Von Prof. Dr. med. Karin Kraft

Bei Diabetes mellitus helfen zwei naturheilkundliche Universalmittel: Gesunde Ernährung und viel Bewegung

Der Diabetes mellitus ist mittlerweile eine der großen Volkskrankheiten in Deutschland. Er verläuft bei jedem Menschen anders, weil zwei Komponenten daran beteiligt sind: Einerseits die Störung der Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse, also des Hormons, das für die Aufnahme des Blutzuckers in die Körperzellen sorgt, andererseits die sogenannte Insulinresistenz. Dabei handelt es sich um eine verminderte Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin. Beide Komponenten steuern bei jedem Diabetiker in unterschiedlicher Weise das Fortschreiten der Erkrankung. Ihr Anteil kann sich zudem mit der Zeit verändern.

Kein Diabetiker ist wieder andere

Damit ist kein Diabetiker wie der andere und benötigt dementsprechend eine individuell angepasste Therapie. Zudem wird bei einer modernen Diabetestherapie nicht mehr nur der erhöhte Blutzucker gesenkt, sondern es müssen auch andere Probleme wie Adipositas, Bluthochdruck und erhöhte Blutfett- und Cholesterinwerte mitbehandelt werden. Dennoch lässt sich auch bei intensiver Therapie das Voranschreiten der Erkrankung nur um wenige Jahre hinauszögern. Dieser Zeitgewinn ergibt sich aber auch für die gefürchteten Folgeerkrankungen wie  Herzinfarkt oder Demenz – vor allem aber bei der Lebenserwartung. Es ist zudem klargeworden, dass es das eine Antidiabetikum nicht geben kann. Die fallgerechte Auswahl der Medikamente sollte deshalb vor allem in fortgeschrittenen Fällen in der Hand von Spezialisten bleiben. Sie richtet sich nach dem sogenannten HbA1c-Wert. So nennt man den  prozentualen Anteil des verzuckerten roten Blutfarbstoffs. Je höher der HbA1c-Wert,  desto schlechter ist der Diabetes eingestellt. Wird das individuelle HbA1c-Ziel erreicht, verringert sich auch das Risiko von Komplikationen wie Nierenfunktionseinschränkung, Netzhautveränderungen, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Die neue medizinische S3-Leitlinie zum Diabetes mellitus führt erstmalig unter dem Label Lebensstiländerung auch zwei altbekannte naturheilkundliche Universalmittel auf, nämlich gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung. Diese Maßnahmen sind parallel zur medikamentösen Therapie in allen Stufen des Diabetes mellitus fortzuführen. Eine strukturierte Schulung der Diabetiker, möglichst innerhalb einer Gruppe, ist notwendig und sinnvoll. Natürlich gehört auch eine Raucherentwöhnung dazu.  Hier besteht wegen der gegenwärtigen Personalprobleme im Gesundheitswesen ein breites Betätigungsfeld für die vom DNB ausgebildeten Naturheilberater. Ziel ist die Gewichtsreduktion bei Übergewicht sowie die Motivation zur gesunden und ausgewogenen Kost. Schon eine Gewichtsreduktion um 10 kg kann zu Beginn der Erkrankung zur Normalisierung der Blutzuckerwerte führen.

Prof. Dr. med. Karin Kraft ist Inhaberin des Lehrstuhls für Naturheilkunde an der Universitätsmedizin Rostock.
naturheilkunde.med.uni-rostock.de

 

Von Dr. phil. Rosina Sonnenschmidt

Es gibt jenseits der zwölf klassischen noch andere Schüßler-Salze, die man therapeutisch einsetzen kann. Wir stellen sie in einer Serie vor.

Das Halbmetall und Spurenelement Germanium ist in geringer Konzentration in der gesamten Erdkruste verbreitet. Es tritt mit Zink und Kupfererz auf. Ein großes Thema von Germanium ist „Beziehung“, ganz besonders die Mensch-Boden-  oder Mensch-Baumbeziehung. Am auffälligsten ist dies bei Obstbäumen. Mit dem Fallobst ernährt sich zuerst der Baum selbst. Zersetzt sich das Fallobst, reichert es den Boden mit Germanium an. Das hat zur Folge, dass die Früchte germaniumreich sind und dies dem Menschen zugutekommt. Ein weiteres großes Thema von Germanium betrifft die Psyche, die Mentalebene, die verbale Kommunikation. Kein Wunder, dass dieses Schüßlersalz auf das Gehirn wirkt.

Ich betrachte es als eines der wichtigsten Mittel unserer Zeit, weil wir trotz virtueller Kommunikationsmittel sprachlich und zwischenmenschlich verarmen. Germanium-arme Böden bringen germaniumarme Nahrung hervor. Leidet der Mensch unter Germaniummangel – was heute  schon bei jedem zweiten Kind der Fall ist – tauchen vermehrt folgende Symptome auf.

Symptomatik bei Germaniummangel:

Fehler beim Schreiben, Konzentrationsmangel, Lernschwäche, psychische Fixierungen und Beziehungsunfähigkeit. Hören auf die Meinung anderer, Unzufriedenheit mit sich selbst, Tadelsucht, Askese im Sinne militanter Ernährungs- und Verhaltensvorschriften.

Antlitz- und Körperzeichen:

Rechtsseitige Halsverdickung, Nackensteifigkeit, starre Gesichtszüge, wenig Mimik.

Therapeutische Maßnahmen:

Ernährung auf natürliche biologische-Lebensmittel umstellen. Einen Obstbaum umarmen und für seine germaniumreichen Früchte danken.

Dr. Rosina Sonnenschmidt ist international renommierte Homöopathin und Autorin von über 50 Fachbüchern. Ihr Wissen gibt sie zudem in Fachfortbildungen und Kursen weiter.
www.inroso.com

Von Dr. med. Susanne Bihlmaier

Foto: Creativ collection

Bei einer tiergestützten Therapie werden Tiere gezielt zur Behandlung von Kranken eingesetzt. Über die heilsame Wirkung von Vierbeinern auf Stationsfluren und in Arztpraxen.

Die 17-jährige Teenagerin schlurft in mein Sprechzimmer, wieder in schwarzem T-Shirt und schwarzen Hosen. Ihr Krebs ist metastasiert, sie hat keine Lust mehr, weder auf die Therapie noch auf das Leben an sich. Heute erwartet sie eine Überraschung: Königspudel Bonnie darf sie begrüßen. Die Hundeschnauze stupst das Mädchen an, eine Hand beginnt zögerlich das lockige Fell zu kraulen – und ein Lächeln huscht über das blasse Gesicht. Das erste Lächeln seit Monaten und auch die erste Bereitschaft seit Monaten, an der Lebensqualität zu arbeiten. Was geschieht hier?

„Hunde kommunizieren mit Menschen wie kaum ein anderes Tier. Hunde können im Gesicht der Menschen lesen, also menschliche Gemütszustände erfassen“, sagt Rainer Wohlfahrt, Präsident des  Europäischen Dachverbandes für tiergestützte Therapie (ESAAT). Hunde wirken oft wie ein Türöffner. Ein positiver Hund-Mensch-Kontakt führt zu einer vermehrten Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin. „Dabei wird auch ein von Anspannung erhöhter Blutdruck gesenkt und es werden Ängste gelindert.“

Der Europäische Dachverband ESAAT fördert die Verbreitung tiergestützter Therapien, also Behandlungsverfahren, bei denen Tiere – etwa Pferde oder Hunde – eingesetzt werden, um körperliche und seelische Erkrankungen zu behandeln. Tiergestützte Therapie eignet sich bei allen schweren und chronischen -Erkrankungen, sie hilft Patienten dabei, den Blick wieder nach vorne zu richten und neuen Lebensmut zu schöpfen. Über das Verhalten des Tieres werden auch Empfehlungen zum eigenen Gesundheitsverhalten erfahrbar. Zudem mindert der Umgang mit Tieren Stress und trägt zur Verbesserung des Selbstvertrauens bei. Bei dem krebskranken Mädchen ebnet Bonnie den Weg für Gespräche, die sie aus ihrer diagnosebedingten Schwermut herausführen sollen. Das wiederum hilft nicht nur der jungen Patientin selbst, sondern auch der Familie – und später auch bei der Behandlung in der Klinik.

Patient muss zustimmen 

Wer als Therapeut mit Tieren arbeiten will, muss dafür bestimmte, vom Dachverband festgelegte Standards befolgen. Ich und Bonnie sind ein von ESAAT geprüftes „Tier-Therapeuten-Team“. Dazu haben wir eine zertifizierte Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlich arbeitenden Freiburger Institut für tiergestützte Therapie durchlaufen. Bonnie wirkt im Sprechzimmer über ihre sanfte Kontaktaufnahme, ihr vorurteilsfreies Akzeptieren eines kranken Menschen. Der Kontakt geschieht unter Aufsicht des hundeführenden Therapeuten – und auch nur, wenn ein Patient nach erfolgter Aufklärung zustimmt.

Hund und Hygiene

Tiere, die als Co-Therapeuten eingesetzt werden, müssen selbstverständlich gepflegt und geimpft sein, ebenso ist eine dokumentierte tierärztliche Betreuung notwendig. Bei meiner krebskranken Patientin bestätigt nach eingehender Prüfung das Robert Koch Institut, dass die Vorteile einer tiergestützten Therapie gegenüber möglichen gesundheitlichen Risiken überwiegen. Für den Patientenkontakt gelten die gleichen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen wie sonst auch. Wäre das Immunsystem des Teenagers chemotherapeutisch geschwächt, würde kein Patienten-Hund Kontakt stattfinden. Pudel sind zudem doppelt geeignet für ein Mitwirken auf Stationsflur oder Arztpraxis, denn sie haaren nicht. Statt des normalen Hundefells haben sie menschenähnlich stetig lang-wachsendes Haar, welches gebürstet, gebadet und geschnitten werden muss. Deswegen sind Pudel auch verträglich für Allergiker – andernfalls könnte Bonnie auch nicht in der Praxis dabei sein, denn hier werden viele Heuschnupfen-Betroffene akupunktiert.

Krebspatienten profitieren

Im Jahr 2016 untersuchte der New Yorker Arzt Dr. Fleishman und sein Team vom Beth Israel Medical Center die Auswirkungen von Hundebesuchen in Krebszentren. Das Ergebnis: Obwohl sich das körperliche Allgemein-empfinden während einer Chemotherapie erwartungsgemäß deutlich verschlechterte, konnte mit einem täglichen -Hundebesuch das soziale Wohlbefinden signifikant verbessert werden. Von Hunden besuchte Chemotherapie-Patienten hatten weniger Angst, waren entspannter und sogar zufriedener mit der -Chemotherapie. Hunde wirken demnach klassisch komplementär, das heißt, sie ergänzen und unterstützen die klinische Therapie.

Therapeutischer Spaziergang

„Der beste Weg zur Gesundheit ist der Weg zu Fuß“ wusste schon Naturheiler Sebastian Kneipp. Seit einiger Zeit unterhalte ich mich mit meinem Patienten nicht nur in der Praxis, sondern während eines Spaziergangs in der Natur, selbstverständlich in der Begleitung von Therapiehund Bonnie. Der Vorschlag, über Diagnose und den weiteren Therapieverlauf während eines therapeutischen Waldganges zu sprechen, klingt ungewöhnlich, wird aber meist gerne angenommen. Erstaunt beobachte ich als Ärztin, wie viel leichter es manchen Menschen fällt, sich mitzuteilen, wenn wir uns nicht im Sprechzimmer gegenüber sitzen, sondern nebeneinander her gehen.

Tiere nicht überfordern

Pausen sind wichtig, auch für Therapiehunde. Bonnie darf selbst entscheiden, ob und wie lange sie sich streicheln lässt, und wann sie sich in ihre „Höhle“ zurückzieht, eine stoffene Box. Bevor wir in die Praxis gehen, wird ausgiebig getobt und gespielt, ebenso hinterher. Auch ich lerne von Bonnie, wie wichtig die Balance aus Aktivität und Regeneration für die Gesundheit ist. Nur wer selbst auftankt und entspannt, kann Impulse weitergeben.

Dr. med. Susanne Bihlmaier, Ärztin für Naturheilverfahren, Chinesische Medizin und Komplementär-Onkologie, Dozentin und Autorin des Koch- und Gesundheitsbuches „Tomatenrot+Drachengrün“.
www.bihlmaier-tcm.de/

www.esaat.org/
www.tiere-begleiten-leben.de

Foto: creativ collection

Als eine der wenigen gesetzlichen Krankenkassen erstattet die BKK ProVita die Kosten für natürliche Heilmethoden und setzt sich für pflanzliche Ernährung ein. Warum, erklärt Vorstand Andreas Schöfbeck.

DNBImpulse: Schüssler-Salze, Globuli, Osteopathie – Versicherte, die naturheilkundliche Behandlungsmethoden in Anspruch nehmen, müssen das normalerweise aus eigener Tasche bezahlen. Die BKK ProVita hingegen erstattet Kosten für homöopathische und pflanzliche Arzneimittel. Warum?

Andreas Schöfbeck: Wir glauben, dass zu einem modernen Gesundheitssystem neben einer guten Schulmedizin auch natürliche Heilmethoden wie Homöopathie, pflanzliche Arzneimittel und Osteopathie gehören. Darauf vertrauen Menschen, die ganzheitlich denken und diese Menschen wünschen sich von ihrer Krankenkasse solche Leistungen. Deshalb haben wir unser Leistungsangebot um alternative Heilmethoden ergänzt, die zielgerichtet und ganzheitlich wirken.

Sie belohnen Menschen mit gesundheitsbewusstem Verhalten im Rahmen von Bonusprogrammen mit Zusatzleistungen oder einer Geldprämie.

Ja genau, wir setzen auf die Eigenverantwortung unserer Versicherten. Wir wollen sie dabei unterstützen, ihre Gesundheit zu bewahren.

Zudem gehen Sie mit der BKK ProVita auch die Themen Achtsamkeit und bewusste Ernährung an.

Uns ist es wichtig, dass die Menschen wieder in ihre Mitte finden, gerade bei Erkrankungen wie Burn-out ist das essentiell. Daher bezuschussen wir nicht nur Kurse, die das Herz-Kreislauf-System trainieren, wie z. B. Nordic Walking, sondern auch Entspannungsverfahren wie Tai-Chi oder Meditation. Ein anderes Thema, bei dem wir ansetzen, ist die Ernährung….

….die BKK ProVita setzt sich als eine der wenigen gesetzlichen Krankenkassen für eine pflanzliche Lebensweise ein. Was macht Ihre Krankenkasse für Veganer attraktiv?

Wir unterstützen unsere Versicherten, die sich pflanzlich ernähren. So bezuschussen wir Präventionskurse zur veganen Ernährung, wir erstatten Literatur zum Thema und wir bieten Ernährungsberatung auch in veganer Ernährung an – kostenfrei. Außerdem arbeiten wir mit ProVeg, dem ehemaligen Vegetarierbund, zusammen und unterstützen die Aktion Pflanzen-Power, die Kinder in Schulen über gesunde pflanzenbasierte Ernährung aufklärt. Wir kochen zusammen mit Kindern und zeigen, dass auch vegane Spaghetti Bolognese gut schmecken können.

Sie selbst leben seit vielen Jahren vegan – gab es einen Auslöser?

Ja, das hat mit meinem persönlichen Lebensweg zu tun. Vor einigen Jahren ging es mir sehr schlecht, ich musste am Herzen operiert werden, die Ärzte gaben mir nicht mehr viel Zeit. Da habe ich angefangen nachzudenken, mich über naturheilkundliche Methoden zu informieren und mich intensiv mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gesunder Ernährung zu befassen. Ich habe meine Ernährung umgestellt, erst auf vegetarisch, dann auf vegan: Schon nach einiger Zeit waren meine Blutfettwerte so niedrig, dass ich die Cholesterinsenker absetzen konnte, die ich jahrelang einnehmen musste. Außerdem habe ich 15 Kilo abgenommen. Mir geht es eindeutig besser.

Vegetarische und vegane Ernährung sind gerade im Trend. Wollen Sie als Krankenkasse hier aufspringen?

Ich will, dass sich die Idee einer pflanzlichen Ernährung mittelfristig in der Gesellschaft verankert. Menschen, die sich pflanzlich ernähren, haben ein geringeres Risiko, an Bluthochdruck, Diabetes, Herzinfarkt und Krebs zu erkranken. Wenn mehr Bewusstsein für pflanzenbasierte Ernährung da ist, dann profitieren wir als Krankenkasse davon. Aber Ernährung hat mehrere Dimensionen, es geht auch um die ethischen Aspekte von Massentierhaltung und deren Auswirkungen auf die Umwelt.

In unseren Bemühungen um pflanzenbasierte Ernährung konnten wir vor Kurzem einen großen Erfolg verzeichnen: Die „Aktion Pflanzen-Power“ wurde mit dem Klimaaktionspreis der Vereinten Nationen „Momentum for Change“ ausgezeichnet, der zum ersten Mal nach Deutschland ging. Pflanzenbasierte Ernährung ist nicht nur ein Trend, sondern wird zunehmend anerkannt und mittlerweile werden ihre positiven Auswirkungen auf die Umwelt auch honoriert.

Als Krankenkasse müssen Sie auch wirtschaftlich arbeiten. Sind die vielen Extraleistungen für alternative Methoden der Grund dafür, dass der Beitragssatz der BKK ProVita mit 15,9 Prozent um 0,3 Prozentpunkte höher liegt als der Durchschnitt?

Nein, das hat damit nichts zu tun. Wir haben den Beitrag vor zwei Jahren angepasst, bis dahin lagen wir leicht unter dem Durchschnitt. Unser höherer Beitragssatz entspricht in etwa den Kosten für zwei Cappuccino im Monat. Dafür erhalten unsere Versicherten viele tolle Leistungen.

Wenn es also keine wirtschaftlichen Nachteile hat, warum ziehen dann andere Krankenkassen nicht nach?

Alles was wir anbieten, können auch andere anbieten. 95 Prozent des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen schreibt ohnehin der Gesetzgeber vor, nur fünf Prozent lassen sich individuell gestalten. Aber leider herrscht im Gesundheitswesen immer noch eine gewisse Unkenntnis über die therapeutische Wirkung von ganzheitlichen Ansätzen vor. Auch da wollen wir ansetzen. Wir haben in diesem Jahr einen wissenschaftlichen Beirat gegründet, der uns beratend zur Seite steht. Wir konnten dafür acht Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik gewinnen. Mit dabei sind der Psychoneuroimmunologe Dr. Christian Schubert und Prof. Dr. Michalsen vom Immanuel Krankenhaus Berlin. Gemeinsam wollen wir Veränderungen im Gesundheitssystem hin zu ganzheitlicher Medizin anstoßen.

Andreas Schöfbeck ist Vorstand der BKK -ProVita. Die bundesweit geöffnete gesetzliche Krankenkasse wurde 1862 als Betriebskrankenkasse der München Dachauer Papierfabriken gegründet und firmiert heute unter BKK ProVita – Die Kasse fürs Leben. Mit rund 120.000 Versicherten zählt sie zu den 50 größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland. Sie ist Premium Partner des Naturheilbundes.
www.bkk-provita.de

 

 

Ärzte müssen über Behandlungsoptionen aufklären, aber Naturheilverfahren fallen dabei oft unter den Tisch. Worauf Patienten achten können.

Von Prof. Dr. med. Karin Kraft und Dr. med. Wolfgang May; Foto: creativ collection

Bekanntlich darf eine ärztliche Behandlung nur mit dem Einverständnis des Patienten erfolgen. Nur aufgrund einer umfassenden Aufklärung kann er die Entscheidung zu einer Behandlung treffen. Leider werden dabei komplementärmedizinische Behandlungen immer noch zu wenig einbezogen. Die Folge: Patienten wissen oft gar nicht, dass es Alternativen zur schulmedizinischen -Behandlung gibt. Dabei sind die Aufklärungspflichten des Arztes vom Gesetzgeber im § 630e Absatz 1 Satz 1 und 2 BGB geregelt. Es besagt, dass Patienten auch umfassend über Behandlungsalternativen informiert sein müssen. Wenn die Aufklärung unterbleibt oder lückenhaft war, ist die Zustimmung zur Behandlung unzulänglich und die Therapiemaßnahme rechtlich fragwürdig. Der Arzt kann zudem für alle Folgeschäden haftbar gemacht werden. Der Haken dabei: Zwar sind laut BGB Behandler verpflichtet, über alternative Therapiemethoden aufzuklären. Aber nur dann, wenn diese zum medizinischen Standard gehören – also in der Behandlungsleitlinie des jeweiligen Krankheitsbildes mit neutraler oder positiver Empfehlung erwähnt werden. Das ist immer noch zu selten der Fall. In einigen Behandlungsleitlinien wurden Naturheilverfahren und bewährte konservative Therapien bereits integriert. Aber selbst dann fehlen sie oft als Behandlungsmöglichkeit auf den Aufklärungsbögen, weil diese nicht auf dem neuesten Stand sind. Patienten sollten daher immer fragen, ob der ihnen vorgelegte Aufklärungsbogen der aktuellen Leitlinie angepasst wurde.

Inhalte des Gesprächs

Das Aufklärungsgespräch muss der behandelnde Arzt stets selbst durchführen. Die folgenden Punkte sollten besprochen werden:

  • Status (Stand) der Erkrankung (Befunde, Diagnostik, Prognose)  
  • Art, Notwendigkeit und Dringlichkeit des Heileingriffs
  • Gefahren und Folgen des Eingriffs, Häufigkeit und Schwere der Komplikationen   
  • mögliche Alternativen zum vorgeschlagenen Eingriff und Folgen der Nichtbehandlung   
  • mögliche wirtschaftliche Risiken, etwa ob die Übernahme der Kosten durch die Krankenversicherung fraglich oder ausgeschlossen ist

Anschließend muss der Patient sein Einverständnis in die geplante Maßnahme auf einem Aufklärungsbogen erklären. Dieser muss folgende Informationen enthalten:

  • Die Namen der Verfasser und das Erstellungsdatum des Aufklärungsbogens
  • eine genaue Erklärung der geplanten Maßnahme mit verständlichen Worten  
  • erforderliche Maßnahmen zur Vorbereitung oder im Anschluss an den Eingriff   
  • Hinweise auf die Fahrtüchtigkeit und mögliche Einschränkungen
  • Informationen zu möglichen Folgeeingriffen nach der aktuellen Behandlung
  • mögliche Alternativen zum vorgeschlagenen Heileingriff und Folgen der Nichtbehandlung
  • Bewertung des Nutzens des Eingriffs im Vergleich mit den Behandlungsalternativen
  • Möglichkeiten der Schädigung, auch im Vergleich zu den Behandlungsalternativen

Ganz wichtig ist die eigenhändige Unterschrift des Patienten einschließlich Behandlungsort und Datum des Aufklärungsgespräches. Der geplante Eingriff darf erst frühestens 24 Stunden nach der Unterzeichnung des Aufklärungsbogens stattfinden, damit der Patient genügend Bedenkzeit hat. Das bedeutet, er kann auch nach der Unterschrift den Eingriff noch ablehnen. Bei einer Therapie mit Spritzen, Impfungen und Massagen reicht nach derzeitiger Rechtsprechung jedoch eine mündliche Aufklärung des Patienten aus. Sie muss vom Behandler dokumentiert werden.

Prof. Dr. med. Karin Kraft ist Inhaberin des -Lehrstuhls für Naturheilkunde an der medizinischen Fakultät der Uni Rostock.
www.naturheilkunde.med.uni-rostock.de
Dr. med. Wolfgang May ist Internist, Arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Homöopathie und Naturheilverfahren. www.dr-wolfgang-may.de

 

Die Wechseljahre sind eine Phase der Veränderung für Körper und Seele. Wie die Naturheilkunde Frauen bei der hormonellen Umstellung begleiten kann.

Von Manuela Wagner-Jurk und Madeleine Verwaal; Foto: creativ collection

Freud und Leid vereinen sich in den mittleren Jahren. Die Kinder sind groß oder werden zunehmend unabhängig. Zeit, sich auch mal um sich selbst zu kümmern, das eigene Leben zu überdenken. Frau hört jetzt in sich hinein, beobachtet die Veränderungen ihres Körpers. Aber auch außerhalb wandelt sich einiges. Manche mögen feststellen, dass sie als Familienmanagerin Job und Karriere vernachlässigt haben. Andere freuen sich, dass für Hobbys und Beschäftigungen jetzt wieder mehr Zeit ist. Für viele kommen in dieser Situation auch neue Aufgaben hinzu, etwa die Pflege der Eltern. Nicht zuletzt beschäftigt Frauen das Altern des eigenen Körpers. Viele Frauen empfinden diese neuen Herausforderungen als anregend und positiv. Bei anderen lösen sie eine Krise aus, sie leiden unter körperlichen Beschwerden und seelischen Verstimmungen. Wichtig ist: Die Wechseljahre sind keine Krankheit! Es handelt sich dabei um einen Zeitabschnitt der hormonellen Umstellung im Körper einer Frau. Der Fachbegriff dafür lautet Klimakterium.

  • Die Wechseljahre beginnen im Durchschnitt mit 45 bis 55 Jahren.
  • Die letzte spontane Menstruation ist Beginn der Menopause.
  • Hormonelle Veränderungen beginnen aber schon 10 Jahre zuvor.
  • Das Gleichgewicht der weiblichen Geschlechtshormone Östradiol und Progesteron kommt durcheinander.

Typische Anzeichen der Wechseljahre sind körperliche und auch seelische Beschwerden, Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Nervosität, Abnahme der Stresstoleranz, depressive Verstimmungen, Gewichtszunahme, Leistungsabnahme, Gelenkschmerzen. Doch was können Frauen für sich selber tun? Viele möchten sich aufgrund der oft verabreichten Hormonpräparate nicht schulmedizinisch behandeln lassen. Zum Glück gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Beschwerden in den Wechseljahren durch Ernährung, Entspannung und Bewegung
zu lindern. Ganz wichtig sind regelmäßige sportliche Aktivitäten. Bewegung ist ein effektives -Mittel, um die Beweglichkeit zu erhöhen und Muskeln aufzubauen, sie wirkt ent-spannend und hilft, mit Mitmenschen in Kontakt zu kommen.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Anpassung der Ernährung an die neue Situation. Ausgewogene, natürliche, saisonale, biologische Lebensmittel können mit hormonanregenden, heilenden Nahrungsmitteln kombiniert werden. Das schafft die Grundlage für einen gut funktionierenden Stoffwechsel und das Hormonsystem. Ein Therapeut kann zusätzlich mit Heilpflanzen, Darmsanierung und ausgewählten Nahrungsergänzungsmitteln für eine gute Unterstützung sorgen.

Phytohormone anstatt Östrogene

Ob eine Hormontherapie erfolgreich ist und gut vertragen wird, hängt zum einem von der Auswahl der Hormone ab, aber auch wie sie verabreicht werden – oral als Tablette oder über die Haut als Pflaster, Gel oder Spray. Auch der Zeitpunkt, in dem die Behandlung einsetzt, hat Auswirkung auf die Therapie. Mit Hilfe moderner Labordiagnostik, wie etwa Blutuntersuchungen und Hormonspeicheltests, kann der Hormonhaushalt der Frau genau untersucht und eine individuelle Therapie auf ihre Bedürfnisse und Beschwerden zugeschnitten werden. Neben der klassischen Hormonbehandlung gibt es heutzutage die Möglichkeit, auch bio-identische Hormone oder  alternativ sogenannte Phytohormone einzusetzen. Als Phytohormone bezeichnet man Pflanzeninhaltsstoffe mit hormonähnlicher Wirkung, die in Pflanzen wie Soja und anderen Hülsenfrüchten enthalten sind. Welche Thera-pie und welche Präparate sinnvoll sind, entscheiden Therapeuten anhand der Labor-untersuchungen für den Einzelfall. Daneben gibt es noch weitere Möglichkeiten, den Hormonhaushalt zu regulieren oder zu kompensieren.

Therapeutische Frauen-Massage

Die TFM ist eine sehr sanfte, aber trotzdem tiefgehende, wirkungsvolle Massage. Mit ihr lassen sich Beschwerden in den -unterschiedlichsten Lebensphasen der Frau behandeln. Ziel ist, das hormonelle Gleichgewicht wieder herzustellen. Sie ruht auf vier Grundprinzipien, die sich in jedem Organ-Schema widerspiegeln:

  • Der Körper wird auf eine gleichmäßige Temperatur gebracht
  • Der Lymphfluss wird angeregt und damit Stoffwechselschlacken ausgeleitet
  • Leichtes Massieren löst Verspannungen und Stauungen im Gewebe
  • Sanfte Handgriffe richten die inneren Organe wieder aus

Fußreflexzonentherapie

Reflexzonen sind definierte Bereiche auf der Körperoberfläche im Haut-UnterhautBereich, die mit bestimmten inneren Organen und Muskeln in Verbindung stehen. Eine Massage der Reflexzonen hat eine indirekte, reflektorische Wirkung auf die Organe und auch auf das Hormonsystem. Es gibt diese Bereiche an den Füßen, an den Händen, am Rücken, an den Ohren, an der Nase und am Schädel. Diese Zonen können entweder diagnostisch oder therapeutisch stimuliert werden (Reflexzonenmassage, Akupressur, Akupunktur).

Mooranwendungen

Die Zusammensetzung des Moors mit seinen Bestandteilen wirkt sich auf den Organismus unter anderem auch hormonregulierend aus. Die Wärmeübertragung im Moorbad ist unübertroffen. Selbst schlecht durchblutete Körperregionen wie Gelenke und Knorpel werden intensiv durchwärmt. Der Körper wird in eine Art künstliches Fieber versetzt. Seine Körpertemperatur erhöht sich während des Moorbadens um ein bis zwei Grad. Der Körper wird in einen Schweb- und Entspannungszustand versetzt und die Muskeln entspannen sich sofort. Die Gelenke werden zu 90 Prozent entlastet, man fühlt sich leicht wie eine Feder.

Manuela Wagner-Jurk ist staatlich geprüfte Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Neulingen-Bauschlott. Madeleine Verwaal ist ärztlich geprüfte Naturheilkunde-Beraterin DNB mit eigener Praxis in Neulingen-Bauschlott.
www.gesundheilpraxis-im-schloss.de

Überlastete Senioren entwickeln häufiger Denk- und Gedächtnisprobleme.

Von Thomas Kammler; Foto: creativ collection

Ist von Stress und Überlastung die Rede, denken viele dabei zuerst an Manager, berufstätige Mütter oder Teenager im Schulstress. Was dabei oft unter den Tisch fällt: Immer mehr ältere Menschen leiden unter Stress. Einer groß angelegten US-Studie zufolge entwickeln gestresste Senioren häufiger Denk- und Gedächtnisprobleme, oftmals Vorboten von Demenzerkrankungen wie Alzheimer. 

Stressauslöser ändern sich,die Folgen bleiben gleich         

Wer die 50 oder 60 überschritten hat, bei dem ist oftmals mehr Kraft und auch mehr Zeit vonnöten, um das zu schaffen, was Jahre zuvor noch um einiges leichter von der Hand ging. Nervenkostüm und Herz sind nicht mehr so belastbar wie in früheren Zeiten. Auch die Situationen, die den Stress auslösen, haben sich verändert: die Krankheitshäufigkeit nimmt zu, Arzttermine reihen sich aneinander, viele haben Angehörige, die gepflegt werden müssen – oder Enkel, die beaufsich-tigt werden wollen, weil deren Mütter und Väter berufstätig sind.

Nicht wenige ältere Menschen bekommen chemisch-synthetische Beruhigungsmittel verschrieben – häufig Benzodiazepine. Laut einer Studie des New Yorker Albert Einstein College of Medicine sind etwa zwei Drittel aller Menschen, die Benzodiazepine verordnet bekommen, über 65 Jahre alt. Problem: Was als Beruhigungsmittel verschrieben wird, kann Unruhe, Ängstlichkeit, Verwirrung oder sogar Depressionen auslösen. Zudem haben Benzodiazepine ein hohes Suchtpotenzial: Bereits nach wenigen Wochen kann es zu einer starken Abhängigkeit kommen. Schätzungen zufolge sind allein in Deutschland bis zu 1,6 Millionen Menschen abhängig von Benzodiazepinen.

Die Natur weiß, wie Entspannung gelingen kann

Pflanzliche Arzneimittel, so genannte Phytopharmaka, zum Beispiel aus Passionsblume können geeignet sein, um aus der Spirale von Stress und innerer Unruhe herauszukommen. Sie besitzen kein bekanntes Abhängigkeitspotenzial und können daher eine echte Alternative sein, denn auch eine langfristige Einnahme ist möglich. Die Extrakte der Passionsblume sind mittlerweile hervorragend wissenschaftlich erforscht und die entspannende Kraft der Heilpflanze hat sich bereits seit Jahrhunderten bewährt.

 Thomas Kammler ist Content Manager bei Pascoe Naturmedizin.

Foto: creativ collection/Lisa F. Young

Was der Körper benötigt – und was nicht: Tipps für die zweite Lebenshälfte 

Im Alter ist der Grundumsatz niedriger. Zudem reduziert der Körper zunehmend die Muskelmasse und den Wassergehalt, erhöht aber die Fettmasse. Das ist der Grund, warum viele Menschen im Alter an Gewicht zulegen. Senioren können ihre Ernährung entsprechend anpassen und kleinere Mahlzeiten mit weniger Kalorien zu sich nehmen. Wer weniger isst, läuft jedoch Gefahr, zu wenige Nährstoffe abzubekommen. Senioren sollten darauf achten, genügend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zu sich zu nehmen und sich ausreichend mit Antioxidantien (wie etwa Vitamine C, E) zu versorgen.

Eiweiß ist wichtig        

Immer wieder weisen Ernährungsexperten darauf hin, wie wichtig eine ausreichende Eiweißversorgung im Alter ist. Etwa ein Gramm pro Kilogramm sollte es sein – nicht mehr, sonst wird man dick. Bei einer Frau von 70 Kilogramm Körpergewicht wären das dann 70 g Eiweiß pro Tag. Eiweißhaltige Lebensmittel sind neben Eiern und Milch auch Fisch und Fleisch. Besonders hochwertig ist pflanzliches Eiweiß, zum Beispiel aus Hülsenfrüchten wie Bohnen, Erbsen und Linsen.

Viele Ballaststoffe essen

Gemüse- und Obstsorten, Nüsse sowie Vollkornprodukte sind gesund. Milchprodukte, Fisch und mageres Fleisch in Maßen ergänzen eine ausgewogene Nahrung im Alter. Nicht fehlen dürfen pflanzliche Fette wie Raps-, Oliven-, Hanf- oder Leinöl.

Süßes meiden

Der Verzehr von Süßigkeiten sollte man möglichst einschränken. Insbesondere Gebäck aus dem Discounter oder Supermarkt enthält eine Unmenge an Zucker, oft deklariert als Isoglucose, Fruktose oder Fruchtzucker. Wer sich schrittweise vom Zucker entwöhnt, etwa seinen Kaffee anstatt mit einem Löffel Zucker nur mit einen   Löffel süßt oder auf Biogebäck umsteigt, empfindet bald geringere Zuckermengen als -normal.

Nahrungspause        

Ständiges Essen überfordert den Organismus. Ernährungsmediziner raten zu zwei, maximal drei Mahlzeiten am Tag. Dazwischen sollten Essenspausen von mindestens fünf Stunden liegen, in denen man auch auf Snacks verzichtet.

Ausreichend trinken  

Alte Menschen trinken oft zu wenig. Zum einen, weil das Durstgefühl abnimmt. Zum anderen kann die Sorge vor nächtlichen Toi-lettengängen, Inkontinenz oder ein Prostataleiden (bei Männern) ein ausreichendes Trinken hemmen. Die  Flüssigkeitsaufnahme sollte bei mindestens 1,5 Liter täglich liegen.  (us)