Von Annette Dostal; Foto: creativ collection

Weihrauch ist nicht nur Räucherwerk, sondern uraltes Mittel zur Verbesserung von Entzündungskrankheiten. Seine Wirkung ist wissenschaftlich nachgewiesen

Weihrauch kennen wohl die meisten aus der biblischen Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland, die dem neugeborenen Jesuskind alle etwas schenken: Gold, Myrrhe – und eben Weihrauch. Die Pflanze, deren Harz beim Verglühen einen balsamisch-würzigen Duft ent-wickelt, war früher überaus kostbar. Und, was die wenigsten wissen: Sie spielte auch als Arzneimittel eine große Rolle.

Bereits im alten Ägypten nutzte man Weihrauch nicht nur zur Mumifizierung, sondern auch als desinfizierendes und entzündungshemmendes Räucher- und Heilmittel. Die Ägypter nannten die Harzperlen „Schweiß der Götter“.

Im antiken Rom ließ man bei Bitt- und Dankesgebeten die Weihrauchkörner in speziell dafür bestimmten Gefäßen im Feuer verbrennen. Kaisern und Statthaltern wurde beim Einzug in eine Stadt Weihrauch vorangetragen – als Zeichen der Huldigung, aber auch zur Verdrängung des Kloakengestanks.

Religiöse Kulthandlungen

Weihrauch wurde schon immer auch für kultische und liturgische Zwecke eingesetzt. Der Name hat seinen Ursprung im Althochdeutschen – „wîhrouch“ bedeutet „heiliges Räucherwerk“. Die katholische Liturgie macht mit der Weihrauchverwendung deutlich, dass der Mensch eine Einheit aus Leib und Seele ist. Weihrauch gilt bei den Katholiken als ein Zeichen der Gegenwart Gottes – das Räuchern versinnbildlicht das Wehen des Heiligen Geistes.

Antike Ärzte wie Paracelsus und Hippokrates waren überzeugt von der Heilkraft des Weihrauchs. Schon damals wurde das Harz des Baumes bei Gicht, Rheuma und zur Wundreinigung, gegen Krankheiten der Atemwege und bei Verdauungsproblemen eingesetzt. Auch die indische Ayurvedamedizin wendet Weihrauch seit Tausenden  von Jahren an. Die klassische europäische Naturheilkunde kannte Weihrauch als Mittel zur Linderung von rheumatischen Erkrankungen. Mit dem Aufkommen chemisch definierter Arzneimittel geriet es allerdings in Vergessenheit.

Forschung entdeckt Weihrauch

Doch das ändert sich: Bereits 1991 fanden der Tübinger Pharmakologe und Naturwissenschaftler Hermann Ammon und seine Mitarbeiter in dem Harz den entzündungshemmenden Wirkstoff Acetyl-11-keto-boswelliasäure (AKBA), eine chemische Verbindung der Boswelliasäure. Sie hemmt offensichtlich die Tätigkeit des Enzyms, das bei Entzündungsprozessen eine entscheidende Rolle spielt.

Aktuelle Studien, unter anderem von Wissenschaftlern aus Harvard, bestätigen die entzündungshemmende Wirkung des Weihrauchs bei rheumatoider Arthritis, Osteoarthritis und Asthma. Seine Wirksamkeit ist inzwischen auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn nachgewiesen. Auch in der Multiplen-Sklerose-Forschung hat man Weihrauch als Heilmittel getestet und positive Ergebnisse verzeichnet, auch weil die Boswelliasäure weit weniger Nebenwirkungen hat als etwa Kortison.

Kapseln, Tropfen und Öl

Verwendet werden das Harz und das daraus gewonnene Öl und Extrakte. Eine Einnahme erfolgt innerlich, etwa in Form von Tabletten, Kapseln, Tropfen und Ampullen. Für äußere Anwendungen lässt sich ätherisches Öl verwenden, das auch in der Aromatherapie eingesetzt wird. Bezugsquellen gibt es einige, nicht zuletzt ist die Apotheke eine gute Adresse.

Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ist Weihrauch nicht als offizielles Medikament zugelassen. Doch die positive Wirkung ist vielfältig. Die Forschung hat  gezeigt, dass die Boswelliasäuren im Weihrauchharz eine stark entzündungshemmende Kraft besitzen und chronische Entzündungen des Darm, der Gelenke und der Atemwege stoppen können – und belegt damit die jahrtausendealte Anwendung der Naturheilkundigen in aller Welt.

Anette Dostal ist Naturheilkunde-Beraterin DNB.

So gewinnt man Weihrauch

Als Weihrauch bezeichnet man das Harz des Weihrauchbaumes aus der Familie der Balsambaumgewächse. Der Baum kommt vor allem im Süden Afrikas, in Indien und auf der arabischen Halbinsel vor. Zur Gewinnung wird die Rinde der Weihrauchbäume mit einem speziellen Messer eingeritzt. Harz tritt aus, trocknet an der Luft und kann in Form der sogenannten Harztränen geerntet werden. Das Harz besteht zu 15 bis 20 Prozent aus heilkräftigen Boswelliasäuren.

Übrigens:  Die Hänge- und Balkonpflanze, deren grüne Blätter mit den charakteristischen weißen Rändern einen würzigen Duft abgibt, der an Weihrauch erinnert, und hier als kultiviert wird, hat mit dem echten Weihrauch nichts gemein. 

Weihrauch in der  Naturheilkunde

Innere Anwendung:                  

bei Colitis ulcerosa, Multiple Sklerose, Diabetes, Asthma, Rheuma, Fibromyalgie. Dosierung beispielweise bei Rheuma 3×2 Kapseln zu 400 mg nach dem Essen.

Achtung:  Die fettlöslichen Harze werden nur zusammen mit Fett in der Nahrung optimal resorbiert. Sinnvoll in Verbindung mit mikrobiologischer Therapie, Curcuma, Grüntee, Zink, Selen, Vitamin E, Q10 + Lecithin.

Äußerliche Anwendung mit Weihrauchöl:
Kompressen für Geschwüre
Kompressen für schlecht heilende Wunden
Zur Hautpflege bei alternder Haut
Massage bei Hautproblemen oder Rheumatischen Schmerzen. Dazu einige  Tropfen Weihrauchöl unter das Pflegeöl mischen
Inhalation mit Weihrauchöl hilft bei Erkältung

Einsatz in der Aromatherapie:

Weihrauchöl stimuliert unser Immunsystem, stärkt unseren Willen, unterstützt den Körper und den Geist bei Stress, hebt die Stimmung, ist entspannend, regt den Geist an, ist weich und ausgleichend, stabilisierend und wärmend. Einfach ein paar Tropfen in eine Duftlampe geben.