Die Zahl der multiresistenten Erreger steigt, auch weil viele Ärzte zu schnell Antibiotika verordnen. Der DNB fordert: Schluss damit!
VON DR. MED. WOLFGANG MAY; Foto: creativ collection
Seit Jahren stellen Wissenschaftler eine steigende Zahl von Bakterien fest, die gegen Antibiotika resistent und damit kaum zu behandeln sind. Allein in Deutschland erkranken laut Robert Koch-Institut etwa 600.000 Menschen an sogenannten multiresistenten Keimen (u.a. MRSA). Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene spricht sogar von bis zu einer Million Infizierten und 30.000 Todesfällen pro Jahr. Was tun? Die Bundesregierung hat einen 10-Punkte-Plan zur Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen auf den Weg gebracht. Er sieht unter anderem neue Meldepflichten, eine stärkere Überwachung und schärfere Hygieneregeln für Kliniken vor. Auch in der Sendung „Hart aber fair“ vom 3. April prangerten eine OP-Krankenschwester und ein ehemaliger Chefarzt die Hygieneprobleme an, die in deutschen Krankenhäusern durch Sparmaßnahmen und Unterbesetzung entstünden. Das ist bei dem Thema MRSA mit Sicherheit ein wichtiger Fakt – aber er beleuchtet nur einen Teilaspekt.
Inwiefern die inflationäre Antibiotika-Gabe multiresistente Keime erst ermöglicht hat, kam in der Sendung nur am Rande zur Sprache. Einen traurigen -Beitrag dazu leistet immer noch die Massentierhaltung, in der die Tiere eng aufeinander gehalten werden und ständiger Antibiotika-Gabe ausgesetzt sind. Aber auch die Ärzte hierzulande sind für die Entstehung resistenter Erreger mitverantwortlich, weil sie allzu sorglos Antibiotika verschreiben – in den meisten Fällen sogar rein auf Verdacht, also ohne einen Abstrich zu machen, wie eine Studie der Betriebskrankenkassen letztes Jahr -bestätigte. Das liegt zum einen am System: Die Kosten für Antibiotika werden von den Krankenkassen übernommen, alternative Mittel müssen die Patienten oft selbst bezahlen. Nicht jeder kann oder will das leisten, viele erwarten auch eine schnelle Antibiotikaverordnung und auf das Ergebnis eines Abstrichs muss man einige Tage warten. Aber es mangelt auch an der Bereitschaft der Kollegen, die Patienten über alternative naturheilkundliche Behandlungsmethoden zu informieren. Oft ist auch das Wissen darüber nicht oder nur eingeschränkt -vorhanden.
Dabei gibt es viele alternative Therapien, die bei Krankheiten wirksam sind: Husten lässt sich mit Brustwickeln gut behandeln, Durchfälle mit Gerbstoffen aus Heidelbeeren und Brombeerblättern stoppen. Bei einer Blasenentzündung helfen Phythotherapeutika mit Senfölen. In ihrer Publikation ‚Wirkstoff Aktuell‘ (Ausgabe 1/2017) rät die Kassenärztliche Bundesvereinigung KBV, bei einer akuten Bronchitis einer symptomatischen Behandlung den Vorzug zu geben, den Verlauf abzuwarten und zusammen mit den Patienten zu besprechen, wie es weitergeht.
Der DNB fordert alle Ärzte auf, die Möglichkeiten zu nutzen, die die Naturheilkunde bietet, einer Behandlung mit Naturheilmitteln und Probiotika den Vorzug zu geben und Antibiotika nur bei klarer Indikation einzusetzen. Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das den Körper ins Gleichgewicht bringt und die Selbstverantwortung des Patienten stärkt!
Dr. med. Wolfgang May ist Internist, Arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Homöopathie und Naturheilverfahren. www.dr-wolfgang-may.de