke (z. B. X- und O-Beine), chronische Fehl- und Überbelastungen oder Unfallverletzungen die Knorpeloberfläche schädigen und damit zur vorzeitigen Arthrose führen. Oftmals liegen mehrere Gründe gleichzeitig für das Entstehen der Arthrose vor (z. B. erbliche Veranlagung und vermehrte Belastung durch Fußballsport). Seltener führen Gelenkentzündungen (z. B. bei der Polyarthritis) oder Stoffwechselstörungen (z. B. die Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose) in der Folge zu einer Arthrose. Einige Naturheilkundler sind der Ansicht, dass bei einer Übersäuerung des Stoffwechsels das Knorpelgewebe schlechter ernährt und damit schneller abgenutzt wird.

Zur Diagnosestellung reichen meist die ärztliche Befragung und eine körperliche Untersuchung. Dabei wird die Bewegungsfunktion des Gelenks sowie der gelenkführenden Muskeln, Bänder und Nerven geprüft. Zu Beginn einer Arthrose ist im Röntgenbild oft nicht viel zu erkennen, denn es zeigt nur die Veränderungen am Knochen, nicht am Knorpel. Und außerdem: Nur 20-30 Prozent der Patienten, deren Röntgenbild arthrotische Veränderungen aufweist, haben auch wirklich Beschwerden. Mit der Magnetresonanztomografie (MRT), auch „Kernspin“ genannt, können hingegen bereits Knorpelschäden entdeckt werden. Im Ultraschall (Sonografie) lassen sich Knorpel- und Knochenschäden meist nicht ausreichend feststellen. Bei der Arthroskopie (meist ambulant) wird über einen kleinen Schnitt ein spezielles Sichtgerät in das Gelenk eingeführt. Der Arzt kann dadurch meist alle Gelenkstrukturen gut beurteilen, eventuell Risse an Bändern oder dem Meniskus behandeln oder raue Knorpelflächen glätten. Bei Verdacht auf eine Stoffwechselstörung oder rheumatische Entzündung müssen Laborwerte bestimmt werden (z. B. Entzündungsanzeiger CRP, Harnsäure).

 

Knorpelschäden bleiben, aber Folgen lassen sich lindern 

Eine bestehende Arthrose kann nicht wieder rückgängig gemacht werden! Das können auch alle zum Teil noch in Erprobung befindlichen Verfahren nicht, wie die Knorpelübertragung oder Orthokintherapie. Bei letzterer werden aus Blutproben entzündungshemmende Eiweiße gewonnen und anschließend in das betroffene Gelenk gespritzt.

Aber die Auswirkungen der Erkrankung, wie eine akute Reizung mit Gelenkerguss, die Schmerzen und die durch Muskelverspannungen und -verkürzung bedingten Bewegungseinschränkungen können deutlich gelindert oder für längere Zeit beseitigt werden.

In der schulmedizinischen Behandlung werden zunächst meist Schmerzmittel verordnet (z. B. Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac), gelegentlich wird auch reizreduzierendes Kortison in die Gelenke gespritzt. Wichtig ist dann Krankengymnastik zur Muskelkräftigung sowie die Behandlung von Schonhaltungen und eventuell bereits eingetretenen Muskelverkürzungen.

 

Nicht jede hilfreiche Therapie wird von den Kassen bezahlt 

Bei einer noch nicht so vorangeschrittenen Kniearthrose kann das Einspritzen von Hyaluronsäure, dem Hauptbestandteil der Gelenkflüssigkeit, die Beschwerden manchmal für einige Monate deutlich lindern. Da die meisten Krankenkassen die Kostenübernahme ablehnen, muss die Behandlung selbst bezahlt werden (circa 300 Euro).

Oft hilft auch eine durchblutungsfördernde und schmerzstillende Elektrotherapie (z. B. Iontophorese: hierbei werden schmerzstillende Salben mittels Gleichstrom in das Weichteilgewebe transportiert).

Die lokale Kälteanwendung  lindert eine aktivierte, also gereizte Arthrose, z. B. 2- bis 3-mal täglich Gelbeutel aus dem Tiefkühlfach in einer Stoffhülle für 10-15 Minuten auf das überwärmte Gelenk legen. Über Nacht kann man Quarkumschläge aufbringen. Im chronischen Stadium ist allerdings meist Wärme  besser: z. B. Fango (als Pulver) mit heißem Wasser anrühren, die Paste circa 2 cm dick auflegen, mit Plastikfolie, Wolltuch und elastischer Binde umwickeln und über Nacht einwirken lassen.

 

Teufelskralle und Brennnessel als Tee gegen die Entzündung 

Teufelskralle  (z. B. Cefatec® 480 oder Teltonal® 480 morgens und abends 1 Tablette zu den Mahlzeiten) hat entzündungs- und schmerzstillende Eigenschaften, eine spürbare Besserung tritt nach circa 2 Wochen auf. Da Teufelskralle gelegentlich Magen-Darm-Probleme verursacht, sollte die Therapie zunächst nicht länger als 4 Wochen am Stück erfolgen. Als lokale Injektionen um das Gelenk herum (z. B. Allya®) hat sich Teufelskralle gerade bei der Kniearthrose bewährt.

Brennnesselpräparate  (z. B. Hox® alpha, 2 x 1 Kapsel, oder Rheuma Hek®, 2 x 2 Kapseln) wirken entzündungshemmend, da sie wie die Teufelskralle Botenstoffe (Zytokine) hemmen, die für das Fortschreiten der Arthrose verantwortlich sind. Für eine längere Anwendung eignen sich Brennnessel und Teufelskralle auch als Teezubereitung.

Neuraltherapie  (Injektionen mit Lokalbetäubungsmitteln an Schmerzpunkten sowie an Bandansätzen und der Gelenkkapsel) eventuell mit Zusatz von Homöopathika, z. B. Zeel® comp N, hat sich besonders bei Knie- und Schultergelenkarthrose sowie Abnutzung der Wirbelgelenke bewährt.

Auch Eigenblut,  anfangs zweimal pro Woche, ab der 2. Woche einmal pro Woche, wird an Punkten ähnlich der Neuraltherapie in bzw. unter das Unterhautgewebe gespritzt, z. B. bei der Kniearthrose. Enzyme  (z. B. Phlogenzym®, 3 x 2 Dragees über 4-6 Wochen) helfen vor allem bei geschwollenen Gelenken.

Lokale Einreibungen z. B. mit Bienengiftsalbe  oder Pfeffer-(Capsicum-)salbe  (Thermo Bürger Salbe oder Jucurba Capsicum-Schmerzemulsion) eignen sich besonders bei der Fingerarthrose.

Wenn die Arthrose sehr weit fortgeschritten ist, stehen operativer Gelenkersatz vor allem an Knie- und Hüftgelenken zur Verfügung. Doch damit es nicht soweit kommt, sollten Sie sich auf jeden Fall bewegen und vorhandenes Übergewicht reduzieren.  Davon profitieren gerade die unteren, gewichttragenden Hüft- und Kniegelenke.

 

Gewichtsreduktion entlastet die Knie und Hüftgelenke 

Die Druckbelastung auf die Knorpelflächen kann sich bei Bewegung verdoppeln bis vervierfachen: bei einem 80 kg schweren Menschen treten beim Hüpfen oder einem kleinen Sprung vom Treppenabsatz rasch Druckbelastungen bis zu 300 kg auf. Eine Gewichtsabnahme von z. B. nur 4 kg wirkt sich für die Gelenke in einer Belastungssituation wie eine ganze Getränkekiste weniger Gewicht aus. Dabei hilft auch die richtige Ernährung: 

► Weniger tierisches Eiweiß: Es enthält viel Arachidonsäure, die auch bei gereizten Arthrosen Entzündungsprozesse unterstützt.

► Überwiegend vegetarische und basische Kost. Einige Patienten haben gute Erfolge mit der Rohkosternährung.

► Mehr Omega-3-Fettsäuren (als Gegenspieler zur Arachidonsäure), die in fettreichen Fischen (z. B. Makrele, Hering, Lachs) oder Pflanzenölen (Lein-, Hanf- und Rapsöl) vorkommt.

 

Arachidonsäure meiden, freie Radikale unschädlich machen 

Antioxidantien,  insbesondere das Vitamin E, haben unterstützende Effekte. Für Glucosamin  gibt es Untersuchungen, die bei der Kniearthrose positive Auswirkungen – allerdings in bescheidenem Ausmaß – zeigen. Alle anderen vielbeworbenen Präparate mit Knorpelsubstanzen vom Huhn bis zum Haifisch, Grünlippmuscheln und Kalkpräparate sind einen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis bisher schuldig geblieben.

Dehnungs- und Anspannungsübungen  halten Gelenke in Bewegung. Günstig sind fließende, nicht abrupte Bewegungen ohne große Stoß- und Scherbelastungen. Eine kräftige Muskulatur hilft die Bewegung abzufedern und schützt die Gelenke vor Extremauslenkung und Überlastung.

Schwimmen und gehen statt rasten und rosten 
Für die Beine wirken sich Gehen und Nordic Walking günstig aus. Dabei auf feste, aber bequeme Schuhe mit stoßdämpfender Sohle (z. B. Gel- oder Luftkissen) achten. Beim Radfahren möglichst die Ausdauer ohne großen Pedalwiderstand trainieren. Steigungen oder starker, anhaltender „Tretwiderstand“ erhöhen die Gelenkbelastung.

Beim Schwimmen führt der Auftrieb zur Gewichtsentlastung aller Gelenke, trotzdem werden die Muskeln durch den Wasserwiderstand angeregt. Schwimmen ist für fast alle Gelenke günstig, für die Beine sollten die Flossenschlagbewegung (wie beim Kraulen) oder Strampeln (wie beim „Toten Mann“) gegenüber den Scherbewegungen des Grätschens beim Brustschwimmen bevorzugt werden. Bei Halswirbelsäulenproblemen nicht zu stark den Kopf herausrecken, am besten beim Brustschwimmen mit dem Kopf eintauchen oder besser gleich auf dem Rücken schwimmen.

Ungünstig sind Sportarten, bei denen es zu abrupten Stoß- und Bremsbewegungen in den Gelenken kommt (z. B. Tennis oder Joggen auf hartem Untergrund) oder das Gelenkverletzungsrisiko groß ist (z. B. beim Fußballspielen).

 

Dehn- und Bewegungsübungen für jeden Tag 

Übung 1:  Gerade Sitzhaltung, rechten Arm gebeugt in Richtung Nacken führen und Kleinfingerkante an das linke Schulterblatt anlegen, mit der linken Hand um den Ellenbogen greifen und unter leichter Dehnung der Rücken- und Oberarmmuskulatur weiter Richtung Kopf ziehen, 10 Sek. halten, lockern, jede Seite 2- bis 3-mal wiederholen.

Übung 2:  Ellenbogen angewinkelt, Hände nach vorn gestreckt. Zuerst Finger in den Mittelgelenken wie eine Kralle beugen, anschließend strecken. Dann alle Finger zur lockeren Faust schließen, strecken. Dann Faust halten und Handgelenk nach oben überstrecken und unten beugen, je zehnmal mit beiden Händen wiederholen.

Übung 3:  In leichter Schrittstellung, rechtes Bein nach vorn, linke Ferse bleibt auf dem Boden. Gewicht nach vorn verlagern, bis leichte Dehnung in der linken hinteren Oberschenkelmuskulatur und der Wade zu spüren ist. 10 Sek. halten, Seite wechseln. Je 5-mal wiederholen.

Übung 4:  Mit rechter Hand an der Wand abstützen, linkes Knie beugen, Fuß mit der linken Hand fassen und Richtung Gesäß ziehen. Dehnungsgefühl im rechten Oberschenkel spüren, 10 Sek. halten, lockern. Pro Seite 2-mal wiederholen.

Übung 5:  In den Türrahmen stellen, Arme seitlich abspreizen und mit den Fingerspitzen beidseits Druck auf den Rahmen ausüben, dabei Schulterblätter hinten zusammenführen, Spannung 10 Sek. halten, lockern. 5-mal wiederholen.

 

Autor: 
Dr. med. Andreas Weiß,  Jahrgang 1958, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie, Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin, Zusatzbezeichnungen Chirotherapie und Naturheilverfahren. Oberarzt an einer Fachklinik für Innere Medizin und Rheumatologie in Bad Homburg.

Entnommen aus dem „Naturarzt“ April 2007

Rheuma ist längst nicht mehr nur das Lieblingsthema von Oma und Opa, wenn sie sonntags zu Besuch kommen. Rund vier Millionen Menschen in Deutschland sind rheumakrank, darunter viele Kinder. Dabei gibt es Rheuma als Krankheit eigentlich nicht. Unter den Sammelbegriff fallen etwa 400 verschiedene Krankheitsbilder, darunter auch Arthrose und Arthritis. Die Arthrose gehört zu den häufigsten Erkrankungen und zu den folgenschwersten, wenn Sie zu spät erkannt und behandelt wird. Welche Behandlungsmöglichkeiten naturheilkundliche Verfahren bieten, lesen Sie in diesem Beitrag.

Wenn die Gelenkbereiche anschwellen und stark schmerzen, so dass die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist, spricht man von Rheuma. Der Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet „alles fließt“. Rheuma ist der Sammelbegriff für rund 400 Krankheiten. Sie werden als Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises bezeichnet und sind in drei Gruppen unterteilt:

► Rheumatische Krankheiten: Sie beruhen ursächlich auf einer Entzündung im Gelenk wie zum Beispiel Arthritis, insbesondere die primär chronische Polyarthritis (PcP), eine an mehreren Gelenken auftretende Dauererkrankung der Gelenke.

► Degenerative Gelenkerkrankungen: Sie beziehen sich auf alle abnützungsbedingt entstandenen Funktionsprobleme der Gelenke einschließlich der Wirbelsäulengelenke. Sind letztere betroffen, sprechen wir von Spondylosen, bei allen anderen Gelenken von Arthrosen.

► Weichteilrheumatismus: Damit sind diejenigen Funktionseinbußen der Gelenke gemeint, die ihren Ursprung außerhalb der Gelenke haben, nämlich an den die Gelenke umgebenden Weichteilen wie Muskeln, Sehnen und Bändern.

Arthrosen sind weltweit die häufigsten Gelenkerkrankungen. Starke Arthrosen haben den Verlust der Gelenkfunktion zur Folge und führen zur körperlichen Behinderung. Arthrose bezeichnet den schmerzhaften, fortschreitenden Verschleiß des Knorpelgewebes an Gelenken und Bandscheiben der Wirbelsäule. Aufgrund der gemeinsamen griechischen Sprachwurzel werden Arthrose und Arthritis oft fälschlicherweise in einen Topf geworfen. Arthrose unterscheidet sich jedoch von der Arthritis auf charakteristische Weise. Wie die Nachsilbe -itis (altgriechisch für Entzündung) schon verrät, ist Ursache oder Ausgangspunkt einer Arthritis stets eine Entzündung. Erst als Folge von dieser werden die Gelenkknorpel und das gelenknahe Knochengewebe geschädigt.
Die Arthrose hingegen beginnt unabhängig von einer Entzündung direkt am Knorpel. Folgende Gegebenheiten können eine solche Knorpelschädigung hervorrufen:

► Fehlstellung eines Gelenks,

► Überlastung und/oder Fehlbelastung eines Gelenks,

► Verletzungen des Knorpelgewebes aufgrund von Stauchungen oder Prellungen, die auch länger zurückliegen können und

► eine mangelhafte Ernährung des Knorpelgewebes, die sich bei Bewegungsarmut und mit zunehmendem Lebensalter ergibt.

Nach Meinung der Ärzte treffen mehrere Faktoren zusammen, wenn eine Arthrose entsteht. Zum einen liegt ein Missverhältnis von Belastung und Belastbarkeit der Gelenke vor. Zum anderen spielt die Störung des Stoffwechsels im Gelenkknorpel eine wichtige Rolle.
Egal welcher auslösende Faktor im Vordergrund der jeweiligen Einzelerkrankung steht, beginnt der Krankheitsprozess stets damit, dass mehr Knorpelbestandteile vom Körper abgebaut als aufgebaut werden. Die Folge: Der Knorpel verliert langsam seine Elastizität und seine Eigenschaften als Stoßdämpfer. Er wird weich, rissig und damit unelastisch. Die im gesunden Zustand glatte Knorpeloberfläche ist aufgeraut und wird durch die Bewegungen des Gelenks immer weiter abgeschliffen.
Das Missverhältnis von Belastung und Belastbarkeit des Knorpels zieht weiteren Knorpelabrieb nach sich. Dabei werden Gelenkkörperchen (Knorpelabrieb) freigesetzt. Der Körper wird in Alarmbereitschaft versetzt, indem unser Körper sogenannte „Killerstoffe“, körpereigene Fresszellen, in das kranke Gelenk schickt. Sie bauen einerseits noch mehr Knorpelsubstanz ab und reizen andererseits die Gelenkinnenhaut. Daraufhin entzündet sich das Gelenk. Der Arzt bezeichnet das als aktivierte Arthrose.
Von Arthrose können grundsätzlich alle Gelenke des Körpers befallen werden, Hüft- und Kniegelenk, aber auch Fingermittel- und Endgelenk, Sprunggelenk oder Schultergelenk. Besonders häufig tritt Arthrose jedoch an den großen Gelenken wie Knie- und Hüftgelenk auf.

 

Entwicklungsstadien – ein Drama in vier Akten 

Im ersten Stadium spürt der Patient die Arthrose nicht. Aber auf einer sehr kleinen Fläche ist der Knorpel bereits oberflächlich geschädigt. Im zweiten Stadium kommt es zur sogenannten Morgensteifigkeit des betroffenen Gelenks und zu Anlaufschmerzen. Die Gelenkbeweglichkeit ist eingeschränkt. Im dritten Stadium sind die Knorpelmasse und dementsprechend die Beweglichkeit des Gelenks noch deutlicher reduziert. Stellenweise ist der Knorpel bis auf den Knochen zerstört. Knorpelabriebteilchen, die bei einer Bewegung des Gelenks mit der Gelenkflüssigkeit umgewälzt werden, rufen in der Gelenkinnenhaut schubartig verlaufende Entzündungen hervor. Dabei werden verschiedene Substanzen, die Schmerzen vermitteln (zum Beispiel Arachidonsäure), auf den Plan gerufen. Im vierten und schwersten Stadium wird das Gelenk vollständig steif. Die Knorpelmasse ist restlos aufgelöst, nicht mehr funktionsfähig und der Gelenkspalt schmaler. Die Folge sind schwerste körperliche Behinderungen. Der Mensch mit Arthrose im vierten Stadium braucht ein neues Gelenk.
Der naturheilkundliche Behandlungsansatz berücksichtigt die unterschiedlichen Rheuma- und Arthroseformen. Er ist immer individuell und erfasst den Menschen in seiner ganzen Krankheitsgeschichte.

 

Ernährungstherapie 

Tierische Lebensmittel, vor allem Fleisch und Eier, erhöhen die entzündliche Aktivität, weil ein körpereigener Stoff (zum Beispiel die schmerzvermittelnde Arachidonsäure) in vermehrtem Ausmaß gebildet wird. Arthrose- und Arthritispatienten können somit von einer vegetarischen Vollwertkost profitieren.

 

Fasten 

Wenn Sie eine Ernährungsumstellung erwägen, sollten Sie damit am besten nach einer Heilfastenkur beginnen. Schon während des Fastens merken die meisten Menschen, dass es ihnen besser geht und die Schmerzen abnehmen. Wer das strenge Null-Fasten nicht verträgt, kann die F. X. Mayr-Kur (Milch-Semmel-Diät) oder das Saftfasten nach Buchinger wählen. In der letzten Zeit setzt sich immer mehr das typgerechte Fasten durch, das persönliche Ernährungsgewohnheiten und Abneigungen integriert. Nach der Fastenkur erfolgt der Kostaufbau mit Obst, viel Gemüse, unter Berücksichtigung einer eiweißärmeren Ernährung.

 

Säure-Basen-Ungleichgewicht 

Naturwissenschaftlich ist ein Säure-Basen-Ungleichgewicht im Blut nicht nachweisbar. Der Körper hat sehr feine Regulationsmechanismen, um den pH-Wert konstant zu halten. Trotz dieser Tatsache beobachten Naturheilkundler, dass sich Arthrose- und Arthritis-Beschwerden lindern, wenn „Basensalze“ oder „Entsäuerungssalze“ zugeführt werden. Man sollte dem Körper mindestens drei, besser sechs Wochen Zeit lassen, bevor sich ein erster Erfolg zeigt. In diesem Fall sind die Basensalze weiterhin einzunehmen.

 

Vitamine 

Aus Untersuchungen mit vielen Arthrosepatienten ist bekannt, dass hochdosiertes Vitamin E die Schmerzen und Entzündungsneigung der Gelenke reduzieren kann. Die meisten Studienteilnehmer berichteten nach mindestens sechswöchiger Einnahme von circa 500 mg bis 600 mg Vitamin E von einer deutlichen Schmerzabnahme, die mit dem chemischen Schmerzmittel Diclofenac zu vergleichen ist. Der Vorteil von Vitamin E: Es gab selbst nach einer Einnahmedauer von bis zu zwei Jahren trotz der hohen Dosis (normal wären etwa 30 mg/täglich) keine unerwünschten Nebenwirkungen. Vitamin C sollte zusätzlich eingenommen werden. Vitamin C und Vitamin E gehören zu einem körpereigenen Entgiftungssystem und regenerieren sich gegenseitig. Die empfohlene Tagesdosis Vitamin C (circa ein bis zwei Gramm täglich) sollte in mehreren Portionen eingenommen werden.

 

Störfelder behandeln 

Störfelder sind krankhaft veränderte Körperbereiche, die in anderen Körperregionen Störungen, Schmerzen und Krankheiten auslösen. Häufige Störfelder sind kranke Zähne (ehemals vereiterte Zähne, nach Zahnfistel-Eiterung oder verlagerte Zähne) und kranke Mandeln. Seltener stören Narben, Nasennebenhöhlen oder der gynäkologische Raum.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Störfelder auszuschalten. Eine der am häufigsten angewandten ist die Neuraltherapie nach Huneke. Aber auch mit Laserlicht, Akupunktur oder der
Neuen Punktuellen Schmerz- und Organtherapie (NPSO) können Störfelder ausgeschaltet werden.

 

Kneipp und Prießnitz 

Bäder können die Beschwerden lindern. In der Praxis gebräuchlich sind unter anderem Heublumen, Fichtennadeln und Zinnkraut (Schachtelhalm). Heublumen enthalten verschiedene ätherische Öle, die hautreizend und stoffwechselanregend wirken. Sie werden neben Stoffwechselkrankheiten wie Grieß- und Steinleiden auch bei gichtisch-rheumatischen Zuständen und Gelenkversteifungen angewandt.
Fichtennadeln enthalten ätherische Öle, Terpene und Gerbsäuren. Auch hier steht die hautreizende und stoffwechselanregende Wirkung im Vordergrund. Man nimmt entweder das Vollextrakt oder reine ätherische Öle.
Zinnkraut (Schachtelhalm) hat einen hohen Gehalt an Kieselsäuren, die lokal stoffwechselanregend auf Haut und Bindegewebe, Bänder und Sehnen wirken: Es wird zur Gewebestabilisierung und bei Schwellungszuständen nach Knochenbrüchen/Verstauchungen empfohlen. Nehmen Sie am besten fertige Badeextrakte, da die ätherischen Öle beim Abkochen sonst verloren gehen.
Packungen beziehungsweise Wickel können warm oder kalt angewandt werden. Das richtet sich danach, ob ein akuter Entzündungszustand (Arthritis: dann meistens kalt) vorherrscht, oder ein chronisch-degenerativer Prozess (Arthrose: dann meistens warm). Als Warmanwendung empfehle ich Heusäcke oder Moorpackungen.
Die Heusäcke werden zum Beispiel in einem Dampfkochtopf erhitzt und auf das schmerzende Gelenk gelegt. Nach dem Dämpfen gut ausklopfen. Der Heusack ist sonst zu heiß.
Kalte Wickel mit Beinwell (Symphytum), Quark oder mit Retterspitz äußerlich sind ausgesprochen wohltuend. Dafür tauchen Sie ein Leintuch in kaltes Wasser, wringen es aus und streichen das Beinwellgel oder den Quark darauf. Die Wickel (kalt oder warm je nach Bedürfnis) legen Sie auf das schmerzende Gelenk. Zur Wärme/Kälte-Isolation wird ein weiteres, größeres Tuch aus Baumwolle oder Wolle darum gewickelt. Der Wickel wird gewechselt, wenn er warm erscheint.
Bei chronischen Arthrosen kann auch ein kalter Wickel als Langzeitwickel zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden. Der Wickel muss eineinhalb bis zwei Stunden am Gelenk liegen. Der Körper heizt ihn mit eigener Wärme auf. Dadurch wird das Gelenk stärker durchblutet.

 

Ozon-Sauerstoff-Behandlung 
Ozon ist eine besondere Form des Sauerstoffs. In manchen chronischen Fällen, insbesondere bei Knie- und Hüftarthrose sowie bei Kreuzbein-Darmbein-Gelenksblockaden habe ich durch Injektion eines Ozon-Sauerstoff-Gemisches in das Gelenk festgestellt, dass der Schmerz erheblich nachließ.
Da Ozon bei der Injektion brennt, empfiehlt sich eine vorherige lokale Betäubung mit einem Neuraltherapeutikum, dass zudem einen heilungsfördernden Einfluss hat.

 

Thymus- und Zellextrakte 

Zellextrakte werden aus tierischen embryonalen Körperzellen gewonnen, zum Beispiel Thymusextrakt. Es hat, wie Studien zeigten, eine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung. Es genügt, die Thymusextrakte an die Gelenkkapsel zu spritzen. Eine Injektion in das Gelenk ist nicht notwendig. Die Zellextrakte sind zwar keine Wundermittel, die Erfolge jedoch ermutigend.

 

Ausleitung der Krankheit 

Baunscheidtieren:  Seit mehr als 100 Jahren wenden Naturheilkundler das Baunscheidtverfahren bei Arthrose an. Dieser Methode liegt die Beobachtung zugrunde, dass sich Arthrosebeschwerden deutlich besseren, wenn ein hautreizendes und lokal entzündungsförderndes Mittel eingesetzt wird. Als Hautreizmittel bringt der Arzt ein sogenanntes Baunscheidtöl mittels eines Stichlers auf die Haut. Der Stichler (sieht aus wie ein Igel) soll nur die oberste Hautschicht etwas anritzen, damit das Öl die feineren, weicheren Hautschichten besser erreichen kann. Nach der Behandlung entsteht – je nach Öl und Intensität der Stichelung – eine deutliche Hautrötung, manchmal auch eine (erwünschte) eitrige Entzündung. Über diese werden Krankheitsstoffe aus dem Körper „ausgeleitet „. Die Folge: Das Gelenk ist weniger entzündet, schwillt ab und die Beweglichkeit nimmt zu.

Cantharidenpflaster:  Die kräftigere Variante zum Baunscheidtieren ist das Cantharidenpflaster. Es wurde nach der Spanischen Fliege benannt, die zu seiner Herstellung verwandt wird. Das Gift der Spanischen Fliege verursacht eine Art Verbrennung der Haut. Innerhalb von 24 Stunden kommt es zu einer Blasenbildung. Wenn die Blasen abgetragen sind, tritt mehrere Tage lang ein zunächst trübes, später etwas eitriges Sekret aus. Das Cantharidenpflaster zeigte eine sehr gute Heilanzeige in sogenannten aussichtslosen Fällen, bei denen es bereits zu einer Gelenkversteifung kam. Gegenanzeige: Bei Nieren- und Blasenerkrankungen sollte das Cantharidenpflaster wegen der reizenden Wirkung nicht verwendet werden.

 

Heilpflanzen 

Zur Behandlung von rheumatischen und arthrotischen Beschwerden empfehlen sich unter anderem Brennnessel, Weidenrinde, Mistel und Gemeiner Beinwell.

Brennnessel:  In der Erfahrungsheilkunde gilt sie als wassertreibendes Medikament. Die Brennnessel fördert die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren und ist bei Gicht, Rheuma, Arthritis, Nieren- und Blasenbeschwerden, Gallen- und Leberleiden sowie chronischen Hauterkrankungen angezeigt. Der entzündungshemmenden Eigenschaft der Brennnessel kommt in der Arthrosebehandlung besondere Bedeutung zu. Studien zufolge ließ sich der Krankheitsverlauf durch die Verabreichung von Medikamenten aus Brennnesselextrakt positiv beeinflussen. Die Schmerzen ließen nach, und der Schmerzmittelverbrauch nahm ab.
Für eine Blut- und Säftereinigungskur nimmt man den Saft (zwei Teelöffel auf eine Tasse Wasser) oder den standardisierten Brennnesselpresssaft aus der Apotheke. Brennnesseln dürfen nicht angewandt werden, wenn die Wasseransammlungen im Körper auf eine eingeschränkte Herz- oder Nierentätigkeit zurückzuführen sind.

Weidenrinde  der Purpurweide: In der Weidenrinde kommt die Salicylsäure vor. Seit einiger Zeit gibt es ein gut verträgliches Salicylsäurepräparat aus Weidenrinde zur Behandlung von Rheuma, das auch magenverträglich ist.

Gemeiner Beinwell:  Wegen seiner entzündungshemmenden und blutstillenden Wirkung wird er bei Knochenverletzungen, Gelenkschmerzen, Prellungen, schlecht heilenden Wunden und Drüsenschwellungen sehr geschätzt. Beinwell wird bevorzugt als Umschlag eingesetzt. Aber auch die innerliche Anwendung als homöopathisches Mittel wirkt gut.

 

Bewegungstherapie 

Nur Gelenke, die bewegt werden, bleiben gelenkig. Das Einfachste, was Sie machen können, ist die morgendliche Frühgymnastik. Oder versuchen Sie es mit Wassergymnastik im warmen Wasser. Ein anderer Vorschlag, insbesondere für Hüftarthrose und Kniearthrose: Standradfahren oder Radfahren ohne körperliche Anstrengung. Sind die Gelenke zu sehr „eingerostet“, hilft nur noch professionelle Hilfe. Die klassische Krankengymnastik verschafft meist Linderung.

 

Autor: 
Andreas Jansen,  Jahrgang 1960, ist Arzt für Homöopathie und Naturheilverfahren. Er studierte Medizin an der Universität Tübingen. lnternistische und chirurgische Weiterbildung. Zwei Jahre als Kneipparzt in Bad Wörrishofen. Seit fünf Jahren in Lindau/ Bodensee niedergelassen mit Schwerpunkt: Wirbelsäulen- und lschiasbehandlung, Arthrosetherapie, Neurodermitis- und Allergiebehandlung.

Entnommen aus dem „Naturarzt“ Januar 2001

 

Weiterführende Literatur: 

R. F. Weiß: Lehrbuch der Phythotherapie. Hippokrates, Stuttgart, 1991 M. 0. Bruker: Gesund durch richtiges Essen, Goldmann, München, 1999

Lebererkrankungen haben infektiöse und toxische Ursachen. Infektiöse Lebererkrankungen sind erforscht. Dafür sind relativ unschädliche Impfstoffe verfügbar. Weniger bekannt ist, wie man mit „Lebergiften“, von denen es unzählige gibt, umgehen kann. Der Laie – und nicht nur er – resigniert vor deren Vielzahl und verfällt in einen „therapeutischen Nihilismus“ („Man kann ja sowieso nichts machen!“). Die Summe der Lebergifte wird deshalb hier unter dem Begriff der „Inweltverschmutzung“ zusammengefaßt. Als Indikator für die „Inweltverschmutzung“ läßt sich die Übersäuerung festmachen. Ihr Ausmaß ist für jeden mit Hilfe einfacher Urintests feststellbar. So kann auch der Laie das Ausmaß seiner individuellen Leberbelastung abschätzen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Die „Inweltverschmutzung“ ist eine Folge von der ökologischen Belastung, das heißt, des chemischen Eingebundenseins des Menschen in die Nahrungs-beziehungsweise Schadstoffkette. Hier ist er, beziehungsweise seine Leber, das „schwächste Glied in der Kette“ und somit auch ein Indikator für das Maß der „Umweltverschmutzung“.

 

Dreiheit der Ursachen bei Lebererkrankungen 

Leberkrankheiten sind, wie die meisten Krankheiten anderer Organe auch, infektiös, toxisch und/oder psychosomatisch verursacht. Bei genauerem Hinsehen findet man fast immer eine Dreiheit von Ursachen – eine psychosomatische „Vorbereitung“, eine über längere Zeit wirksame toxische „Schwächung“ und einen „Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“, so dass eines Tages eine manifeste Krankheit auftritt. So beispielsweise der Fall eines Patienten, der sich nach der langen und destruktiven Trennungsphase von seiner Frau und den Kindern und den damit verbundenen Kränkungen wenige Wochen vor der Scheidung eine Hepatitis B „holte“, die nicht ausheilte. Dass schon lange Zeit vorher in seiner Leber/Galle etwas nicht in Ordnung war, zeigte sich darin, dass zusätzlich zur Hepatitis große Gallensteine festgestellt wurden. Oder: Die Patientin mit sehr hartnäckigen, migräneartigen Kopfschmerzen (Akupunktur: „Gallenblasenmeridian“), die Zeit ihres Lebens den „unteren Weg gegangen“ war und allen Groll in sich hineingefressen hatte, und eine „unklare“ Erhöhung von Leberwerten aufwies.

 

Volksmund und Psychosomatik 

Der Volksmund gibt über psychosomatische Zusammenhänge bei der Krankheitsentstehung – nicht nur bei Lebererkrankungen – sehr gut Auskunft. Man sagt: „Der hat sich gelb/grün geärgert!“ oder: „Ihr ist eine Laus über die Leber gelaufen!“. Menschliche Reaktionstypen werden schon lange nach der Funktion des Leber-Galle-Systems bezeichnet. Wir kennen den Choleriker (griechisch: Icholel = die Galle), der Mensch, dem immer wieder die „Galle überläuft“, der also mit seinen Affekten nicht angemessen umgehen kann. Und wir kennen die „Melancholie“ (griechisch: schwarze Galle) und bezeichnen damit eine Reaktionsart von Menschen, die mit ihrer Wut und/oder Trauer nicht umzugehen gelernt haben und deswegen zu Depressionen neigen.

 

Dys-Stress als Mittler von Krankheit 

Große, lange dauernde oder „unbekannte“ Belastungen – gleich welcher Art – werden im Organismus als Stress empfunden. Dauert dieser Stress zu lange oder hat der Mensch nicht gelernt, damit umzugehen, „schlägt er in’s Organische durch“. Er macht sich individuell unterschiedlich (Konstitution) und/oder an unterschiedlichen Organen (Disposition) bemerkbar. Hierbei reagieren jüngere Menschen und Männer eher mit einer Störung der vom sympathischen vegetativen Nervensystem abhängigen Organe (Herz-Kreislauforgane, aktiver Bewegungsapparat et cetera) und mit entzündlichen Erkrankungen, ältere Menschen und Frauen eher mit einer Störung der vom parasympathischen vegetativen Nervensystem abhängigen Organe (Bronchien, Magen-Darm, Leber/Galle/Bauchspeicheldrüse, Urogenitalsystem, passiver Bewegungsapparat) und mit sogenannten degenerativen Erkrankungen wie Zysten-, Adenom- oder Steinbildungen.

 

Das schwächste Glied in der Kette 

Belastungen – gleich welcher Art – zeigen sich an dem Organsystem, das familiär als Schwachpunkt bekannt ist, von nicht ausgeheilten Vorerkrankungen her geschwächt ist und – im Falle von Lebererkrankungen – durch Ernährungsfehler, Alkohol und/oder chemische Produkte (Arbeitsplatz oder Schlafplatzbelastung durch Lösungsmittel oder anderes) überlastet ist.

 

Krankheit als Symbol 

Krankheit als Symbol zu verstehen ist die komplizierteste, aber auch die spannendste Art, sich den „Sinn von Krankheit“ klar zu machen. Hier gibt es den heute gern gegangenen „esoterischen“ Weg oder den solideren, aber beschwerlicheren „psychosomatischen“ Weg. Leber-Galle-Patienten haben meist eine Aggressionshemmung. Sie haben nicht gelernt, mit ihrem Groll, ihrer Verärgerung, ihrem Zorn, ihrer Wut angemessen umzugehen (siehe oben „Parasympathikusstörung“).

 

Schutz vor Erkrankung der Leber 

Sich „vor Leberkrankheiten schützen“ heißt, die beschriebenen Gegebenheiten mit ins Kalkül zu ziehen.

 

Zentrale Funktion der Leber – „chemische Abwehr“ 

Die Differenzierung im Laufe der Entwicklungsgeschichte hat den Organen jeweils verschiedene Aufgaben zugewiesen. Die Abwehr von zelligen Krankheitserregern – sei es von außen (Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten), sei es von innen (Krebszellen) – ist Aufgabe des „Abwehrsystems“ (Haut- und Schleimhautbarriere – im Dann, in der Lunge –, Lymphsystem – vor allem im Darm –, Blut und Bindegewebe). Die Abwehr von „flüssigen Krankheitserregern“ hat unser Organismus an die Leber delegiert – sie dient der „chemischen Abwehr“. Eine der zentralen Funktionen unserer Leber ist das, was im Verbundnetz der Wasserwirtschaft die Klärwerke machen. Die Leber ist mit der Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt und dem Lymphsystem im Bauchraum Garant dafür, dass „Toxine“ – Giftstoffe – unseren Stoffwechsel nicht reizen, stören und lähmen.

 

„Imweltverschmutzung“ 

Diese Toxine kommen durchaus nicht alle aus unserer Umwelt, ein Großteil ist „hausgemacht“. Bei einseitiger Ernährung – hier können aus Platzgründen nur die zwei Hauptarten von Fehlernährung dargestellt werden – verändert sich das Darmmilieu und damit die Bakterienbesiedlung markant. Zuviel Kohlenhydrate machen „sauer“. Rohkost führt unter bestimmten Umständen zur Gärung im Darm mit der Produktion von Fuselalkoholen. Zuviel tierisches Eiweiß (Fleisch, Milch und so weiter) in der Nahrung führt unter Umständen zur Fäulnis im Darm mit der Produktion von giftigen Abbauprodukten. Übersäuerung, Fuselalkohole sowie Eiweißtoxine – sie stellen eine Belastung für die Leber dar.

 

Schutz vor Leberkrankheiten 

Eine Hauptmöglichkeit, sich vor Leberkrankheiten zu schützen, besteht demnach darin, sich „ausgewogen“ zu ernähren. Der gesunde erwachsene Mensch braucht pro Tag 50 (in Worten: fünfzig) verschiedene Nahrungsbestandteile. Diese qualitative Minimalversorgung ist einigermaßen gewährleistet, wenn die Nahrung zu einem Drittel aus tierischen und zu zwei Dritteln aus pflanzlichen Produkten besteht – nach Möglichkeit aus biologischem Anbau. Für Kinder, Heranwachsende, Schwangere und Genesende gelten unter anderem besondere Regeln. Die Nahrung sollte besonders vitalstoffreich sein.
Zur „ausgewogensten“ Ernährung gehört für den Säugling das Stillen. Bei vielen Patienten, die heute mit Darm-, Leber-Galle-Problemen oder Allergien in die Sprechstunde kommen, lässt sich feststellen, dass sie nicht, zu kurz (weniger als sechs Monate) oder unzureichend gestillt (vor dem sechsten Monat beigefüttert) wurden. Verdauungs- und Abwehrsystem brauchen ein halbes Jahr, um zu „reifen“. Dieses Reifen kann nur im Schutz der Ernährung mit Muttermilch gelingen.

 

Leber und Darm 

Ungleichgewichte in der bakteriellen Darmbesiedlung – der gesunde Erwachsene hat 400 verschiedene Bakterien im Darm, die zusammen genommen mehr wiegen als seine Leber – können sich über längere Zeit nur bei einseitiger Ernährung erhalten. Weitere Ursachen für mikro-ökologische Störungen der Darmflora sind vermutlich Chlor im Trinkwasser, Desinfizientien in Zahnpasten und Mundwässern, Konservierungsmittel in haltbar gemachten Lebensmitteln, Antibiotika im Mastfleisch und anderes. Als „medizinische“ Ursache gelten Antibiotika bei kritikloser Anwendung. Die Entstehung der bakteriellen Darmstörung wird erleichtert, wenn die erste Besiedlung unnatürlich erfolgte (Nicht-Stillen).

 

 

Schutz Nummer 3 

Sich vor Leberkrankheiten schützen heißt, neben einer ausgewogenen Ernährung darauf zu achten, dass möglichst wenig Störfaktoren auf den aus über 400 verschiedenen Sorten bestehenden Bakterienrasen im Darm einwirken. Alles, was bakterielle Schädlinge tötet, tötet auch Nützlinge. Bei Einsatz von desinfizierenden und/oder antibiotischen Maßnahmen ist der Nutzen gegen einen eventuellen Schaden sorgfältig abzuwägen. Bei Krankheiten ist deren Risiko gegen das Risiko der Nebenwirkungen von Behandlungsmaßnahmen abzuwägen. Fieberhafte Virusinfekte beispielsweise sind keine Indikation für Antibiotika – schon einmal gar nicht im Kindesalter. Müssen Antibiotika genommen werden, so sollte man mit den als Durchfallmittel bekannten Hefepilzen gegensteuern. Ein Mensch, dessen „darmassoziierte Abwehrorgane“ (Darmflora, intakte Schleimhaut und Lymphsystem= erste Kette der Abwehr) und dessen Leber (Entgiftungsorgan) intakt sind, braucht einen kurzdauernden fieberhaften Infekt nicht zu fürchten.

 

Umweltverschmutzung = Imweltverschmutzung 

Eine Untersuchung von Professor Meister an der Universität Münster hat ergeben, dass die Häufigkeit von Bronchialerkrankungen in den verschiedenen Bundesländern ziemlich genau mit der Verteilung der Waldschäden übereinstimmt. Ökologische Belastungen lassen den Menschen nicht aus; wir leben nicht im „luftleeren Raum“. Wir sind – ob wir wollen oder nicht – ein „Glied in der Kette“ – im hier zur Diskussion stehenden Zusammenhang: ein Glied in der Nahrungskette, was in der Zivilisation immer auch heißt: ein Glied in der Schadstoffkette. Neben der „Umweltverschmutzung“ haben wir eine „Inweltverschmutzung“, die mit der hausgemachten „Inweltverschmutzung“, die oben beschrieben wurde, interagiert. Beide strapazieren unsere Leber zu gleichen Anteilen.

 

Der Mensch wird sauer 

In der Decoder-Dermographie – einer einfachen Methode der bioelektronischen Funktionsdiagnostik (BFD), die in vielen naturheilkundlichen Praxen zum Standard gehört – findet man in den letzten Jahren zunehmend Zeichen der „Übersäuerung“ in der „Leberableitung“.

 

Methodische Schwierigkeiten 

Diese frühesten Zeichen von Belastungen des Leberstoffwechsels haben ein Doppelgesicht. In der Naturheilkunde und/oder bei den Kennern von BFD (bioelektronische Funktionsdiagnostik) und EAP (Elektroakupunktur) sind sie Leitfaden für die funktionelle, das heißt Frühdiagnose von Störungen. Da diese Messungen aber sensibler reagieren als chemische Analysen – die im Labor ermittelten „Leberwerte“ sind oftmals „normal“ –, werden sie von ausschließlich konventionell arbeitenden Medizinern nicht als aussagekräftig anerkannt. Das muss der Patient wissen, der sowohl den „Organspezialisten“ wie den „Naturheilkundler“ konsultiert. Der – scheinbare – Widerspruch zwischen den beiden Methoden besteht in der unterschiedlichen Herangehensweise. Wenn man ein Tonband unter dem Mikroskop oder im Reagenzglas untersucht, findet man auch keine Musik, obwohl sie unzweifelhaft da ist. Wenn ein Mediziner sagt, dass er keinen Leberschaden nachweisen oder bestätigen kann, so sollten Sie daraus nicht den Schluss ziehen, dass alles in Ordnung sei, sondern lediglich, dass dieser mit konventionellen Mitteln (noch) nicht nachweisbar ist.

 

Übersäuerung als Indikator 

Die Zunahme der Zeichen der Übersäuerung des menschlichen Organismus – als erstes im Decoder, heute aber auch in der pH-Messung des Urins, die jeder Laie mit einem Streifen Indikatorpapier (erhältlich in allen Apotheken) durchführen kann, ja sogar schon in der Messung der Pufferkapazität des Blutes nachweisbar – zeigt uns eindeutig, dass nicht nur der Waldboden sauer ist; allmählich werden auch wir „sauer“. Übersäuerung ist für alle Eiweißsysteme – und das sind wir auch – eine ernstzunehmende Gefährdung. Um sich die Wirkung von Säure auf Eiweiß vor Augen zu führen, geben Sie einen Tropfen Essig in ein frisches Eiweiß! Ob und wann eine „Säurebelastung“ zur „Säurekrankheit“ wird, hängt von vielen Faktoren ab, auf die hier einzugehen, nicht der Platz ist.

 

Das Gummizugmodell der chronischen Krankheit 

Anschaulich für die Wirkung von Belastungen wie die Übersäuerung ist der Vergleich der Krankheitsgefährdung mit der Spannung eines Gummibandes. Dieses reißt, beziehungsweise wird unelastisch, nicht sofort und bei jeder Anspannung, sondern nach stärkerer und/oder längerer Belastung. Das Gummizugmodell wurde meines Wissens erstmals von einer Studiengruppe zum Waldsterben angewendet. Man fütterte einen Computer mit allen zur Verfügung stehenden Daten zur Bodenbeschaffenheit, zu den Eigenschaften des Regens und des Klimas, zu den ökologischen Belastungen und so weiter. Zum Erstaunen der Forscher geschah eine Weile gar nichts. Dann aber trat das „Baumsterben“ im Computermodell katastrophenartig und unumkehrbar ein.
Genauso ist es bei Menschen mit Zivilisationskrankheiten, insofern können wir aus dem Computermodell sehr viel lernen. Sie erkranken, ohne viel zu merken, und kommen erst im Stadium der Unheilbarkeit zum Arzt.

 

 

Schutz Nummer 4 

Wenn wir uns zurückbesinnen, was wir oben über das „schwächste Glied in der Kette“ gehört haben, fragen wir uns natürlich, wie stabil wir gegenüber der Inweltverschmutzung in Gestalt der Übersäuerung sind – wir als Menschen allgemein, aber auch jeder einzelne von uns. Oder anders ausgedrückt: wie angespannt unser „Gummiband“ (schon) ist. Sich vor Leberkrankheiten schützen, bedeutet ganz zentral, der Übersäuerung entgegenzuwirken, damit das „schwächste Glied“ nicht reißt. Dies kann man in vielerlei Gestalt tun. Es beginnt bei der „basenbildenden Kost“ (Ernährungsbereich), geht über „autogenes Training“ (Atmungsbereich), „Lebertee“ (Stoffwechselbereich), „Jogging“ und/oder „Walking“ (Bewegungsbereich) bis hin zum „stillen Wasser“ (Ausscheidungsbereich).

 

Frage der Selbstmedikation 

Aus gegebenem Anlass weise ich hier auf eine besondere Gefahr für die Gesundheit – nicht nur der Leber – hin. Überall wird ja propagiert – nicht zuletzt aus Kostengründen – banale Krankheiten selbst zu kurieren. Dass uns das Sparen am falschen Platz unter Umständen teuer zu stehen kommen kann, wissen wir aus vielen anderen Lebensbereichen.

 

Heimwerker im Gesundheitsbetrieb 

Abgesehen davon, dass wir uns schon fragen (lassen) müssen, warum wir für den tropfenden Wasserhahn den Klempner rufen, unsere – mit Verlaub gesagt etwas schwierigeren – Gesundheitsfragen aber mit der Heimwerkermentalität angehen, müssen wir berücksichtigen, dass wir gerade im Bereich der Lebererkrankungen klare Grenzen zwischen Selbstbehandlung und situationsangemessener Expertenbehandlung ziehen sollten.

 

 

Schutz Nummer 5 

Sie sollten nicht warten, bis es „weh tut“. Hiermit soll nicht einer „Ökochondrie“ das Wort geredet werden. Bei Störungen sollten Sie aber nicht ruhen, bis Sie eine für Sie befriedigende Erklärung gefunden haben.

 

Ein weitgespannter Bogen 

Der auf Detailwissen und auf Rezepte zur Behandlung spezieller Leberstörungen erpichte Patient wird möglicherweise frustriert sein; er möge mir verzeihen, dass ich ihn mit „Allgemeinplätzen“ abgespeist habe. Die Gründe hierfür waren einmal die reichlich vorhandene Laienliteratur zur Naturheilkunde inklusive Lebererkrankungen, zum anderen das Bedürfnis, Lebererkrankungen im erweiterten Rahmen – quasi in ihrer Indikatorfunktion für die angespannte Lage unserer mikro- und makroökologischen Situation darzustellen und aufzuzeigen, was jeder einzelne – als Mitglied der biochemischen und der psycho-sozialen Gemeinschaft tun kann, um sich vor Erkrankungen – nicht nur der Leber – zu schützen.

 

 

Autor: 
Dr. med. Jürgen Heines  studierte Medizin und Psychologie und absolvierte danach ein „Studium generale“ in Philosophie und Kunstgeschichte. Während seiner Medizinalassistenz arbeitete er in der Chirurgie, Gynäkologie/Geburtshilfe und der inneren Medizin. Es schloss sich eine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin an und die Promotion. 1973 ließ er sich mit einer eigenen Praxis in einer westdeutschen Großstadt nieder. Ja seine Arbeit integriert er unter anderem die traditionelle chinesische Medizin, Regulationsmedizin und kunsttherapeutische Elemente.

Entnommen aus dem „Naturarzt“ April 1997

 

Weiterführende Literatur: 

1. Leibold, G.: Leber- und Galleleiden
2. Bruker; M. 0.: Leber-, Galle-, Magen-, Darm- und Bauspeicheldrüsenerkrankungen
3. Schaerf, H.: Gesund mit basischer Kost
4. Hosch, H.: Gesund durch Entsäuerung
5. Rauch, E.: Blut- und Säftereinigung
6. Devi, J.: Yoga für Sie
7. Höhne, A.: Heiltees – die Wunder wirken

Unter Rheuma versteht man ziehende, reißende oder fließende Schmerzen am Muskel- und Skelettsystem. Dahinter verbergen sich die verschiedensten Krankheiten. Medizinisch korrekt heißt es daher: Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Bei den entzündlichen Formen, wie chronische Polyarthritis, Morbus Bechterew oder der Arthritis bei Schuppenflechte, handelt es sich um ein Autoimmungeschehen, bei dem Abwehrzellen körpereigenes Gewebe angreifen. Die eigentliche Ursache ist zwar noch nicht geklärt, trotzdem gibt es erfolgreiche Behandlungsstrategien.

Der enorme Einfluss der Ernährung auf das rheumatische Geschehen ist nicht nur eine uralte Annahme der Naturheilkunde, sondern fasst sich seit einiger Zeit auch bis ins Detail erklären (siehe „Akteure des Rheumas und ihre Gegenspieler“).

 

Freie Radikale mit Selen unschädlich machen 

Eine bedeutende Rolle bei dieser Erkrankung spielen sogenannte freie Radikale. Das sind chemisch hochreaktive Moleküle, die biologisches Material, wie z. B. Zellmembranen, das Erbgut (DNS) oder Fettsäuren, angreifen und schädigen können. Diese aggressiven Radikale bildet der Körper entweder selbst, um z. B. Krankheitserreger abzuwehren, oder sie entstehen als Nebenprodukt der Atmung sowie durch Umwelteinflüsse (z.B. Strahlung, Chemikalien, Zigarettenrauch). Da besonders bei Entzündungsprozessen vermehrt freie Radikale anfallen, besteht bei Rheuma mit seiner chronisch erhöhten Entzündungsaktivität eine besondere Belastung mit freien Radikalen. Sie sind letztendlich für die Gelenkzerstörungen maßgeblich mitverantwortlich.

Der Organismus verfügt über eine Vielzahl von Abwehrmechanismen. Eines der wichtigsten Enzyme in diesem Zusammenhang ist die antioxidativ wirksame Glutathionperoxidase, die nur bei guter Selen-Versorgung in ausreichendem Maß entstehen kann. Im Blut von Rheumapatienten hat man jedoch erniedrigte Selen-Werte  im Vergleich zu Gesunden gefunden.

Einige klinische Studien haben ergeben, dass Selen-Gaben bei Rheuma tatsächlich zu einer deutlichen Schmerzreduktion, weniger Morgensteifigkeit und einer Abnahme der Gelenkschwellungen führen können. Eine Dosis von 100-200 μg täglich wird als sinnvoll und unschädlich angesehen. Am besten fährt man, wenn die Selentherapie anhand des Selenspiegels im Blut gesteuert wird. Dabei sollten Patienten mit Rheuma Selenwerte im oberen Normbereich oder knapp darüber anstreben. Dies ist mit konventioneller Ernährung praktisch nicht erreichbar. Eine preiswerte und hochdosierte Selentherapie kann beispielsweise mit Cefasel® 300 oder selen-loges® 300 (rezeptpflichtig), jeden zweiten Tag eine Tablette, erreicht werden.

 

Vitamine E und C dürfen im Therapieprogramm nicht fehlen 

Das andere Antioxidans, dem hier große Bedeutung beikommt, ist das Vitamin E.  Um deutliche antioxidative Wirkungen zu erzielen, sind so hohe Mengen erforderlich, wie sie mit der Ernährung nicht mehr zu erreichen sind. Eine Gabe von 800-1200 IE täglich sollte über längere Zeit durchgeführt werden. Man müsste etwa zwei Liter des an Vitamin E besonders reichen Sonnenblumenöls verzehren, um in diesen Dosisbereich zu gelangen.

Schädliche Nebenwirkungen wurden auch bei dieser „Mega-Therapie“ bisher nicht beobachtet. Es gibt eine Vielzahl von klinischen Studien, die einen Effekt von Vitamin E bei entzündlichen Gelenkerkrankungen belegen. Vitamin-E-Präparate sollten keine synthetisch hergestellten Substanzen enthalten, sondern natürliches Vitamin E (Pflanzenöldestillat mit RRR- α-Tocopherol), da dieses vermutlich wesentlich besser wirkt, so z. B. Mowivit® 1000 (1 x 1), Mowivit® 600 (2 x 1) oder E-Vitamin-ratiopharm 600 (2 x 1). Die Negativmeldungen über Vitamin E, die in letzter Zeit in der Presse auftauchten, sind auf die Nichtbeachtung dieser Tatsache zurückzuführen.

Bei Rheuma kommt es durch die Entzündung und die vermehrte Freisetzung von freien Radikalen nicht nur zu einem Mangel an Vitamin E, sondern auch an Vitamin C.  Patienten mit Rheuma haben oft einen erniedrigten Vitamin-C-Spiegel. Vitamin C ist außerdem in der Lage, „verbrauchtes Vitamin E“ wieder zu regenerieren. Beide Vitamine unterstützen sich gegenseitig. Sie sollten mehrere Gramm täglich (z. B. 3 x 1/4 TL bei Verträglichkeit) zuführen, im Schub gegebenenfalls mehr, eventuell sogar Infusionen mit 7,5 bis 15 g Vitamin C.

 

Auch Vitamin D unterstützt die Rheumabehandlung 

Neueste Forschungen zeigen, dass Vitamin D  nicht nur für den Knochen eine wichtige Rolle spielt, sondern auch in einem Zusammenhang mit Autoimmunkrankheiten wie Rheuma steht. Viele Menschen in Mitteleuropa haben erniedrigte Vitamin-D-Spiegel, die nicht nur Osteoporose, sondern auch Rheuma begünstigen. Manchmal sind die Vitamin-D-Spiegel sogar trotz Vitamin-D-Einnahme relativ niedrig. Unter Vitamin-D-Kontrollen kann dann die optimale Dosis herausgefunden werden, die oft weit über der normalerweise empfohlenen liegt. Eine Dosis von 1000-2000 IE Vitamin D ist meist erforderlich, z. B. Vitamin D3-Hevert Tabl. oder Vigantoletten® 1000, 1-2 pro Tag.

 

Omega-3-Fettsäuren dämmen die Entzündung erheblich ein 

Omega-3-Fettsäuren sind Bestandteile des berühmten Fischöls. Es handelt sich um mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Sie können vom Menschen nicht gebildet werden. Während die Zufuhr an Linolsäure (Omega-6-Fettsäure) in der deutschen Bevölkerung als ausreichend angesehen werden kann, ist die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren keineswegs befriedigend. Das liegt daran, dass nur wenige Lebensmittel nennenswerte Mengen dieser wichtigen Fettsäuren aufweisen:

Fischöl circa 30 %
Leinöl 58%
Hanföl 20%
Rapsöl 10 %
Soja-, Walnussöl 5-7 %
Weizenkeimöl 5-7 %

 

Fische sind umso reicher an diesen Säuren, je fetter sie sind und je kälter das Wasser ist, in dem sie aufwachsen. Hering, Makrele, Thunfisch und Lachs eignen sich besonders gut, wenn man sich eine große Menge dieses Stoffes zuführen möchte, besonders wenn die Fische im Nordmeer gefangen wurden.

Allerdings ist aus ökologischen Gründen vom häufigen Fischverzehr inzwischen abzuraten. Die Fischbestände sind durch Überfischung stark dezimiert und die Fische zudem mit Schadstoffen sehr belastet. Bevorzugen Sie deshalb erstens Fisch aus Bio-Kulturen oder nachhaltigem Fischfang, erkennbar am MSC-Siegel. Aus ökologischen Gründen sollten wir zweitens andere Fettsäure-Quellen nutzen: Auch einige Pflanzenöle weisen relevante Mengen davon auf. Die Öle müssen immer kalt gepresst sein, da gerade die wertvollen Omega-3-Fettsäuren bei Raffinationsprozessen zerstört werden.

Omega-3-Fettsäuren behindern die Entstehung sowohl von entzündungsfördernden Prostaglandinen als auch von Leukotrienen, die mit den Prostaglandinen verwandt sind. Mit der Zufuhr von mindestens 2 g Omega-3-Fettsäuren pro Tag lassen sich die erwünschten Effekte erzielen. Spürbare Auswirkungen sind allerdings erst nach einigen Wochen bis Monaten zu erwarten, da die Fettsäure-Pools im Organismus nur langsam ausgetauscht werden und es entsprechend lang dauert, bis die Arachidonsäure durch Omega-3-Fettsäuren verdrängt wird.

 

Arachidonsäure meiden: Verzicht auf tierische Fette! 

Studien belegen mittlerweile, dass entzündliche Erkrankungen wie Rheuma, Psoriasis oder chronische Darmentzündungen unter einer Omega-3-fettsäurereichen Diät oder Gabe von entsprechenden Nahrungsergänzungen eine Besserung bzw. eine geringere Rezidivhäufigkeit aufweisen. Bei Eskimos, die natürlicherweise sehr viele Omega-3-Fettsäuren verzehren, sollen diese Krankheiten fast nicht vorkommen. Wenn Eskimos aber in die USA oder nach Dänemark emigrieren, gleichen sich die Erkrankungsraten denen der Einheimischen an. Das beweist, dass nicht genetische, sondern Umweltfaktoren (in erster Linie wohl Ernährung) für den Schutz der Eskimos vor entzündlichen Krankheiten verantwortlich sind.

Für alle hier beschriebenen Nährstoffe sind günstige Effekte auf entzündliche Erkrankungen wie das Rheuma belegt. Da diese Mittel teilweise an unterschiedlichen Punkten im Arachidonsäure-Stoffwechsel ansetzen, sollte sich mit einer kombinierten Therapie (siehe Kasten „Therapie bei Rheuma“) die entzündungshemmmende Wirkung ergänzen und verstärken. Hierzu gibt es allerdings noch keine Studien.

 

Therapie bei Rheuma 

► Gegebenenfalls schulmedizinische Rheuma-Therapie

► Vitamin C mindestens 3 x 1 g, im Schub noch mehr

► Selen 100-200 μg, im Schub 300 μg

► Vitamin E 1000-1200 IE

► Omega-3-Fettsäuren mindestens 2 g pro Tag: 6-12 Fischölkapseln oder 2 TL Lein- oder Hanföl (z. B. auf Pellkartoffeln oder Brot, in Suppe oder Salat)

► Vorwiegend vegetarische Kost unter Verzicht auf Pflanzenöle mit viel Omega-6-Fettsäuren (Sonnenblumen- und Distelöl)

► Viel Bewegung, ohne Belastung der Gelenke, z. B. mit Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking oder Gymnastik

 

Sinnvollerweise ergänzt eine überwiegend vegetarische Ernährung mit weitreichendem Verzicht auf tierische Fette eine solche Kombinationstherapie. Dadurch wird einerseits die Zufuhr von Arachidonsäure vermindert, so dass das Gleichgewicht noch weiter zu Gunsten der „entzündungshemmenden Fettsäuren“ verschoben wird. Zum anderen ist bei vegetarischer Kost gleichzeitig eine höhere Zufuhr an weiteren antioxidativen Nährstoffen besser gewährleistet: in erster Linie Vitamin A bzw. Betakarotin und Vitamin C, aber auch bioaktive, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, von denen mittlerweile antioxidative Effekte bekannt sind (z. B. Anthocyane in der roten Traube). Omega-6-reiche Pflanzenöle wie Sonnenblumen- oder Distelöl sollten Sie bei Rheuma eher meiden.

 

Besserung sollte bereits nach vier Wochen eintreten 

Die Auswirkungen einer solchen Therapie müssten – bei gleichzeitiger sonstiger antirheumatischer Medikation – etwa nach vier Wochen subjektiv deutlich spürbar sein. Auch Entzündungswerte im Blut können sich dann bereits verbessern. Die Effekte werden in der Regel nach mehreren Monaten bis zu einem Jahr optimal ausgeprägt sein. Sollten nach etwa drei Monaten keinerlei positive Veränderungen bemerkt werden spielen der Arachidonsäure-Stoffwechsel und die freien Radikale hier wohl keine große Rolle; diese Therapie braucht dann nicht mehr fortgeführt zu werden.

Die Erfahrung zeigt aber, dass die meisten Patienten mit Rheuma auf ein solches Programm gut, in Einzelfällen sogar sehr gut ansprechen. Bei entsprechender subjektiver und objektiver Besserung können möglicherweise nach und nach die konventionellen Antirheumatika ausgeschlichen werden. Dies sollte aber immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, wie auch die gesamte Kombi-Therapie, besonders die Mengen der jeweiligen Nährstoffe.

 

Autor: 

Dr. med. Volker Schmiedel,  Jahrgang 1958, ist Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin mit den Zusatzbezeichnungen Naturheilverfahren und Homöopathie. Seine wissenschaftliche Arbeit konzentriert sich auf die Gebiete Fettstoffwechselstörungen und Ernährung. Er ist Chefarzt der Inneren Abteilung der Habichtswaldklinik in Kassel.

 

Entnommen aus dem „Naturarzt“ April 2007

 

Akteure des Rheumas und ihre Gegenspieler 

Wenn Rheumatiker die Zufuhr von Arachidonsäure mit der Nahrung einschränken würden, bräuchten sie nicht so viele Medikamente, die dann verhindern, dass daraus entzündungsfördernde Substanzen gebildet werden.

Aus Untersuchungen der letzten Jahre wissen wir, dass bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe im Körper an der Entstehung beziehungsweise Verstärkung von Rheuma beteiligt sind. Diese Botenstoffe entstehen aus der Arachidonsäure,  einer mehrfach ungesättigten Fettsäure, die mit der Nahrung zugeführt oder aus Linolsäure  im Organismus selbst gebildet wird. Generell sind tierische Fette arachidonsäurereich, pflanzliche Fette arachidonsäurearm. Aus der Arachidonsäure kann eine Vielzahl von Folgeprodukten gebildet werden (Prostaglandine  der Gruppe 2, Leukotriene),  die u. a. Entzündungsaktivität, Blutgerinnung, Fettstoffwechsel, Wasserhaushalt und Blutdruck beeinflussen.

Die übliche schulmedizinische Therapie bei Rheuma zielt auf die Hemmung der entzündlichen Aktivität durch nichtsteroidale Antirheumatika  (NSAR) oder Kortisonpräparate ab. Kortison unterdrückt die Synthese von Arachidonsäure aus körpereigenen Omega-6-Fettsäuren  (z. B. der Linolsäure) und damit auch die Entstehung entzündungsfördernder Leukotriene und Prostaglandine.

NSAR hemmen die Bildung von Prostaglandin und mindern auf diese Weise die Entzündungsaktivität. Arachidonsäure und ihre „Gegenspieler“, die Omega-3-Fettsäuren,  können mittlerweile auch im Blut gemessen werden. Dabei sollte ein Quotient zwischen den entzündungsfördernden Omega-6- und den entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren von unter 3,5 angestrebt werden. (Speziallabore, die solche Messungen durchführen, sind: Ganzimmun, Hans-Böckler-Str. 109, 55128 Mainz oder Labor Dr. Bayer, Bopserwaldstr. 26, 70184 Stuttgart.)

Aus den Zwischenprodukten des Arachidonsäure-Stoffwechsels entstehen außerdem freie Radikale.  Deshalb spielen Antioxidantien in der Rheumatherapie eine so wichtige Rolle, weil sie diese unschädlich machen können.