Eine Orientierung für Eltern

In Deutschland besteht keine Impfpflicht, so dass die Eltern entscheiden können, ob und wann sie ihr Kind impfen lassen.

Ein Ratgeber von Dr. med. Wolfgang May

Die seit März 2014 gehäuft aufgetretenen Masernerkrankungen in Berlin haben die Impfthematik wieder in den Vordergrund gerückt. Müssen wir denn unsere Kinder impfen und gegen welche Krankheiten? Muss schon mit 2 Monaten eine 7-fach- Impfung erfolgen? Manche Infektionskrankheiten verlaufen ja bei Säuglingen schwer, manchmal sogar tödlich. Auf der anderen Seite gibt es ja immer wieder Berichte über schwere Impffolgen bis hin zu Todesfällen und dass „durchgeimpfte“ Kinder häufiger chronisch krank sind. Heutige Schutzimpfungen werden nur kurzfristig untersucht, Langzeitstudien zu den Auswirkungen der Impfungen gibt es leider nicht (Prof. Dr. Dittmann, stellv. Dir. der ständigen Impfkommission ( STIKO), Bundesgesundheitsblatt, 4 / 2002; (20).

Eine Impfquote von über 90% wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefordert, um eine Weiterverbreitung von Infektionskrankheiten (Epidemie) zu verhindern (73). Eine andere Möglichkeit die Weiterverbreitung zu verhindern, ist die der Isolierung der Erkrankten. Das konnte bei der Ebola Epidemie in Afrika beobachtet werden. Frühere Epidemien z. B. im Kongo haben sich nicht ausgebreitet, da die Erkrankten kaum Kontakt zur restlichen Bevölkerung des Landes hatten. Die Erkrankung kam zum Stillstand, nach dem die Erkrankten überlebt hatten oder gestorben waren. Bei der jetzigen Epidemie in Westafrika sind die Erkrankten nicht isoliert (42).

Wir leben in Deutschland nicht isoliert von der Welt – Impfungen sind deshalb notwendig, das war auch schon die Meinung von Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie. Es stellt sich jedoch die Frage, was können wir tun, um Impfkomplikationen vorzubeugen und welche Impfungen sind notwendig und wann?

Impfungen gehören zum großen Feld der Krankheitsvorbeugung (Prävention). Sie sind aber nur ein Teil davon! Empfehlung: Mindestens so wichtig sollten die Themen: gesunde Ernährung, ausreichende Trinkmenge, Sonne und Bewegung an der frischen Luft, gesunder, ausreichender Schlaf und in der heutigen Zeit besonders Elektronik / strahlungsfreie Zeit beigemessen werden (66). (Siehe auch Büttner P.: Kinderkrankheiten naturheilkundlich behandeln, DNB- Naturheilkundlicher Ratgeber 10).

Typische Immun-Feinde sind: Zu wenig Schlaf, zu viel Stress, zu wenig Bewegung. Aber auch ein Zuviel an Genussmitteln (Alkohol, Nikotin) oder der Kontakt mit Umweltschadstoffen (Industrie- und Autoabgase, Chemikalien, Elektrosmog usw.) und Medikamente (Antibiotika, fiebersenkende Mittel) können deutlich abwehrschwächende Folgen haben (11, 12).

Wasseranwendungen KinderSäuglingsernährung
beeinflusst die Entwicklung des Immunsystems: Ob Säuglinge mit Muttermilch gestillt werden oder Ersatznahrung erhalten, hat Auswirkungen auf das Immunsystem auch lange nach dem Abstillen. Die Folgen der Säuglingsernährung für das Immunsystem könnten erklären, warum Menschen auf Impfungen unterschiedlich reagieren oder anfälliger für Infektionen oder Autoimmunerkrankungen sind (62).

Vitamin- und Mineralstoffmangel kann eine Immunschwäche verursachen. Vor allem die Vitamine A, B6, -C, -D, -E, aber auch Magnesium, Selen, Zink, Bio-H-tin, Bioflavonoide und Arginin spielen eine Rolle (7, 58). Unter anderem weisen Studien auf einen Zusammenhang zwischen Vitamin A-Mangel und schweren Masernverläufen hin.

Die WHO propagiert hochdosierte Vitamin-A-Gaben bei Vitamin-A-Mangel (70, 73). Vitamin-D-Mangel beim Säugling wird mit Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ1 in Verbindung gebracht (56).

Empfehlung: Die Mutter sollte deshalb schon in der Schwangerschaft auf eine ausreichende Vitamin- und Mineralstoffversorgung achten, die vor allem durch eine gesunde Ernährung gewährleistet wird.

Umwelt und Abhärtung

Feinstaub, Schimmelpilze in der Wohnung und Zigarettenrauch schaden Babys Immunsystem.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rät, die Wohnung regelmäßig ausreichend zu lüften, die Raumtemperatur im Schlafzimmer des Kindes auf 18 °C zu drosseln und täglich für eine halbe bis eine Stunde mit dem Kind an die frische Luft zu gehen (19); zum Beispiel: Abhärtung des Säuglings an der frischen Luft und Wasseranwendungen (Abb 1).

Wie entwickelt sich unser Immunsystem – unsere Körperabwehr?

Der menschliche Körper verfügt von Geburt an über ein natürliches Abwehrsystem (z. B. Makrophagen). Im Gegensatz hierzu entsteht die spezifische oder erworbene Immunabwehr im Laufe des Lebens und mit Hilfe der T-Gedächtniszellen.

Unser Immunsystem:
Unser Immunsystem ist kompliziert aufgebaut und ein komplexes Netzwerk aus verschiedenen Organen, Zelltypen und Molekülen. Seine Aufgabe ist, Gewebeschädigungen durch Krankheitserreger zu verhindern, in den Körper eingedrungene Mikroorganismen und Fremdstoffe zu entfernen und fehlerhaft gewordene körpereigene Zellen zu zerstören. Diese Aufgaben werden vor allem von den Abwehrzellen, den weißen Blutkörperchen im Blut (Leukozyten, Lymphozyten) wahrgenommen, die verschiedene Funktionen haben. Es gibt Fresszellen (Makrophagen), Killerzellen, verschiedene im Thymus gereifte Zellen (T-Zellen) und Antikörper produzierende Zellen (B-Zellen). Unsere Abwehrzellen werden über Botenstoffe (Interleukine, z.B.: IL-1 und IL-2) aktiviert. Ein gesundes Immunsystem ist im Gleichgewicht. T-Suppressorzellen verhindern, dass T-Helferzellen zu stark aktiviert werden.

Grob gesagt können sich bei zu wenig Aktivität (oder Immunzellen) Krankheitserreger oder Krebszellen ausbreiten, bei überschießender Aktivität kommt es zu Allergien und Autoimmunerkrankungen. Fieber bei Infektionen wirkt hier meist so, dass unsere Immunzellen Krankheitserreger und Krebszellen wieder direkt attackieren und chronische Entzündungen reduziert werden (s. Abb. 2).

Ursachen AutoimmunerkrankungenEin Infektionsschutz kann durch aktive und passive Immunisierung erzielt werden. Bei einer passiven Immunisierung werden Antikörper gespritzt.

 

Ziel ist der Sofortschutz z.B gegen Tetanus nach Exposition. Die Antikörper werden im Blut jedoch bereits nach wenigen Wochen abgebaut. Bei der aktiven Impfung wird durch die Verabreichung körperfremder Antigene eine natürliche Infektion nachgeahmt. Die Impfimmunität ist jedoch deutlich geringer als die Immunität nach Durchstehen einer Krankheit (65). Bei einer Infektion oder bei der entsprechenden Impfung kann eine antikörpervermittelte und zellvermittelte Immunität erzielt werden. Dies führt auch zu einem immunologischen Gedächtnis mit der Entwicklung von Gedächtniszellen (Memory-Zellen), die mindestens 5 Jahre leben. Es kann eine
lebenslange Immunität erreicht werden. Die Bildung von Gedächtniszellen bildet die Grundlage für die Funktionsweise einer Impfung. Gedächtniszellen verfügen über die Fähigkeit, die Oberflächenstruktur verschiedener Bakterien bzw. Viren abzuspeichern. Bei einer Zweitinfektion ist der Körper dank seiner Gedächtniszellen deshalb in der Lage, innerhalb kurzer Zeit Antikörper zu bilden (5, 65).