Der DNB fordert eine sachliche Diskussion über die Zukunft des Berufes. Eine Stellungnahme zum Memorandum des Münsteraner Kreises.

 

VON GERT DORSCHNER

Das Münsteraner Memorandum Heilpraktiker hat große Wellen geschlagen. Darin fordert eine Gruppe aus Medizinern und Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen, den Beruf des Heilpraktikers zu reglementieren, stark zu beschränken oder ihn am besten ganz abzuschaffen.

Das Memorandum ist ein Dokument, „das vor sachlichen Fehlern wimmelt“, entgegnete der Präsident des Fachverbandes Deutscher Heilpraktiker, Christian Wilms. Der Vorwurf, Heilpraktiker werden nicht überwacht, sei falsch, sagte er in einem Interview mit der Deutschen Welle. Heilpraktiker müssten sich an sämtliche Gesetze halten, die auch im ärztlichen Bereich wichtig sind. Wilms zeigte sich außerdem irritiert darüber, dass kein einziger Heilpraktiker in die Gruppe eingeladen, geschweige denn befragt worden sei: „Man hat über einen Berufsstand geurteilt und niemanden aus dem Berufsstand befragt.“

Dieser Kritik schließt sich der Deutsche Naturheilbund an. Neben der Stimme der betroffenen Berufsgruppe der Heilpraktiker wäre sicherlich auch die Meinung von Inhabern eines Lehrstuhls für Naturheilkunde wertvoll gewesen, zumal in dem Memorandum explizit von allen Verfahren der Komplementären und Alternativen Medizin die Rede ist. Leider wurde keiner der Professorinnen und Professoren der Naturheilkunde angesprochen.

Der DNB steht voll hinter dem Beruf des Heilpraktikers, der aus dem deutschen Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken ist. Er erspart dem Gesundheitssystem Milliarden, da Heilpraktiker oft da anfangen, mit Erfolg zu therapieren, wo die Schulmedizin aufgegeben oder außer einer symptomunterdrückenden Behandlung nichts zu bieten hat.

Einheitliche Ausbildungsstandards

Der Deutsche Naturheilbund wünscht sich jedoch eine sachliche und fachgerechte Diskussion über die Kritikpunkte des Memorandums. Er befürwortet eine geregelte Ausbildung des Berufes sowie einheitliche Ausbildungsstandards. Denkbar wären -etwa Präsenzzeiten, festgelegte Mindest-inhalte und Pflicht-Praktika. Heilpraktiker könnten zudem medizinische Versorgungslücken auf dem Land zu schließen – ähnlich wie medizinische Fachangestellte, die sich zu sogenannten Versorgungsassistenten in der Hausarztpraxis (VERAH) weitergebildet haben.

Gerne wäre der Deutsche Naturheilbund bereit, in Abstimmung und Zusammenarbeit mit Heilpraktiker-Verbänden und naturheilkundlich arbeitenden Ärzten an soliden Ausbildungskriterien für Heilpraktiker mitzuwirken.

Zudem fordert der DNB, Naturheilkunde und Komplementärmedizin in Wissenschaft und Forschung zu integrieren. Wir brauchen mehr Studien und Projekte zu naturheilkundlichen Verfahren und Therapien!

Zum Hintergrund

Im August 2017 forderte der sogenannte Münsteraner Kreis, den Beruf des Heilpraktikers umfassend zu reformieren. Er spricht im Zusammengang mit Alternativer Medizin von Pseudowissenschaft und kritisiert, dass es für Heilpraktiker in Deutschland keine verbindliche und standardisierte Berufsordnung gibt, während Ärzte ein jahrelanges Studium absolvieren müssen.

Gert Dorschner ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Naturheilverfahren und Ernährungsmedizin, Ärztlicher Leiter der Akademie für Ganzheitsmedizin Heidelberg sowie Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des DNB.
www.akademie-fuer-ganzheitsmedizin.de

Was und wie wir essen, wirkt sich auf unsere Psyche aus. Aber welche Lebensmittel beugen Depressionen vor, welche befördern sie? Erkenntnisse aus der Wissenschaft – und Ernährungstipps für die dunkle Jahreszeit.

Von Dr. med. Susanne Bihlmaier, Foto: creativ collection

Licht und Lebensfreude für die dunkle Jahreszeit  – das wünschen sich viele, nicht nur diejenigen, denen der Winter aufs Gemüt schlägt, sondern auch Arthritis-Geplagte oder Menschen mit Depressionen. Bei Krebserkrankungen stimmen der Weltkrebsbericht und das Deutsche Krebsforschungszentrum hoffungsvoll: Fast die Hälfte aller Krebsfälle könnten mit gesunder Ernährung vermieden werden. Wie aber wirkt sich Ernährung auf die Psyche aus? Neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft legen nahe, dass bestimmte Lebensmittel und die entsprechende Zubereitung düstere Wintergemüter erhellen können.

Depressive Süße

Bei Liebeskummer greifen viele zu Süßem. Kurzfristig und einmalig streichelt das die Seele, bei depressiven Symptomen jedoch scheint Süßes sogar zu verschlimmern, wie die spanische Universitätsprofessorin Almudena Sánchez-Villegas in einer Studie mit 9000 Testpersonen herausfand. Die Ernährungswissenschaftlerin warnt eindringlich nicht nur vor dem Verzehr von Hamburgern und Pommes, sondern auch vor Fabrik-Backwaren wie Donuts, Kekse und ähnlichen Weißmehlprodukten. Der Grund: Die Teilnehmer, die mehr industriell verarbeitete Weißmehlprodukte aßen, wiesen ein um sage und schreibe 51 Prozent höheres Risiko auf, an Depression zu erkranken!

Praktischer Wintertipp: Backen Sie Ihr Adventsgebäck mit Dinkelmehl Typ 1050, das liegt zwischen Vollkorn und Weißmehl und kann 1:1 in herkömmlichen Rezepten verwendet werden. Sie sparen deutlich (mindestens ein Drittel) der Zuckermenge ein, wenn Sie anstatt Weißzucker den malzig-aromatischen Rohrohrzucker verwenden und mehr Gewürze einsetzen wie zum Beispiel -Vanille.

Fastfood-Blues

Vegetarier und Veganer sind signifikant „besser drauf“ (Wissenschaftler sprechen hier von Stimmungsscores) als Fertigprodukt-liebende Gemischtköstler. Zu diesem Ergebnis kommen verschiedene Forscher unabhängig voneinander.

Praktischer Wintertipp: Schwingen Sie den Kochlöffel und kochen sie selbst: Sättigende Gemüsesuppen, zum Beispiel aus orange leuchtendem Hokkaido-Kürbis, Kartoffeln und Möhren sind schnell -zubereitet.

Tierisch schmerzende Wintergelenke

Wer viele industriell verarbeitete, tierische Produkte isst, bekommt damit mehr der langkettigen, mehrfach gesättigten Fettsäuren und industriell gehärteten Fette ab, sogenannten Transfette. Auch beinhalten nur tierische Produkte die sogenannte Arachidonsäure. Sie alle fördern die Bildung von Entzündungsstoffen wie Interleukin 6 und C-reaktivem Protein, die Rheuma und Arthritis verschlimmern. Neu ist die Erkenntnis, dass diese Entzündungsstoffe zudem Botenstoffe im Hirn stören können. Das bremst unter anderem Wachstumsfaktoren für das Gehirn und beeinflusst die Stimmung.

Praktischer Wintertipp: Lassen Sie Wurst und (Billig-)Käse im Regal, greifen Sie zu Gemüse und erfreuen Sie sich an einer herrlich bunten, schnellen Wokpfanne oder noch schnelleren Vollkornnudeln mit -Tomatensoße.

VIP-Seelenstreichler

Unser Körper ist eine beeindruckende Produktionsstätte. Um das Glückshormon Serotonin herzustellen, benötigt er den Wirkstoff Tryptophan. Der findet sich in Datteln, Feigen, Cashewkernen und in dunkler(!) Schokolade. Stimmungsaufhellende Omega-3-Fettsäuren sind in Leinöl, Leinsamen oder Walnüssen enthalten. Nervenstützende B-Vitamine gibt es reichlich in Vollkornprodukten (Vollkornbrot, Vollkornnudeln), in Spinat, Eigelb aus Bio-Ei, Brokkoli, rote Beete und Bierhefe. Unser Glückshormon Dopamin benötigt Tyrosin. Es wird von Linsen, -Cashews, aber auch (echtem) Parmesan, Bio-Weidenrindfleisch und Bio-Freilandhuhn geliefert.

Fazit: Gute Laune kann man schlemmen

Wir können also Gaumen- und Seelenfreude aus der Nahrung tanken! Menschen, die oft frisches Gemüse, Vollkornprodukte, pflanzliche Fette und Obst essen, haben ein deutlich geringeres Risiko, an Depression zu erkranken als Menschen, die vorwiegend industriell „veredelte“ Nahrung  zu sich nehmen wie Frittiertes, Gebackenes, Weißmehlprodukte und Zuckerhaltiges. Omega-3-Fettsäuren enthalten eine starke, antidepressive Komponente. Das haben Dr. J.M. Davis und seine Kollegen von der Universität Illinois in Chicago und Dr. Andrew McCulloch, der viele Jahre die Mental Health Foundation geleitet hat, bestätigt. Wer dann noch die Mittagssonne bei einem kurzen, strammen Spaziergang genießt, regt zudem die Durchblutung und den Stoffwechsel an.

Ganzheitlich Seelenfreude tanken

Zu guter Letzt möchte ich noch auf einen oft übersehenen Aspekt gesunder Ernährungsweise hinweisen: „Gemeinsam essen ist einer der ursprünglichsten Wege, mit anderen eine Verbindung einzugehen“, sagt der US-amerikanische Zen-Meister und Koch Edward Brown. Jetzt wissen Sie, dass damit nicht die Frittenbude oder ein „Happy Meal“ auf dem Fastfood-Parkplatz gemeint sind, sondern gemeinsames gutes Essen. Probieren Sie’s doch einfach mal wieder aus. Laden Sie ein zu einem Adventstee mit Rührkuchen und backen diesen mit 1050er Mehl und Rohrohrzucker und aromatisieren Sie mit Adventsgewürzen. Und wie wär’s zum Nachtisch mit einer Charity-Praline, mit der Sie nicht nur Gaumen, Gemüt und Gesundheit Gutes gönnen, sondern auch krebskranken Kindern? (siehe unten). Das ist Genuss für alle Sinne, stimmungsaufhellend, wärmend, vollwertig. Guten Appetit!

Dr. Susanne Bihlmaier ist Ärztin für Natur-heilverfahren und Chinesische Medizin und Autorin des  Koch- und Gesundheitsbuchs „Tomatenrot + Drachengrün, Das Beste aus Ost und West“. Im Coburger Brustzentrum baut sie eine naturheilkundliche Sprechstunde auf; außerdem wirkt sie im Endometriose-Zentrum der Universität Tübingen mit.
www.bihlmaier-tcm.de/

Charity-Praline Schlemmen und Gutes tun

Die Ärztin und Ernährungsspezialistin Susanne Bihlmaier und der Chocolatier -Eberhard Schell haben zusammen eine ganz besondere Praline kreiert: Die Drachen-splitter verwöhnen den Gaumen mit 70%Trinitario-Kakao aus Peru, stärken die -Nerven mit B-Vitaminen aus Mandeln, die Knochen mit Sesam und das Immun-system mit sekundären Pflanzenstoffen aus Gojibeeren. Den Stoffwechsel kurbelt ein Hauch Ingwer und Chili an. Die Erlöse aus dem Verkauf der Charity-Praline kommen krebskranken Kindern der Nachsorgeklinik Tannheim zugute.

Mehr Infos unter www.schell-schokoladen.de/

 

Diese naturheilkundlichen Methoden aktivieren die körpereigenen Fähigkeiten zur Selbstheilung.

  • Viel trinken: Zwei bis drei Liter Holunderblüten- oder Lindenblütentee. Bei Husten wirkt Thymiantee antibakteriell und schleimlösend, bei Halsweh Salbeitee. 1 bis 2 TL Heilkräuter mit einer Tasse kochendes Wasser überbrühen und 5 Minuten ziehen lassen.
  • Ein Schwitzbad hilft zu Beginn einer Erkältung und bei Frösteln. Warmes Wasser (36°bis 38°Celsius) in die Badewanne einlassen, so dass es im Sitzen bis Nabelhöhe reicht. Mit Bürste alle Körperteile, die unter Wasser liegen, Richtung Herzen intensiv bürsten. Solange heißes Wasser zulaufen lassen, bis Schweiß ausbricht. Danach feucht ins Bett legen und 30 Minuten nachschwitzen.
  • Antioxidantien schützen unsere Immunzellen: Vitamin C + Zink, reifes Obst, Obstsäfte, kleine Kinder bekommen Obstbrei.
  • Das passende homöopathische Medikament verkürzt zumeist die Beschwerden, ohne etwas zu unterdrücken. Tipps dazu gibt es bei dem naturheilkundlichen Ratgeber „Grippe Sofortbehandlung“ (siehe auch unten).
  • Als Entsäuerungs-Stoß Basenpulver zu sich nehmen (etwa 1 TL oder 10 Tabletten Bullrich Vital, Kinder: 4 Tabletten)
  •   Wenig essen: Erkältung ist eine Ganzkörpererkrankung, sie betrifft auch das Verdauungssystem. Bei Übelkeit und Appetitlosigkeit hilft ein -Fastentag.
  •   Inhalationen: Abschwellend und sekretlösend wirkt die Inhalation heißer Dämpfe (38-42°C), zum Beispiel auf Kamille-Basis. Täglich etwa 10-15 Minuten, maximal 7 Tage (ohne Gerät als „Kopfdampf“).
  •   Wenige Tropfen ätherischer Öle um oder in die Nase geben: Zum Beispiel den Naturstoff Cineol oder Pfefferminzöl (nicht für Kinder unter 2 Jahre geeignet!)
  •  Fieber ist eine natürliche Reaktion des Körpers, der sich gegen Erreger zu Wehr setzt. Keime werden durch die Temperaturerhöhung getötet. Wir sollten den Körper bei seiner Abwehrreaktion unterstützen, indem wir uns schonen und den Infekt „ausliegen“, anstatt ihn mit fiebersenkenden Mitteln zu unterdrücken.

Noch mehr und ausführlichere naturheilkundliche Tipps zur Behandlung von Grippe und Erkältung gibt es in unserem naturheilkundlichen Ratgeber „Grippe – Sofortbehandlung“ unter www.naturheilbund.de/leistungen/unsere-dnb-ratgeber/

Jetzt Abwehrkräfte stärken!       
Winter ist Erkältungszeit. Das liegt unter anderem daran, dass wir uns häufiger in schlecht belüfteten, beheizten Räumen aufhalten, in denen sich Viren besonders schnell verbreiten. Die Schleimhäute trocknen aus, Erreger haben so ein leichteres Spiel.

Ansteckung verhindern
Grippe- und Erkältungsviren verbreiten sich von Mensch zu Mensch, insbesondere durch Tröpfcheninfektion. Wer sich nicht anstecken will, sollte

  • es vermeiden, die Hand zu geben
  • sich möglichst nicht anhusten oder anniesen lassen
  • mit den Fingern nicht in Augen, Nase oder Mund herumwischen
  • Einmaltaschentücher verwenden,
  • sich gründlich die Hände waschen (nach Personenkontakten, nach der Benutzung von Toiletten und vor dem Essen)
  • Räume regelmäßig lüften

Bei grippalen Infekten sind Erkrankte einen Tag vor Auftreten der Krankheitszeichen (Benommenheit,
Glieder-, Hals- und Kopfschmerzen) und bis sieben Tage nachher (Kinder bis zehn Tagen) ansteckend.

 

Die systemische Kieferorthopädie behandelt nicht nur Zähne und Kiefer, sondern bezieht den ganzen Organismus mit ein.

Von Dr. med. dent. Beate I. Kreisel, Foto: creativ collection

 

Das biologische System Mensch besteht aus vielen Teilsystemen. Sie alle sind miteinander vernetzt und stehen untereinander in Wechselbeziehungen. Vor allem der Mundraum ist so intensiv wie kaum ein anderes Teilsystem mit dem übrigen Organismus verbunden. Das ist insbesondere während des Wachstums für Kinder bedeutsam. Ein Kiefer, in dem die Zähne genug Platz haben, gut stehen und gesund sind, kann sich ungestört entfalten. Das fördert das Atmen durch die Nase und damit die Sauerstoffversorgung von Gehirn und Muskeln. Auch das Immunsystem wird gestärkt. Das Kind wird weniger oft krank, hat mehr Spaß daran, sich zu bewegen, kann besser schlafen, sich besser konzentrieren und besser lernen.

Die ganzheitliche Kieferorthopädie behandelt daher nicht ausschließlich die Zähne, sondern das gesamte Kind. Ihr Ziel ist es, über den Mund die Harmonisierung der Körperfunktionen wieder herzustellen und die Entwicklung des Kindes auf natürliche Art und Weise zu fördern. Und das möglichst, ohne dass bleibende Zähne gezogen werden müssen.

Behandlung früh beginnen   

Die Stellung der Zähne ist ganz wichtig für die gesunde Entwicklung des Kindes. Fehlstellungen sollten deshalb so früh wie möglich erkannt und falls nötig behandelt werden. In der herkömmlichen Kieferorthopädie wird mit der Behandlung oft erst begonnen, wenn alle bleibenden Zähne da sind. Stehen dann die Zähne zu eng beieinander, werden nicht selten gesunde Zähne gezogen. Um das zu vermeiden, empfiehlt es sich häufig, mit der Kieferbehandlung bereits während der Hauptwachstumsphase des Kindes anzufangen.

Entsprechend beginnt die ganzheitliche Kieferorthopädie meist bei neun- bis zehnjährigen Kindern mit der Behandlung, in einigen Fällen auch schon im Vorschulalter. Ziel ist es, die Kiefer mit wachstumsfördernden und -begleitenden, meist herausnehmbaren Apparaturen behutsam zu vergrößern und so Platz für alle Zähne zu schaffen. Inzwischen gibt es auch sanfte festsitzende Spangen, die zum Einsatz kommen können. Außerdem geht es darum, dass Ober- und Unterkiefer in die richtige Lage zueinander kommen.

Selbstheilungskräfte statt Kraft von außen

Noch ein wichtiger Unterschied: Bei herkömmlichen kieferorthopädischen Apparaturen, etwa Metall-Brackets (feste Zahnspangen), werden die Zähne durch Kräfte von außen aktiv bewegt. Im Unterschied dazu schaffen die funktionell wirkenden Geräte der ganzheitlichen Kieferorthopädie – Bionator, Mundvorhoftrainer, Funktionsregler, Gebissformer oder diverse Aktivatoren – günstige Bedingungen, bei denen die regulierenden Kräfte der Selbstheilung in Gang gesetzt werden. Die Mundbewegungen werden durch Bewegungs- und Berührungsreize aktiviert und gesteuert. Welches Gerät bei der Kieferbehandlung zum Einsatz kommt, richtet sich vor allem danach, welche Fehlentwicklungen diagnostiziert wurden. Stellvertretend sei hier ein Beispiel näher erwähnt: der Bionator.

Bionator: Ein Turngerät für den Mund

Der Bionator setzt auf Stimulation, Förderung und Steuerung von Wachstum und Entwicklung der Kiefer und Zahnreihen. Das zierliche Gerät wird lose im Mund getragen. Er bewegt keinen Zahn aktiv, sondern korrigiert und schult alle Mundbewegungen. Gleichzeitig hat dieses funktionell wirkende Trainingsgerät positive Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung des Kindes. Der Bionator hilft:

  • Kiefer-, Kopf- und Körperhaltung zu verbessern
  • die Wirbelsäule aufzurichten
  • die Muskulatur zu harmonisieren und zu entspannen
  • Verdauung und Stoffwechsel zu aktivieren
  • Lymphabfluss und Immunabwehr zu aktivieren
  • das Atmen durch die Nase zu fördern
  • die Mund- und Gesichtsästhetik zu verbessern
  • das Verhalten positiv zu beeinflussen (z.B. Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen)

Zahnärzte und Co-Therapeuten arbeiten zusammen

Um einen dauerhaften Erfolg zu gewährleisten, ist es notwendig, die kieferorthopädische Behandlung in ein ganzheitliches medizinisches Konzept einzubinden. Dabei können folgende Therapierichtungen sinnvoll sein:

  • Kraniosakral-Therapie, Osteopathie und andere manuelle Techniken helfen, Blockierungen zu lösen und die Beweglichkeit aller Gelenke wieder herzustellen.
  • Myofunktionelle Therapie und mund- und körpermotorische Übungen nach Padovan: Durch ihre Anwendung werden fehlerhafte Funktionen und Gewohnheiten im Mund-Gesichtsbereich, insbesondere Mundatmung, falsches Schlucken oder Sprachfehler beseitigt.
  • Eine homöopathische Begleittherapie unterstützt die Wachstums- und Formungskräfte: Sie fördert den jungen Patienten in seiner körperlichen, geistigen und seelischen Reifung.
  • Aber auch Lymphtherapie, Atem-, Stimm- und Sprechtherapie, Logopädie, Hals-Nasen-Ohren-Abklärung, Okkulometrie, Orthopädie, Physiotherapie oder Ernährungslenkung können Teil des gesamt-medizinischen Konzeptes sein.

Dr. med. dent. Beate I. Kreisel ist Zahnärztin mit dem Tätigkeitsschwerpunkt Kinderzahnheilkunde. Sie betreut als Chefredakteurin die Fachzeitschrift „Systematische Orale Medizin“, die von der Internationalen Gesellschaft für Ganzheitliche Zahnmedizin (GZM) herausgegeben wird.

Auf der Webseite der GZM finden Interessierte eine nach Postleitzahlen geordnete Adressdatenbank systemisch arbeitender Zahnärzte und Kieferorthopäden. www.gzm.org

Die beste Strategie gegen Demenz und Alzheimer ist Prävention.

Von Dr. med. Wolfgang May

 

 

Auch wenn Demenz und Alzheimer noch nicht heilbar ist, kann man das Erkrankungsrisiko senken. Zwölf Dinge, die jeder tun kann, um seine grauen Zellen fit zu halten:

Hydrotherapie    

Mein Großvater ging bis zu seinem 80. Lebensjahr jeden Morgen in die kalte Badewanne. Vinzenz Prießnitz hatte ihn gelehrt, dass kalte Vollbäder die Kopfdurchblutung erhöhen. Dass sich die Durchblutung und die Stoffwechselprozesse im Gehirn durch Hydrotherapie beeinflussen lassen, vermutete bereits der Kurarzt Wilhelm Winternitz (1834-1917). Der Mediziner erhielt 1899 an der Universität Wien den ersten Lehrstuhl für Hydrotherapie im deutschsprachigen Raum.

Fasten        

Verkalkte Arterien begünstigen Durchblutungsstörungen im Hirn – und das Risiko, eine -vaskuläre Demenz zu entwickeln. Heilfasten wirkt sich günstig auf die Rückbildung von Arteriosklerose aus. Wer fastet, merkt schnell, dass sich Geist und Erinnerungsvermögen schon nach wenigen Tagen verbessern. Die Kirchenväter, die oft und lange gefastet haben, hatten meist bis ins hohe Alter einen wachen Geist.

Schwermetalle ausleiten

Bei Autopsien wurden in den Gehirnen von Demenzerkrankten erhöhte Schwermetallkonzentrationen gefunden. Aluminium, Quecksilber, Cadmium und Blei, aber auch Pestizidrückstände sowie Rückstände aus Stoffwechselprozessen wie ein „abgestorbener“ Zahn können Giftstoffe freisetzen, die Stoffwechselprozesse im Gehirn blockieren. Metallbelastungen lassen sich mit Hilfe einer sogenannten Chelat-Therapie reduzieren.

Ernährung umstellen

Eine mediterrane Ernährungsweise mit viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Nüssen und Fisch, dafür wenig rotem Fleisch scheint vor Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen zu schützen. Beim Fisch sollte man eher zu fettem Seefisch wie Lachs, Kabeljau oder Makrele greifen, weil der viele langkettige Omega-3-Fettsäuren enthält. Im Einzelfall kann man zusätzlich Antioxidantien, Vitamin D, B und Omega 3 Fettsäuren zuführen. Sie optimieren den Stoffwechsel und damit die Versorgung des Gehirns. Auf Genussgifte sollte weitestgehend verzichtet werden.

Grünen Tee trinken

Untersuchungen legen nahe, dass grüner Tee nicht nur vor Herz-Kreislauf-Krankheiten und Karies schützt, sondern auch Alzheimer vorbeugt. Der darin enthaltene Wirkstoff EGCG senkt offensichtlich das Risiko, dass sich im Gehirn Plaques bilden.

Kaffee trinken

In Tierversuchen konnten amerikanische Forscher nachweisen, dass Koffein Eiweißablagerungen an den Nervenzellen im Gehirn verhindert. Aktuell untersuchen Wissenschaftler, ob Koffein nicht nur vorbeugend wirkt, sondern auch als Therapie bei einer ausgebrochenen Alzheimer-Krankheit sein kann.

Bewusst entspannen

Dauerstress gleich welcher Art steigert die toxische Belastung des Gehirns. Stresshormone machen den natürlichen Schutzwall des Gehirns, die Blut-Gehirn-Schranke, für Gifte wie Quecksilber durchlässig. Wer sich vor Alzheimer schützen will, sollte also darauf achten, sich regelmäßig zu entspannen.

Körperlich aktiv sein

Sport und Bewegung im Alltag sind gute Schutzfaktoren. Das Gehirn wird besser durchblutet, die Nervenzellen gestärkt und es können sich sogar neue Nervenzellen bilden. Demenzforscher empfehlen, sich mindestens 20 Minuten pro Tag aktiv zu bewegen – ob im Fitnessstudio, bei der Gartenarbeit oder einem Spaziergang, ist egal.

Geistig rege bleiben

Geistige Arbeit scheint lange vor den Beschwerden einer Demenz zu schützen, wie die sogenannte Nonnenstudie aus den USA nahelegt. Dabei wurden etwa 600 Glaubensschwestern von Wissenschaftlern begleitet und ihre Gehirne nach dem Tod auf Alzheimer-Veränderungen untersucht. Die überraschende Erkenntnis: Bei einigen Nonnen waren die Gehirne durch Plaque-Ablagerungen stark verändert. Trotzdem hatten sie zu Lebzeiten keinerlei Anzeichen von Demenz. Im Gegenteil: Fast alle waren bis ins hohe Alter geistig aktiv, studierten und unterrichteten. Wer also bis ins hohe Alter einem kreativen Hobby nachgeht, viel liest oder schreibt, regelmäßig Kreuzworträtsel löst, Karten- oder Brettspiele spielt oder eine Fremdsprache lernt, kann Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme vermeiden.

Musizieren und Singen

Ein Instrument spielen fordert Konzentration und körperliche Koordination gleichermaßen. -Dasselbe gilt übrigens auch für das Singen und Tanzen, wobei man bei letzterem gleich noch seinen Körper bewegt.

Freunde treffen

Wer soziale Kontakte pflegt und sich regelmäßig mit anderen Menschen austauscht, betreibt ganz nebenbei Demenzprävention. Denn wenn wir uns unterhalten und austauschen, beanspruchen wir das Gehirn auf vielfältige Weise und halten es so fit: Wir nehmen nicht nur Stimme, Tonfall, Mimik und Gestik wahr, sondern fordern auch unser Sprachvermögen, unser Kurzzeitgedächtnis, unsere Sinne und -unser Gefühlszentrum.

Risikofaktoren meiden

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit. Dazu zählen Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen, erhöhte Cholesterinwerte sowie das metabolisches Syndrom – alles, was die Durchblutung und die Herzfunktion beeinträchtigt, bringt auch ein erhöhtes Alzheimer-Risiko mit sich.

Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum sowie Übergewicht erhöhen ebenfalls das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, genauso wie Depressionen und Schlafmangel. Schwere Kopfverletzungen, etwa wiederholte Gehirnerschütterungen, können das Risiko ebenfalls verstärken. Verschiedene Studien stellen auch einen Zusammenhang zu bestimmten Autoimmunerkrankungen (etwa Morbus Addison oder Multiple Sklerose) her.

Auch Hörverlust wirkt sich nachteilig aus, haben Wissenschaftler herausgefunden Wird dieser durch Hörgeräte frühzeitig ausgeglichen, ist das Demenz-Risiko -weniger hoch.

Dr. med. Wolfgang May ist Internist, Arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, -Homöopathie und Naturheilverfahren,
www.dr-wolfgang-may.de

 

 

 

VON: Prof. Dr. med. Karin Kraft

Fotos: creativ collection

Stadtleben stresst und kann Krankheiten mitverursachen. Mittlerweile ist aber wissenschaftlich nachgewiesen: Eine Therapie im Wald hat starke positive Effekte auf die Gesundheit.

Millionen Jahre lang lebten die Menschen und ihre Vorfahren in einer natürlichen Umgebung. Vor etwa 200 Jahren änderte sich das langsam. Immer mehr Menschen wohnten jetzt in Städten, mehr oder weniger dicht gedrängt. Unsere Körperfunktionen haben aber den Umzug in die Stadt nicht mitgemacht. Sie sind noch an ein Leben in der Natur angepasst. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Kluft zwischen natürlicher und stark urbanisierter Umgebung erheblich zum Dauerstress der Menschen beiträgt. Seit drei Jahrzehnten kommt noch der sogenannte Technikstress hinzu – Computer und Handys beschleunigen das moderne Leben weiter. Vorreiter dieses Lebensstils sind besonders Megastädte wie Tokio und New York mit über zehn Millionen Einwohnern. Es wird sogar vermutet, dass die mangelnde Naturnähe Volkskrankheiten wie zum Beispiel Adipositas, Depression und Kurzsichtigkeit mitverursacht.

15 Minuten Spaziergang reichen aus

Dagegen weiß man heute ziemlich sicher: Der Aufenthalt im Wald senkt nicht nur Stress, sondern hat auch präventive und gesundheitsfördernde Effekte. Die Erkenntnis verdanken wir vor allem Wissenschaftlern aus Südkorea und Japan, also Ländern mit Megastädten und sehr hoher Bevölkerungsdichte. Sowohl der japanische als auch der koreanische Staat haben übrigens die Forschungen intensiv unterstützt. Der Kontakt mit den natürlichen Reizen des Waldes drosselt die Aktivität des sympathischen Nervensystems. Wir entspannen uns und fühlen uns wohl – auch aus wissenschaftlicher Sicht der wünschenswerte Normalzustand. Dabei reicht schon eine kurze Zeit im Wald aus, um günstige Wirkungen zu erzielen. Nach einem 15-minütigen Waldspaziergang fällt der Blutspiegel des Stresshormons um 16 Prozent, der Blutdruck sinkt um zwei und die Pulsfrequenz um vier Prozent. Eine dreiviertel Stunde Aufenthalt verbessert zudem die Stimmung und vermutlich auch die geistige Leistungsfähigkeit wie zum Beispiel das Kurzzeitgedächtnis. Auch ein geschwächtes Immunsystem kann sich erholen, weil Stressreize abnehmen. Die Wirkung dauert etwa sieben Tage an.

Hilft bei ADHS und Depressionen

Weshalb hat der Wald nun diese entspannenden Eigenschaften? Es ist verblüffend, aber allein das Betrachten von Waldbildern und –fotos verändert den Zustand unseres Gehirns. Hirnregionen, die mit Mitgefühl und Altruismus assoziiert werden, sind stärker durchblutet. Dagegen fließt jetzt weniger Blut durch die Mandelkerne des Hirns. Weniger Angstgefühle sind die Folge, wenn die Amygdala, wie die Mandelkerne auch genannt werden, nicht mehr stimuliert werden. Im Wald kann sich daher die Aufmerksamkeit sanft fokussieren. Wir lernen, wieder aufmerksam zu sein. Dabei helfen angenehme und nicht zu starke Reize wie Grün- und Brauntöne, der Wechsel zwischen Licht und Schatten in sanften Abstufungen, leise Geräusche wie zum Beispiel fließendes Wasser, Vogelgezwitscher und Blätterrauschen oder der Geruch von ätherischen Ölen. So erholt sich das Gehirn vom stressigen Stadtleben und die geistige Ermüdung nimmt ab. Sehr gut präventiv wirkt die Kombination von -Entspannungsverfahren mit den natürlichen Reizen von Wäldern. Auf diese Weise werden in Südkorea Feuerwehrleute nach psychisch belastenden Einsätzen auf Staatskosten für drei Tage im Wald behandelt, um eine posttraumatische Belastungsstörung zu verhindern. Von der Waldtherapie profitierten aber auch Kinder, die unter dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom litten oder Erwachsene mit Depressionen.

Europas erster Kur- und Heilwald

Der Gedanke ist naheliegend: Die Therapie sollte auch Patienten mit körperlichen Krankheiten nutzen – in sogenannten Kur- und Heilwäldern. In Mecklenburg-Vorpommern habe ich in Kooperation mit dem Bäderverband dafür europaweit erstmalig Kriterien entwickelt. Dabei werden die Schonfaktoren des Waldes, die ja ständig einwirken, mit aktivierenden Therapieverfahren verbunden.

Welche Krankheitsgruppen eignen sich nun besonders gut für eine Therapie im Kur- bzw. im Heilwald? Hier schauen wir uns einerseits an, welche Behinderungen eine Krankheit verursacht, andererseits untersuchen wir die gesundheitsfördernden Eigenschaften eines Waldgebietes. Bei den Schonfaktoren spielt vor allem der Großklimabereich wie zum Beispiel das Meeresklima eine entscheidende Rolle. Weitere Schonfaktoren speziell des Waldes sind Strahlungs- und Windschutz, vielfältige Licht- und Windverhältnisse, gemäßigte Temperaturen, eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit und eine gute Luftqualität. Die jeweilige Geländestruktur hat einen wesentlichen Einfluss auf die Eignung für Patienten mit Krankheiten zum Beispiel des Bewegungsapparates oder des Kreislaufs. Wichtig sind hier sowohl Höhenunterschiede als auch das Vorhandensein von Landmarken wie Gewässer, auffällige Baumgruppen oder Aussichtspunkte. Auch die Vegetation trägt zu den gesundheitsfördernden Effekten bei, wenn zum Beispiel Nadelhölzer im Sommer ätherische Öle freisetzen.

Prävention von Folgekrankheiten

Ein weitläufiger Kurwald erlaubt eine körperlich intensivere Therapie und bietet sich daher für chronische Erkrankungen an, um einer Verschlechterung vorzubeugen. Einem anderen Zweck dient der geschützte Kleinraum eines Heilwaldes. Er kann für die Prävention von Folgekrankheiten bei einer chronischen Krankheit genutzt werden. Besonders geeignet für die Therapie im Heil- oder Kurwald sind Erkrankungen des Bewegungsapparates, des Respirationstraktes, der Haut sowie neurologische, psychische, onkologische und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. -Derzeit führe ich eine kontrollierte Studie durch, bei der Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung untersucht werden. Die Patienten haben im Rahmen ihrer stationären Rehabilitation auch Anwendungen im Kur- und Heilwald von Heringsdorf auf der Insel Usedom. Die Ergebnisse werde ich demnächst auf dem Kongress Gesundheitspotenzial Wald (siehe Veranstaltungshinweis) vorstellen, sie werden mit Spannung erwartet.

Karin Kraft, Ärztin für Innere Medizin und -Naturheilverfahren, hat eine Stiftungsprofessur für Naturheilkunde. Sie lehrt und forscht an der Universität Rostock. Außerdem ist sie Vizepräsidentin des Deutschen Naturheilbundes.

Erster Internationaler Kongress Gesundheitspotenzial Wald

Vor kurzem in Heringsdorf mit Vorträgen und Referaten von internationalen Gesundheits- und Umweltexperten (u.a. Professor Iwao Uehara von der Universität Tokio), Politikern und Landschaftsarchitekten. Höhepunkt war die Begehung, Eröffnung und Zertifizierung des Heringsdorfer Waldes als erster Kur- und Heilwald in Europa.

 

Foto: creativ collection

Hypertoniker können selbst viel dazu beitragen, dass ihr Blutdruck sinkt. Naturheilverfahren helfen dabei.

Nach wie vor leiden 20 bis 30 Millionen Menschen hierzulande unter Bluthochdruck. Viele wissen nichts davon, denn Bluthochdruck tut nicht weh. Trotzdem schädigt er schleichend die Blutgefäße und das Herz und ist damit ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfall und Herzinfarkt und Netzhautschäden. Alarmsignale können Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen wie Flimmern vor den Augen, starkes Herzklopfen und Kurzatmigkeit sein. Auch eine stark gerötete Gesichtshaut, ein „roter Kopf“, kann auf eine Hypertonie hinweisen.

Als optimal gilt ein Blutdruck von 120 /80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Von leichten Bluthochdruck spricht man bei Werten ab 140 / 90, von schwerem Bluthochdruck bei Werten ab mehr als 180 / 110.

Was steckt dahinter?

In den meisten Fällen ist die eigentliche Ursache für Bluthochdruck eine Kombination aus genetischer Veranlagung, ungünstigen Umwelt-Einflüssen und einem ungesunden Lebensstil. Vor allem Bewegungsmangel und Übergewicht sind schuld an schlechten Werten. Eine ungesunde Ernährung mit wenig kaliumreichem Obst und Gemüse und zu viel Salz, Nikotin und zu häufiger Alkoholkonsum treiben den Blutdruck in die Höhe. Ein weiterer wichtiger Faktor ist Stress; dabei werden Hormone ausgeschüttet, die den Blutdruck ankurbeln. Außerdem kann die Einnahme einiger Medikamente (zum Beispiel Kortison, Pille, Hormonersatztherapie in den Wechseljahren, Schmerzmittel) eine Hypertonie zur Folge haben.

Erste Maßnahme: Lebensstil ändern

Regelmäßige Bewegung und Reduktion von Übergewicht, weniger Kochsalz und Alkoholbeschränkung – damit können Betroffene ihren Blutdruck effektiv senken. Bei Werten bis zu 160/100 empfiehlt die deutsche Hochdruckliga als erste Maßnahme eine Änderung des Lebensstils. Erst wenn das nicht ausreicht, müssen gegebenenfalls Medikamente eingenommen werden. Das sind meistens Beta-Blocker, ACE-Hemmer oder Diuretika. Sie senken zwar den Blutdruck, haben aber teilweise starke Nebenwirkungen: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Potenzprobleme oder depressive Verstimmungen.

Naturheilkundliche Empfehlungen

Ernährungsumstellung: Mehr Salat, Obst und Gemüse, weniger Wurst, Fleisch, Fett und Alkohol. Ein bis zwei Diät-Tage pro Woche (Obst, Reis, Milch-Semmeltage) können bei der Umstellung helfen, ebenso ein strukturierter und regelmäßiger Ernährungsrhythmus. Viele Zwischenmahlzeiten und späte, gehaltvolle Abendessen behindern das Abnehmen.

Regelmäßige Bewegung: Ein Ausdauertraining von 30 Minuten drei- bis fünfmal pro Woche senkt den Blutdruck um fünf bis zehn mmHg, jedes Kilo Körpergewicht weniger auf der Waage um etwa 1,5 mmHg. Auch Radfahren, Skilaufen, Jogging, Schwimmen und Tanzen sind geeignete Sportarten. Ungünstig ist jede Art von extremer Belastung und mit starker Pressatmung verbundene Sportarten, etwa Krafttraining.

Anti-Stress-Training: Menschen, die zu einem hohen Blutdruck neigen, fehlt oft die Fähigkeit, eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden. Empfohlen werden daher Entspannungsmethoden wie autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Ebenso wichtig ist es, Erholungsphasen in seinem Arbeitsalltag einzuplanen und auf ausreichenden Schlaf zu achten.

Phytotherapie: Die wichtigste Herzpflanze ist der Weißdorn. Aber auch Passionsblumen- und kavahaltige Arzneimittel haben sich wegen ihrer spannungslösenden Wirkung sehr gut bewährt. Hopfen, Baldrian und Melisse haben ebenso eine beruhigende Wirkung.

Hydrotherapie: Eine blutdrucksenkende Wirkung können auch ansteigende Arm- und Fußbäder sowie Wechselfußbäder haben. Geeignete Kräuterzusätze sind hier Melisse, Lavendel, Baldrian.

Homöopathie: Auch homöopathische Medikamente können helfen, die Blutdruckwerte positiv zu beeinflussen, indem sie die körpereigene Blutdruckregulation anregen. Als Wirkstoffe haben sich unter anderen sehr gut bewährt: Crataegus (Weißdorn), Viscum album (Mistel) und Glonoinum. Im Gegensatz zu Präparaten der Schulmedizin haben sie keine Nebenwirkungen und können mit klassischen Blutdrucksenkern und anderen Arzneimitteln problemlos kombiniert werden.

Wenn man Patienten in umfassenden Zusammenhängen betrachtet, kann man auch chronische Krankheiten heilen, sagt der Mediziner und Naturheilkundler Gert Dorschner. Er hat einen mehrstufigen Behandlungsplan entwickelt, den wir in einer Serie vorstellen.

VON GERT DORSCHNER

Foto: creativ collection

 

Stufe 11: Dauerbrause – das Bad der Blutwäsche

Wirkung: Die Dauerbrause gilt als intensivste Form der Hydrotherapie. Sie vereinigt Wärmewirkung, Tiefenwirkung, Reflexwirkung, Durchblutungsförderung, Massageeffekte, Akupressur, Schröpfeffekte und elektrotherapeutische Effekte in einem angenehmen Naturprinzip. Merke:

  • Dauerbrause ist die Weiterentwicklung der Kneipp’schen Hydrotherapie für chronische Krankheiten!
  • „Sane per aquam“ – schon die Römer heilten mit Wasser.
  • „Wo Wasser ist, ist Leben“. Wasser ist nach dem Licht das zweitwichtigste Schöpfungselement auf Erden.
  • Wir bestehen zu 75 Prozent aus Wasser. Wasser reguliert alles.
  • Wasser hat die Fähigkeit, Krankheitsinformationen aufzunehmen und auch abzuleiten (siehe Wasserkristallbilder des japanischen Wasserkristallforschers Masuro Emoto).

 

Stufe 12: Die Enzymtherapie – das naturheilkundliche Cortison

Wirkung: Enzyme spielen bei Stoffwechselvorgängen eine wichtige Rolle, indem sie Reaktionen in Gang setzen oder beschleunigen. Einige Früchte, darunter Ananas, Mango oder Papaya enthalten besonders wertvolle Enzyme. Hochdosiert eingenommen wirken sie stark immunmodulierend und helfen, chronische Entzündungen im Körper abzubauen.

Die Einnahme sollte über einen Zeitraum von mindestens 6 bis 12 Monaten erfolgen
(z.B. Wobyenzym oder Innovazym, 3 x 2 Tabletten täglich nüchtern 1 Stunde vor den Mahlzeiten).

Merke: Die Enzymtherapie gilt als feste Säule innerhalb der biologischen Krebstherapie und der Behandlung chronisch entzündlicher und immunologischer Erkrankungen.

Mehr Informationen unter
www.enzymforschungsgesellschaft.de

 

Stufe 13: Begleitende ganzheitliche Krebstherapien

Mistel-Therapie / Hyperthermie

Es gibt in der Naturheilkunde und in der Alternativmedizin eine Reihe von Therapien, die bei der Behandlung von Krebserkrankungen unterstützend eingesetzt werden. Sie stärken das Immunsystem, unterstützen die Selbstheilungskräfte des Körpers und mildern die Nebenwirkungen einer konventionellen Strahlen- oder Chemotherapie.

Aus der anthroposophischen Medizin stammt die Misteltherapie, bei der Pflanzenextrakte unter die Haut gespritzt werden. Bei der Hyperthermie werden einzelne Körperpartien oder der gesamte Körper gezielt erwärmt, um Krebszellen zu zerstören.

Ganzheitliche Krebsberatung: Krebspatienten empfehle ich, sich ausführlich beraten zu lassen, wie sie komplementäre Therapieverfahren mit der schulmedizinischen Stufentherapie (Operation – evtl. Strahlentherapie – Chemotherapie) koordinieren können. Sinnvoll ist es auch, Informationen über eine psychoonkologische Begleittherapie einzuholen.

Auch eine längere, intensive Anti-Krebskur in einer ganzheitlich arbeitenden Krebsklinik kombiniert sinnvoll schulmedizinische und komplementäre Krebstherapien.
Informationen, Adressen von Therapeuten
und eine Klinikliste gibt es bei der Gesellschaft
für Biologische Krebsabwehr e.V. (GfBK).
www.biokrebs.de

 

Gert Dorschner ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Naturheilverfahren und Ernährungsmedizin sowie Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des DNB.
www.akademie-fuer-ganzheitsmedizin.de