Die beste Strategie gegen Demenz und Alzheimer ist Prävention.

Von Dr. med. Wolfgang May

 

 

Auch wenn Demenz und Alzheimer noch nicht heilbar ist, kann man das Erkrankungsrisiko senken. Zwölf Dinge, die jeder tun kann, um seine grauen Zellen fit zu halten:

Hydrotherapie    

Mein Großvater ging bis zu seinem 80. Lebensjahr jeden Morgen in die kalte Badewanne. Vinzenz Prießnitz hatte ihn gelehrt, dass kalte Vollbäder die Kopfdurchblutung erhöhen. Dass sich die Durchblutung und die Stoffwechselprozesse im Gehirn durch Hydrotherapie beeinflussen lassen, vermutete bereits der Kurarzt Wilhelm Winternitz (1834-1917). Der Mediziner erhielt 1899 an der Universität Wien den ersten Lehrstuhl für Hydrotherapie im deutschsprachigen Raum.

Fasten        

Verkalkte Arterien begünstigen Durchblutungsstörungen im Hirn – und das Risiko, eine -vaskuläre Demenz zu entwickeln. Heilfasten wirkt sich günstig auf die Rückbildung von Arteriosklerose aus. Wer fastet, merkt schnell, dass sich Geist und Erinnerungsvermögen schon nach wenigen Tagen verbessern. Die Kirchenväter, die oft und lange gefastet haben, hatten meist bis ins hohe Alter einen wachen Geist.

Schwermetalle ausleiten

Bei Autopsien wurden in den Gehirnen von Demenzerkrankten erhöhte Schwermetallkonzentrationen gefunden. Aluminium, Quecksilber, Cadmium und Blei, aber auch Pestizidrückstände sowie Rückstände aus Stoffwechselprozessen wie ein „abgestorbener“ Zahn können Giftstoffe freisetzen, die Stoffwechselprozesse im Gehirn blockieren. Metallbelastungen lassen sich mit Hilfe einer sogenannten Chelat-Therapie reduzieren.

Ernährung umstellen

Eine mediterrane Ernährungsweise mit viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Nüssen und Fisch, dafür wenig rotem Fleisch scheint vor Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen zu schützen. Beim Fisch sollte man eher zu fettem Seefisch wie Lachs, Kabeljau oder Makrele greifen, weil der viele langkettige Omega-3-Fettsäuren enthält. Im Einzelfall kann man zusätzlich Antioxidantien, Vitamin D, B und Omega 3 Fettsäuren zuführen. Sie optimieren den Stoffwechsel und damit die Versorgung des Gehirns. Auf Genussgifte sollte weitestgehend verzichtet werden.

Grünen Tee trinken

Untersuchungen legen nahe, dass grüner Tee nicht nur vor Herz-Kreislauf-Krankheiten und Karies schützt, sondern auch Alzheimer vorbeugt. Der darin enthaltene Wirkstoff EGCG senkt offensichtlich das Risiko, dass sich im Gehirn Plaques bilden.

Kaffee trinken

In Tierversuchen konnten amerikanische Forscher nachweisen, dass Koffein Eiweißablagerungen an den Nervenzellen im Gehirn verhindert. Aktuell untersuchen Wissenschaftler, ob Koffein nicht nur vorbeugend wirkt, sondern auch als Therapie bei einer ausgebrochenen Alzheimer-Krankheit sein kann.

Bewusst entspannen

Dauerstress gleich welcher Art steigert die toxische Belastung des Gehirns. Stresshormone machen den natürlichen Schutzwall des Gehirns, die Blut-Gehirn-Schranke, für Gifte wie Quecksilber durchlässig. Wer sich vor Alzheimer schützen will, sollte also darauf achten, sich regelmäßig zu entspannen.

Körperlich aktiv sein

Sport und Bewegung im Alltag sind gute Schutzfaktoren. Das Gehirn wird besser durchblutet, die Nervenzellen gestärkt und es können sich sogar neue Nervenzellen bilden. Demenzforscher empfehlen, sich mindestens 20 Minuten pro Tag aktiv zu bewegen – ob im Fitnessstudio, bei der Gartenarbeit oder einem Spaziergang, ist egal.

Geistig rege bleiben

Geistige Arbeit scheint lange vor den Beschwerden einer Demenz zu schützen, wie die sogenannte Nonnenstudie aus den USA nahelegt. Dabei wurden etwa 600 Glaubensschwestern von Wissenschaftlern begleitet und ihre Gehirne nach dem Tod auf Alzheimer-Veränderungen untersucht. Die überraschende Erkenntnis: Bei einigen Nonnen waren die Gehirne durch Plaque-Ablagerungen stark verändert. Trotzdem hatten sie zu Lebzeiten keinerlei Anzeichen von Demenz. Im Gegenteil: Fast alle waren bis ins hohe Alter geistig aktiv, studierten und unterrichteten. Wer also bis ins hohe Alter einem kreativen Hobby nachgeht, viel liest oder schreibt, regelmäßig Kreuzworträtsel löst, Karten- oder Brettspiele spielt oder eine Fremdsprache lernt, kann Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme vermeiden.

Musizieren und Singen

Ein Instrument spielen fordert Konzentration und körperliche Koordination gleichermaßen. -Dasselbe gilt übrigens auch für das Singen und Tanzen, wobei man bei letzterem gleich noch seinen Körper bewegt.

Freunde treffen

Wer soziale Kontakte pflegt und sich regelmäßig mit anderen Menschen austauscht, betreibt ganz nebenbei Demenzprävention. Denn wenn wir uns unterhalten und austauschen, beanspruchen wir das Gehirn auf vielfältige Weise und halten es so fit: Wir nehmen nicht nur Stimme, Tonfall, Mimik und Gestik wahr, sondern fordern auch unser Sprachvermögen, unser Kurzzeitgedächtnis, unsere Sinne und -unser Gefühlszentrum.

Risikofaktoren meiden

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit. Dazu zählen Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen, erhöhte Cholesterinwerte sowie das metabolisches Syndrom – alles, was die Durchblutung und die Herzfunktion beeinträchtigt, bringt auch ein erhöhtes Alzheimer-Risiko mit sich.

Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum sowie Übergewicht erhöhen ebenfalls das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, genauso wie Depressionen und Schlafmangel. Schwere Kopfverletzungen, etwa wiederholte Gehirnerschütterungen, können das Risiko ebenfalls verstärken. Verschiedene Studien stellen auch einen Zusammenhang zu bestimmten Autoimmunerkrankungen (etwa Morbus Addison oder Multiple Sklerose) her.

Auch Hörverlust wirkt sich nachteilig aus, haben Wissenschaftler herausgefunden Wird dieser durch Hörgeräte frühzeitig ausgeglichen, ist das Demenz-Risiko -weniger hoch.

Dr. med. Wolfgang May ist Internist, Arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, -Homöopathie und Naturheilverfahren,
www.dr-wolfgang-may.de

 

 

 

VON: Prof. Dr. med. Karin Kraft

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Stadtleben stresst und kann Krankheiten mitverursachen. Mittlerweile ist aber wissenschaftlich nachgewiesen: Eine Therapie im Wald hat starke positive Effekte auf die Gesundheit.

Millionen Jahre lang lebten die Menschen und ihre Vorfahren in einer natürlichen Umgebung. Vor etwa 200 Jahren änderte sich das langsam. Immer mehr Menschen wohnten jetzt in Städten, mehr oder weniger dicht gedrängt. Unsere Körperfunktionen haben aber den Umzug in die Stadt nicht mitgemacht. Sie sind noch an ein Leben in der Natur angepasst. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Kluft zwischen natürlicher und stark urbanisierter Umgebung erheblich zum Dauerstress der Menschen beiträgt. Seit drei Jahrzehnten kommt noch der sogenannte Technikstress hinzu – Computer und Handys beschleunigen das moderne Leben weiter. Vorreiter dieses Lebensstils sind besonders Megastädte wie Tokio und New York mit über zehn Millionen Einwohnern. Es wird sogar vermutet, dass die mangelnde Naturnähe Volkskrankheiten wie zum Beispiel Adipositas, Depression und Kurzsichtigkeit mitverursacht.

15 Minuten Spaziergang reichen aus

Dagegen weiß man heute ziemlich sicher: Der Aufenthalt im Wald senkt nicht nur Stress, sondern hat auch präventive und gesundheitsfördernde Effekte. Die Erkenntnis verdanken wir vor allem Wissenschaftlern aus Südkorea und Japan, also Ländern mit Megastädten und sehr hoher Bevölkerungsdichte. Sowohl der japanische als auch der koreanische Staat haben übrigens die Forschungen intensiv unterstützt. Der Kontakt mit den natürlichen Reizen des Waldes drosselt die Aktivität des sympathischen Nervensystems. Wir entspannen uns und fühlen uns wohl – auch aus wissenschaftlicher Sicht der wünschenswerte Normalzustand. Dabei reicht schon eine kurze Zeit im Wald aus, um günstige Wirkungen zu erzielen. Nach einem 15-minütigen Waldspaziergang fällt der Blutspiegel des Stresshormons um 16 Prozent, der Blutdruck sinkt um zwei und die Pulsfrequenz um vier Prozent. Eine dreiviertel Stunde Aufenthalt verbessert zudem die Stimmung und vermutlich auch die geistige Leistungsfähigkeit wie zum Beispiel das Kurzzeitgedächtnis. Auch ein geschwächtes Immunsystem kann sich erholen, weil Stressreize abnehmen. Die Wirkung dauert etwa sieben Tage an.

Hilft bei ADHS und Depressionen

Weshalb hat der Wald nun diese entspannenden Eigenschaften? Es ist verblüffend, aber allein das Betrachten von Waldbildern und –fotos verändert den Zustand unseres Gehirns. Hirnregionen, die mit Mitgefühl und Altruismus assoziiert werden, sind stärker durchblutet. Dagegen fließt jetzt weniger Blut durch die Mandelkerne des Hirns. Weniger Angstgefühle sind die Folge, wenn die Amygdala, wie die Mandelkerne auch genannt werden, nicht mehr stimuliert werden. Im Wald kann sich daher die Aufmerksamkeit sanft fokussieren. Wir lernen, wieder aufmerksam zu sein. Dabei helfen angenehme und nicht zu starke Reize wie Grün- und Brauntöne, der Wechsel zwischen Licht und Schatten in sanften Abstufungen, leise Geräusche wie zum Beispiel fließendes Wasser, Vogelgezwitscher und Blätterrauschen oder der Geruch von ätherischen Ölen. So erholt sich das Gehirn vom stressigen Stadtleben und die geistige Ermüdung nimmt ab. Sehr gut präventiv wirkt die Kombination von -Entspannungsverfahren mit den natürlichen Reizen von Wäldern. Auf diese Weise werden in Südkorea Feuerwehrleute nach psychisch belastenden Einsätzen auf Staatskosten für drei Tage im Wald behandelt, um eine posttraumatische Belastungsstörung zu verhindern. Von der Waldtherapie profitierten aber auch Kinder, die unter dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom litten oder Erwachsene mit Depressionen.

Europas erster Kur- und Heilwald

Der Gedanke ist naheliegend: Die Therapie sollte auch Patienten mit körperlichen Krankheiten nutzen – in sogenannten Kur- und Heilwäldern. In Mecklenburg-Vorpommern habe ich in Kooperation mit dem Bäderverband dafür europaweit erstmalig Kriterien entwickelt. Dabei werden die Schonfaktoren des Waldes, die ja ständig einwirken, mit aktivierenden Therapieverfahren verbunden.

Welche Krankheitsgruppen eignen sich nun besonders gut für eine Therapie im Kur- bzw. im Heilwald? Hier schauen wir uns einerseits an, welche Behinderungen eine Krankheit verursacht, andererseits untersuchen wir die gesundheitsfördernden Eigenschaften eines Waldgebietes. Bei den Schonfaktoren spielt vor allem der Großklimabereich wie zum Beispiel das Meeresklima eine entscheidende Rolle. Weitere Schonfaktoren speziell des Waldes sind Strahlungs- und Windschutz, vielfältige Licht- und Windverhältnisse, gemäßigte Temperaturen, eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit und eine gute Luftqualität. Die jeweilige Geländestruktur hat einen wesentlichen Einfluss auf die Eignung für Patienten mit Krankheiten zum Beispiel des Bewegungsapparates oder des Kreislaufs. Wichtig sind hier sowohl Höhenunterschiede als auch das Vorhandensein von Landmarken wie Gewässer, auffällige Baumgruppen oder Aussichtspunkte. Auch die Vegetation trägt zu den gesundheitsfördernden Effekten bei, wenn zum Beispiel Nadelhölzer im Sommer ätherische Öle freisetzen.

Prävention von Folgekrankheiten

Ein weitläufiger Kurwald erlaubt eine körperlich intensivere Therapie und bietet sich daher für chronische Erkrankungen an, um einer Verschlechterung vorzubeugen. Einem anderen Zweck dient der geschützte Kleinraum eines Heilwaldes. Er kann für die Prävention von Folgekrankheiten bei einer chronischen Krankheit genutzt werden. Besonders geeignet für die Therapie im Heil- oder Kurwald sind Erkrankungen des Bewegungsapparates, des Respirationstraktes, der Haut sowie neurologische, psychische, onkologische und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. -Derzeit führe ich eine kontrollierte Studie durch, bei der Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung untersucht werden. Die Patienten haben im Rahmen ihrer stationären Rehabilitation auch Anwendungen im Kur- und Heilwald von Heringsdorf auf der Insel Usedom. Die Ergebnisse werde ich demnächst auf dem Kongress Gesundheitspotenzial Wald (siehe Veranstaltungshinweis) vorstellen, sie werden mit Spannung erwartet.

Karin Kraft, Ärztin für Innere Medizin und -Naturheilverfahren, hat eine Stiftungsprofessur für Naturheilkunde. Sie lehrt und forscht an der Universität Rostock. Außerdem ist sie Vizepräsidentin des Deutschen Naturheilbundes.

Erster Internationaler Kongress Gesundheitspotenzial Wald

Vor kurzem in Heringsdorf mit Vorträgen und Referaten von internationalen Gesundheits- und Umweltexperten (u.a. Professor Iwao Uehara von der Universität Tokio), Politikern und Landschaftsarchitekten. Höhepunkt war die Begehung, Eröffnung und Zertifizierung des Heringsdorfer Waldes als erster Kur- und Heilwald in Europa.

 

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Hypertoniker können selbst viel dazu beitragen, dass ihr Blutdruck sinkt. Naturheilverfahren helfen dabei.

Nach wie vor leiden 20 bis 30 Millionen Menschen hierzulande unter Bluthochdruck. Viele wissen nichts davon, denn Bluthochdruck tut nicht weh. Trotzdem schädigt er schleichend die Blutgefäße und das Herz und ist damit ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfall und Herzinfarkt und Netzhautschäden. Alarmsignale können Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen wie Flimmern vor den Augen, starkes Herzklopfen und Kurzatmigkeit sein. Auch eine stark gerötete Gesichtshaut, ein „roter Kopf“, kann auf eine Hypertonie hinweisen.

Als optimal gilt ein Blutdruck von 120 /80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Von leichten Bluthochdruck spricht man bei Werten ab 140 / 90, von schwerem Bluthochdruck bei Werten ab mehr als 180 / 110.

Was steckt dahinter?

In den meisten Fällen ist die eigentliche Ursache für Bluthochdruck eine Kombination aus genetischer Veranlagung, ungünstigen Umwelt-Einflüssen und einem ungesunden Lebensstil. Vor allem Bewegungsmangel und Übergewicht sind schuld an schlechten Werten. Eine ungesunde Ernährung mit wenig kaliumreichem Obst und Gemüse und zu viel Salz, Nikotin und zu häufiger Alkoholkonsum treiben den Blutdruck in die Höhe. Ein weiterer wichtiger Faktor ist Stress; dabei werden Hormone ausgeschüttet, die den Blutdruck ankurbeln. Außerdem kann die Einnahme einiger Medikamente (zum Beispiel Kortison, Pille, Hormonersatztherapie in den Wechseljahren, Schmerzmittel) eine Hypertonie zur Folge haben.

Erste Maßnahme: Lebensstil ändern

Regelmäßige Bewegung und Reduktion von Übergewicht, weniger Kochsalz und Alkoholbeschränkung – damit können Betroffene ihren Blutdruck effektiv senken. Bei Werten bis zu 160/100 empfiehlt die deutsche Hochdruckliga als erste Maßnahme eine Änderung des Lebensstils. Erst wenn das nicht ausreicht, müssen gegebenenfalls Medikamente eingenommen werden. Das sind meistens Beta-Blocker, ACE-Hemmer oder Diuretika. Sie senken zwar den Blutdruck, haben aber teilweise starke Nebenwirkungen: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Potenzprobleme oder depressive Verstimmungen.

Naturheilkundliche Empfehlungen

Ernährungsumstellung: Mehr Salat, Obst und Gemüse, weniger Wurst, Fleisch, Fett und Alkohol. Ein bis zwei Diät-Tage pro Woche (Obst, Reis, Milch-Semmeltage) können bei der Umstellung helfen, ebenso ein strukturierter und regelmäßiger Ernährungsrhythmus. Viele Zwischenmahlzeiten und späte, gehaltvolle Abendessen behindern das Abnehmen.

Regelmäßige Bewegung: Ein Ausdauertraining von 30 Minuten drei- bis fünfmal pro Woche senkt den Blutdruck um fünf bis zehn mmHg, jedes Kilo Körpergewicht weniger auf der Waage um etwa 1,5 mmHg. Auch Radfahren, Skilaufen, Jogging, Schwimmen und Tanzen sind geeignete Sportarten. Ungünstig ist jede Art von extremer Belastung und mit starker Pressatmung verbundene Sportarten, etwa Krafttraining.

Anti-Stress-Training: Menschen, die zu einem hohen Blutdruck neigen, fehlt oft die Fähigkeit, eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden. Empfohlen werden daher Entspannungsmethoden wie autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Ebenso wichtig ist es, Erholungsphasen in seinem Arbeitsalltag einzuplanen und auf ausreichenden Schlaf zu achten.

Phytotherapie: Die wichtigste Herzpflanze ist der Weißdorn. Aber auch Passionsblumen- und kavahaltige Arzneimittel haben sich wegen ihrer spannungslösenden Wirkung sehr gut bewährt. Hopfen, Baldrian und Melisse haben ebenso eine beruhigende Wirkung.

Hydrotherapie: Eine blutdrucksenkende Wirkung können auch ansteigende Arm- und Fußbäder sowie Wechselfußbäder haben. Geeignete Kräuterzusätze sind hier Melisse, Lavendel, Baldrian.

Homöopathie: Auch homöopathische Medikamente können helfen, die Blutdruckwerte positiv zu beeinflussen, indem sie die körpereigene Blutdruckregulation anregen. Als Wirkstoffe haben sich unter anderen sehr gut bewährt: Crataegus (Weißdorn), Viscum album (Mistel) und Glonoinum. Im Gegensatz zu Präparaten der Schulmedizin haben sie keine Nebenwirkungen und können mit klassischen Blutdrucksenkern und anderen Arzneimitteln problemlos kombiniert werden.

Wenn man Patienten in umfassenden Zusammenhängen betrachtet, kann man auch chronische Krankheiten heilen, sagt der Mediziner und Naturheilkundler Gert Dorschner. Er hat einen mehrstufigen Behandlungsplan entwickelt, den wir in einer Serie vorstellen.

VON GERT DORSCHNER

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Stufe 11: Dauerbrause – das Bad der Blutwäsche

Wirkung: Die Dauerbrause gilt als intensivste Form der Hydrotherapie. Sie vereinigt Wärmewirkung, Tiefenwirkung, Reflexwirkung, Durchblutungsförderung, Massageeffekte, Akupressur, Schröpfeffekte und elektrotherapeutische Effekte in einem angenehmen Naturprinzip. Merke:

  • Dauerbrause ist die Weiterentwicklung der Kneipp’schen Hydrotherapie für chronische Krankheiten!
  • „Sane per aquam“ – schon die Römer heilten mit Wasser.
  • „Wo Wasser ist, ist Leben“. Wasser ist nach dem Licht das zweitwichtigste Schöpfungselement auf Erden.
  • Wir bestehen zu 75 Prozent aus Wasser. Wasser reguliert alles.
  • Wasser hat die Fähigkeit, Krankheitsinformationen aufzunehmen und auch abzuleiten (siehe Wasserkristallbilder des japanischen Wasserkristallforschers Masuro Emoto).

 

Stufe 12: Die Enzymtherapie – das naturheilkundliche Cortison

Wirkung: Enzyme spielen bei Stoffwechselvorgängen eine wichtige Rolle, indem sie Reaktionen in Gang setzen oder beschleunigen. Einige Früchte, darunter Ananas, Mango oder Papaya enthalten besonders wertvolle Enzyme. Hochdosiert eingenommen wirken sie stark immunmodulierend und helfen, chronische Entzündungen im Körper abzubauen.

Die Einnahme sollte über einen Zeitraum von mindestens 6 bis 12 Monaten erfolgen
(z.B. Wobyenzym oder Innovazym, 3 x 2 Tabletten täglich nüchtern 1 Stunde vor den Mahlzeiten).

Merke: Die Enzymtherapie gilt als feste Säule innerhalb der biologischen Krebstherapie und der Behandlung chronisch entzündlicher und immunologischer Erkrankungen.

Mehr Informationen unter
www.enzymforschungsgesellschaft.de

 

Stufe 13: Begleitende ganzheitliche Krebstherapien

Mistel-Therapie / Hyperthermie

Es gibt in der Naturheilkunde und in der Alternativmedizin eine Reihe von Therapien, die bei der Behandlung von Krebserkrankungen unterstützend eingesetzt werden. Sie stärken das Immunsystem, unterstützen die Selbstheilungskräfte des Körpers und mildern die Nebenwirkungen einer konventionellen Strahlen- oder Chemotherapie.

Aus der anthroposophischen Medizin stammt die Misteltherapie, bei der Pflanzenextrakte unter die Haut gespritzt werden. Bei der Hyperthermie werden einzelne Körperpartien oder der gesamte Körper gezielt erwärmt, um Krebszellen zu zerstören.

Ganzheitliche Krebsberatung: Krebspatienten empfehle ich, sich ausführlich beraten zu lassen, wie sie komplementäre Therapieverfahren mit der schulmedizinischen Stufentherapie (Operation – evtl. Strahlentherapie – Chemotherapie) koordinieren können. Sinnvoll ist es auch, Informationen über eine psychoonkologische Begleittherapie einzuholen.

Auch eine längere, intensive Anti-Krebskur in einer ganzheitlich arbeitenden Krebsklinik kombiniert sinnvoll schulmedizinische und komplementäre Krebstherapien.
Informationen, Adressen von Therapeuten
und eine Klinikliste gibt es bei der Gesellschaft
für Biologische Krebsabwehr e.V. (GfBK).
www.biokrebs.de

 

Gert Dorschner ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Naturheilverfahren und Ernährungsmedizin sowie Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des DNB.
www.akademie-fuer-ganzheitsmedizin.de

 

Eine geschwächte Darmflora lässt sich gut behandeln. Schwieriger wird es, wenn der Darm mit Schwermetallen und Umweltchemikalien vergiftet ist.

VON Dr. med. Martin Landenberger

Foto: creativ collection

 

Zwischen Darm und Gehirn herrscht reger Verkehr – ständig schicken die Nervenzellen und Botenstoffe des Darms Meldungen an das Gehirn und umgekehrt. Wissenschaftler schätzen die Anzahl der Neuronen im Darm höher ein als jene im Gehirn. Wenn der Volksmund meint: „Mein Bauch sagt mir“, hat er nicht ganz unrecht. Denn unsere Verdauung funktioniert so gut, weil Gehirn, Schilddrüse, Thymus (Bries), Darm, Nebennieren und peripheres Nervensystem eine Einheit sind.

 

Ein Beispiel für die Zusammenarbeit ist die Darmschleimhaut. Sie verfügt über ein ausgeklügeltes System zur Nahrungsspaltung. Daran beteiligt sind Verdauungsenzyme des Magens (Säure, Pepsin), der Bauchspeicheldrüse (Amylase, Lipase) und der Galle. Je besser wir kauen und einspeicheln und je geruhsamer wir essen, desto mehr können wir auch genießen. Damit geben wir dem Darm auch die Zeit und die Kraft, seine Arbeit zu erledigen. Nach dem Essen schaltet unser vegetatives Nervensystem um. Während der Verdauung regiert dann der Parasympathicus. Die Muskeln werden träge, das Denken verlangsamt sich: Jetzt gilt das Motto „ein voller Bauch studiert nicht gern“.

 

Sauerkraut und Anis

Wichtig für die Verdauung sind darmständige Keime, vor allem Escherichia coli, Enterokokken und Milchsäurebakterien (Laktobazillen, Bifidobakterien). Wenn -diese säuernden Hilfsbakterien fehlen, kann die Darmschleimhaut geschwächt werden. Hier helfen gesäuerte Nahrungsmittel wie Sauerkraut, milchsauer vergorene Gemüsesäfte, Brottrunk, Rechtsregulat, Joghurt, Kefir, Sauermilch und Kombucha. Mit zunehmendem Alter vermindert sich auch unsere natürliche Verdauungsstärke. Viele Menschen greifen dann zu Verdauungskräutern als Aperitif oder Digestiv, wie Süßholzwurzel, Sauerampfer, Löwenzahn, Fenchel, Anis ohne Alkohol und Zubereitungen mit rechtsdrehender Milchsäure (Rechtsregulat, Casa Sana Darmreinigung und weitere). Besonders viele Aufgaben hat die Darmflora. Mit Fug und Recht kann man ihr den Status eines Organs im menschlichen Organismus zuweisen: Wie ein Bodyguard schützt die Darmflora die Mukosa (Schleimhaut), wie eine Amme ernährt sie die Schleimhautzellen und wie eine Fabrik produziert sie Abwehrstoffe (Aminosäuren wie ß-Defensine) gegen feindliche Keime. Damit nicht genug. Sie sorgt für die Dichtigkeit der Darmschleimhaut ähnlich wie Fliesen mit Verfugungsmörtel abgedichtet werden. Und außerdem für die Modulation des Immunsystems (sogenannte Th1/ Th2-Verteilung), um es wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

 

Prießnitz-Wickel und Probiotika

Welche Mittel helfen uns nun bei der Darmsanierung? Die erste Frage in der Anamnese richtet sich auf die Beschwerden und die Gewohnheiten des Darms: Gibt es ein Völlegefühl schon nach geringer Nahrungsaufnahme? Liegt die Nahrung wie ein Stein im Magen? Sind fette oder eiweißreiche Speisen (Fleisch), aber auch Rohkost unverträglich?

 

Natürliche Hilfen bei der Darmsanierung können sein:

  • Ruhe und Entspannung zum Essen und nach dem Essen. Nicht im Gehen essen. Die Lebensmittel bewusst nach Geschmack und Vorliebe auswählen und genießen.
  • Bei Tendenz zu schnell geblähtem Abdomen kann man nach dem Essen einen heißen feuchten Wickel auf den Bauch legen und 15 Minuten ruhen (Prießnitz-Wickel).
  • Bei bekannter Verdauungsschwäche können fermentierte Verdauungspräparate eingenommen werden.
  • Sofern ein Mangel an hilfreicher Flora vorliegen sollte, kann man diese mit diversen Probiotika ausgleichen (Lakobakterien, Bifidobakterien, wie etwa Lactobact oder Omni biotic).
  • Aus Darmkeimbestimmungen differenzieren wir mit Entzündungsmarkern, etwa alpha-1-Amtitrypsin oder Calprotectin, oberflächliche und in die Tiefe gehende Entzündungen, die wir mit Kamille-, Grüntee- und Myrrhe-Extrakten bekämpfen können. Hinter erhöhten Calprotectinwerten können sich akute und chronische Infekte, Glutenenteropathien (Zöliakie) und Darmkrebs verstecken.

 

Dauerentzündung durch Schwermetalle und Umweltgifte

Viele chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa enthalten Fehlkeimbesiedelungen, die man ausgleichen kann. Häufig jedoch schwelt die Entzündung weiter, dann steigt auch das Krebsrisiko. Wie aber kommt es zu solchen Dauerentzündungen? Wahrscheinlich -werden sie durch Schmermetalle oder Umweltchemikalien verursacht. Diese neuen Stressoren waren in der Evolution bisher nicht bekannt. Sie setzen eine fortdauernde Entzündung in der Darmschleimhaut in Gang, der mit den alten Waffen des Immunsystems nicht beizukommen ist.

Chronisch Darmkranke sind erfahrungsgemäß mit Umweltgiften kontaminiert

Wir untersuchen deshalb Darmschleimhautgewebe auf Metallablagerungen und arbeiten bei der Provokationstestung mit Chelatoren. Das sind organische Verbindungen, die Metalle im Körper binden und die man im Urin nachweisen kann. Erfahrungsgemäß sind chronisch Darmkranke mit neuen Stressoren wie Schwermetallen kontaminiert. Hier tut sich also ein weites Behandlungsfeld auf.

 

Dr. med. Martin Landenberger ist Facharzt
für Allgemeinmedizin, Chirotherapie,
Sportmedizin, Naturheilverfahren,
Homöopathie und Neuraltherapie.
Zu seinen Tätigkeitsschwerpunkten zählen
Detox (Entgiftung), Chelat-therapie und
komplementäre Krebstherapie.
www.Praxis-Dr-Landenberger.de

 

Wie kann man die Naturheilkunde erhalten und stärken? Gemeinsame Umfrage vom DNB und den Berufsverbänden der Ärzte für Naturheilverfahren ZAEN und BAEN-D.

 

Der Deutsche Naturheilbund setzt sich für die Verbreitung und den Erhalt von naturheilkundlichem Wissen ein. Die Mitglieder und viele Interessierte tragen dazu bei. Auch der Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren (ZAEN e.V.) und Regulationsmedizin e.V. und der Berufsverband der Ärzte der Naturheilverfahren Deutschland e.V. (BAEN-D) verfolgen diese Ziele.

Diese beiden ärztlichen Verbände sorgen sich allerdings seit geraumer Zeit über die Stellung der Naturheilverfahren bei Patient, Arzt und Kassen. Naturheilkundliche Behandlungsverfahren werden häufig mit der Begründung aus der ärztlichen Praxis gedrängt, sie seien nur wenig wissenschaftlich evidenzbasiert. Die Erstattungsfähigkeit einzelner Verfahren wird hart umkämpft. Hinzu kommt, dass eine auffällig breite Masse an Patienten nicht mehr in der Lage -ist, kleinste gesundheitliche Probleme zu Hause zu behandeln oder die Selbstheilungskräfte mit Hilfe der Naturheilkunde zu aktivieren.

Zum Wohle der Patienten
Um diesem Trend entgegen zu steuern, starten wir eine gemeinsame Umfrage. Dazu benötigen wir Ihre konkrete Unterstützung! Die Umfrage stellt die Meinung und den Bedarf des gesundheitsbewussten Bürgers in den Mittelpunkt und bildet die Basis für die gemeinsame Zusammenarbeit der Verbände zum Wohl des Patienten.

Mit den Ergebnissen der Umfrage möchten wir stärker an die betroffene Öffentlichkeit gehen. Die Resultate werden in einem Fachsymposium vorgestellt und in den Medien veröffentlicht, auch im Verbandsmagazin DNB-Impulse und auf unserer Webseite werden Sie die Entwicklungen verfolgen können.

Ihre Meinung zählt!
Wir möchten uns gezielt dafür einsetzen, was Ihnen wichtig ist. Daher bitten wir Sie, sich kurz Zeit zu nehmen und bis zum 31.Oktober 2017 unseren Fragebogen zu beantworten.

 

 

 

Verlosung
Als kleines Dankeschön fürs Mitmachen verlosen wir je zehn Bücher von Prof. Dr. Andreas Michalsen und Dr. Hubertus von Treuenfels.
Prof. Dr. Andreas Michalsen: Heilen mit derKraft der Natur.
Meine Erfahrung aus Praxis und Forschung. Was wirklich hilft.
Insel Verlag, 2017,
304 Seiten, 19,95 Euro
Dr. Hubertus von -Treuenfels: Gesund beginnt im Mund.
Knaur MensSana
Verlag, 2017,
240 Seiten, 18 Euro

 

VON CONSTANZE NOLTING (ZAEN UND SABINE NEFF (DNB)

Foto: creativ collection

Die Zahl der multiresistenten Erreger steigt, auch weil viele Ärzte zu schnell Antibiotika verordnen. Der DNB fordert: Schluss damit!

VON DR. MED. WOLFGANG MAY; Foto: creativ collection

Seit Jahren stellen Wissenschaftler eine steigende Zahl von Bakterien fest, die gegen Antibiotika resistent und damit kaum zu behandeln sind. Allein in Deutschland erkranken laut Robert Koch-Institut etwa 600.000 Menschen an sogenannten multiresistenten Keimen (u.a. MRSA). Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene spricht sogar von bis zu einer Million Infizierten und 30.000 Todesfällen pro Jahr. Was tun? Die Bundesregierung hat einen 10-Punkte-Plan zur Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen auf den Weg gebracht. Er sieht unter anderem neue Meldepflichten, eine stärkere Überwachung und schärfere Hygieneregeln für Kliniken vor. Auch in der Sendung „Hart aber fair“ vom 3. April prangerten eine OP-Krankenschwester und ein ehemaliger Chefarzt die Hygieneprobleme an, die in deutschen Krankenhäusern durch Sparmaßnahmen und Unterbesetzung entstünden. Das ist bei dem Thema MRSA mit Sicherheit ein wichtiger Fakt – aber er beleuchtet nur einen Teilaspekt.

Inwiefern die inflationäre Antibiotika-Gabe multiresistente Keime erst ermöglicht hat, kam in der Sendung nur am Rande zur Sprache. Einen traurigen -Beitrag dazu leistet immer noch die Massentierhaltung, in der die Tiere eng aufeinander gehalten werden und ständiger Antibiotika-Gabe ausgesetzt sind. Aber auch die Ärzte hierzulande sind für die Entstehung resistenter Erreger mitverantwortlich, weil sie allzu sorglos Antibiotika verschreiben – in den meisten Fällen sogar rein auf Verdacht, also ohne einen Abstrich zu machen, wie eine Studie der Betriebskrankenkassen letztes Jahr -bestätigte. Das liegt zum einen am System: Die Kosten für Antibiotika werden von den Krankenkassen übernommen, alternative Mittel müssen die Patienten oft selbst bezahlen. Nicht jeder kann oder will das leisten, viele erwarten auch eine schnelle Antibiotikaverordnung und auf das Ergebnis eines Abstrichs muss man einige Tage warten. Aber es mangelt auch an der Bereitschaft der Kollegen, die Patienten über alternative naturheilkundliche Behandlungsmethoden zu informieren. Oft ist auch das Wissen darüber nicht oder nur eingeschränkt -vorhanden.

Dabei gibt es viele alternative Therapien, die bei Krankheiten wirksam sind: Husten lässt sich mit Brustwickeln gut behandeln, Durchfälle mit Gerbstoffen aus Heidelbeeren und Brombeerblättern stoppen. Bei einer Blasenentzündung helfen Phythotherapeutika mit Senfölen. In ihrer Publikation ‚Wirkstoff Aktuell‘ (Ausgabe 1/2017) rät die Kassenärztliche Bundesvereinigung KBV, bei einer akuten Bronchitis einer symptomatischen Behandlung den Vorzug zu geben, den Verlauf abzuwarten und zusammen mit den Patienten zu besprechen, wie es weitergeht.

Der DNB fordert alle Ärzte auf, die Möglichkeiten zu nutzen, die die Naturheilkunde bietet, einer Behandlung mit Naturheilmitteln und Probiotika den Vorzug zu geben und Antibiotika nur bei klarer Indikation einzusetzen. Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das den Körper ins Gleichgewicht bringt und die Selbstverantwortung des Patienten stärkt!
Dr. med. Wolfgang May ist Internist, Arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Homöopathie und Naturheilverfahren. www.dr-wolfgang-may.de

Wassertreten, Dauerbrause, Thalasso – heute ist die Hydrotherapie vielseitiger denn je. Ihr  Ursprung reicht jedoch weit zurück.

VON Gert Dorschner; Foto: creative collection

Seit Menschengedenken sind die heilenden Kräfte des Wassers bekannt. Im Altertum waren Wasserfälle und Quellen oft heilige Orte. Druiden und Schamanen  – die Priester der Kelten und die Heiler der Naturvölker Nordeuropas – nutzten Wasser für ihre religiösen und spirituellen Rituale. Noch heute können Menschen die energetische Kraft an diesen Orten spüren. Während der Christianisierung wurden nicht wenige dieser Plätze dazu genutzt, um Kirchen und Taufkapellen darauf zu errichten. Heute stehen an diesen wunderbaren Kraftorten oft Altäre. Auch die Badekultur hat eine lange Tradition. Ausgedehnte Anlagen in Ägypten, der Türkei, Griechenland und vielen anderen Orten lassen darauf schließen, dass Bäder damals nicht ausschließlich der Hygiene dienten, sondern auch der Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Die Römer bauten in der Antike öffentliche Bäder, mit warmen und kaltem Wasser, Fußbodenheizung und Dampfbad.

Im Hochmittelalter entdeckte man dann den Nutzen von Mineralquellen. Es entstanden Mineralbäder und erste Kuranstalten, gleichzeitig wurde die innerliche Anwendung von Wasser populär. Ihre Blütezeit erreichten die deutschen Heilbäder im 19. Jahrhundert; zu dieser Zeit begannen Naturheilkundige, Wasser zur Heilung von Krankheiten einzusetzen – vor allem der Laienmediziner Vinzenz Prießnitz, Impulsgeber der Naturheilbewegung und Namensgeber des Deutschen Naturheilbundes. Berühmt geworden ist die Kaltwasserbehandlung dann durch den Pfarrer Sebastian Kneipp, der die hydrotherapeutischen Maßnahmen um die Pflanzenheilkunde ergänzte und sie zusammen mit der Ernährungstherapie, der Bewegungs- und Ordnungstherapie in einem Fünf-Säulensystem bekannt machte. Bis heute ist Wasser eines der wichtigsten Heilmittel, um im Wortsinn „alles in Fluss zu halten“ und Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen.

 

Gert Dorschner ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Naturheilverfahren und Ernährungsmedizin. Sein Großvater, der Heilpraktiker Alfred Dorschner und sein Vater Dr. med. Friedrich Dorschner haben die Quellwasser-Dauerbrause (siehe rechts) in Deutschland bekannt gemacht.

 

Sommer, Sonne, Wasser

Die Hydrotherapie nutzt die Wärme- und Kältereize des Wassers, die nicht nur lokal wirken, sondern den gesamten Organismus beeinflussen. Einige Anwendungen machen jetzt im Sommer richtig Spaß – und sind kostenlos.

Fußbad

Kalte Fußbäder helfen insbesondere bei Venenleiden und Krampfadern, aber auch bei Kopfschmerzen, Migräne und Überhitzung, etwa an warmen Sommertagen.

Für ein Fußbad ein Gefäß mit dem kalten Wasser füllen (Wassertemperatur ca. 10-16°C) und beide Füße hineinstellen, wobei das Wasser bis unter das Knie reichen sollte. Solange verweilen, bis sich ein Kälteschmerz einstellt oder sich das Wasser nicht mehr kalt anfühlt (max. 60 Sekunden). Anschließend Wasser abstreifen und Beine im Bett oder durch aktive Bewegung wiedererwärmen. Anschließend ggf. warm anziehen (Wollsocken). Bleiben die Füße kalt, war der Reiz zu stark.

Wirkung: Aufgrund des Kaltreizes verengen sich zuerst die Gefäße, und stellen sich anschließend wieder weit, was die Durchblutung fördert und die Wärmeproduktion im Körper erhöht. Ein kaltes Fußbad wirkt schlaffördernd, stärkt die Fußmuskulatur, bringt das Immunsystem und den Kreislauf in Schwung (Nur mit warmen Füssen anwenden).

Wassertreten

Das kalte Wassertreten bei einer Wassertemperatur ca. 10-16°C ist die bekannteste Therapie von Pfarrer Kneipp und eine Sonderform des Fußbades. Man geht dabei in einer Art Storchenschritt durch das Wasser oder tritt auf so auf der Stelle, dass jeweils ein Fuß immer vollständig aus dem Wasser angehoben wird (nur mit warmen Füssen anwenden!). Das geht übrigens auch gut in einem Bach, in einem Badesee oder dem Meer.

Barfuß wandern im Sand am Meer

Kühlung, Salzwasserwirkung und Training der Fußmuskulatur beim Barfußgehen ist eine der besten Therapien bei Senkspreizfüßen und Schmerzen in den Füßen (Metatarsalgie). Das kann gut mit Schlick- Packungen (auch bei Fußpilz) kombiniert werden.

Dauerbrause

Die Dauerbrause ist eine Entgiftungstherapie. Sie wird bevorzugt bei internistischen und rheumatischen Erkrankungen sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates angewendet. Akute Entzündungen und Krebs sind relative Kontraindikationen.

Bei der Dauerbrause werden Patienten 2 – 3 x pro Woche bzw. täglich mit warmen Wasser, das aus zwei -Meter Höhe kommt, geduscht. Sie liegen dabei auf einer Schaumstoffunterlage unter einem verstellbaren Duschkopf, der den gesamten Körper Stück für Stück von den Füßen bis zum Nacken (immer Richtung Herzen) jeweils 10 bis 15 Minuten mit sanftem Wasserstrahl massiert. Nach etwa der Hälfte der Behandlungszeit dreht sich der Patient um. Wichtig ist, dass es sich dabei um Quellwasser und nicht um wieder aufbereitetes Wasser handelt. Nur frisches Wasser kann – ähnlich wie eine homöopathische Trägerlösung – Krankheitsinformationen aufnehmen und ableiten. Menschen, die Elektrosmog ausgesetzt sind, berichten, dass langes Duschen sie regeneriert und entspannt.

 Wirkung: Wenn Wassertropfen aus den Düsen des Duschkopfes durch die Luft fliegen, laden sie sich durch die negative Ionisierung elektrostatisch auf. Beim Aufprall auf die Haut kommen sanfte Schröpfeffekte zustande. Die Massage der Wasserdüsen sorgt für eine Lymphdrainage. Durch die schrittweise Bebrausung entlang der Reflexzonen und Meridianverläufe wirkt die Dauerbrause wie eine Reflexzonentherapie; zudem massiert sie die Akkupressurpunkte, produziert sie eine örtliche Überwärmung mit Tiefenwirkung und entgiftet. Nicht zuletzt wirkt die die Dauerbrause durchblutungsfördernd.

Thalasso

So nennt sich die Therapie am und mit dem Meer. Sie nutzt das Reizklima mit Sonne,  Wind, frischer, feuchter, schadstoff- und pollenfreier Seeluft und das Meerwasser mit Salz, Algen und Schlick. Empfehlenswert ist eine Kur besonders bei allergischen Erkrankungen wie Asthma, Neurodermitis, chronisch obstruktive Bronchitis (COPD), chronische Sinusitis, chronische Rhinitis, Psoriasis und Beschwerden in Zusammenhang mit niedrigem Blutdruck. Patienten sollten sich hierfür zwei bis drei Wochen Zeit nehmen.

Wirkung: Die Atemwege werden durch die Luftreinheit geschont. Chronische Reizzustände und auch Entzündungszustände kommen zur Ruhe. Dies führt zur vertieften Atmung. Am Meer, insbesondere im kalten Klima an der Nord- und Ostsee wird dadurch die Wärmeproduktion im Körper gesteigert: Wir bekommen mehr Energie.

Eine Thalasso-Therapie wird heute auch in Zentren zusammen mit Massagen, Sporttherapie und Kursen wie Aqua Fitness oder Yoga angeboten. „Insbesondere Menschen mit Haut- und Atemproblemen profitieren davon“, sagt Ulrike Wehner, Sprecherin des Verbandes deutscher Thalasso-Zentren und Spa-Managerin. In der Brandungszone des Meeres ist die Konzentration der Salzpartikel in der Luft – der Aerosole – am höchsten. „Ein ausgedehnter Spaziergang an der Meereskante, bei dem die Beine immer wieder im Wasser sind – das ist bereits Thalasso.“

 

Adressen zertifizierter Thalasso-Zentren an den deutschen Küsten: www.thalasso-verband.de