Es muss nicht immer die Chemiekeule sein: Bei Harnwegsinfektionen helfen pflanzliche Arzneimittel. Sie hemmen das Bakterienwachstum, verursachen aber keine Resistenzen

TEXT PROF. DR. MED. KARIN KRAFT, FOTO CREATIV COLLECTION

In den letzten fünf Jahren hat sich der Anteil der Erreger, die gegen alle Breitbandantibiotika unempfindlich sind, um 200 Prozent erhöht. Diese antibiotikaresistenten Bakterien können insbesondere bei geschwächten oder frisch operierten Patienten lebensbedrohlich sein, da kein wirksames Gegenmittel zur Verfügung steht. Mehrere Gründe sind für den rasanten Anstieg der multiresistenten Keime verantwortlich: Die nicht ausreichende Einhaltung hygienischer Grundregeln in den Kliniken zählt ebenso dazu wie der großzügige und teilweise ungezielte Umgang mit Antibiotika in den ärztlichen Praxen. Aber auch die umfangreiche Verwendung von Antibiotika in der Tiermast hat dazu beigetragen.

Die wichtigste Maßnahme gegen multiresistente Keime ist es, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. Inzwischen bezieht auch die Schulmedizin zu diesem Problem Stellung.
„Bei der akuten unkomplizierten Zystitis (Harnblaseninfektion) stellt die alleinige symptomatische Therapie eine vertretbare Alternative zur sofortigen antibiotischen Behandlung dar“, heißt es in einer aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin. Die Gabe von Antibiotika zur Behandlung und insbesondere zur Prophylaxe ist demnach nicht erforderlich. Trotzdem sollen die unangenehmen Symptome möglichst nebenwirkungsarm gelindert werden.

Harntreibend und antientzündlich

Dazu eignen sich etliche Arzneipflanzen und die daraus hergestellten pflanzlichen Arzneimittel gut. Denn sie enthalten antibiotisch wirksame Stoffe, mit denen sie sich selbst wirkungsvoll gegen Bakterien, Viren und Pilze verteidigen. Diese sogenannten Phytotherapeutika lassen sich auch vorbeugend einsetzen, aber nur, wenn keine Schwellungen (Ödeme) infolge einer Herz- oder Nierenschwäche bestehen.

Man unterscheidet zwischen den sogenannten Durchspülungsmitteln und Harnwegsdesinfizienzien. Zu den Durchspülungsmitteln zählen Goldrutenkraut, Birkenblätter, Brennnesselkraut und Schachtelhalmkraut. Sie enthalten antientzündlich wirkende Inhaltsstoffe und regen die Urinausscheidung durch die Niere an. Zudem verhindern sie, dass Bakterien in die Harnwege eindringen, haften bleiben und dort einen Biofilm bilden. Das haben aktuelle Untersuchungen gezeigt. Besonders geeignet sind Kombinationspräparate, weil sich die verschiedenen Wirkprinzipien der Einzelpartner gut ergänzen. Bei der Langzeitanwendung ist ein gelegentlicher Wechsel sinnvoll.

Harnwegsdesinfizienzien enthalten Inhaltsstoffe, die das Bakterienwachstum hemmen, aber keine Resistenzen verursachen. Allerdings wirken sie deutlich schwächer als Antibiotika. Dazu zählen Bärentraubenblätter, Kapuzinerkressenkraut oder Meerrettichwurzel. Harnwegsdesinfizienzien werden nur über kurze Zeit während des Harnwegsinfektes zusammen mit den Durchspülungsmitteln eingenommen.

Goldrutenkraut wird für Tees (insgesamt 3 bis 5 Gramm pro Tag bei 2 bis 4 Tassen) oder Extrakte verwendet und wirkt harntreibend, antientzündlich, krampflösend und schmerzlindernd. In Fertigarzneimitteln wird es oft mit anderen ähnlich wirkenden Pflanzen kombiniert.

Birkenblätter und Brennnesselkraut werden ebenfalls für Teeaufgüsse der Extrakte verwendet. Sie wirken antientzündlich. Dazu 2 Esslöffel pro Tasse ziehen lassen und maximal 8-12 Gramm verwenden. Bei Birkenblättern treten selten Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder allergische Reaktionen auf. Sie werden deshalb meistens mit anderen Pflanzen kombiniert. Für Brennnesselkraut sind keine Nebenwirkungen beschrieben.

Schachtelhalmkraut wirkt antientzündlich und schmerzlindernd. Als Nebenwirkungen sind leichte Magendarmbeschwerden und allergische Reaktionen beschrieben. Man verwendet zwei Teelöffel pro Tasse bis zu dreimal am Tag (10 bis 15 Minuten ziehen lassen).

Bärentraubenblätter wirken antibakteriell, reizlindernd und antientzündlich. Bei empfindlichem Magen verursachen sie gelegentlich Missempfindungen. Sie sollten nur maximal 5 mal im Jahr und jeweils maximal 1 Woche eingenommen werden und sind in Teemischungen oder als Fertigarzneimittel erhältlich.

Die Extrakte des Kapuzinerkressenkrauts, sogenannte Senföle, hemmen Bakterien- und Pilzwachstum in den ableitenden Harnwegen. Senföle aus der Meerrettichwurzel bzw. die frisch geriebenen Wurzeln (20 Gramm pro Tag) wirken zudem schleimhautreizend. Bei Magen- und Dünndarmgeschwüren oder Nierenerkrankungen sollen sie ebenso wie die Extrakte aus Kapuzinerkressenkraut nicht eingenommen und während Schwangerschaft und Stillzeit nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt eingesetzt werden.

Oft werden insbesondere zur Prophylaxe von Harnwegsinfektionen auch Zubereitungen von Cranberry als Saft, Tabletten oder Kapseln empfohlen. Hier handelt es sich jedoch um Nahrungsergänzungsmittel. Sie weisen in der Regel Probleme bei der Dosierung und der Qualität auf.

Für alle genannten Produkte gilt, dass sie problemlos auch zusammen mit Antibiotika eingenommen werden können. Bei Durchspülungsmitteln sollte die Einnahme nach Verschwinden der Symptome noch mindestens 14 Tage fortgeführt werden. Sie eignen sich auch für die Langzeitanwendung.
Karin Kraft hat eine Stiftungsprofessur für Naturheilkunde. Sie lehrt an der Universität Rostock.


 

Diese Arzneipflanzen helfen bei Blasenentzündung

Symptomatik

 

Arzneipflanzen

 

Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere, Brennen beim Wasserlassen

 

Echtes Goldrutenkraut, Acker-schachtelhalm, Gänsefingerkraut

 

Wiederkehrende Entzündungen mit Brennen beim Wasserlassen

 

Echtes
Goldrutenkraut
Akuter Harnwegsinfekt

 

Kapuzinerkressenkraut, Meerrettichwurzel (Senföle)

 

Bei Neigung zu Harnwegsinfektionen als Durch-spülungmittel

 

Birkenblätter, Goldrutenkraut, Orthosiphonblätter (Katzenbart), Tausendgüldenkraut,

 

Liebstöckelwurzel, Rosmarinblätter

 

Häufiges Wasser-lassen mit Brenn–
schmerz, allgemeines Krankheitsgefühl
Bärentraubenblätter

 

 

Ätherische Ölmischungen hemmen das Wachstum gefährlicher Keime

Foto: Matthias Siegk

Carvacrol und Thymol – so heißen die Hauptbestandteile der ätherischen Auszüge von Bohnenkraut, Rotem und Schwarzem Thymian sowie Wildem Majoran. Beide Substanzen sind Derivate des Phenols und zählen zu den so genannten sekundären Pflanzenstoffen, die im menschlichen Organismus zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte entfachen. So sind Carvacrol und Thymol in der Lage, das Wachstum problematischer Bakterienstämme, etwa von Kolibakterien oder Staphylococcus aureus, kurz MRSA genannt, zu hemmen, indem sie erfolgreich auf die Zellmembran einwirken. Sie wirken fungizid und haben schmerzstillende, wundheilende, entzündungshemmende und wärmende Eigenschaften, was sie auch für die Zahnheilkunde interessant macht. Oral eingenommen, wirken beide Derivate verdauungsfördernd.

Bereits in der ägyptischen Kultur kam das stark aromatische Thymiankraut zum Einsatz. Spezialisten verwendeten Auszüge von Thymus vulgaris und weiteren Pflanzenessenzen, um Mumien zu präparieren. Die antimikrobielle, scharf schmeckende Tinktur tötete Pilze und Sporen ab und schützte die Körper vor natürlichem Verfall. Heute schenkt die Wissenschaft diesen hochwirksamen Eigenschaften auf der Suche nach Alternativen zu konventionellen Antibiotika und Antimykotika wieder erhöhte Aufmerksamkeit. Insbesondere bei der Behandlung von MRSA-Patienten könnte Carvacrol und Thymol eine Rolle spielen. MRSA sind multiresistente Keime, deren Übertragung in Deutschland hauptsächlich im Krankenhaus stattfindet. Ihre Behandlung ist eine immer noch ungelöste Herausforderung für Ärzte und Pflegepersonal.

Naturreine, ätherische Ölmischungen sind komplexe vielstoffliche Gemische, die neben natürlichen Gift- und Bitterstoffen, neben Phenolen, Terpenen und Estern, eine äußerst hohe Anzahl weiterer wirksamer pflanzlicher Inhaltsstoffe aufweisen. Häufig gibt es in diesen Mischungen gleich mehrere antiseptisch wirkende Verbindungen, die problematische Keime und Pilze abwehren. Im Gegensatz zur antibiotisch wirksamen Einzelsubstanz haben Erreger so kaum eine Chance, Resistenzen zu entwickeln.

Auf die Mischung kommt es an

Carvacrol und Thymol als reines Thymianöl, oral verabreicht, konnten besonders im Bereich der Bronchien und der Lunge sowie bei Blasenentzündung und Trichomonadeninfektion erfolgreich eingesetzt werden. Wünscht man jedoch eine Breitbandwirkung, ist die Kombination dieser Phenole mit anderen hochwirksamen Pflanzenstoffen – etwa Eugenol aus der Gewürznelke – noch weitaus effektiver. Eugenol entfaltet neben hervorragenden zahnheilkundlichen und keimtötenden Eigenschaften zusätzlich antivirale Wirkmechanismen, die gerade bei fortgeschrittenen Infektionen auch mit MRSA eine willkommene Stütze für ein vorgeschädigtes Immunsystem sein können.

Matthias Siegk ist freier Journalist, Grafikdesigner, Kräutergärtner und Anwender hochwertiger ätherischer Pflanzenessenzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: creativ collection

Eine kalte Waschung fördert die Durchblutung, stärkt die Abwehrkräfte, belebt Herz-, Kreislauf- und Nervensystem und erhöht die Fähigkeit des Körpers, sich an die unterschiedlichen Temperaturen anzupassen.

Regeln:

  • Der Körper muss gut durchwärmt sein
  • Wenn es unangenehm wird und Kälteschmerz auftritt, Anwendung abbrechen
  • Danach sofort für Wiedererwärmung sorgen: ins warme Bett legen oder sich bewegen

So geht’s:

Waschungen am besten gleich nach dem Aufstehen vornehmen, der Körper muss gut durchwärmt, die Raumtemperatur nicht zu kalt sein. Zugluft vermeiden! Nur soweit entkleiden wie nötig, dann mit kaltem, frischem Wasser erst Beine, dann Arme, dann Rücken und Bauch abwaschen. Dafür ein Leintuch, mehrfach zusammengelegt verwenden. Das Tuch gut andrücken, so dass beim Waschen ein feiner Wasserfilm auf der Haut entsteht. Bei Bedarf Thymianöl dazugeben (Verhältnis 1:10), es wirkt schleimlösend und antibakteriell. Nach der Waschung nicht abtrocknen, sondern Nachtkleidung anziehen, zurück ins Bett gehen, sich gut zudecken und 30 Minuten nachruhen.

Das Einreiben mit Pflanzenessenzen hilft, verspannte Muskeln zu lösen

von Tanja Ohland

Die Aufrichtung des Körpers folgt physikalischen Kräften und Gesetzmäßigkeiten. Wichtig dabei ist das dynamische Gleichgewicht zwischen Muskeln, Faszien und Gelenken. Dieses Gleichgewicht kann durch verschiedene Ursachen wie zum Beispiel Unfälle, Stürze, Verletzungen oder auch durch einschränkende oder einseitig stereotype Bewegungen wie lange sitzende Tätigkeiten gestört sein. Muskeln können gegen eine so entstandene muskuläre Dysbalance dieser sonst funktionierenden Einheit rebellieren und einen Schmerzimpuls setzen. Wir können solche Signale aufgreifen, ertasten, spüren und die verkürzten Muskeln behandeln. Dies geschieht in der Myoreflextherapie, die von dem Arzt Kurt Mosetter entwickelt wurde.

 

Die Myoreflextherapie ist eine neuromuskuläre Schmerzbehandlung. Muskeln werden ins Gleichgewicht gebracht, indem ganz spezifische Punkte so lang gedrückt werden, bis der neuromuskuläre Reflex die Entspannung des Muskels einleitet. Ein neues Gleichgewicht, größerer Bewegungsumfang und bessere Flexibilität werden erreicht. Wichtig ist dabei die Behandlung der Muskelketten im Verlauf des Kräftevektors. Der Schmerz zeigt sich zwar nur an der schwächsten Stelle, doch für ein Gleichgewicht sollte die ganze Spannungskette gelöst werden.

 

Pflanzenessenzen beschleunigen Regulation

Die muskuläre Regulation während der Behandlung kann durch schmerzlindernde und entzündungshemmend wirkende ätherische Öle beschleunigt werden. In der Praxis ist zu beobachten, dass bei besonders rigidem Muskelsystem schneller Bewegung in die Therapie kommt, wenn im Vorfeld ätherische Öle zur Anwendung kommen. In manchen Fällen ist zusätzlich eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten in Betracht zu ziehen um die muskuläre Regulation zu verbessern.

 

Äußerlich und idealerweise zusätzlich zwischen einzelnen physikalischen Anwendungen verabreicht ist häufig bereits eine Mischung gezielter, hoch wirksamer, ätherischer Pflanzenessenzen eine gute Unterstützung in der Schmerzbehandlung, da sie die Muskeln bei der Regulation zusätzlich positiv beeinflussen: So wirkt Laurus nobilis (Lorbeer; wird bei Muskelverspannungen, Hämatomen und bei Arthritis empfohlen) schmerzlindernd und entzündungshemmend. Eukalyptus citriodora (Eukalyptus; angezeigt bei entzündlichen, rheumatischen Gelenkerkrankungen, sowie bei Hautirritation und Juckreiz) hat eine antirheumatische, schmerzlindernde und beruhigende Wirkung. Citrus reticulata (Mandarine) wiederum wirkt psychisch entspannend, Angst lösend und sedierend. Eine Mischung dieser Öle in fettem Öl dient auch der Eigenbehandlung zu Hause. Zusammen mit einem gezielten Trainingsprogramm in Form von Kraft-in-Dehnungs-Übungen (KID-Übungen) ergibt sich ein Erfolg versprechendes Gesamtkonzept.

Koriander (Coriandrum sativum). Sein ätherisches Öl kann Schmerz, etwa bei Rheuma, Arthritis oder bei Muskelkrämpfen, lindern.

 

Tanja Ohland ist Ärztin und leitet eine Praxis für natürliche Medizin, www.medna.de

Foto: creativ collection

Überall werden WLAN-Netze ausgebaut, auch in Schulen und Bibliotheken. Dadurch nimmt jedoch auch die Strahlenbelastung weiter zu – und damit auch mögliche Gesundheitsschäden für Kinder und Jugendliche. Wir sollten aufhören, die Risiken zu ignorieren

 von Dr. Klaus Scheler

 

Strahlenaufnahme im Kopf

 

 

Nach Handys und Smartphones drängen neuerdings Tablet-PCs in die Schulen. Viele Lehrerinnen und Lehrer sind begeistert. Sie trauen den einfach zu bedienenden Multifunktionsgeräten zu, das Lernen von Grund auf verändern zu können. Und der Druck der Computer- und Softwareindustrie auf die Politik wächst, die Schulen mit adäquaten Endgeräten für das digitale Lernen auszurüsten. Die Verbindung zum Internet soll über leistungsfähige WLAN-Netze hergestellt werden – und hier liegt ein ernstzunehmendes Problem, das in der Bevölkerung noch völlig verkannt wird. Es stellt sich die Frage: Lässt sich die durch WLAN-Netze erzeugte Strahlenbelastung, der unsere Kinder und Jugendlichen ausgesetzt sind, einfach ignorieren?

Schülerin untersucht WLAN-Bestrahlung

Die Frage hat sich auch die Schülerin eines Gymnasiums im nordrhein-westfälischen Borken gestellt und versucht, im Rahmen einer experimentellen Facharbeit im Leistungskurs Biologie eine Antwort zu finden. Ihre Forschungsfrage lautete: Hat die WLAN-Bestrahlung einen Einfluss auf die Entwicklung von Mehlkäfern? Hierzu beobachtete sie zwei Gruppen von je 100 Mehlkäfer-Larven bei ihrer Entwicklung zu Käfern, wobei sie eine Gruppe dauerhaft einer WLAN-Bestrahlung aussetzte.

Das Ergebnis ist beunruhigend: Nach sechs Wochen war der überwiegende Teil der bestrahlten Käfer körperlich missgebildet bzw. geschädigt. Von den bestrahlten überlebten nur rund 60 Prozent, von den unbestrahlten 95 Prozent. Als Fazit schreibt sie: „Überlegt man jetzt, wie weit die WLAN-Nutzung inzwischen verbreitet ist, gibt mir das doch zu denken. Strahlung sieht und spürt man nicht. Eine Wirkung auf die belebte Natur als Einbildung abzutun oder in die ‚esoterische Ecke’ zu verbannen, halte ich nach diesen Ergebnissen für vermessen.“ Aber: Lässt sich dieses Ergebnis verallgemeinern und insbesondere auf den Menschen übertragen?

Wissenschaft warnt vor Gesundheitsrisiko

Nach über 20 Jahren weltweiter Forschung lässt sich die Frage „Ist Mobilfunkstrahlung gesundheitsschädlich oder nicht?“ zwar noch nicht abschließend beantworten, die wissenschaftliche Beweislage ist aber mittlerweile hinreichend solide und zeigt, dass Mobilfunkgeräte ein deutliches Gesundheitsrisiko für Kinder, Jugendliche und auch für schwangere Frauen darstellen.

Studien belegen eine Vielzahl von Gesundheitsbeeinträchtigungen weit unterhalb der derzeit geltenden Grenzwerte: Dazu gehören unter anderen neurologische Störungen, kardiovaskuläre Effekte bereits bei Kindern, Störungen des Immunsystems bis hin zu steigendem Risiko für Hirntumore bei zunehmender Handynutzung, aber auch – für die Schule besonders bedeutsam – Kopfschmerzen, Tagesmüdigkeit, Reizbarkeit und Nervosität, Lern- und Verhaltensstörungen, die immer mehr Kinder betreffen. Die Erfahrung vieler Eltern und Lehrenden bestätigt die Zunahme dieser Symptome in den letzten Jahren. In vielen Fällen verschwinden die Symptome erst, wenn die Strahlenbelastung dauerhaft aufhört.

Vor allem bei Kindern sind Störungen zu erwarten, denn deren Köpfe absorbieren tendenziell 1,6- bis 3,2-mal mehr von der auftreffenden Strahlung als die Köpfe von Erwachsenen. Das liegt an der geringeren Größe, den dünneren Schädelknochen und der höheren Leitfähigkeit des Gehirngewebes und der Knochen. Doch nicht nur die Belastung ist höher: Wegen des noch nicht voll entwickelten Nerven- und Immunsystems reagiert der kindliche und jugendliche Organismus auch grundsätzlich empfindlicher auf Strahlung.

Anderswo sind die Grenzwerte deutlich niedriger

Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Mobilfunkstrahlung werden seit Jahren immer wieder eindringlich gefordert. Der Bayerische Landtag verlangte am 22. März 2007 unmissverständlich: „Die Schulen werden aufgefordert, auf drahtlose Internet-Netzwerke (WLAN) zu verzichten.“ Das EU-Parlament forderte in seinem Beschluss 2008/2211(INI) vom 2. April 2009 die Senkung der Grenzwerte ein, weil angesichts der zunehmenden Strahlungsbelastung vor allem Kinder und Schwangere durch die bestehenden Grenzwerte nicht mehr geschützt sind. 2011 forderte der Europarat ausdrücklich Schutzmaßnahmen für Kinder und die International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte die Strahlung von Mobiltelefonen als potenziell krebserregend ein. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) kommt zu dem Schluss: „Die Exposition durch elektromagnetische Felder sollte so gering wie möglich sein.“

Einige Staaten haben auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse bereits reagiert. Frankreich hat 2009 den Gebrauch von Mobiltelefonen in Kindergärten und Grundschulen verboten, sowie jede Handywerbung, die sich an Kinder unter 14 Jahren richtet, untersagt. In 2015 kam ein Verbot von WLAN an Kindergärten hinzu. Israel hat ein restriktives Gesetz zur Regelung von Funkanwendungen im Unterricht, je nach Altersklasse, erlassen. Andere Länder – Österreich, Russland, Großbritannien, Indien – warnen eindringlich vor den Gefahren und raten, dass Kinder unter 16 Jahren Mobiltelefone nur im Notfall benutzen sollten.

Sieht man einerseits die Gefahrenlage, andererseits die Ahnungslosigkeit in der Bevölkerung und die zunehmenden Nutzung von Mobilfunkgeräten bei Kindern und Jugendlichen, wird die Dringlichkeit offensichtlich, die Bevölkerung und insbesondere Kindergärten und Schulen über die Risiken des Mobilfunks aufzuklären. Und es wird auch die Notwendigkeit erkennbar, eine gesundheitsverträgliche Technologie zu entwickeln und umzusetzen.

Strahlenbelastung nimmt weiter zu

Die Belastung durch Mobilfunkstrahlung nimmt derzeit durch den Ausbau neuer Netze (z.B. LTE) für alle immer weiter zu. Wissenschaftler und Ärzte, europäische Institutionen, Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen, Baubiologen und viele engagierte Bürger versuchen seit Jahren, die Politik zu bewegen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Sinne des Vorsorgeprinzips zu berücksichtigen. Die Erfolge sind bisher gering, da die Bundesregierung ein Gefahrenpotential der Mobilfunkstrahlung unterhalb der Grenzwerte fast gänzlich bestreitet. Auch wenn alternative Mobilfunktechniken, die weniger oder gar nicht gesundheitsgefährdend sind, bereits diskutiert werden und realisierbar wären, ist ihr Einsatz in nächster Zeit nicht zu erwarten. Den Kriterien der Nachhaltigkeit genügt die weitere Entwicklung der Mobilfunktechnologie aber erst dann, wenn sie aufhört, die Gesundheit zu beeinträchtigen, vor allem die unserer Kinder.

Solange in der Öffentlichkeit die Risiken der Mobilfunkstrahlung kein Thema sind, wird sich nichts ändern. Aufklärung ist angesagt – vor allem in den Schulen, denn hier ist der Bedarf am größten.

Dr. Klaus Scheler studierte Mathematik und Physik, promovierte in Physik, arbeitete anschließend als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Didaktik der Naturwissenschaften im Fach Physik an der Universität Köln und am Institut für Datenverarbeitung/Informatik (IfD/I) an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Bis April 2015 war er dort für das Fach Physik und für den Sachunterricht tätig.

Seine von ihm verfasste Broschüre „Vorsicht WLAN“, ist im Online Shop der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation diagnose:funk erhältlich. http://shop.diagnose-funk.org

Jugendliche und Handys – Tipps zum Strahlenschutz

Smartphones sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken, ebenso wie das mobile Internet. Aber noch ist wissenschaftlich nicht geklärt, welche Langzeitwirkungen diese Strahlung insbesondere auf Kinder hat. Sowohl das Bundesamt für Strahlenschutz als auch Umweltorganisationen raten daher, die Strahlenbelastung zu minimieren. Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt:

  • Kaufen Sie ein Handy mit niedrigem Strahlenwert (SAR-Wert).So heißt der Wert, der die Absorption von elektromagnetischen Feldern in einem Material misst. Bis zu einem SAR-Wert von 0,6 Watt pro Kilogramm gilt ein Gerät als strahlungsarm. Das Bundesamt für Strahlungsschutz veröffentlicht auf seiner Onlineseite die SAR-Werte von Handys.
  • Handy weg vom Kopf! Telefonieren Sie möglichst mit Freisprecheinrichtung (besser mit Lautsprecher als mit Headset)
  • Achten Sie beim Surfen im Internet mit dem Tablet oder dem Smartphone auf einen ausreichenden Abstand zum Körper. Die Belastung mit hochfrequenten Feldern verringert sich deutlich je größer der Abstand ist.
  • Vermeiden Sie Handytelefonate an Orten mit schlechtem Empfang, weil dann das Handy seine Leistung erhöhen muss, um eine Verbindung zu bekommen. Entsprechend stark steigt auch die Strahlenbelastung an.
  • Tragen Sie das Handy nicht eingeschaltet am Körper. Schalten Sie es wann immer möglich ganz aus, sowieso nachts.
  • Schalten Sie das Handy in Fahrzeugen aus, weil die Metallhülle elektromagnetische Strahlung stark abschirmt, so dass Handys hier mit voller Leistung strahlen.
  • Viele Schnurlostelefone strahlen rund um die Uhr; WLAN-Router, aber auch andere Geräte mit WLAN-Option strahlen, wenn WLAN eingeschaltet ist: (Tablet-) PCs, Laptops, Drucker, TV, Radio, Smartphones. Schalten Sie das WLAN ab, wenn Sie es nicht benutzen. Bei vielen Router lässt sich eine individuelle Zeitschaltung programmieren.

 

Quellen:  Bundesamt für Strahlenschutz, www.bfs.de und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, www.bund.net. Infos gibt es auch bei der Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie e.V. www.kompetenzinitiative.de (US)

 

Hohe Lichtschutzfaktoren schädigen Haut und Gesundheit. Eine Sonnencreme auf mineralischer Basis ist eine sichere Alternative

von Roland Dengler

Foto: creativ collection

Sonnencremes mit hohen Lichtschutzfaktoren versprechen sicheren Schutz. Dass sie auch eine große Belastung für die Haut sind, wird dabei völlig außer Acht gelassen. Um einen Faktor von 50, 60, 80 oder gar 100 (sogenannte Sun-Blocker) zu erreichen, mischt die Industrie Lichtschutzsubstanzen mit hautreizenden Emulgatoren auf der Basis von Polyethylenglycolen (PEG), Stabilisatoren, Silikonölen, Konservierungsmitteln, antimikrobiellen Komponenten, Verdickungsmitteln und Duftstoffen. Viele dieses Stoffe schädigen die Gesundheit: PEG etwa gilt als krebserzeugend, erbgut- und fruchtschädigend, Silikone schaden Haut und Umwelt, Konservierungsmittel und Duftstoffe können Allergien auslösen.

Die Höhe der Schutzwirkung drückt sich im Lichtschutzfaktor (LSF) aus. Er gibt an, um wie viel länger man sich in der Sonne aufhalten kann, ohne dass Schäden entstehen. Denn jede Haut hat eine gewisse Eigenschutzzeit, bevor sie reagiert und ein Sonnenbrand entsteht. Sie beträgt durchschnittlich 20 Minuten. Lichtschutzfaktor 12 bedeutet also 12 mal 20 Minuten gleich 240 Minuten oder 4 Stunden.

Hohe Schutzfaktoren sind „in“, sie suggerieren Sicherheit. Laut Krebsliga Schweiz kann jedoch bereits mit einem niedrigen Lichtschutzfaktor 15 ein hoher Anteil (90 Prozent) der UV-B-Strahlen herausgefiltert werden. Mit LSF 20 hat man bereits einen 95prozentigen Schutz. Das lässt sich auch mit einem guten mineralischen Sonnenschutz erreichen.

Nie mehr Mallorca-Akne

Denn für die eigentliche Sonnenschutzwirkung wichtig sind die Filtersubstanzen, auch UV-Absorber oder UV-Filter genannt. Hier muss man zwischen chemischen und mineralischen Filtern unterscheiden: Chemische Filter dringen in die Haut ein, nehmen dort die energiereiche UV-Strahlung auf und wandeln sie in Wärme um. Das führt häufig zu einem Hitzestau in der Haut. Sie gelten zudem als allergienauslösend (Mallorca-Akne); fast alle stehen im Verdacht, zellschädigend zu wirken und fototoxische Reaktionen auszulösen.

Mineralischer Sonnenschutz hingegen reflektiert das Licht an der Hautoberfläche mittels sogenannter Deckpigmente: Titaniumoxid, ein natürlich vorkommendes Metall, für den UV-B Schutz, Zinkoxid, ein weißes, schwach alkalisch wirkendes geruchloses Pulver für den UV-A Schutz. Beide Stoffe werden im Naturkosmetikbereich eingesetzt. Sie haben allerdings den Nachteil, dass sie oft sehr stark „weißeln“ und die Haut nach dem Auftragen eher gebleicht und klebrig ist, anstatt ein gutes Hautgefühl zu erzeugen.

Einige wenige Naturkosmetikhersteller haben es geschafft einen Sonnenschutz zu entwickeln, der schützt und pflegt, nicht weißelt und sich ohne Probleme auftragen lässt. Wenn die Haut nach dem Sonnen eine frische, pflanzliche Pflege erhält, ist der Genuss perfekt.

Roland Dengler ist Spezialist für frische Hautpflegeprodukte.

 

 

„Zehn bis 15 Minuten reichen aus“

Warum Sonnenbaden in der Mittagshitze keine schlechte Idee ist und was Ernährung mit Sonnenbrand zu tun hat – ein Interview über Sonnenstrahlen und Sonnenschutz.

Herr Professor Spitz, gibt es so etwas wie eine ideale Tageszeit für die Aufnahme von Vitamin D?
Ideal ist die Mittagszeit zwischen 11 und 15 Uhr, also wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Davor und danach werden kurzwellige UVB-Strahlen, die wir für die Produktion von Vitamin D brauchen, nahezu komplett von der Atmosphäre absorbiert und gelangen nicht mehr auf die Erde. Man kann es sich auch so merken: Wenn der Körperschatten länger als der Körper wird, steht die Sonne zu tief, um Vitamin D zu bilden.

Die Sonne muss ja direkt auf die Haut treffen, sonst funktioniert es nicht.
Stimmt, alles was, sich zwischen Sonnenstrahlen und Haut schiebt, behindert die Vitamin D–Bildung, Wolken, Schatten, Kleidung und Sonnencreme. Sobald Sie eine Creme mit Lichtschutzfaktor 15 oder mehr auf die Haut auftragen, passiert nichts mehr.

Wie lange kann ich denn ungeschützt in der Sonne bleiben?
Das hängt vom Hauttyp ab. Menschen mit sehr heller, empfindlicher Haut und Sommersprossen bekommen bereits nach 5 bis 10 Minuten einen Sonnenbrand, Menschen mit dunkler Hautfarbe können auch eine Stunde ungeschützt in der Sonne bleiben. Allerdings tanken Hellhäutige auch viel schneller Vitamin D als dunklere Hauttypen.

Wieviel Zeit muss ich in der Sonne sein, um eine um eine ordentliche Portion Vitamin D zu bilden?
Im Hochsommer reichen mittags 10 bis 15 Minuten aus – allerdings nur, wenn sie sich mit unbedeckten Armen und Beinen in die Sonne legen. Dabei sollte der Kopf immer mit einem Hut oder einer Kappe geschützt sein. 70 Prozent aller weißen Hautkrebse entstehen im Gesicht.

Kann man Sonnenbrand vorbeugen?
Ja, indem man auf seine Ernährung achtet. Antioxidantien versetzen unsere Haut besser in die Lage, sich selbst vor der Sonne zu schützen. Sie stecken in Lebensmitteln mit roten und orangen Farbstoffen, etwa in Paprika und Tomaten, aber auch in grünem Gemüse und dunkler Schokolade. Wer zudem regelmäßig in die Sonne geht, entwickelt nicht nur Pigmente, sondern auch eine sogenannte Lichtschwiele, eine dickere Hornhaut, die den Eigenschutz der Haut verbessert.

Was tun, wenn ich zu viel Sonne abbekommen habe?
Das Schlimmste, was man verbrannter Haut antun kann, ist ein erneutes Sonnenbad. Sie sollten daher Sonne solange meiden, bis die Haut abgeheilt ist. Feuchte Umschläge mit Joghurt und Quark und Aloe Vera Gel lindern Juckreiz und Spannungen. Gute Erfahrungen gibt es auch mit effektiven Mikroorganismen – EM1 -, die man auf die verbrannte Haut aufsprüht oder aufträgt.

Was hilft bei Sonnenallergie?
Ganz einfach: Vitamin D. Sonnenallergie ist meist nichts anderes als eine überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems aufgrund eines deutlichen Vitamin-D-Mangels. Wer seinen Vitamin D-Spiegel mit Supplementen wieder aufgefüllt hat, kann in der Regel ohne Probleme in die Sonne gehen.

 

Prof. Dr. med. Jörg Spitz ist Facharzt für Nuklearmedizin und Ernährungsmedizin sowie Präsident der Gesellschaft für biologische Krebsabwehr e. V. (GfbK). Seine von ihm gegründete Akademie für menschliche Medizin und evolutionäre Gesundheit durch Spitzen-Prävention widmet sich der Entwicklung und Verbreitung moderner Präventionskonzepte (www.spitzen-praevention.de).

Wer mehr über Vitamin D und seine Wirkung wissen will, dem sei sein Ratgeber „Vitamin D. Das Sonnenhormon für unsere Gesundheit und der Schlüssel zur Prävention“ empfohlen. Es kostet 19,50 und kann auf der Webseite seiner gemeinnützigen Stiftung bestellt werden (dsgip.de) oder auch beim Deutschen Naturheilbund.

 

Foto: creativ collection

Nichts wie raus und Sonne tanken, das macht gute Laune und füllt unser Vitamin-D-Depot auf. Warum wir das Sonnenvitamin so dringend brauchen und wie man sein Schutzschild aktiviert, erklären zwei Vitamin-D-Experten.

Obwohl seine große Bedeutung weltweit wissenschaftlich anerkannt ist, spielt Vitamin D in den meisten Arztpraxen immer noch eine untergeordnete beziehungsweise gar keine Rolle. Dabei sind in Deutschland nur Säuglinge aufgrund der Rachitis-Prophylaxe ausreichend mit Vitamin D versorgt. Ganz anders sieht es bei der restlichen Bevölkerung aus: 85 Prozent aller Bundesbürger sind mit dem wichtigen Vitamin unterversorgt. Besonders hart trifft es oft ältere Menschen, die aufgrund schlechter Vitamin D-Versorgung eine Osteoporose entwickeln.

Vitamin D nimmt eine Schlüsselposition für unsere Gesundheit ein. Es ist an wirklich allen möglichen Vorgängen im Körper beteiligt. Das weiß man deshalb so genau, weil sich in allen Geweben und Organen Vitamin-D-Rezeptoren befinden. Es beeinflusst nicht nur Immunsystem und die Psyche, ihm kommt auch in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine große Bedeutung zu. Auch in der Krebsprävention spielt Vitamin D eine entscheidende Rolle.

Über die Nahrung kann der Vitamin-D-Bedarf allerdings höchstens zu 10 Prozent abgedeckt werden. Man müsste täglich viele Kilogramm Shiitake-Pilze oder kilogramm-weise fettreichen Kaltwasserfisch wie Aal, Lachs und Hering verspeisen, um auf gute Vitamin D-Werte zu kommen.

Aber Vitamin D ist etwas ganz besonderes; es kann nicht nur über die Nahrung zugeführt, sondern vom Körper selbst gebildet werden – und zwar in der Haut, weshalb es sich streng genommen um ein Hormon handelt. Dazu benötigt der Körper aber die UV-B-Strahlen der Sonne.

Eine ausreichende UV-B-Strahlung ist hierzulande jedoch nur von Mitte März bis Mitte Oktober vorhanden. In den Wintermonaten steht die Sonne zu tief. In dieser Zeit schaffen es die UV-B-Strahlen nicht, durch die Erdatmosphäre bis zur Erdoberfläche durchzudringen.

Das Dilemma: Wenn die UV-B-Strahlung in den Sommermonaten vorhanden ist, gehen die meisten Menschen trotzdem zu wenig in die Sonne. Dafür gibt es viele Gründe. Unter anderem die Angst vor Hautkrebs. Doch beim Einfluss der Sonne auf das Hautkrebsrisiko muss man differenzieren.

UV-A und UV-B-Strahlung wirkt unterschiedlich

Fakt ist, dass bei weißem Hautkrebs nicht nur die UV-Strahlung, sondern auch das Alter eine Rolle spielt. Dagegen tritt der bösartige schwarze Hautkrebs (schwarzes Melanom) geradezu oft an Hautstellen auf, die vor der Sonne geschützt sind. Man geht inzwischen davon aus, dass die langwelligen UV-A Strahlen die Kleidung durchdringen können und deshalb Schäden verursachen.

Da sich die beiden UV-Spektren sehr unterschiedlich in der Atmosphäre ausbreiten und auf die Erde auftreffen, ist auch ihre Strahlungsstärke über den Tag verschieden. Im Gegensatz zur UV-A-Strahlung verteilt sich UV-B viel breiter in der Atmosphäre und wirkt dadurch von allen Seiten gleichzeitig. Dafür ist sie bereits um 15 Uhr nur noch halb so stark wie am Mittag. Die schädliche UV-A-Strahlung halbiert sich jedoch erst gegen 18 Uhr. Wer sich also um 16 Uhr noch ungeschützt sonnt, der tut sich nichts Gutes. Eine Vitamin-D-Produktion findet dann so gut wie nicht mehr statt, während die Hautkrebsgefahr weiterhin unverändert vorhanden ist.

Wann besteht Vitamin D-Mangel?
Die allgemein anerkannte Messgröße, die Ärzte untersuchen, um die Vitamin-D-Versorgung zu überprüfen, ist der Spiegel des 25-OH-Vitamin-D3 im Blut. (25-OH-Vitamin D3-Messung). 25-OH-Vitamin-D3 ist eine Vorstufe des aktiven Vitamin D.

Die absolute, kritische Untergrenze dieses Blutwertes liegt bei 30 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml). Generelle Übereinstimmung herrscht heute aber darüber, dass Blutwerte bereits unterhalb 50 ng/ml als defizitär einzustufen sind. Wissenschaftler raten zu Blutwerten zwischen 50 ng/ml und 80 ng/ml.

Ist der Vitamin-D-Wert zu niedrig, dauert es in der Regel drei bis vier Monate, bis der Speicher wieder aufgefüllt ist. Viele Therapeuten sträuben sich aber noch dagegen, ein Vitamin-D-Defizit kurzfristig und hochdosiert zu therapieren. Sie befürchten eventuelle negative Auswirkungen in Verbindung mit Kalzium. Doch Experten wie Prof. Jörg Spitz (Akademie für menschliche Medizin und evolutionäre Gesundheit durch Spitzenprävention) und Prof. Winfried März (Klinisches Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik an der Medizinischen Universität Graz, Österreich und assoziierter Wissenschaftler am Mannheimer Institut für Public Health) verweisen auf die LURIC-Studie und die Arbeit von Dr. Stefan Pilz an der Uni Graz. Pilz konnte zeigen, dass Vitamin D mit Calcium nur schwach korreliert, da das Parathormon (PTH) sofort gegensteuert.

Um einen viel zu niedrigen Wert wieder auf das normale Niveau anzuheben, dürfen Erwachsenen kurzfristig ruhig 20.000 Internationale Einheiten (IE) Vitamin-D3 täglich einnehmen. Eine erneute Kontrolle des Blutwertes muss dann unbedingt nochmals nach drei vier Wochen erfolgen. Die Erhaltungsdosis liegt danach bei etwa 20.000 IE wöchentlich. Korpulente Menschen benötigen unter Umständen die doppelte Menge. Zudem sollte der Vitamin-D-Spiegel mindestens einmal jährlich überprüft werden.

Horst Boss ist Heilpraktiker, Schmerztherapeut und Medizinjournalist. Er veröffentlicht in Ärzte- und Apothekerzeitungen, Magazinen und in seinem Podcast unter abenteuer-heilung.de, sowie auf youtube.com/c/hohebo

So wichtig ist Vitamin D

  • Vitamin D ist unter anderem verantwortlich für die Kalziumaufnahme aus dem Darm.
  • Ein Mangel an Vitamin D stellt einen zusätzlichen Risikofaktor für arterielle Hypertonie dar.
  • Die Framingham-Offspring-Studie zeigt, dass Personen mit einem Vitamin-D-Spiegel unter 37,5 ng/ml ein höheres Risiko hatten, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Bei lediglich 25 ng/ml liegt das Risiko bereits 4,4-fach höher.
  • Niedrige Vitamin-D-Werte können Diabetes mellitus auslösen
  • Hohe Vitamin-D-Werte wirken sich bei Krebserkrankungen positiv aus
  • Vitamin D hilft bei der Immunmodulation. Bei häufigen Infekten liegt es deshalb nahe, den Vitamin-D-Wert zu überprüfen. Man schätzt, dass sich bei ausreichender Vitamin-D-Versorgung bis zu 90 Prozent der Grippe-Fälle vermeiden lassen
  • Hohe Vitamin-D-Werte verringern das Risiko, an einer Depressionen zu erkranken