Aus der Medizingeschichte: Hydrotherapie

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Foto: Michael Bolay

Wasserkuren waren -bereits in der Antike sehr verbreitet. Auch in Deutschland haben sie eine lange Tradition. Der Landwirt und autodidaktische Naturheiler Vinzenz Prießnitz behandelte bis Mitte des 19. Jahrhunderts kranke Menschen mit Wasser, vorwiegend mit Kompressen und Wickeln, aber auch mit eiskalten Güssen und Schwitz- und Trinkkuren.

Nach und nach ergänzte er seine Therapie noch mit diätischer Ernährung, ausreichender Bewegung in der Sonne und an der frischen Luft – und schuf so die Grundlage der Naturheilkunde, wie wir sie heute kennen. Sebastian Kneipp, Pfarrer und Bäderarzt aus Bad Wörishofen entdeckte 1848 die Wasserkur und entwickelte daraus seine Kneipp-Medizin.

Die Hydrotherapie arbeitet unter anderen mit Kalt- und Wärmereizen, die einen Effekt auf die Wärmeregulation, den Stoffwechsel und die Blutzirkulation haben – und zwar erst örtlich, dann fortgeleitet in die Umgebung, bis durch Impulse des vegetativen Nervensystems der gesamte Körper beeinflusst wird. Zudem wirken der Gravitationsdruck, etwa bei einem Guss oder einer Dusche auf Atmung, Blutzirkulation und Stoffwechsel, aber auch auf Herz und andere innere Organe.

Praxisbeispiel:

Wadenwickel bei Kindern

Wenn Kinder hohes Fieber (über 39 Grad) haben, kann ein Wadenwickel Unbehagen, Unruhe und Kopfschmerzen mildern – und die Körpertemperatur schonend um ein bis zwei Grad senken. Der Wickel wird kalt angelegt und muss, wenn er warm geworden ist gewechselt werden. Ein Wadenwickel ist geeignet für Kleinkinder über sechs Monaten.

Achtung: Nicht bei Kindern mit kalten Händen und Füßen anwenden.

Wirkung: Die feucht-kühlen Wickel entziehen dem Körper Wärme, beseitigen am Anwendungsort Kreislaufstauungen, hemmen Entzündungen, wirken Gift ableitend und Fieber senkend.

Material:

  •   Schüssel mit kaltem Wasser möglichst unter 20 Grad
  •   Zusätze: Zitrone, Essig oder 1 EL Pfefferminztee
  •  2 Innentücher, z.B. Stoffwindeln oder Geschirrtücher
  •  2 Außentücher, z.B. Frotteehandtücher
  • 1 Bettschutz, z.B. Badehandtuch

So geht’s:    

Bettschutz auflegen. Wenn erwünscht, Zusätze in die Wasserschüssel geben. Innentuch in der Wasserschüssel tränken, nicht zu sehr auswringen. Um den einen Unterschenkel des Kindes wickeln, anschließend mit dem Außentuch umwickeln. Beim anderen Bein wiederholen. Das Kind nur leicht zudecken. Der Wickel wird, sobald er gut durchwärmt ist (20 bis 45 Minuten), gewechselt. Der Vorgang kann mehrfach wiederholt werden, bis das Fieber sinkt.

Wichtig: Grundsätzlich ist Fieber keine Krankheit, sondern eine Schutzreaktion des Körpers. Bei erhöhter Temperatur können sich Bakterien oder Viren nur schlecht vermehren. Bei hohem Fieber ist es zunächst ratsam, bei einem Arzt die Ursachen abzuklären.