Von Prof. Dr. Karin Kraft

Die Motivation für diesen Artikel waren zwei Fragen, die sich aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre ergeben haben, nämlich 1. Was sind die Hintergründe für den großen Erfolg der Naturheilvereine Anfang des letzten Jahrhunderts? Und 2. Warum nimmt das Interesse der Bevölkerung an Naturheilvereinen in den letzten Jahren plötzlich so stark ab?

Die Konkurrenz der Naturheilvereine zu Anfang des 10. Jahrhunderts

Hintergrund des großen Wachstums der Naturheilvereine in dieser Zeit war somit die starke Zunahme der allgemeinen zivilisationskritischen Lebensreformbewegung. Natürlich kam es innerhalb der Naturheilvereine und des Naturheilbundes deshalb immer wieder zu Abspaltungen und Differenzen. So suchten Menschen verschiedener politischer Richtungen, insbesondere die im Deutschen Reich wenig geschätzten Sozialisten hier ein neues Betätigungsfeld. Andere Mitglieder forderten eine Öffnung und Erweiterung des Naturheilgedankens gegenüber den verschiedenen Strömungen der Lebensreformbewegung. Die Konkurrenz wuchs ebenfalls, z. B. durch die Kneippvereine, die eine ähnliche Zielrichtung hatten, aber durch andere Vereine, die sich bestimmter Anteile der Lebensreformbewegung gezielt annahmen. Zudem nahm die Anzahlen der Zeitschriften mit verwandten Themen sowie der Gesundheitsschriften und -bücher, anhand derer man sich auch unabhängig von einer Mitgliedschaft im Verein informieren konnte, stetig zu. Wie es weitergegangen wäre, wenn nicht der erste Weltkrieg ab 1914 zum Verlust von zahlreichen Mitgliedern und infolge der zunehmenden massiven Verschlechterung der allgemeinen Lebensumstände problematisch werdenden Vereinstätigkeit zur Auflösung etlicher Vereine geführt hätte, ist schwer zu sagen. Auch viele Naturheilanstalten mussten in dieser Zeit geschlossen werden.

Kurzer Abriss der Entwicklung der Naturheilvereine bis zur Jahrtausendwende

Die Entwicklung nach Ende des ersten Weltkrieges bis heute soll nur sehr kurz dargestellt werden. Ab Mitte der 1920er Jahre blühte die Naturheilbewegung in der Weimarer Republik wieder auf. Das ist wohl großenteils auf die sehr schlechten Lebensbedingungen und den dadurch bedingten miserablen Gesundheitszustand eines großen Teils der Bevölkerung zurückzuführen. Zugleich bot die immer offenkundiger werdende Krise der universitären Medizin nur wenige wirksame Lösungen an. Daher gab es auch sehr viele unseriöse Heilsversprechen durch nicht approbierte Heilkundige und esoterische Gesellschaften. Im Nationalsozialismus (ab 1933) wurden die Naturheilverfahren bekanntlich schleichend instrumentalisiert, um die Volksgesundheit in Vorbereitung auf den geplanten Krieg zu steigern. Die scheinbare Wertschätzung der Naturheilverfahren durch Regierungsorgane wirkte sich schon anfänglich kaum förderlich auf die Vereinstätigkeit aus. Spätestens ab 1939 wurden die Vereine dann zunehmend gleichgeschaltet, d. h. die Naturheilbewegung wurde ideologisch auf den Nationalsozialismus ausgerichtet. In Kombination mit den zunehmenden Auswirkungen des zweiten Weltkriegs nahmen die Vereinsaktivitäten in der Folge immer weiter ab.

Nach dem zweiten Weltkrieg und der Teilung Deutschlands waren Vereine in der Deutschen Demokratischen Republik ganz allgemein unerwünscht und wurden durch parteigesteuerte Organisationen ersetzt. Nur wenige Naturheilverfahren wurden als Teil der Staatsmedizin geduldet. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Expansion der Wirtschaft, z.B. der Pharmaindustrie, massiv vorangetrieben, um durch den dadurch bedingten wachsenden Wohlstand ein Bollwerk gegen den Kommunismus zu errichten. Der Deutsche Naturheilbund wies in seinen Schriften zwar schon seit den frühen 1960er Jahren sehr kompetent z. B. auf die fatalen Folgen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit durch den breiten Einsatz von Insektiziden und Düngemitteln seit Mitte der 1940er Jahre hin und setzte sich zudem für eine gesündere Ernährung ein, die bestehenden Vereine hatten aber nur geringe Mitgliederzahlen.

Erst ab den frühen 1970er Jahren nahm die breite Öffentlichkeit allmählich wahr, dass die Häufigkeit von Herzkreislauferkrankungen und Krebs trotz des inzwischen eingetretenen durchaus beachtlichen medizinischen Fortschritts massiv anstieg. Zugleich hatte sich die ärztliche Versorgung im ambulanten Bereich in den zurückliegenden Jahren immer weiter verschlechtert, die ländlichen Regionen waren in vielen Teilen der BRD stark unterversorgt. In dieser Situation nahm das Interesse der Bevölkerung an der Naturheilkunde, insbesondere an einer gesunden Ernährung, wieder zu. Die Verbesserung der in den vorangehenden Wohlstandsjahren stark veränderten Ernährungsgewohnheiten geriet so in den Fokus, und zwar Jahrzehnte, bevor die universitäre Medizin sich dieser Thematik zuwandte. Zunehmend befassten sich die Naturheilvereine auch mit außereuropäischen Verfahren der traditionellen, insbesondere der chinesischen und indischen Medizin, aber auch mit esoterischen Methoden. Die Zahl der Vereine und die Mitgliederzahlen erreichten um das Jahr 2000 einen neuen Höhepunkt.

Den kompletten Artikel finden Sie hier

Die Menschen sehnen sich nach einer Alternative

Am 26.3.2025 fand im Mehrgenerationenhaus im Seniorenheim St. Franziskus der monatliche Vortrag des Naturheilvereins Mühlacker statt. Thema war die Pflanze Artemisia annua – der einjährige Beifuß und seine heilsame Wirkung. Offensichtlich hat sich der Wert dieser Heilpflanze schon herumgesprochen, denn der Saal im UG war so voll wie noch nie, es kamen über 70 Besucher!

Die Referentin Dr. Katharina Madrid aus Freiburg berichtete von ihren Erfahrungen in Afrika, die sie mit der Züchtung A-3 (Artemisia – annua – anamed) des Netzwerks anamed (Aktion natürliche Medizin in den Tropen) macht. Diese Züchtung ohne Gentechnik enthält den 20-fachen Wirkstoffgehalt der Wildpflanze, zudem wird sie wesentlich höher und blüht später, so dass sie viel mehr Blätter ausbilden kann und sie wächst in den Tropen. Dort wird sie v.a. gegen Malaria eingesetzt und ist hoch wirksam.

Sie ist für die Bevölkerung günstig anzubauen und bildet keine Resistenzen wie Medikamente, die lediglich den Auszug eines einzelnen Wirkstoffes verwenden. Zudem wird sehr auf Qualität in Ernte und Verarbeitung geachtet.

Dr. Katharina Madrid und Dr. Hans-Martin Hirt von anamed ist es ein Anliegen, den Menschen wirklich zu helfen und einfache, umsetzbare Lösungen zu finden. Leider wird das nicht in allen afrikanischen Ländern gerne gesehen – in manchen Ländern ist es verboten, Artemisia annua anzubauen und in Verkehr zu bringen. So leider auch hier in Deutschland geschehen – während der Corona-Zeit wurde der Verkauf der Pflanze auch hier untersagt, obwohl (oder weil?) sie nachweislich gegen das Virus geholfen hätte! Die Wirkstoffe verhindern den so gefürchteten Zytokinsturm und fördern das Immunsystem, indem sie die Zahl der natürlichen Killerzellen um 250% erhöhen.

Artemisia annua ist auch bei folgenden Beschwerden wirksam: Candidapilz, Vireninfekte, Rheuma, Borreliose, Bronchitis, Fieber, Darmbeschwerden, Darmwürmer, Hämorrhoiden, Lupus, manchmal auch bei Neurodermitis, Psoriasis und Fibromyalgie. Sogar gegen Krebs kann die Pflanze eingesetzt werden. Das hängt mit ihrer Affinität zu Eisen zusammen – Krebszellen speichern viel Eisen und das Molekül Artemisinin wird davon angezogen und bewirkt dann den Zelltod (Apoptose) der Krebszellen. Außerdem wird die tumorale Angiogenese gehemmt, d.h. die Blutversorgung der Tumorzellen wird verringert. Im Artemisiatee sind 20 verschiedene antitumorale Wirkstoffe enthalten!

Dr. Katharina Madrid erklärte genau, wie man die Pflanze anbaut, erntet und verarbeitet zu Tee, Pulver und Salbe, nannte die empfohlenen Dosierungen und jeder Teilnehmer bekam ein kleines Pflänzchen mit nach Hause. Bei guten Bedingungen kann sie in unseren Gärten gut zwei Meter hoch werden.

Ute Bauer, NHV Mühlacker

Ein spannendes Programm aus Vorträgen, Dialog und einige Überraschungen erwartete die TeilnehmerInnen der diesjährigen DNB-Jahrestagung in Bad Hersfeld: Die Jahrestagung fand Ende März in der Altstadt von Bad Hersfeld im Romantik-Hotel „Der Stern“ statt, welches mit seinem historischen Ambiente und hervorragender Küche begeisterte. Am Ende der Tagung fuhren die TN gestärkt an „Leib und Seele“ und bereichert durch ein harmonisches Miteinander wieder nach Hause.

Stabwechsel im Vorstand und Geschäftsführung
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des gastgebenden Ortsvereins Bad Hersfeld, Raimund Wörner und den Präsidenten des DNB, Dr. Martin von Rosen ging es u.a. in der Bundesversammlung um personelle Veränderungen: Schatzmeister Tim Bialas hatte kurz zuvor sein Amt aus persönlichen Gründen niedergelegt und der Vorstand bat nun um Bestätigung des als Ersatz berufenen Christoph Reckers, der sich kurz vorstellte: Als ehemaliger Personaler firm im Umgang mit Zahlen und nun begeistert für die Naturheilkunde als DNB-Berater, fand Christoph Reckers uneingeschränkte Zustimmung. Eine Überraschung für alle Anwesenden war auch die Mitteilung der Bundesgeschäftsführerin Sabine Neff ihren Posten abzugeben und wieder in die „2. Reihe“ zu gehen, um sich dort verstärkt dem Vereinswesen inklusive Mitgliederverwaltung zu widmen. Als Geschäftsführer konnte Dr. Frank Hinrichs, promovierter Wirtschaftswissenschaftler mit langjähriger Erfahrung in Leitungsfunktionen und Projektarbeit in gemeinnützigen Organisationen, gewonnen werden, der sich den TeilnehmerInnen der Tagung vorstellte.

Verein und Verband im Dialog
Viele praktische Ideen zur Stärkung der Vereinsarbeit vor Ort wurden auf der Jahrestagung im vergangenen Jahr gesammelt – was konnte umgesetzt werden? Hier setzte die Vereinsbeauftragte des Präsidiums und gleichzeitig Vorsitzende des NHV Esslingen, Elke Wörfel an. Wichtig ist die Sichtbarkeit des Vereins – ob „von Mensch zu Mensch“, z.B. bei einer Aktion in der Fußgängerzone, dem aktiven Ansprechen von regionalen Therapeuten oder in den sog. „sozialen Medien“. An dieser Stelle stellte Tim Bialas, aktives NHV-Wannweil-Vorstandsmitglied und selbstständiger Webdesigner, ein spannendes Kurz-Konzept für die Social-Media-Arbeit im Verein vor, welches im Nachgang der Veranstaltung direkt an alle Vereine weitergegeben wurde. Welche Themen sind den Delegierten wichtig? Wo wird Unterstützung vom Verband gewünscht? Diese Fragen interessierten insbesondere den neuen Geschäftsführer Dr. Hinrichs, dessen Wunsch es ist, mit jedem Verein in persönlichen Kontakt zu kommen.

Vorträge rund um die Naturheilkunde – ganzheitliche Heilung mit Tradition
In seiner bekannt mitreißenden Art referierte Gert Dorschner, ärztlicher Leiter der DNB-Naturheilkundeberater-Ausbildung am Samstag zum Jahresmotto: „Naturheilkunde – bewährt und zeitgemäß“. Dabei erfuhren die ZuhörerInnen u.a. seine 15 Tipps zu schweren Krankheiten und lernten, dass nie nur ein einzelner Aspekt zur Heilung führe, sondern immer die Summe der Lebensführung. Sein Leben für die Naturheilkunde schilderte am Sonntagvormittag Dr. Jürgen von Rosen, Vater des DNB-Präsidenten Dr. Martin von Rosen. Voller Elan und Begeisterung berichtete der Landarzt und Inhaber der Schlossparkklinik Gersfeld von beeindruckenden Heilungsergebnissen mit einfachen, aber bewährten Naturheilmethoden, die im Laufe der Jahre leider immer weniger von der sog. „Schulmedizin“ berücksichtigt würden. Wichtig ist ihm, neben dem körperlichen Aspekt, auch die Psyche und Einstellung des Patienten: Positiv denken, Dankbarkeit und eine erfüllende Tätigkeit bis ins hohe Alter seien gute Voraussetzungen, lange fit und gesund zu bleiben – wofür der Referent das beste Beispiel ist. Mit „standing ovations“ bedankten sich die ZuhörerInnen für einen faszinierenden Vortrag.
Sabine Neff, Leitung der Bundesgeschäftsstelle

Ende Januar haben zwölf Teilnehmer/Innen ihre Ausbildung zum Naturheilkunde-Berater DNB mit einer ärztlich zertizierten Prüfung erfolgreich abgeschlossen. Während des umfassenden Lehrgangs erwarben sie fundiertes Basiswissen in zentralen Bereichen der Naturheilkunde, darunter Ernährung, Pflanzenheilkunde, Bewegung, Lebensordnung, Hydrotherapie und Umweltmedizin. Die Teilnehmer zeigten sich begeistert von dem praxisnahen und vielseitigen Wissen, das sie nicht nur beruflich, sondern auch für ihre persönliche Gesundheit nutzen können. Seit über zehn Jahren bietet der Deutsche Naturheilbund diese besondere Ausbildung zweimal jährlich im Schloss Bauschlott an. Interessierte erhalten weitere Informationen unter Tel. 07237/4848799, per E-Mail an info@naturheilbund.de oder auf unserer Webseite. www.naturheilbund.de
Tina Walther, DNB Bundesgeschäftsstelle

Im Bild: Elke Sendler, links, mit Gerti Ostertag

Im März referierte Frau Sendler zum einen über Schamanismus, zum anderen über ihre Nahtoderfahrung während einer 15-stündigen Operation. Im ersten Teil ihres gut besuchten Vortrags gab sie einen kurzen Abriss der Geschichte und Wesenheit des Schamanismus. So gibt es Höhlenzeichnungen, die schon vor 50 000 Jahren die Existenz des Schamanismus zeigen. Schamanen gibt es auf der ganzen Welt, ob als Medizinmann, Druide, Schamane oder Voodoo Priester. Ein Schamane hatte sicherzustellen, dass es seinem Volk gut ging. Bei einer schamanischen Handlung wird der Zustand zwischen Wachen und Schlafen hergestellt und durch z.B. monotone Trommelschläge verlängert. In diesem Thetazustand wird dann weitergearbeitet. Frappierend war die Aussage von Frau Sendler, dass in Wirklichkeit kein Gestern und Heute existiert, sondern alles gleichzeitig. Wir haben keine lineare Zeit. Über ihre Nahtoderfahrung berichtete Frau Sendler, dass sie während der OP ihren Körper, den Operateur und sogar das Krankenhaus von oben betrachten konnte. Ein unendliches Glücksgefühl stellte sich ein. Im weiteren Verlauf hörte sie Stimmen, von denen sie unglaublich viel lernte. Am Ende hatte sie die Wahl, durch eine schwarze oder weiße Tür zu gehen, Tod oder Leben. Sie wählte letztendlich die weiße Tür, um den Menschen erzählen zu können, wer und was sie sind.

Walter Scherhaufer, Naturheilverein Schorndorf und Umgebung e.V.

Nachdem Alois Sauer, der die Naturheilgesellschaft Stuttgart 25 Jahre lang erfolgreich als Vorsitzender geführt hatte, den Vorsitz 2024 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, war die Sorge bei den Mitgliedern groß, dass diese Veränderung das Aus für den Stuttgarter Verein bedeuten würde. Wollte doch niemand seine Nachfolge antreten und die große Verantwortung der Vereinsführung auf sich nehmen. Eine Auflösung des Vereins wäre doch ein großer Verlust für die Naturheilkunde in der Stadt. Das war für Alois Sauer und auch für uns, die ehemaligen Mit-Vorstände, Beiräte und weitere Aktive einfach unvorstellbar! Im Zuge von mehreren Treffen, bei denen nach Lösungen gesucht wurde, nahm die Idee einer Verschmelzung des Vereins mit dem DNB Gestalt an. Zeitgleich sollte eine Ortsgruppe in Stuttgart aufgebaut werden. Die Gruppe von Aktiven, die sich bildete, übernimmt nun seit knapp einem Jahr alle Aufgaben vor Ort und sichert so weiterhin ein breites Angebot an Vorträgen und weiteren Veranstaltungen in Stuttgart.

Der DNB als Dachverband hat die Mitgliederbetreuung übernommen und unterstützt uns bei der Fertigung und dem Druck des Programms und bei manch‘ weiteren Aufgaben. So freuen wir uns sehr, dass wir für das Jahr 2024 auf mehr als 10 Workshops und Vorträge, die erfolgreiche Weiterführung der Kooperation mit dem Hospitalhof in Stuttgart und einen gut besuchten Aktionstag im Herbst zurückblicken können. Im Bereich Social Media mussten wir bei Null anfangen. Aber Annette Dittrich, Social Media Spezialistin vom NHV Esslingen, unterstützte uns sehr mit dem Einrichten eines Instagram-Accounts. Seit August 2024 übernehmen 3 Personen der Ortsgruppe Inhalt, Layout und Korrekturen der Beiträge auf Instagram. Dank der Software canva ist das gut umsetzbar. Mit Hilfe der Technik, den vielen
Ideen, die wir entwickeln und großem Elan können wir inzwischen ziemlich regelmäßig Inhalte auf Instagram posten. Alle sind sich einig darin, dass wir diesen Weg gehen müssen, um ein jüngeres Publikum anzusprechen und die Gruppenaktivitäten in Stuttgart bekannter zu machen. Folgen Sie uns gerne auch auf Instagram unter: naturheilgruppe_stuttgart
In 2025 stehen weitere interessante Vorträge und Workshops auf dem Programm. Ein Kräuter-Workshop sowie neue Angebote, wie etwa gemeinsame Spaziergänge in der Natur in und um Stuttgart sind geplant. Das freudespendende Bewegungsangebot mit der originellen Sportart des Trampolin-Schwingens wird dank eines aktiven Mitgliedes, Karine Lutzwiller weiter geführt. Frau Lutzwiller ist offizielle bellicon® HEALTH Trainerin. Seit dem Ausscheiden von Alois Sauer, der uns telefonisch zum Glück weiterhin berät, ist inzwischen fast ein Jahr vergangen. Er hat einmal so schön das Motto der Naturheilkunde in Worte gefasst: „Der Natur und dem Leben vertrauen!“
In diesem Sinne hält die Ortsgruppe Stuttgart weiter Kurs.

Karine Lutzwiller und Carolin Hacker, Team Ortsgruppe Stuttgart

Von Prof. Dr. Karin Kraft
Der Bericht wird in mehreren Folgen in den Impulsen abgelichtet werden. Die Motivation für diese Artikelserie waren zwei Fragen, die sich aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre ergeben haben, nämlich: 1. Was sind die Hintergründe für den großen Erfolg der Naturheilvereine Anfang des letzten Jahrhunderts? Und 2. Warum nimmt das Interesse der Bevölkerung an Naturheilvereinen in den letzten Jahren plötzlich so stark ab?

GRÜNDUNG UND ENTWICKLUNG DES DACHVERBANDES
Es würde zu weit führen, hier die wechselvolle Geschichte aufzuführen, die schließlich im Jahr 1888 zur Gründung des „Deutschen Bundes der Vereine für Gesundheitspflege und arzneilose Heilweise“ führte, der sich ab 1900 „Deutscher Bund der Vereine für naturgemäße Lebens- und Heilweise“ nannte. Im Jahr 1889 bestand er aus 142 Vereinen mit insgesamt über 19.000 Mitgliedern, um die Jahrhundertwende hatte er knapp 100.000 Mitglieder in 776 Vereinen, im Jahr 1913 betrug die Zahl der Naturheilvereine 885 mit insgesamt ca. 150.000 Mitgliedern. Das Publikationsorgan wurde 1889 „Der Naturarzt“, der schon seit seinem Bestehen auch im Buchhandel erhältlich war. Dessen Auflage betrug im Jahr 1890 35.000, im Jahr 1899 112.000 und im Jahr 1914 schließlich 160.000 Stück. Dass diese Erfolge den Widerstand vor allem bei approbierten Ärzten hervorriefen, die nicht nur an den als Naturarzt qualifzierten Kollegen und deren Tätigkeit Anstoß nahmen, sondern vor allem an den Hunderten von medizinischen Laien, die durch die Naturheilvereine ausgebildet und in deren Sinne anschließend oft auch tätig wurden, ist leicht nachvollziehbar. Wieso brauchte es aber doch fast 100 Jahre bis 1900, bis die sehr fortschrittlichen Ideen in breiten Bevölkerungskreisen Fuß fassten, und weshalb wurde ausgerechnet Sachsen zum Zentrum der naturheilkundlichen Vereinsbewegung im Deutschen Reich?

DIE HINTERGRÜNDE DER LEBENSREFORMBEWEGUNG 
Ab Anfang des 19. Jahrhunderts entstand im deutschsprachigen Kulturraum aus dem anfänglich erwähnten naturphilosophischen und dem zivilisations- und industrialisierungskritischen Ideengut eine aus verschiedenen Anteilen bestehende, sich allmählich verstärkende Strömung, die sich schließlich ab den 1880er Jahren als Lebensreformbewegung etablierte. Sie wurde vor allem vom Bildungsbürgertum getragen, das sich durch die Gründung von Vereinen zunehmend vom feudal aufgestellten Deutschen Bund emanzipierten wollte. Diese Aktivitäten wurden nach Möglichkeit systematisch unterdrückt, selbst wenn sie primär unpolitisch waren wie z. B. die Naturheilbewegung, die einen Teil der Lebensreformbewegung darstellt. Die sozialen Folgen der im 18. Jahrhundert beginnenden Industrialisierung erzwangen jedoch den Abschied vom agrarisch begründeten Feudalsystem. Im 19. Jahrhundert vergrößerten sich allmählich die Städte, denn hier wurden Manufakturen gegründet, die teilweise die traditionellen Handwerksbetriebe ablösten, und Industriebetriebe aufgebaut, die Arbeitskräfte benötigten. Da die Arbeitsbedingungen auf dem Land sehr hart waren, weil es noch keine Mechanisierung im Bereich der Landwirtschaft gab, und die meisten Menschen dort in großer Armut lebten, weil sie Zweitgeborene waren und deshalb keinen Anspruch auf ein Erbe hatten, setzte vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Landflucht ein. Das Leben dieser Menschen, die in den Manufakturen und Industriebetrieben arbeiteten, war gekennzeichnet durch lange Arbeitszeiten (bis zu 12 Stunden von Montag bis Samstag), fehlende Maßnahmen des Arbeitsschutzes einschließlich des Mutterschutzes, Kinderarbeit, Hungerlöhne, überbelegte Mietwohnungen mit mangelhaften hygienischen Verhältnissen, schlechte und falsche Ernährung (fehlende Frischkost wegen logistischer Probleme), hohe Geburtenraten bei häufigen Fehlgeburten, Alkoholmissbrauch, starkes Rauchen, schlechte Luftqualität durch Hausbrand (schwefelhaltige Kohle) und Industrieabgase. Die Menschen litten häufig unter Infektionskrankheiten (insbesondere Geschlechtskrankheiten
und Tuberkulose), Seuchen und Folgen der Rachitis. Diese Missstände hatten große gesundheitliche und soziale Folgen (Auflösung von familiären Strukturen, hohe Kindersterblichkeit, allgemein geringe Lebenserwartung, Prostitution, Anstieg der Kriminalität etc.). Die Ärzte hatten aus heutiger Sicht kaum diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, die PatientInnen aus der Arbeiterklasse konnten zudem die Honorare kaum bezahlen. Aber auch die Lebensumstände des an Bedeutung immer mehr zunehmenden Mittelstandes, zu dem auch die Beamten gehörten, waren sehr ungesund. Zwar konnten sie sich größere Wohnräume leisten, aber die hygienischen Verhältnisse waren ebenfalls unzureichend. Das erste moderne Kanalisationssystem auf dem europäischen Festland entstand z. B. erst ab 1856 in Hamburg infolge einer Choleraepidemie. Erst ab 1880 gab es erste Badewannen in luxuriösen Privathäusern. Hinzu kam, dass die reicheren Bürger versuchten, den Lebensstil der im Deutschen Reich immer noch privilegierten Aristokratie nachzuahmen. Das führte zu kostspieligen und unsinnigen Repräsentationszwängen und zu starren gesellschaftlichen Regeln, unter denen vor allem die Frauen und Kinder litten. Zudem war die allgemeine Unwissenheit bei Gesundheitsfragen groß, weil derartigen Kenntnissen kaum von Bedeutung zugemessen wurde, solange die Landesfürsten der Staaten des Deutschen Bundes aus der infolge der naturnahen Lebensumstände relativ gesunden Landbevölkerung immer wieder ausreichende Anzahlen von gesunden jungen Männern als Soldaten rekrutieren konnten. Als das Deutsche Reich als föderale, konstitutionelle Monarchie im Jahr 1871 gegründet wurde, konnten die hier aufgeführten Probleme jedoch nicht mehr unterdrückt und geleugnet werden. Die beschleunigte Wandlung vom Agrar- zum Industriestaat war unvermeidlich. Infolge der bislang fehlenden und nur mühsam gegen Widerstand zu etablierenden gesetzlichen Regelungen kam der soziale Fortschritt jedoch nur sehr langsam voran. So wurde z. B. erst im Jahr 1883 eine gesetzliche Krankenversicherung für Arbeiter eingeführt. Den kompletten Artikel finden Sie auf unserer hier

Die entscheidende Rolle der Naturheilvereine

Von Prof. Dr. Karin Kraft,

Der Bericht wird in mehreren Folgen in den Impulsen abgelichtet werden.

Die Motivation für diese Artikelserie waren zwei Fragen, die sich aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre ergeben haben, nämlich:

1. Was sind die Hintergründe für den großen Erfolg der Naturheilvereine Anfang des letzten Jahrhunderts?

2. Warum nimmt das Interesse der Bevölkerung an Naturheilvereinen in den letzten Jahren plötzlich so stark ab?

Erste naturheilkundliche Vereinsgründungen In den Wasseranstalten erfolgreich behandelte und von den Verfahren begeisterte Patienten gründeten Vereine, um sie in der breiteren Bevölkerung gerade auch über ihre praktische Anwendung bekannt zu machen. Allgemein waren Vereinsgründungen im Deutschen Bund in der Zeit nach der 1830er Revolution bis in die 1850er Jahre hinein jedoch großen Beschränkungen unterworfen, d.h. sie unterlagen einer strengen Aufsicht des jeweiligen Feudalstaates. Das galt auch bei Vereinen mit primär unpolitischen Zielen. Im Jahr 1832 entstand in Ansbach (Königreich Bayern) als erste deutsche Laienvereinigung der „Hydropathische Gesundheitsverein für ganz Deutschland“. Einer der drei Gründer, der Gymnasialprofessor Eucharius Ferdinand Christian Oertel, verfasste auch etliche Schriften, um der Bevölkerung die ihr von den Ärzten vorenthaltene Wasserheilkunde nahebringen. Er betrachtete die arzneiliche Heilkunde als System der Reichen und stellte die Wasserheilkunde (und eine gesündere Ernährung) als Methode der Armen gegenüber. Für letztere und auch die auf dem Lande lebende Bevölkerung war in dieser Zeit die Versorgung durch Ärzte und Apotheker aus finanziellen bzw. strukturellen Gründen mangelhaft. Der Verein war jedoch wegen des politischen Widerstandes wenig wirksam. Ähnlich erging es den von Oertel mitgegründeten bzw. angeregten „Filialvereinen“ in anderen Ländern des Deutschen Bundes. In Dresden entstand 1835 der erste „Hydrodiätetische Verein“ in Sachsen, der in den ersten 25 Jahren nur bis zu ca. 80 Mitglieder zählte. Die Vereinsstatuten von 1840 führten als Ziele vor allem die Gesundheitspflege der Mitglieder mit Wasser einschließlich des Trinkens von reinem Wasser, d.h. den Verzicht auf alkoholische Getränke, sowie eine mäßige Lebensweise auf. Die dortigen Ärzte blieben dem Verein jedoch fern. 1848 gründete der Militärarzt Dr. Lorenz Gleich in München den wegen der abnehmenden politischen Restriktionen etwas erfolgreicheren „Verein zur Förderung des Wasserheilverfahrens“. Ziel waren öffentliche Vorträgen zur Verbreitung der Methode. 1849 erwähnte er in einem Vortrag erstmals die Begriffe „Naturheilkunde“ und „Naturheilverfahren“ und definierte zugleich die Hauptaufgaben der Naturheilkunde:

1. Die instinktgemäße Erhaltung der Gesundheit und Verhinderung von Krankheiten durch eine vollkommen naturgemäße Lebensweise

2. die Wiederherstellung der Gesundheit durch Beseitigung jener Krankheiten, die aus irgendeinem Grund nicht hatten verhindert werden können. Der Verein wurde 1850 in „Verein zur Förderung des Naturheilverfahrens ohne Arznei“ umbenannt. Als Dr. Gleich 1851 den „Hydropathischen Kongreß“ in Dresden besuchte, stellte er fest, dass der dortige Verein vor sich hin dümpelte und nicht öffentlichkeitswirksam war. Das änderte sich, als Dr. jur. Wilhelm Meinert Vereinsvorstand wurde. Er litt, wie so viele, die sich der Naturheilkunde zuwandten, an einer chronischen Erkrankung und war nach jahrzehntelangen vergeblichen Therapieversuchen erst durch wiederholte Wasserkuren wieder leistungsfähiger geworden. Bei diesen Kuren stellte er fest, dass die MitpatientInnen über Gesundheitsbelange wenig oder gar nicht informiert waren und dass auch das spezifische Fachwissen bei den in den Wasserheilanstalten tätigen Ärzten deutlich ausbaufähig war. Mit Artikeln in der Lokalpresse im Jahr 1862 erregte er großes öffentliches Interesse, die Mitgliederzahlen des Vereins stiegen erheblich an. Im Jahr 1861 begründete er die Zeitschrift „Wasserfreund“, die er 1862 in „Der Naturarzt“ umbenannte, und gab sie bis 1867 auch selbst heraus. Der Jahrgang von 1863 umfasste bereits 324 Seiten. Seine weiteren Pläne (Bau einer Heilbadeanstalt, Mitarbeit von Ärzten im Verein, Bildung einer Akademie zur Qualifizierung von approbierten Ärzten zu Naturärzten), konnte er wegen fehlender Finanzierung nur sehr partiell verwirklichen.

Hier finden Sie den kompletten Artikel