Foto: Joe Haider
Musik ist mehr als Unterhaltung. Sie beeinflusst unsere Stimmung und wirkt sich auf unsere Gesundheit aus. Wie, erklärt der Wiener Pianist und Produzent Joe Meixner. Die Wirkung seiner Klaviermedizin hat soeben eine Studie bestätigt.
Herr Meixner, Sie sind wahrscheinlich der einzige Pianist der Welt, der sich freut, wenn seine Zuhörer beim Konzert einschlafen. Warum?
Weil es sich dabei nicht um ein konventionelles Konzert handelt, sondern um medizinische Musik zur Tiefenentspannung. Im Schnitt schlafen 80 Prozent aller Besucher bei meinem Konzert ein. Damit sie es bequem haben, stellen wir Liegesessel in den Saal.
Sie haben diese Klaviermusik nach wissenschaftlichen Erkenntnissen selbst komponiert. Worauf haben Sie geachtet?
Zum einen beträgt das Tempo meiner Stücke durchgängig genau 60 Schläge pro Minute, das entspricht dem Ruhepuls eines gesunden und entspannten Menschen. Dann sind sie durchgehend im Pianissimo gespielt. Zudem verwende ich nur konsonante Akkorde. Auch eine Melodie ist kaum vorhanden. Das ist sehr wichtig.
Warum?
Wer eine Komposition hört, die eine ausgeprägte Melodie hat, kann sich nicht mehr entspannen, weil er sich sofort auf die Tonfolge konzentriert. ‚Piano medicine‘ hat insgesamt 14 musikalische Parameter, die durchgehend 65 Minuten ohne Unterbrechung vorhanden sind.
Sie sind ein international bekannter Pianist und viel unterwegs. Wie kam es dazu, dass Sie sich mit der therapeutischen Wirkung von Klaviermusik beschäftigen?
Auslöser war mein eigener Gesundheitszustand. Ich hatte lange hohen Blutdruck und musste Medikamente nehmen. Musiktherapie kannte ich noch aus meiner Zeit in den USA. Dort ist sie viel verbreiteter als in Europa. Ich habe also angefangen zu recherchieren und Bücher zu lesen. Und musste feststellen, dass sich nur Wissenschaftler – hauptsächlich Ärzte – mit der therapeutischen Wirkung von Musik beschäftigen, aber kaum wirklich gute Musiker.
Die Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin, einem Institut, das sich unter anderem der Erforschung komplementärer Heilmethoden widmet, hat jetzt in einer Studie die Auswirkungen von ‚piano medicine‘ auf das vegetative Nervensystem untersucht. Wie wurde dabei vorgegangen?
Bei der Studie wurde die Herzfrequenz von Testpersonen unter unterschiedlich definierten Bedingungen verglichen: Nach körperlicher Aktivität, ohne Musik und nach dem Abspielen einer CD mit ‚piano medicine‘. Während der Messung befanden sich die Probanden immer in einer entspannten Liegeposition. Vor und nach jeder Phase wurde die Herzfrequenz mit einem sogenannten Pulsoxymeter gemessen. Danach wurden die Daten ausgewertet.
Was war das Ergebnis?
Nach jeder Phase, bei der die Probanden die Musik gehört haben, ist ihr Puls deutlich gesunken. Und als die Musik ausgeschaltet wurde, ging die Herzfrequenz wieder hoch. Der Unterschied war signifikant. Das kann, sagen die Wissenschaftler, nicht nur allein auf die körperliche Ruhe zurückgeführt werden. Es ist der Beweis dafür, dass die Musik von ‚piano medicine‘ zur Tiefenentspannung führt.
Was bedeutet das genau – Tiefenentspannung?
Als Tiefenentspannung werden Verfahren bezeichnet, die besonders intensive Entspannungszustände in Körper und Geist hervorrufen und so Burnout vorbeugen. ‚Piano medicine‘ kann auch als therapeutische Maßnahme bei Schlafstörungen, zu hohem Blutdruck, Verspannungen oder Angstzuständen eingesetzt werden.
Joe Meixner ist Pianist, Komponist und Produzent. Er war lange Zeit musikalischer Leiter des berühmten Kabaretts „Simpl“ in Wien, hat später in USA für Disney-TV-Chanel Filmmusik komponiert und wird international als Solo- und Bandpianist gebucht. www.pianomedicine.com
Die Studie „piano medicine und Herzfrequenz“ fand im September 2016 unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Wolfgang Marktl, Präsident der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin (GAMED) statt. Beteiligte Ärzte waren Dr.med. Gottfried Schöler und Dr. Gerhard Blasche. An der Studie nahmen 45 Frauen und 15 Männer im Alter von 30 bis 90 Jahren teil.
⇒ Die CD mit 13 Stücken ist in Deutschland exklusiv über den Deutschen Naturheilbund erhältlich und kostet 26 Euro.
Musik als Medizin
Seit Urzeiten haben die Menschen Musik therapeutisch eingesetzt. So versetzten Schamanen leidende Menschen mit Tönen und Klängen in heilsame Trance, David behandelte die Depressionen seines Königs Saul angeblich mit Harfenspiel. Aber erst seit wenigen Jahren lässt sich diese Wirkung der Musik auch wissenschaftlich nachweisen.
Wer Musik hört, aktiviert in seinem Gehirn verschiedene Bereiche. Angesprochen werden das limbische System, das für Emotionen zuständig ist, aber auch Bewegungs-, Sprach- und Gedächtniszentren. Musik verändert den Herzschlag, den Blutdruck, die Atemfrequenz und die Muskelspannung. Außerdem beeinflusst sie den Hormonhaushalt. Schnelle und aggressive Musik führt zur Ausschüttung von Adrenalin, sanfte und ruhige Klänge verringern die Ausschüttung von Stresshormonen und erhöhen die Konzentration von schmerzkontrollierenden Betaendorphinen im Körper. So sind Schmerzempfinden und Angstgefühle nach einer Operation geringer, wenn Patienten davor, während oder danach Musik hören.
Aber nicht nur in der Schmerztherapie, auch in anderen Bereichen der Krankenmedizin lassen sich mit Musik gesundheitsfördernde Effekte erzielen: Manche Menschen lernen nach einem Hirntrauma zusammen mit einem Musiktherapeuten, ihre Bewegungen wieder zu koordinieren. Für viele Menschen ist Musik zudem mit einem emotional bedeutsamen Ereignis ihres Lebens verknüpft und kann verblasste Erinnerungen zurückholen. Diese Tatsache machen sich Therapeuten bei der Behandlung von Alzheimerpatienten zu Nutze.
Kooperation für die Gesundheit
Naturheilbund macht ‚piano medicine‘ in Deutschland bekannt.
Außerordentlich und klangvoll – so kann man die neue Kooperation des Deutschen Naturheilbundes mit dem Wiener Komponisten Joe Meixner bezeichnen. Kennengelernt hatte man sich bereits zwei Jahre zuvor beim DNB-Jubiläumskongress, als Meixner zu einem Konzertabend anlässlich der Verleihung der Prießnitz-Medaille angereist war.
Meixners Spezialität ist eine eigens für medizinische Zwecke komponierte Klaviermusik, die in ihrer Art einzigartig ist – berücksichtigt sie doch gezielt alle medizinischen Gesichtspunkte, die zu einer heilsamen Tiefenentspannung führen.
Dass diese Musikmedizin wirkt, hat nun eine aktuelle Studie der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin (GAMED) unter Universitäts-Prof. Dr. med. Wolfgang Marktl bestätigt; sie war der Anlass für den Pianisten, wieder in Kontakt mit dem Deutschen Naturheilbund zu treten. Denn für diese Musikmedizin mit viel Herz und Gefühl wünschte sich Joe Meixner einen eben solchen Kooperationspartner in Deutschland, bei dem die Gesundheitsfürsorge an aller erster Stelle steht. Nach persönlichen, ausführlichen Gesprächen konnte Ende Oktober mit dem Vorstand eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet werden.
Heilkraft der Musik
Die ‚piano medicine‘ ist ab sofort exklusiv über der Webseite des Deutschen Naturheilbundes erhältlich. Bei der Planung der deutschlandweiten Tournee von Joe Meixner für das kommende Jahr haben Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit örtlichen Naturheilvereinen des DNB Vorrang; Mitglieder und Gäste der Naturheilvereine bekommen so die Möglichkeit, in Vorträgen und sogenannten ‚Altheda-Schlafkonzerten‘ die Musikmedizin und ihre Wirkung live zu erleben.
„Die Heilkraft der Musik erweitert die Therapiebreite der Naturheilkunde“ meint DNB-Präsident Alois Sauer. „Sie löst nebenwirkungsfrei viele Stresssymptome unserer Zeit“.