Zwei bulgarische Wissenschaftler haben ein ganzheitliches Training zur Verbesserung des Sehvermögens entwickelt. Im Interview erzählen sie, wie es funktioniert – und welche Rolle das Lächeln dabei spielt.

Herr Jerkov, Sie und Ihre Frau zeigen in Ihren Seminaren, wie man das Sehvermögen verbessern kann, so dass man im Idealfall ohne Brille auskommt – unabhängig von Alter und Dioptrien-Zahl. Wie soll das gehen?

Die Fehlsichtigkeit sollte in den meisten Fällen kein Dauerzustand sein. Das Ziel unserer ganzheitlichen Methode ist, den Körper so zu unterstützen, dass er selbst die Ursachen für die verschlechterte Sehkraft findet und beseitigt.

Beruhen Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit nicht auf einer physiologischen Veränderung des Auges?

Ja, wenn die Augenmuskeln die Augäpfel nicht mehr richtig steuern können, kommt es zu Akkommodationsstörungen. Die Folge ist eine Weit- oder Kurzsichtigkeit. Aber die physiologischen Veränderungen in den Augen sind nur ein kleiner Teil der ganzen Thematik. Die Ursachen können ganz unterschiedlich sein. Das Sehvermögen leidet auch, wenn die Funktion eines Organs im Körper gestört ist, wenn die Reinigungsmechanismen im Körper nicht mehr optimal funktionieren oder zu viel Stress den Alltag prägt – um nur drei mögliche Ursachen zu nennen.

Das bedeutet, eine Störung im Körper wirkt sich auf unser Sehvermögen aus?

Die wichtigste Frage ist, womit sehen wir tatsächlich? Die Bilder, die wir wahrnehmen, entstehen im Gehirn, nachdem die Lichtreize durch die Augen gekommen und in Nervenimpulsen umgewandelt sind. Es ist also wichtig, das Gehirn zu unterstützen, das heißt die Durchblutung, das Nervensystem, das Lymphsystem und die Atmung. Noch dazu hängt die Funktion des Gehirns direkt von unserem emotionalen Zustand ab und allgemein gesagt von unserer Lebensweise. Daher gehören zu unserer ganzheitlichen Methode auch Entspannungs-  und Atemübungen sowie Wirbelsäulentraining.

Also haben auch Stressbewältigung und Entspannung auf unser Sehvermögen Einfluss?

Für die Gesundheit der Augen ist eine gute Blutversorgung entscheidend wichtig. Man kann sagen: Gute Durchblutung ist gleich gutes Sehen. Kommt nicht genügend Sauerstoff an die Augen und das Gehirn, ist auch das Sehen beeinträchtigt. Bei Dauerstress bleibt der Augendruck chronisch erhöht, was zu einer Fehlsichtigkeit, zu Grauem oder Grünem Star führen kann und den Sehnerv schädigt.

Auch das Lächeln und die Lebensfreude spielen in Ihrem Training immer wieder eine Rolle. Warum?

Die Lebensfreude ist ein Zustand, in dem alles im Körper optimal funktioniert und unsere Selbstheilungskräfte voll entfaltet sind. Der Erfolg eines Trainings hängt zum größten Teil vom emotionalen Zustand ab. Damit wir uns freuen können, trainieren wir das Lächeln.

Sie bieten Übungen zum gezielten Training der Augenmuskeln. Was muss man dabei beachten?

Wir bewegen unsere Augen sehr wenig. Damit die Augenmuskeln fit bleiben, brauchen sie Bewegung, genauso wie unsere Körpermuskulatur. Wir empfehlen, jeden Tag etwa zehn Minuten Augenübungen zu machen – und immer mit Freude. Anstatt mit „ich muss“ mit „ich mache es gerne“ trainieren.

Wenn man Probleme mit den Augen hat, kann das auf eine Störung der Leber und Niere hindeuten. Wie hängen diese Organe zusammen?

Wenn die Leber und die Nieren nicht richtig funktionieren, kann die Durchblutung der Augen und des Gehirns gestört werden. Dann kommt es zu einer Stauung von Blut und Lymphflüssigkeit in den winzigen Gefäßen des Auges. Das kann zu Grauem Star oder Grünem Star führen. Ist die gesamte Durchblutung gestört, kann sich die Netzhaut ablösen oder die Makula degenerieren.

Sie haben beide lange als Wissenschaftler für technische Kybernetik und Robotik gearbeitet. Zur ganzheitlichen Medizin sind Sie gekommen, als Sie nach einer Lebenskrise neue Wege gesucht haben. Fehlt in unserer hoch technologisierten Welt das Wissen über den Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Seele?

Die heutige Wissenschaft bohrt immer tiefer und tiefer in allen Bereichen. Nur fehlt oft der Überblick, das Ganze zu umfassen. Wenn wir an uns als Menschen denken und wenn wir reale und nachhaltige Ergebnisse bekommen wollen, müssen wir uns als Einheit betrachten und verändern: Körper, Emotionen, Gedanken, Verhältnisse.

2003 kam unser jüngerer Sohn bei einem Autounfall ums Leben. Auf der Suche nach einem neuen Lebenssinn haben wir Kurse und Seminare besucht und mehrere Ausbildungen absolviert, vorwiegend in Russland. So konnten wir wertvolles Wissen über die mächtigen Selbstheilungskräfte des Menschen erfahren. Das hat uns und unser Leben geheilt. Daraus entstand unsere ganzheitliche „Methode des Lächelns“.

Tipps und Übungen für die Augen

Entwickeln Sie die Gewohnheit, alle 60 Minuten Ihren
Augen eine kurze zwei- bis dreiminütige Erholungspause zu schenken.

Übung «20-20-20»: Lösen Sie alle 20 Minuten den Blick vom PC und schauen Sie 20 Sekunden auf einen Gegenstand, der etwa 20 Meter weit entfernt ist. Diese Übung können Sie mehrmals pro Tag machen.

Spazieren Sie jeden Tag. Die Bewegung, das Tageslicht und die frische Luft sorgen für eine bessere Durchblutung der Augen und des Gehirns. Eine Stunde an der frischen Luft kann das Risiko einer Kurzsichtigkeit um bis zu 30 Prozent reduzieren.

Eine geführte Sprachmeditation „Palming“ finden Sie hier: www.jerkov.de/blog/palming
Palming (Palmieren) wurde von dem US-amerikanischen Augenarzt William Bates als eine der wichtigsten Metho-den zur Ent-spannung des gestressten Sehapparates und zur Ver-besserung der Funktion der Augen angewandt.

Augenübungen für Ihr gutes Sehen  

  1. Zeichnen Sie zuerst die
    äußeren Linien des Quadrats
    in beide Richtungen, je 7 Mal.
  2. Zeichnen Sie dann innerhalb des Quadrats die beiden Diagonalen,
    liegend und stehend, in die zwei
    möglichen Richtungen, je 7 Mal.
  3. Zeichnen Sie anschließend langsam eine Spirale in beide Richtungen.

Augen-Yoga

Auch andere therapeutische -Konzepte arbeiten mit Bewegungsübungen zu Verbesserung der Sehkraft. So stärkt die sogenannte Funktionaloptometrie die Koordination der Augen mit Visualtraining; im Yoga gibt es spezielle Übungen für die Gesundheit der Augen. Die Nakagawa-Methode, entwickelt vom gleichnamigen japanischen Augenarzt, basiert auf Yoga-Techniken, Konzentrationsübungen und Gedächtnistraining.