Patienten, die am Chronischen Erschöpfungssyndrom leiden, können ihren Alltag oft kaum bewältigen. Es gibt aber Möglichkeiten, mit der Krankheit besser umzugehen.
Von Manfred van Treek, Foto: creativ collection
Seit 20 bis 30 Jahren treten zunehmend Krankheitszustände auf, die unter anderen mit starker Schwäche und schneller Erschöpfbarkeit einhergehen. Die Patienten sind arbeitsunfähig und in ihren privaten Aktivitäten stark eingeschränkt. Diese Erkrankung wird als „chronic fatigue syndrome/myalgic encephalomyelitis“ (CFS/ME) bezeichnet. Im Jahre 2003 legte eine kanadische Arbeitsgruppe dafür Kriterien zu Anamnese und Diagnostik fest.
Die vorherrschenden Symptome dieser Krankheiten sind eine starke Erschöpfung und Intoleranz gegen jede Belastung, verbunden mit deutlich verlängerten Erholungszeiten. Weitere mögliche Symptome sind Beeinträchtigung des Denkvermögens, Kopf- oder Muskelschmerzen, Schlafstörungen, Wahrnehmungs- und Bewegungsstörungen, dauerhafte grippeähnliche Symptome, Darm- und Verdauungsstörungen und Herzrhythmus-störungen. Bei den Patienten besteht der unwiderstehliche Drang, sich hinzulegen und Ruhe zu bekommen. Eine Erholung stellt sich jedoch nicht oder nur bedingt ein, weil die Energieproduktion in den Kraftzellen des Körpers, den Mitochondrien, eingeschränkt ist.
Auslöser von CFS
Meistens gehen der Krankheit umweltbedingte Ereignisse voraus. Sie beeinträchtigen das Nerven-, Immun- und Hormonsystem. In der Vorgeschichte von betroffenen Patienten finden sich etwa traumatische psychische Erlebnisse, Infektionen mit Borrelien und Pfeiffersches Drüsenfieber, aber auch Aspergillus (Schwarzschimmel) in der Wohnumgebung. Belas-tungen durch Pestizide und Herbizide können zur Entstehung von chronischer Erschöpfung ebenso beitragen wie Toner-Staub durch Laser-Drucker.
Erschöpfungszustände können aber auch
mit medizinischen Maßnahmen und Medikamenten zusammenhängen: Impfungen, Bluttransfusionen, Narkotika,
Schwermetallbelastung, etwa durch Quecksilber aus Amalgam, wurzelbehandelte Zähne, Anti-Baby-Pille und Spiralen zur Schwangerschaftsverhütung.
Weitere mögliche Auslöser können psychische -Belastungen und Traumata sein, -also etwa Kriegserlebnisse, der Verlust eines geliebten Angehörigen, wiederholte Fehlgeburten oder Unfälle mit Polytrauma.
Was die Labordiagnostik untersucht
Mit Hilfe des Labors wird auf eine infektiöse Verursachung getestet. Man sucht Antikörper gegen Borrelien, Chlamydien und verschiedene Viren wie EBV und HHV6. Der Test auf proinflammatorische Zytokine zeigt, ob eine aggressive Aktivierung des Immunsystems, die sich gegen das Nervensystem und andere Organe richtet, besteht. ATP-Tests zeigen, inwieweit die Mitochondrien noch in der Lage sind, den Zell-Kraftstoff ATP zu bilden.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, eine sogenannte „intestinale Biotom-Unter-suchung“ machen zu lassen. Dabei wird nicht nur fest-gestellt, ob eine Fehlbesiedelung des Darms mit pathogenen Mikroorganis-men vorliegt, sondern auch auf verminderte Verdauungsleistung, verminderte Aufnahme von Nähr- und Mikronährstoffen sowie entzündliche Tendenzen der Darmschleimhaut getestet. Zudem bestimmt diese Untersuchung die sogenannte Bio-Diversität der Bakterien-flora des Darms.
Naturheilkundliche Behandlung
Hier muss man zwischen dem chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) und der myalgischen Enzephalomyelitis (ME) unterscheiden: Bei CFS benötigen die Patienten häufig eine sechs- bis zwölfmonatige Arbeitspause, in der sie wieder zur emotionalen Ausgeglichenheit finden. Die Behandlung besteht aus reichlich Schlaf, ausschließlich gesunder Ernährung und bestimmten Vitalstoff-Präparaten. Belastende Substanzen, unverträgliche Nahrungsmittel und Elektro-Smog müssen vermieden werden. Zum Behandlungsprogramm gehören auch eine Entsäuerung mittels Basenpulver oder Basenkonzentraten.
Patienten mit ME erfahren oft nur eine Linderung ihrer Symptome, oft erfolgt eine Frühberentung. Die Behandlung ist ähnlich wie bei CFS und wird dadurch verstärkt, dass bestimmte Vitalstoffe in Infusionsform gegeben werden. Werden andere Erkrankungen, die mit Erschöpfung einhergehen, diagnostiziert, müssen diese behandelt werden, damit sich die Erschöpfung zurückbildet.
Auslöser vermeiden
Ein wichtiges Behandlungsprinzip ist es, erkannte Krankheitsauslöser zu vermeiden oder zu eliminieren: Bei einer Gluten-Unverträglichkeit müssen Patienten ihre Ernährung umstellen, eine Schwermetallbelastung lässt sich ausleiten. Eine nicht an Universitäten gelehrte paramedizinische Methode ist es, die Endorphin-Bildung zu fördern. Das kann etwa durch eine stimulierende Blockade-Behandlung der Opiatrezeptoren durch niedrig dosiertes Naltrexon (LDN) erfolgen. Bei chronischen stillen und/oder offensichtlichen Entzündungen kann die Gewürz- und Heilpflanze Kurkuma helfen.
Bei nachgewiesenen und noch aktiven Infektionen müssen die Patienten auf eine gesunde Lebensführung und Ernährung umstellen; sie sollten Arbeit und Stress sowie Elektro-Smog vermeiden. Im Falle von noch aktiven bakteriellen Belastungen können alternative Antibiotika nach Hildegard von Bingen (Bertram und Galgant in Wein gekocht oder Andorn-Rahm-Süppchen), einjähriger Beifuß und Wilde Karde verabreicht werden. Borrelien lassen sich mit Hyperthermie eliminieren. Bei nachgewiesener Herzinsuffizienz oder Tendenz zur Übersäuerung des Herzmuskels und Bluthochdruck kann der Arzt mit oralem g-Strophantus, Maiglöckchen und Weißdorn behandeln. Eine Übersäuerung lässt sich mit Basenpulver und OH-minus-überschüssigem Basenkonzentrat beheben. Bei Bluthochdruck können Aderlässe und Aslan-Infusionen mit Bicarbonat und Procain helfen. Bei der Stoffwechselkrankheit HPU empfehle ich hochdosiertes Vitamin B6, Zink und Mangan.
Infos und Selbsttest
- Patienten finden auf der Internetseite des Bundesverbandes Chronisches Erschöpfungssyndrom einen Selbsttest zum Ausdrucken.
- Die Auswertung weist darauf hin, ob die Erschöpfung als Symptom der ME mit entzündlichen Vorgängen im Zentralnervensystem oder als Begleiterkrankung anderer Krankheiten eingeordnet werden kann.
- Die endgültige Diagnose stellt dann der behandelnde Arzt. Dazu gehören eine umfassende Anamnese, eine körperliche Untersuchung sowie Labor-Untersuchungen und bildgebende Verfahren.
Manfred van Treek ist Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Umweltmedizin, Palliativmedizin, Akupunktur und Suchtmedizin. Er ist Vorsitzender des Naturheilvereins Viernheim, Weinheim und Umgebung sowie Mitglied im Präsidium und im Wissenschaftlichen Beirat des DNB.